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Veröffentlicht am 04.11.2017

Slapstickhafter Krimi mit einem speziellen Mutter-Tochter-Ermittler-Duo im Schrebergartenmilieu

Tot überm Zaun
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Paula Pongs ist Kommissarin und hat es nicht leicht, weil ihre Mutter Cosma Krimiautorin ist und sich ständig in laufende Fälle und Ermittlungen einmischt. Dabei mag Paula ihre Mutter samt liebenswerter ...

Paula Pongs ist Kommissarin und hat es nicht leicht, weil ihre Mutter Cosma Krimiautorin ist und sich ständig in laufende Fälle und Ermittlungen einmischt. Dabei mag Paula ihre Mutter samt liebenswerter WG und hat Mühe, hier private Gefühle und Interessen von beruflichen zu trennen. Ständig steht ihre Mutter am Tatort auf der Matte und verdächtigt Hinz und Kunz. Sogar die Verfolgung von Tatverdächtigen behindert sie, dass das zu Komplikationen und Theater führt, ist klar. So hat man als Leser herrlich lustige Szenen vor Augen, die die Autorin auch ausdrucksstark zu Papier bringt.


Gerade die WG-Truppe um Cosma bringt mit ihren Unternehmungen viel Unterhaltung und Humor in die Handlung, es gibt viel zu schmunzeln und man empfindet sofort Sympathie für die älteren, aber sehr aktiven Herrschaften. Wobei Mutter Cosma schon eine etwas sehr aufdringliche Figur abgibt. Ständig versucht sie, ihrer Tochter einen Lebenspartner einreden zu wollen, was Paula sichtlich nervt. Diese spezielle Mutter-Tochter-Konstellation kommt sich auch bei der Verfolgung des Falles stets in die Quere und das sorgt für heitere Querelen.

Dieser Krimi lebt im Grunde mehr von den Figuren als von der Krimihandlung. Es gibt einige schräge Typen, verliebte Gockel und esoterische Frauen, aber auch einen Kommissar mit einer Vorliebe fürs Backen und für Motivtorten. Auch Tiere sorgen in diesem Buch für spezielle Auftritte. Es wird nicht langweilig und mir gefallen die Figuren in ihrer amüsanten Darstellung. Nebenbei geht es noch um die Regeln und Vereinsvorschriften der Kleingärtner, hier bekommt man einen Einblick in die geltenden Schnittverordnungen und erlebt ein turbulentes Sommerfest mit.

Vom Unterhaltungscharakter her ist dieser Krimi top geschrieben. Die Späße sind nie dümmlich und man wird von einigen Erlebnissen überrascht.
Allerdings war ich als Leserin nicht so sehr auf Cosmas Seite, sondern eher auf Paulas. Sie hatte es wirklich schwer, einerseits ihrem Beruf nachzugehen und andererseits ihre nervende Mutter bei ihren regelbrechenden Aktionen aus dem Gefängnis rauszuhalten. Jedoch durch die Einmischung erfährt Paula einige Informationen über das Privatleben der Verdächtigen, die sie als Polizistin nie erhalten hätte. Man muss bei diesem Krimi das Slapstickhafte mögen und nicht erwarten, hier einen realistischen Whodonit zu lesen.

Die Kapitel sind recht kurz und mit besonderen Überschriften versehen, die Perspektiven wechseln sich zwischen Cosma und Paula ab und bieten so verschiedene Sichtweisen auf die Vorgänge. Das führt zu einigen amüsanten Einblicken und zum besseren Verständnis der Figuren.

Die heitere Slapsticknote überwiegt bei diesem Buch, da kommt zwar der Krimifall zur Auflösung, aber die Spannung leidet etwas, und den Zwist zwischen Tochter und sich ewig einmischender Mutter muss man mögen.


Ella Dälken versteht es geschickt, hier humorvolle Unterhaltung und Krimi zu verbinden und logisch aufzuklären. Sicherlich wird es noch weitere Fälle mit den Pongs geben, auf die ich mich jetzt schon freue.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Auch wenn ich mich amüsiert habe, der Eberhofer schwächelt etwas, gesundheitlich und literarisch.

Leberkäsjunkie
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Ich bin bekennender Fan vom Eberhofer und dieser Krimireihe. Zu gern lese ich von den mir bekannten schrulligen Charakteren und begleite Franz bei seinen Ermittlungen. Wie er seine Fälle aufklärt, ist ...

Ich bin bekennender Fan vom Eberhofer und dieser Krimireihe. Zu gern lese ich von den mir bekannten schrulligen Charakteren und begleite Franz bei seinen Ermittlungen. Wie er seine Fälle aufklärt, ist immer wieder eine große Überraschung, denn seine Methoden sind alles andere als geniale Aufklärungsarbeit. Meistens hilft ihm sein alter Spezi Rudi Birkenberger dabei.



