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Veröffentlicht am 11.11.2017

Wunderschön geschriebener Normandiekrimi! Bitte mehr davon!

Bitterer Calvados
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"Wissen sie, vorstellen kann ich mir viel, ich bin Schriftsteller, die Fantasie ist mein Beruf. Aber in Wirklichkeit einen Mord begehen? Der Hass müsste so groß sein, dass er jede Moral außer Kraft setzt." ...

"Wissen sie, vorstellen kann ich mir viel, ich bin Schriftsteller, die Fantasie ist mein Beruf. Aber in Wirklichkeit einen Mord begehen? Der Hass müsste so groß sein, dass er jede Moral außer Kraft setzt." Zitat Seite 125

In diesem Krimi verschmelzen Literaturszene, Landschaft der Normandie, Esskultur und ein ruhig und besonnen ermittelnder Kommissar zu einem tollen Ganzen!

Es ist mein erstes Buch der Autorin und ich kann der Handlung auch ohne Vorkenntnisse wunderbar folgen.

Leblanc findet schnell heraus, dass JPP nicht der perfekte Mensch war, für den ihn seine Fans hielten. Er war absolut narzisstisch, rücksichtslos und zudem unfähig, persönliche Bindungen aufzubauen. Geliebte kamen und gingen und wurden nur ausgenutzt.
Bei der ausführlichen polizeilichen Ermittlung geht Leblanc jeder noch so kleinen Spur nach und findet lange Zeit nichts. Das führt auch beim Leser zu einem spannenden Mitraten und allerlei Mutmassungen.

Inhaltlich wird die Literaturszene näher beleuchtet. Man erfährt, wie Bestsellerautoren aufgebaut werden und welche Konkurrenz die Bücherbranche umtreibt. Aber auch gesellschaftskritische Themen wie Polygamie oder die Problematik durch ausbeutendes Verhalten von Großkonzernen in Afrika werden inhaltlich gut mit eingebunden.


Bei diesem Krimi gibt es eine ausgewogene Mischung zwischen den Ermittlungen im Mordfall und dem Pivatleben des Kommissars. Auch wenn mir Jacques Leblanc nicht unbedingt sympathisch ist, so hat er doch eine ruhige Art, die mir gefällt. Meine Heldin ist auf jeden Fall Nadine, seine Assistentin. Sie findet bei Befragungen stets den richtigen Ton, kann sich auf die Personen einstellen und durchschaut ihren Chef wie keine andere Frau. Denn der lässt sich nur zu schnell von Frauen ablenken und einwickeln. Leblanc befindet sich in einer Midlife-Crisis und verliebt sich in eine blutjunge Frau. Nur seine Liebe zum Essen stellt fast die Liebe zu den Frauen in den Schatten. In diesem Krimi wird mit vielen köstlichen Gerichten und Produkten der der Patisserie die Esskultur der Normandie vorgestellt und das passt gut zu den landschaftlichen Beschreibungen der Gegend und der einzigartigen Stimmung dort am Meer. Catherine Simon kennt sich vor Ort gut aus und vermag dieses Flair bildhaft deutlich werden zu lassen. Ihr Schreibstil hat mir ausgesprochen gut gefallen.

Hier wird ganz ohne großes Blutvergiessen und Brutalität eine Krimihandlung beschrieben, die mit liebevoll ausgeschmückten Details nicht nur die Szenerie der Normandie ins rechte Licht rückt, sondern auch eine fesselnde Ermittlung in den Mittelpunkt stellt.

Ein wunderbar entschleunigter Krimi mit dem Flair der Normandie und einer fesselnden verzwickten Ermittlung um einen Krimiautor. Absolut mein Geschmack!

Veröffentlicht am 11.11.2017

Ein Wohlfühlroman mit Sommerfrische an der Ostsee, Rosenzauber und einem Hauch Romantik

Ein Sommer im Rosenhaus
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Wieder einmal hat es Nele Jacobsen geschafft, mich mit ihrem Roman zu fesseln und gut zu unterhalten.
Dabei packt mich nicht nur die hoffnungsvolle Geschichte der jungen Witwe Sandra, die ihrem Leben einen ...

