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Veröffentlicht am 07.12.2020

Sehr langatmig und konnte mich leider nicht überzeugen

Mord nach Strich und Faden
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Der Krimi "Mord nach Strich und Faden" von Frances Brody erscheint im Bastei Lübbe Verlag.

Kate Shackleton ist 31 Jahre alt und Kriegswitwe. Sie hat einen detektivischen Spürsinn und liebt Rätsel. Das ...

Der Krimi "Mord nach Strich und Faden" von Frances Brody erscheint im Bastei Lübbe Verlag.

Kate Shackleton ist 31 Jahre alt und Kriegswitwe. Sie hat einen detektivischen Spürsinn und liebt Rätsel. Das mysteriöse Verschwinden des Vaters ihrer Bekannten lässt ihr keine Ruhe und sie beginnt in dem Dorf Bridgestead in Yorkshire mit ihren Nachforschungen. Dort leitete der Verschwundene eine Weberei. Die Dorfbewohner scheinen nicht sonderlich daran interessiert zu sein, diesen Fall aufzuklären. Kate merkt, dass hier etwas nicht stimmt. Aber sie scheint in ein Wespennest gestochen zu haben, denn irgend jemand hat nun Kate auf dem Schirm und geht scheinbar über Leichen.


Dieser traditionelle Krimi spielt im England der Zwanziger Jahre in einem kleinen Dorf namens Bridgestead. In dieser Zeit liefen die englischen Webereien unter Hochbetrieb, es war eine der Haupteinnahmequellen des Landes. Sehr interessant finde ich die eingestreuten Informationen über die Verarbeitung und das Färben von Wolle. Aber auch die Kleidungsstile und die englische Lebensweise werden bildhaft genau geschildert.
Kate sucht nach Tabita Braithwaites Vater, der seit über 6 Jahren vermisst wird, er verschwand nach einem missglückten Suizidversuch aus einer Klinik. Der ehemalige Polizist Mr. Sykes hilt Kate bei der Suche nach Joshua Braithwaite in Bridgestead. Merkwürdig ist auch, dass Tabitas Mutter scheinbar kein großes Interesse an dem Verbleib ihres Mannes hat. Steckt sie vielleicht dahinter?

Es geschehen weitere Morde an Mitarbeitern der Weberei, Sykes übernimmt die Befragung an den Orten, die Kate als Frau damals noch nicht betreten durfte.

Vom Erzählstil her lässt sich der Krimi gut lesen, es geht aber häufig sehr ins Detail, was mich in einem Krimi eher stört. Die Charaktere sind sehr zahlreich und irgendwie leblos, sie bleiben mir nicht sonderlich in Erinnerung. Die Befragungen gehen ins Detail und sind sehr umfangreich, leider aber einfach nur nüchtern und sachlich und deshalb kam für mich auch kaum Spannung auf. Kate macht den Eindruck einer jungen Miss Marple, sie lässt sich nicht abwimmeln, beobachtet genau und stellt viele Fragen. Sehr sympathisch wurde sie mir allerdings nicht.

Dieser Krimi sorgt mit seinem Zeitgeist für historische Atmosphäre und das Ambiente der Webereien macht einen interessanten Eindruck. Die Spurensuche ist zwar unterhaltsam, leider aber zu umfangreich und auch die Spannung blieb hinter meiner Erwartung zurück. 2,5 Sterne, die ich allerdings nicht aufrunden möchte.

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Veröffentlicht am 24.06.2020

War leider nicht mein Geschmack

Dein Lächeln um halb acht
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Im Knaur Verlag erscheint der Roman "Dein Lächeln um halb acht" von Laura Jane Williams.

Nadia ist ein etwas chaotischer Mensch und versucht gerade, ihr Leben auf Reihe zu bringen. Jeden Morgen versucht ...

Im Knaur Verlag erscheint der Roman "Dein Lächeln um halb acht" von Laura Jane Williams.

Nadia ist ein etwas chaotischer Mensch und versucht gerade, ihr Leben auf Reihe zu bringen. Jeden Morgen versucht sie um 7:30 Uhr die Londoner U-Bahn zu erwischen, das schafft sie aber nicht immer, sie verschläft auch gern einmal und das passiert öfter. In der Bahn hat ein junger Mann ein Auge auf sie geworfen und erwartet sie sehnsüchtig jeden Morgen. Leider ist er sehr schüchtern und traut es sich nicht, sie anzusprechen. Deshalb schaltet er eine Zeitungsanzeige, mit folgendem Gesuch: »An die hinreißende Frau mit den Kaffee-Flecken auf dem Kleid. Lust auf einen Drink?« Erst fühlt sich Nadia nicht persönlich angesprochen, aber dann macht ihre Freundin Emma mit Daniel in Nadias Namen ein Date klar. Und schon geht das Chaos los.

