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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.11.2017

Schnelle Schlemmerküche, vegetarisch und mit Geschmack!

Last Minute Vegetarisch – Richtig lecker kochen in nur 10 bis 20 Minuten
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Zuallererst, das Buch ist recht groß, sehr kompakt und nicht gerade ein Leichtgewicht. Der Buchdeckel ist leider nicht aus abwischbarem Glanzpapier, also muss man beim Kochen damit etwas aufpassen. Die ...

Zuallererst, das Buch ist recht groß, sehr kompakt und nicht gerade ein Leichtgewicht. Der Buchdeckel ist leider nicht aus abwischbarem Glanzpapier, also muss man beim Kochen damit etwas aufpassen. Die hochwertige Aufmachung und die geschmackvollen Fotos im Shabby-Look wirken jedoch sehr edel. Insgesamt sind die Rezepte sehr variantenreich und man benötigt nur wenige Zutaten. Hier wurde sich perfekt auf das Wesentliche und die Frische der Produkte beschränkt.

Ich bin ja immer auf der Suche nach guten Kochbüchern und dieses gehört definitiv zu meinen Lieblingen.

Bei diesen leckeren Rezepten werden auch Nicht-Vegetarier schwach, Fleischesser können die Gerichte aber auch ganz einfach mit Fleisch oder Fisch kombinieren.


Anne-Katrin Weber führt als Grund für die schnelle Küche eine gute Planung und eine durchdachte Vorratshaltung an. Sie gibt Speed-Tipps für die Einbindung von fertigen Teigen, Pestos, Fertignudeln und Tiefkühl-Obst und Gemüse. Damit kann man enorm Zeit einsparen und dennoch gesund und vitaminreich kochen.

Der Aufbau des Buches ist nach 9 Kapiteln geordnet, ich stelle mal meine Favoriten jeweils dahinter vor.

Schnell mal was Knackiges:

Couscous-Fenchel-Salat, mediteraner Linsensalat, Hirsesalat mit Datteln, Nudelsalat mit Pestodressing

Schnelle Aufstriche:

Grüne Olivenpaste, Rote-Bete-Creme

Schnell mal was Leichtes:

Zucchini-Frittata, Pasta mit Avocadopesto, Wokgemüse mit Erdnusssauce

Schnelle Pestos:

Schnell mal was Deftiges:

Ofen-Kürbis mit Kräuterkruste und Mayo, Zitronenpasta mit Erbsen und Ricotta, Käsespätzle mit gebratenen Apfelringen

Schnelle Stullen:

Überbackenes Ziegenkäsebrot, Wrap mit Karotte und Käse

Schnell mal was Knuspriges:

Tomaten-Ricotta-Tartes, Zucchini-Toast-Muffins, Spargeltarte

Schnelle Smoothies:

Beeren-Joghurt-Smoothie, Mango-Smoothie

Schnell mal was Süßes:

Polentaschmarren, Kokosmilchreis mit Erdbeeren, Apfelpfannkuchen aus dem Ofen, Schokoladenpudding



Die Rezepte sind übersichtlich angeordnet, die Fotos sehr ansprechend und die Zubereitung scheint auch für Kochanfänger nicht zu schwer zu sein. Nährwertangaben fehlen im Buch, sie können aber auf einer bestimmten Internetseite abgerufen werden, ebenso die Mengenrechner für andere Personenzahlen.

Bei der Zubereitungszeit wurde natürlich etwas getrickst, auch wenn die Zubereitung weniger als 20 Minuten beträgt, so muss bei einigen Gerichten dazu noch die Gar- oder Backzeit aufgeschlagen werden und dann braucht man insgesamt mehr als 20 Minuten. Aber es gibt schon flotte Gerichte, die den Zeitrahmen einhalten.

Ein Rezept- sowie Zutatenregister und sinnvolle Kapiteleinteilungen lassen schnell das passende Rezept finden.



Mir gefällt, wie hier mit wenigen Zutaten vielfältige Gerichte entstehen, auch die Einbindung von fertigem Blätterteig oder Nudeln ist praktisch.



Dieses Kochbuch enthält viele leckere und praktikable Rezeptvorschläge für vegetarische, aber auch für vegane Gerichte und die Schwierigkeit der Zubereitung sollte kein Problem darstellen. Ich werde wohl noch einige Gerichte nachkochen und vergeben deshalb glatte 5 Sterne, wenn auch keine von Michelin.

Veröffentlicht am 11.11.2017

Dieser Roman ist sehr speziell, er fesselt, erschüttert und berührt gleichermaßen mit seiner ernsten Thematik.