Wieder einmal hat es Nele Jacobsen geschafft, mich mit ihrem Roman zu fesseln und gut zu unterhalten.
Dabei packt mich nicht nur die hoffnungsvolle Geschichte der jungen Witwe Sandra, die ihrem Leben einen neuen Sinn geben möchte, sondern auch die stimmungsvolle Schilderung der Ostseelandschaft, das Rauschen des Meeres und vor allem die wunderschönen alten Rosensorten ziehen mich in ihren Bann. Man möchte am liebsten sofort dorthin reisen und den Garten selbst erleben.

Sandra startet neu durch, der Tod ihres Mannes bewegt sie zu einem Neuanfang und alles ist anfangs nur ein Traum. Sie möchte Rosen züchten. Als sie jedoch den Schritt wagt und sich auf Usedom ein altes Haus mit zugehörigem Rosengarten kauft, bleibt ihr nichts anderes übrig, als die Sache tatkräftig und voller Elan anzupacken. Die Liebe zu ihren einmaligen Rosen lässt sie selbst neu erblühen. In ihrer Situation hat sie neben der Unterstützung ihrer Freundin Ulli auch das Glück, einen englischen Rosenkenner anstellen zu können. Natürlich läuft nicht alles rund, es gibt einige Schwierigkeiten von Seiten der Dörfler und so ist es spannend mitzuverfolgen, wie sich Sandras Rosenprojekt im Laufe der Handlung entwickeln wird.

Die Autorin hat einen flüssigen, einnehmenden Schreibstil, man ist schnell im Rosenfieber gefangen und taucht dann völlig im Garten ab. Der Wechsel von lustigen Szenen, romantischen Treffen und Familienzwist gelingt Nele Jacobsen auch in diesem Roman sehr gut.

Neben den wunderschön beschriebenen Rosenarten und deren Hege und Pflege haben mich in erster Linie die liebevoll gezeichneten Charaktere gut unterhalten. Nicht alle sind natürlich sympathische Typen, das macht jedoch die Spannung erst perfekt. Man fiebert mit Sandra mit, ob sie ihre Rosenzucht wirklich in die Tat umsetzen kann. Ein wenig Romantik ist auch mit im Spiel und so kann man sich auf vergnügliche Lesestunden freuen.
Einige schöne Rosenrezepte runden das Buch am Ende harmonisch ab.

Einen regionalen Kick bekommt die Handlung durch die schönen Stimmungsbilder am Meer und das toll geschilderte Ambiente auf Usedom. Wenn man das Cover ansieht, kommt man gleich in richtige Urlaubslaune. Daher wäre dieser Roman genau die passende Lektüre für den nächsten Urlaub.

Dieser Roman hat mit seinem Ostseefeeling echten Wohlfühlcharakter. Außerdem bietet sich Rosenliebhabern ein buntes Kaleidoskop verschiedenster Rosenarten, die man alle kennenlernen möchte. Ein Urlaubsbuch, das Lust auf Rosen macht!

Veröffentlicht am 11.11.2017

Diese Familiengeschichte hat mich mit seinem Charme gepackt, da macht es gar nichts, wenn das Ende verhersehbar ist.

Glück ist nichts für schwache Nerven
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Diese Geschichte hat mich emotional regelrecht umgehauen. Wenn mich ein Buch so sehr packt, dass ich vom bloßen "Reinlesen wollen" auf Anhieb das halbe Buch lese, muss es einfach gut sein!

Von Anfang ...

Diese Geschichte hat mich emotional regelrecht umgehauen. Wenn mich ein Buch so sehr packt, dass ich vom bloßen "Reinlesen wollen" auf Anhieb das halbe Buch lese, muss es einfach gut sein!

Von Anfang an habe ich mit Valentina mitgefühlt und alles miterlebt und sie in mein Herz geschlossen. Sie ist auf der Suche nach ihrem leiblichen, ihr unbekannten Vater und möchte ihn wenigstens mal sehen. Der Zufall hilft ihr dabei und sie schlüpft nahezu ohne Probleme in die Rolle einer Altenpflegerin und findet sich in ihrer neuen Umgebung, dem eigenen Vater und der netten Familie auch schnell wohl. Doch ihre Rolle ist nicht echt, einige Notlügen braucht es, um sie in Gang zu halten und daraus entwickelt sich dann unweigerlich eine kaum aufzuhaltende Kettenreaktion aus Situationen, die immer wieder amüsieren und den Leser überraschen und mitfiebern lassen, wann denn nun die Bombe der wahren Vaterschaft platzt.