Vom farbenfrohen Äußeren dieses Buch war ich sofort angetan, es wurde mir eine wunderbare Liebeskomödie versprochen und so habe mich schnell ans Lesen gemacht. Leider empfand ich die Lektüre alles andere als humorvoll, frisch und klug. Ich schildere meinen persönlichen Eindruck und hoffe, damit nicht sämtliche Hoffnungen anderer Leserinnen zunichte zu machen.

Was mir bei dieser Story gut gefallen hat, sind die häufigen Fast-Begegnungen zwischen Nadia und Daniel. Immer wieder rauschen sie knapp aneinander vorbei und das steigert die Spannung auf ein erstes Treffen. Die Story wird umschichtig aus der Sicht von Nadia und Daniel erzählt, dadurch kann man ihren Gedanken und Erlebnissen gut folgen. Beide sind um die Dreißig Jahre alt, wirken ganz nett, verhalten sich aber wie Teenager. Völlig unmöglich fand ich die Gespräche von Nadias Freundinnen Gaby und Emma, deren Sprache mit vielen Kraftausdrücke durchsetzt war und die jedem ihre feministischen Ansichten mitteilen mussten. Überhaupt hat mich diese Clique mit ihren komischen Club-Mitgliedschaften genervt, Nadia arbeitet in einem Labor für künstliche Intelligenz, auch das sorgt für eine Darstellung einer bestimmten Gesellschaftsebene, die angesagt sein mag, mir aber völlig uninteressant erscheint.

Von stimmungsvoller, knisternder Romantik oder interessanten Themen habe ich keine Spur entdecken können, viele Dialoge und langweilige Treffen und komische Verhaltensweisen von Nadia und Daniel lassen auch jede noch so kleine Hoffnung auf einen schönen Liebesroman verpuffen.

Es gibt keine Szenen, die mir wichtig erschienen, alles wirkte wie ein ständig vorbeiziehendes Einerlei und von der Londoner Kulisse habe ich nur Bar mit ihren teuren Drinks entdecken können. Schade, hier hätte etwas Flair die Szenerie deutlich beleben können.

Die Geschichte um Nadia und Daniel ist leider nicht so prickelnd und spannend wie Romeo und Julia. Hier brennt keine Liebe, die den Leser bis zum Ende bangen lässt.

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Veröffentlicht am 11.05.2020

Liest sich wie eine Jugendromanze mit Pferdekulisse

Gut Schwansee - Deine Liebe in meinem Herzen
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Im Penguin Verlag erscheint der erste Band der Gut Schwansee - Reihe mit dem Titel "Deine Liebe in meinem Herzen" von Jette Martens.

Leni braucht Abstand von ihrer letzten Beziehung und dem Großstadtleben ...

Im Penguin Verlag erscheint der erste Band der Gut Schwansee - Reihe mit dem Titel "Deine Liebe in meinem Herzen" von Jette Martens.

Leni braucht Abstand von ihrer letzten Beziehung und dem Großstadtleben in Berlin. Als auf Gut Schwansee antike Möbel verkauft werden, ergreift sie die Gelegenheit beim Schopfe und sie plant die Möbel zu restaurieren. Sie fühlt sich an der Ostsee sehr wohl und verbringt eine wunderbare Zeit auf dem Gut. Nathan, der Sohn des Gutsbesitzers, verhält sich ihr gegenüber recht frech, doch sein Anblick sorgt für Gefühle, die sie lieber ignorieren sollte.

Als Leni, eine typische Berliner Großstadtpflanze, auf den Bauern Nathan trifft, hält der sich mit seinen Vorurteilen gegenüber Städtern nicht zurück. Das sorgt anfangs für gegenseitige Ablehnung, doch insgeheim findet Leni ihn unheimlich anziehend.

Sie findet allerdings schnell neue Freunde, mit denen sie besser klar kommt. Von ihrem bisherigen Leben in Bayern hat sie scheinbar schnell Abstand gewonnen, immerhin verschwendet sie keinen weiteren Gedanken mehr daran. Sie genießt die Arbeit mit den Pferden und fühlt sich einfach nur wohl. Es kommt, wie es kommen muss, sie verliebt sich in Nathan.