Heute leben wir
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"Dieses Kind flösste ihm eine Kraft ein, eine Lebensenergie, eine neue Lust aufs Dasein, die ihn mitrissen und stärker beherrschten als alles, was er bis dahin für die Antriebskräfte seiner Existenz gehalten ...

"Dieses Kind flösste ihm eine Kraft ein, eine Lebensenergie, eine neue Lust aufs Dasein, die ihn mitrissen und stärker beherrschten als alles, was er bis dahin für die Antriebskräfte seiner Existenz gehalten hat..." Zitat Seite 225



Dieser Roman hat mich sehr gefordert, es ist die ernste Kriegsthematik, die Judenverfolgung und all das Leid der Kriegszeit, die hier das dramatische Hintergrundszenario ausmacht. Kein einfaches Thema und so musste ich mich regelrecht überwinden, den Roman zu lesen.



Es geht um den SS-Offizier Matthias und seine Begleitung Reneé, die ein elternloses jüdisches Kind von circa 6-7 Jahren ist. Beide sind im Grunde auf der Flucht und eine innere Verbundenheit schweißt sie zusammen. Es ist ein starkes Band zwischen den Beiden, das man sich kaum erklären kann. Vielleicht fühlt sich Matthias durch das Kind gebraucht und emotional angerührt, sie sucht wahrscheinlich einen Vaterersatz, eine Bezugsperson und einen Menschen, der ihr nahe steht.

Man erfährt, dass Matthias die Judenvernichtung und den Rassenidealismus ablehnt, aber als Soldat ohne Skrupel töten kann. Wie weit er dem Nazi-Regime anhängt, bleibt irgendwie ungewiss. Er scheint sich irgendwie vom Nationalsozialismus zu distanzieren, aber als Soldat handelt er im Sinne seiner Auftraggeber, ohne sich Gedanken über die Folgen zu machen. Das finde ich sehr widersprüchlich.

Als er Reneé trifft, rührt sie sein Herz. Matthias ist kein Sympathieträger und dadurch eine interessante Figur und Reneé hat etwas an sich, was man sich nicht erklären kann. Eine unschuldige Seele, die lebensklug ist und sich Matthias ohne Abscheu anschliesst.


Die Autorin zeigt die Grausamkeit des Krieges und gleichzeitig die anrührende Kraft, die von einem Kind ausgeht. Das macht dieses Buch zu etwas Besonderem, es entsteht eine fesselnde Odyssee, die Gefühle offenlegt, berührt und mich tief bewegt. Dennoch fehlt mir etwas mehr Klarheit in den Charakteren.



Was mir am Roman gut gefällt, ist die Tatsache, das die ernste Thematik von Krieg, Verfolgung und Verbrechen ohne wertende Kritik geschildert wird. Alle Gräueltaten werden fast nüchtern betrachtet gezeigt, auch wenn sie mich erschüttern.

Deutlich wird aber auch, wie hier manche Menschen den Mut aufbringen, anderen in Not zu helfen und sie den Verfolgern zu entziehen. Dieser Aspekt ist für mich die wichtigste Aussage des Romans und die Hoffnung auf das Gute im Menschen bleibt dadurch bestehen.



Dieser Roman ist sehr speziell, er fesselt, erschüttert und berührt gleichermaßen mit seiner ernsten Thematik.

Veröffentlicht am 09.11.2017

Ein sehr bewegender, atmospärisch dichter Roman

Das Licht der Insel
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Jean E. Pendziwol führt uns das Leben der Zwillinge Elizabeth und Emily vor Augen. Erst die Rückblicke durch die alten Logbucheinträge erhellen die wahren Vorgänge auf der abgeschiedenen Insel.

Wir erleben ...

Jean E. Pendziwol führt uns das Leben der Zwillinge Elizabeth und Emily vor Augen. Erst die Rückblicke durch die alten Logbucheinträge erhellen die wahren Vorgänge auf der abgeschiedenen Insel.

Wir erleben die schwierigen Lebensbedingungen dieser Familie auf der von der Aussenwelt abgeschnittenen Insel mit, sehen das alltägliche Leben und die enge Verbundenheit der Schwestern und erkennen, dass Emily in ihrer eigenen Welt lebt, nicht redet, aber ein unglaubliches Talent zum Zeichnen hat. Ihre Schwester Elizabeth ist diejenige, die für beide spricht. Aber trotz aller Erklärungen zeichnet sich ab, dass hier Geheimnisse verborgen liegen, die Elizabeth auch im hohen Lebensalter noch nicht gelöst hat. Die Logbücher sind der Schlüssel zur Wahrheit.