Als Leser bekommt man Valentinas Gedanken, Reaktionen und Ängste hautnah mit, fühlt mit ihr ihre Zuneigung für ihren Vater, erkennt wie sie sich neu verliebt und hofft einfach nur auf einen guten Ausgang der Geschichte. Dabei ist einiges vorhersehbar, aber vor lauter Glücksgefühl für Valentina macht das überhaupt nichts. Man ist auf ihrer Seite und erlebt eine zauberhafte Reise nach Venedig mit, sieht die Streitigkeiten der Familie und einige unerwartete Wendungen der Geschichte und wird einfach nur gut unterhalten.

Für ihren mitreißenden, lockeren und gut zu lesenden Schreibstil gebührt Theresia Graw wirklich ein großes Lob. Dieser Roman geht so unterhaltsam vorwärts, dass man in einen regelrechten Leserausch verfällt und nicht aufhören kann bis man am Ende angelangt ist. Dabei ist immer eine Menge Humor im Spiel und ich musste bei vielen Bemerkungen lachen.

Es zeigt sich, das vieles im Leben vielleicht eine Durststrecke bedeuten kann, in der man wie z. B. in Valentinas Fall auf eine Kindheit mit Vater verzichten muss, aber im Endeffekt dann doch noch das große Glück findet. Wie sich hier die Dinge entwickeln, ist mit viel Liebe zum Detail dargebracht und man erlebt manch schöne Schauplätze hautnah mit.
Auch die anderen Charaktere sind liebevoll gezeichnet, sie haben so ihre Ecken und Kanten und man erlebt typische Familienszenen, die sehr natürlich wirken.


Dieser Roman handelt von Glück und Familie und erlaubt einen traumhaften Einblick in einen wunderschönen Venedigurlaub. Es ist eine unterhaltsame Mischung für wunderbare Lesestunden!

Veröffentlicht am 11.11.2017

Eine anrührende Geschichte, die man wunderbar aus der Tierwelt auf die Menschen übertragen kann.

Der Findefuchs
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Ein kleiner Fuchs hat durch einen Jäger seine Mutter verloren, er liegt einsam in einem Gebüsch, als eine vorbeistreifende Füchsin ihn entdeckt. Sie hat selbst drei Fuchskinder, die noch gesäugt werden ...

Ein kleiner Fuchs hat durch einen Jäger seine Mutter verloren, er liegt einsam in einem Gebüsch, als eine vorbeistreifende Füchsin ihn entdeckt. Sie hat selbst drei Fuchskinder, die noch gesäugt werden und ihr Mutterinstinkt lässt sie auch noch diesen Fuchs annehmen.


Diese Geschichte ist liebevoll illustriert und für Erstleser extra in großer Druckschrift verfasst.
Der Text ist recht einfach gehalten, Kinder werden hier keine Verständnisschwierigkeiten haben und die Situationen klar erfassen.

Beim Lesen wird man schnell von der Handlung eingenommen und erkennt die Gefühle der Fuchsmutter für den kleinen Fuchs sofort. Trotz ihrer eigenen drei Kinder säugt sie den elternlosen Kleinen, nimmt ihn mit sich und begibt sich dadurch auch in Abenteuer und Gefahr. Denn unterwegs begegnet sie einem bissigen Jagdhund, einem gefrässigen Dachs und einer kinderlosen Füchsin.

Für Kinder ist diese Geschichte wunderbar von der Tierwelt auf ihre eigene Welt übertragbar. Sie sehen die bedingungslose Liebe einer Mutter für ihre Kinder, egal ob leiblich oder nicht.
Eine gute Möglichkeit, dass Kinder sich mit dem Begriff Familie mal auseinandersetzen und erkennen, dass nicht nur echte Blutsverwandtschaft dazu gehören muss. Hier geht es um die Liebe einer Mutter, um emotionale Nähe, tiefes Vertrauen, bedingungsloses Sorgen und wie jemand einem ans Herz wachsen kann.
Eventuell auch für adoptierte Kinder ein vorsichtiges Herantasten an die eigene Situation.