Dieser Roman verspricht einen Neuanfang und eine schöne Sommerliebe vor ländlicher Kulisse an der Ostsee. Und genau das hält er auch, das Setting hat man öfter genau vor Augen und genießt die landschaftlichen Szene. Aber mir fehlen einige wesentliche Bestandteile, die mehr in die Tiefe gehen oder interessante Figuren, die mich an ein Buch fesseln. Die Charaktere sind recht eindimensional, die Story ist leicht, fast schon seicht und etwas zu harmonisch und sehr vorhersehbar.


Der Handlung fehlt es an Dramatik oder wenigstens an interessanten Charaktern. Es zieht sich von einem Erlebnis mit den Pferden zu den Gefühlen, dann geht es wieder zu den Möbeln, die Leni inzwischen in einer eigenen Werkstatt restauriert und es kommt zum emotionalen Liebestaumel, der Windmühlenbau, ein heftiges Gewitter und die Geburt eines Fohlen sorgen für die heftigsten Überraschungen im Buch. Leider konnte mich diese Story nicht überzeugen, es hat für mich den Touch von Jugendromanen mit Pferderomantik und dem schönen Sunnyboy vom Gutshof.


Wer sich gern in seine Jugend zurückversetzen möchte und Pferdebücher mit Gefühl liebt, ist hier richtig.

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Ein eigenwilliges und ungewöhnliches Buch

Milchmann
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Mit ihrem Roman "Milchmann" hat die irische Autorin Anna Burns den Man Booker Prize 2018 gewonnen. Das Buch erscheint im Tropen Verlag.


Eine junge Frau zieht ungewollt die Aufmerksamkeit eines mächtigen ...

Mit ihrem Roman "Milchmann" hat die irische Autorin Anna Burns den Man Booker Prize 2018 gewonnen. Das Buch erscheint im Tropen Verlag.


Eine junge Frau zieht ungewollt die Aufmerksamkeit eines mächtigen und erschreckend älteren Mannes auf sich, Milchmann. Es ist das Letzte, was sie will. Hier, in dieser namenlosen Stadt, erweckt man besser niemandes Interesse. Und so versucht sie, alle in ihrem Umfeld über ihre Begegnungen mit dem Mann im Unklaren zu lassen. Doch Milchmann ist hartnäckig. Und als der Mann ihrer älteren Schwester herausfindet, in welcher Klemme sie steckt, fangen die Leute an zu reden. Plötzlich gilt sie als »interessant« – etwas, das sie immer vermeiden wollte. Hier ist es gefährlich, interessant zu sein. (Klappentext)

Vor dem Hintergrund Nordirlands zeigen sich die Probleme und der gewalttätige Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten. Autobomben und Gewalt sind an der Tagesordnung. Auch die Erzählerin ist davon betroffen, dieser Konflikt bestimmt den Alltag der Menschen und beeinflusst sie in ihrem Tun. Die bedrohliche Situation, herrschende Moralvorstellungen und das Gerede der Mitmenschen betreffen auch die Erzählerin, ihr wird eine Beziehung zum Milchmann vorgeworfen, dabei verabscheut sie ihn aufs tiefste. Der feministische Ansatz ist hier noch der entscheidende Inhalt, der mir beim Lesen interessant vorgekommen ist.


Die Erzählerin ist gerade mal 18 Jahre alt, hat ihren Vater und Brüder verloren und wenn es nach ihrer Mutter ginge, wäre sie bereits verheiratet. Ihr stellt ein älterer Mann nach, der Milchmann, dem sie lieber aus dem Weg geht. Sie fühlt sich aber auch vom allgemeinen Misstrauen und der täglichen Gewalt bedrängt. Gerne hätte ich mit der Erzählerin ihre Erlebnisse, Gefühle und Gedanken mehr geteilt. Doch sie springt von einem Thema zum nächsten, was konfus wirkt und sehr erschwerend zu lesen ist. Die Ablehnung gegen den Milchmann ist aber noch das offensichtlichste, was man mitbekommt. Sie versucht, ihr Leben selbst zu bestimmen und sich vor männlichen Andeutungen und Übergriffen zu schützen, das wird deutlich. Aber insgesamt ist der Inhalt zu wirr und konfus und lässt einfach zu wünschen übrig. Deshalb konnte mich die Geschichte mit ihren monoton und endlos aufgezählten Belanglosigkeiten über die volle Länge des Buches einfach nicht mitnehmen. Ich war mehr als einmal versucht, das Buch abzubrechen.