Dieser Roman spielt am Lake Superior in Kanada und die Autorin zeigt den Leuchtturm von Porphyry und die einzigartige Landschaft der Insel in all seiner Vielfalt und Schönheit. Sie beschreibt die schwierigen, eisigen Winter und den herrlichen Blick auf den riesigen See. Dabei setzt sie viel Atmosphäre frei, die sie durch ihren malerischen Schreibstil noch wunderschön in Szene setzt.


Man kann sich die Einsamkeit gut vorstellen, die dunklen, eisigen Winter, die von Stürmen aufgepeitschte Gischt des Sees und die Nebelbänke, die der Gegend einen mystischen Touch verleihen. Selbstversorger sind die Bewohner und Betreiber des Leuchtfeuers. Auf sich allein gestellt und mit einfachen Lebensbedingungen ausgestattet. Und dennoch sind die Kinder glücklich, sie geniessen die Gemeinsamkeit, die gerade Zwillinge ausmacht.


Die Geschichte enthüllt Teile der Vergangenheit, die sehr zu Herzen gehen. Dabei sind mir die Charaktere ans Herz gewachsen, ich habe mit ihnen die Insel durchstreift und ihre Erlebnisse mit erlitten. Dieses Buch zieht den Leser unweigerlich in seinen Bann, es ist dramatisch und von unglaublicher Atmosphäre, fesselnd und wunderschön, fast poetisch erzählt.



Trotz aller Begeisterung muss ich jedoch anmerken, hier gibt es Zufälle, die ich in solchen Geschichten eigentlich nicht leiden kann. Auch habe ich nicht verstanden, weshalb es Jahrzehnte keinen Kontakt mit Charles gab.


Dieser Roman übt eine ganz besondere Faszination auf den Leser aus. Man muss sich einfach davon begeistern lassen, die unglaubliche Schreibkraft der Autorin sorgt für ein wunderbares Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 09.11.2017

"Na denn, Leinen los und volle Kraft voraus, Renate!"

Besser als Bus fahren
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Renate Bergmann ist 82 Jahre alt und hat als vierfache Witwe mit der Pflege der Gräber ihrer verstorbenen Männer reichlich zu tun. Aber sie genießt ihr Leben und hat auch noch Pläne, ein unerwarteter Geldsegen ...

Renate Bergmann ist 82 Jahre alt und hat als vierfache Witwe mit der Pflege der Gräber ihrer verstorbenen Männer reichlich zu tun. Aber sie genießt ihr Leben und hat auch noch Pläne, ein unerwarteter Geldsegen soll ihr zu einem Traumurlaub verhelfen und weil sie seit Jahren mit Freundin Gertrud Potter "Traumschiff" verfolgt, ist die Reiseidee geboren. Sie machen eine Kreuzfahrt an Bord der Queen Mary 2. Das ist fast ein echtes Schnäppchen, denn ein Tag im Altenheim kostet immerhin 180 Euro und ein Tag Kreuzfahrt nur 120 Euro. Also dann, Leinen los und rein ins Vergnügen...
"Ich sage immer: "Machen, machen, machen - bereuen kann man immer noch." Zitat Seite 14

So wie man es von Renate Bergmann kennt, erzählt sie uns offen und direkt von ihrer großen Reise. Warum soll man das Geld vererben, wenn man damit noch einmal richtig Spaß haben kann? Deshalb lädt Renate ihre alte Freundin Gertrud auf eine Kreuzfahrt ins Mittelmeer ein. Auch die Reisevorbereitungen, das Abarbeiten der "Reise-Tscheckliste" und besonders die Anfertigung der Kleidung für das Kapitänsdinner werden bis ins kleinste Detail vorbereitet und sorgen für großen Spaß beim Leser.

Renate Bergmann ist mir durch die Bücher wie eine alte Bekannte ans Herz gewachsen und so habe ich auch ihre Kreuzfahrt mit Gertrud gern verfolgt. Mal wieder konnte mich der Humor, ihre Art und besonders die treffenden Lebensweisheiten begeistern. Was sie so alles auf ihrer Kreuzfahrt erlebt ist kurzweilig und sehr direkt erzählt, überrascht durch Renates unkonventionelles Handeln und sorgt immer wieder für Lachsalven. Witzig ist auch, dass Renate schon seit Jahren die TV-Serie Traumschiff verfolgt und ihren Fernsehstar Sascha Hehn dann auch unbedingt live erleben möchte. Welches Land sie auf der Kreuzfahrt genau ansteuert ist dabei eigentlich egal, Hauptsache das Abenteuer macht Spaß!