Dieses Kinderbuch ist ein Klassiker und wird es wohl auch noch lange bleiben. Diese Geschichte ist so anrührend und gleichzeitig so deutlich geschrieben, dass Kinder schon ab 4 Jahren dazu Zugang finden.

Veröffentlicht am 11.11.2017

Schön erzählt, aber vor lauter Figuren und verworrenen Beziehungen verliert man fast die Krimihandlung aus den Augen

Noble Gesellschaft
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Bei diesem Krimi habe ich auf einen spannenden Krimi gehofft, der mich mit der Stimmung direkt in die "Roaring Twenties" in Berlin versetzt. Das ist der Autorin zum Teil gelungen, aber eben nicht ganz.
Die ...

Bei diesem Krimi habe ich auf einen spannenden Krimi gehofft, der mich mit der Stimmung direkt in die "Roaring Twenties" in Berlin versetzt. Das ist der Autorin zum Teil gelungen, aber eben nicht ganz.
Die Gesellschaft wird in drei unterschiedliche Stufen von der Begrifflichkeit "Nobel" her unterteilt. Nobel, nicht so nobel und gar nicht nobel. Dabei zieht sich durch alle Schichten ein Ballast von ungeahnten Seitensprüngen, Kleinkriminalität, Drogenkonsum und Schmuggel. Es wird aber auch deutlich, wie abhängig die ärmere Bevölkerung als dienstbare Geister, Köchinnen, Tippfräulein oder auch Stricherjungen von den Reichen waren und nur durch diese spezielle Tätigkeit ihr Auskommen fanden. Auf der einen Seite gab es Kokain, auf der anderen Seite fehlte es sogar an Lebensmitteln. Daher ist es nicht verwunderlich, wie sich hier ungeahnte Abhängigkeiten entwickeln konnten, auch in sexueller Hinsicht.

In Berlin scheint zu dieser Zeit die homosexuelle Szene trotz Unzuchtsparagraf richtig en vogue gewesen zu sein. Ob Straßenstrich oder in der Künstlerszene, es war scheinbar angesagt. Hier sind die Hauptprotagonisten Carl und Paul als Vorzeigepärchen in ihrem Zusammenleben gut dargestellt. Gefallen hat mir auch der eingebrachte Berliner Dialekt einiger Dienstmädchen und Angestellter, durch sie konnte man die berühmte Berliner Luft verspüren.

Die Krimihandlung geht bei diesen personellen Verstrickungen eher eine Nebenrolle ein. Man hat als Leser auch durch die vielen Personen nicht so recht die Chance, selbst wirklich den Täter erraten zu können. Zu häufig ändern sich die Konstellationen, es gibt Verwicklungen, die man überraschend zur Kenntnis nimmt, aber nicht richtig einschätzen kann.
Mir ist auch immer noch nicht ersichtlich, wie es der 22jährige Schauspieler Carl schafft, als Detektiv sich in die Ermittlung einzubringen. Wer erzählt

Der Schreibstil ist sehr flüssig, die Stimmungen des damaligen Zeitgeistes werden klar geschildert und das Buch liest sich gut, man hat das Gefühl in die Zeit eintauchen zu können. Lediglich die Redewendung: "...das sei nicht so seins.", fällt wohl eher in die heutige Zeit.

In Joan Wengs Kriminalroman stehen eher die Figuren und ihre etlichen Liebschaften im Vordergrund, die Tätersuche kommt erst an zweiter Stelle. Hier hat mir definitiv die typische Ermittlertätigkeit gefehlt. Ich hatte auch ein Problem mit den vielen Beziehungen, die ich trotz eines beigefügten Personenregisters nicht jeweils mit einem speziellen "Gesicht" vor Augen hatte.

Unbegreiflich ist für mich auch die Tatsache, dass Carl in den Hinterlassenschaften einer Katze auf Anhieb erkennt, dort einen echten Rubin vor sich zu haben und diesen dann noch dem russischen Zarenschatz zuorden kann. Er ist ja weder Juwelier, noch Edelsteinexperte des Zarenhofes!

Als spannender Krimi ist dieses Buch vielleicht eher zweitrangig zu sehen, als lesenswerter Ausflug ins Berlin der Goldenen Zwanziger Jahre aber durchaus interessant geschrieben.