Der besondere Schreibstil hat schon etwas, er ist mit den grübelnden Betrachtungen teilweise brillant, dann aber durch die langen und verschachtelten Sätze auch sehr schwer zu lesen. Oft fehlt einfach der Bezug zu den aktuellen Vorgängen, die Erzählerin schweift ab, hinterfragt die Rollen von Männern und Frauen und deutet immer wieder die Unterdrückung und das machohafte Verhalten von Männern an.


Anfangs noch interessant, aber über die Länge des Buches hat mich die Betitelung der Charaktere immer mehr gestört. Sehr vage und distanziert nennt die junge Frau keine wirklichen Namen, nennt sie Tablettenmädchen, Schwester 1 oder Schwager 2, also unbestimmte Personen, die an mir vorbeischwimmen und mich nicht erreichen. Ich konnte mir von den Personen kein Bild machen, zu undeutlich verschwimmen die Figuren durch die Namenlosigkeit.


Dieses ungewöhnliche Buch findet sicherlich Leserinnen, die es wertschätzen. Man muss lange Sätze mögen und sich ziemlich hindurchkämpfen, deshalb lässt es mich leider enttäuscht zurück.

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Veröffentlicht am 30.07.2019

Humorvoller, aber zu seichter Auftakt einer Cosy Crime-Reihe in der Toskana

Tote kriegen keinen Sonnenbrand
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Der Krimi "Tote kriegen keinen Sonnenbrand" von Hilke Sellnick ist der Start einer Reihe und erscheint im Penguin Verlag.

Die Pianistin Henriette von Kerchenstein, genannt Henni, wird alljährlich von ...

Der Krimi "Tote kriegen keinen Sonnenbrand" von Hilke Sellnick ist der Start einer Reihe und erscheint im Penguin Verlag.

Die Pianistin Henriette von Kerchenstein, genannt Henni, wird alljährlich von ihrer Großmutter zum Geburtstag eingeladen, doch nicht auf die Feierei kommt es der alten Dame an, sie möchte Henni endlich unter die Haube bringen und stellt ihr einige Junggesellen vor. Die kann Henni erfolgreich abwimmeln und nimmt stattdessen lieber das Angebot an, einen gut bezahlten Gesangskurs für Meistersänger als Pianistin in einer Villa in der Toskana zu begleiten. Doch dann geschieht dort ein Verbrechen...


Nachdem Henni gemeinsam mit ihrem Kater Walter den Geburtstag ihrer Großmutter und ihre versuchten Verkupplungsversuche überstanden hat, reist sie mit Friedemann Bond, einem exaltierten Gesangslehrer, exaltierten in die Villa Mandrini in der Toscana. Eine Woche La Dolce Vita gegen Bezahlung mit Kost und Logie, besser geht es nicht.

Die Villa entpuppt sich als altes Gemäuer mit Geheimgängen, die Henni natürlich erkundet und in der Dunkelheit begegnet ihr jemand, den sie nicht erkennt. Es wird viel getrunken, Chianti und so weiter, das Essen ist perfekt italienisch und dann findet Henni am nächsten Morgen mit dickem Kopf einen leblosen Körper inmitten einer Blutlache. Die Polizei bekommt ihren Bericht, doch dann taucht der vermeintlich Tote wieder auf. Der nächste Sängerknabe wird vermisst.

Als ungewöhnliche Ermittlerin bekommt hier die Pianistin Henni ihre Doppelrolle aufs Auge gedrückt. Henriette von Kerchenstein hat eine scharfe Zunge, sie liebt die Musik, das Leben und die Männer, kann sich aber nicht genau festlegen.

Der Erzählstil ist betont locker, flapsig und witzig, man kann es leicht weglesen. Insgesamt erscheint die Story meiner Meinung nach leider etwas zu erzwungen auf lustig getrimmt, sodass mir der seichte Ton, trotz der auch mal spannenden Szenen, mit der Zeit dann doch zuviel wurde. Auch einige flapsige Ausdrücke haben mich gestört.

Die Krimihandlung konnte mich leider nicht überzeugen, es wird eher oberflächlich ermittelt, sofern man denn von einer Ermittlung sprechen kann.

Die Mehrheit der Charaktere sind skurril, besonders und eigenartig gezeichnet, jeder einzelne von ihnen hätte toll wirken können, in der Masse wirkt das leider total übertrieben und echte Normalos fehlen hier völlig.


Wer einen flapsig, humorvollen Cosy Crime mag, leichte Unterhaltungsliteratur sucht und italienisches Flair liebt, findet mit diesem Buch sicher eine leichte und heitere Lektüre.