Die alte Dame ist nun 82, hat viermal geheiratet und viel erlebt, sieht das Leben realistisch und ist auf ihre Art sehr herzlich. Sie freut sich an den kleinen Dingen des Lebens und nutzt sogar moderne Technik wie das Internet und ihr Handy, dass sie niedlicherweise "Scheibchentelefon" nennt. Auch bei "Fäßbock" und "Twitter" ist sie angemeldet und erkundet bei Wissenslücken gern mal den "Gockel".

Renate gibt zahlreiche Lebensweisheiten von sich, kritisiert aber nicht nur, sondern analysiert ihre Reiseteilnehmer und Freunde und stets enthalten ihre Ratschläge auch ein Fünkchen Wahrheit. Das macht die Geschichte so unkompliziert zu lesen und wirkt erfrischend und humorvoll.

Während andere alte Herrschaften mal mittels Enkeltrick um ihr Erspartes gebracht werden, verübt die resolute Renate einfach mal unverfroren den Oma-Trick, um sich die Reise ein wenig schöner zu machen.



Wer diese Reihe noch nicht kennt, sollte sich die Gelegenheit auf eine gemeinsame Kreuzfahrt mit Renate nicht entgehen lassen. Man kann diesen Band auch ohne Vorkenntnisse hervorragend lesen und darf sich auf ein spaßiges Abenteuer freuen.

"Na denn, Leinen los und volle Kraft voraus, Renate!"

Veröffentlicht am 08.11.2017

Wie schön und erfüllend eine späte Liebe sein kann, erfährt man in diesem Roman!

Unsere Seelen bei Nacht
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"Ich fürchte, wir werden die ganze Nacht so getrennt liegen. Dann schicke ich dir ein paar warme Gedanken. Aber keine zu anzüglichen. Sie könnten meinen Schlaf stören. Das weiß man nie." Zitat S. 87

Dieses ...

"Ich fürchte, wir werden die ganze Nacht so getrennt liegen. Dann schicke ich dir ein paar warme Gedanken. Aber keine zu anzüglichen. Sie könnten meinen Schlaf stören. Das weiß man nie." Zitat S. 87

Dieses Buch erzählt die späte Liebesgeschichte des verwitweten Louis und seiner verwitweten Nachbarin Addie. Beide sind verwitwet, leben seit Jahren Haus an Haus in Holt und kennen sich dennoch sehr wenig. Solange bis Addie Moore bei Louis Waters klingelte, um ihm ein Angebot zu machen.
Sie fühlt sich in der Nacht häufig allein und möchte das ändern. Dabei geht es ihr nicht um Sex, sondern nur um Gesellschaft und den Wunsch, ihrer Einsamkeit zu entrinnen.
Louis mag Addie und so verbringen sie die Nächte nebeneinander in Addies Bett, während sie sich unterhalten und über ihr Leben, ihre Fehler und Schicksalsschläge berichten. Aber auch tagsüber unternehmen sie gemeinsam etwas, immer missgünstig beäugt von anderen Menschen, die ihre Beziehung intolerant kritisch sehen.

Die Protagonisten wirken sehr authentisch, dabei sehr ruhig und harmonisch und absolut lebenserfahren. Man merkt, wie die gemeinsame Nähe ihnen wieder mehr Lebensfreude und Energie in ihren Alltag bringt. Dabei scheren sie sich nicht um die Gedanken anderer, sie trotzen den üblichen Konventionen. Es ist ihnen egal, was andere von ihnen denken.
in diese Situation hinein bekommt Addie Besuch von ihrem Enkel Jamie. Dieser bereichert das Leben der alten Leute und auch sie können ihm viel von sich geben. Sie werden fast wie eine kleine Familie. Es entwickelt sich ein Glücksgefühl, das auf den Leser übergeht.

Man muss das Glück ins Leben lassen, sich auf Abenteuer einlassen, um selbst glücklich werden zu können.

Der Schreibstil von Kent Haruf ist sehr einfach und schlicht, er beschreibt lediglich die wesentlichen Dinge. Alles wird in direkter Rede erzählt, es kommen jedoch keine Emotionen oder Gefühle zum tragen. Dennoch bringt das Buch seine Aussage ganz klar zum Ausdruck.
Ich hätte mir mehr Selbstreflexion von Addie und Louis gewünscht. Da dieses Buch verfilmt wird, liegt es an den Schauspielern, ob oder wie sie Emotionen sichtbar machen.

Dieses Buch liest sich gut, es polarisiert, indem es das Zusammensein älterer Menschen zeigt. Aber Einsamkeit macht krank, deswegen berührt mich dieses Buch in besonderer Weise.