Beim vorliegenden Mord an der jungen Saskia Grimm hat Franz eine harte Nuss zu knacken, doch er kann sich kaum auf den Fall konzentrieren, denn er ist richtig krank. Er hat starke Schmerzen, seine Cholesterinwerte sind extrem hoch und so wird er vom Arzt auf eine fleischlose, gesunde Diät gesetzt. Dabei sind Schweinsbraten, Speckknödel und Leberkäse Franz Lieblingsgerichte. Aber auch die Oma, sonst immer ein Garant der fleischlastigen Küche, zieht mit dem behandelnden Arzt an einem Strang und serviert zum Frühstück Smoothies, mittags Gemüsecurry und lauter gesunde Sachen. Franz ist verzweifelt, doch den Weg zum Simmerl findet er allemal.

Diese Diätversuche, vor allem aus der Sicht vom Franz, haben mich sehr amüsiert. Auch die Sache mit Franz Papa hat Schwung in die Geschichte gebracht, er wandelt jetzt auf Freiersfüßen und Franz erkennt ihn kaum wieder. Die anderen skurrilen bekannten Figuren wie Flötzinger und Simmerl Junior sorgen ebenfalls für Wiedersehensfreude beim Lesen.

In diesem Krimis geht es vermehrt um das Privatleben vom Franz, wir lernen seinen Sohn Paul kennen, der mit Mutter Susi die Freitagnachmittage gemeinsam mit Franz verbringt. Mehr Familienleben ist aber nicht vorgesehen und so lebt Franz eigentlich immer noch wie ein Junggeselle in seinem Saustall.

Die Krimihandlung benötigt einige Anlaufzeit und auch dann kommt sie nur schwer in Gang. Die Auflösung ist unwiderlegbar, ich hätte mir mehr Spannung gewünscht und die Erzählkraft verebbt auch ein wenig in Franzens Ernährungsproblem.



Alles in allem ein unterhaltsamer Krimi mit dem gewohnten Lokalkolorit und den bekannten Figuren.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Leichte, vorhersehbare Geschichte vor dem Hintergrund einer Buchhandlung. Charaktere waren ziemlich nervig.

Der kleine Laden der einsamen Herzen
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Geschichten über Buchhandlungen haben immer einen ganz besonderen Reiz und so bin ich schnell in die Handlung eingetaucht und habe zwar Posy bewundert, wie sie sich in ihre Idee festbeißt, den schlecht ...

Geschichten über Buchhandlungen haben immer einen ganz besonderen Reiz und so bin ich schnell in die Handlung eingetaucht und habe zwar Posy bewundert, wie sie sich in ihre Idee festbeißt, den schlecht laufenden Buchladen in ein Romantikkönigreich umzubauen und dort nur Liebesromane anzubieten, aber diese Idee setzt sie mit drei Mitarbeitern um und wie sich so ein Laden dann rechnen soll, ist mir schleierhaft.

Anfangs konnte mich der schöne, zwar etwas blumige Schreibstil für sich einnehmen, aber dann ging mir diese vorhersehbare und klischeehafte Geschichte doch gehörig auf die Nerven und besonders nervig sind die ständigen Streitereien mit Sebastian, der sie unschön beleidigt, herumkommandiert und stets mit Nachnamen anspricht. Wie sich vor lauter Beleidigungen Liebe entwickeln soll, kann ich nicht nachvollziehen. Auch das Rollenklischee ist nichts Neues, denn Sebastian als reicher Schnösel mit flotten Sportwagen dargestellt und Posy als dickliche unscheinbare Büchermaus wie Bridget Jones. Alles schon einmal dagewesen.



Neben ihrer fixen Idee mit der Liebesromanbuchhandlung schreibt Posy eine echte Regency-Liebesgeschichte, eine echte Schmonzette, bei der sie und Sebastian sich in Figuren wie in einem Jane Austen Roman verwandeln und sich Liebesgefühle in schwülstigster Weise entwickeln. Mehr Klischee geht nicht und von da an war das Buch für mich nur noch seichteste Unterhaltung.



Nur die Angestellten mit ihren ausgefallenen Besonderheiten konnten mich ein wenig zufriedenstellen. Verity ist der Zahlenmensch, sie weigert sich zu telefonieren und die blauhaarige Nina ist voller Büchertatoos und für jedes Date zu haben.

Das Ende des Romans lebt von Charakteränderungen einiger Figuren, so etwas wirkt in meinen Augen absolut unrealistisch und lächerlich.


Dieser Roman ist eine seichte Liebesgeschichte mit nervigen Charakteren. Der einzige Lichtblick ist der Schauplatz der Buchhandlung. Von mir maximal 2,5 Sterne, die ich nicht aufrunden kann.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Packender Thriller mit einem Ende, das auf weitere Folgen schliessen lässt.

Der Totensucher
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Schon der Prolog hatte das fesselnde Etwas, das einen guten Thriller ausmacht. Gemeinsam mit Speer und Bogner, die zum ersten Mal gemeinsam ermitteln, macht man sich auf die Suche nach einem Serienmörder, ...

Schon der Prolog hatte das fesselnde Etwas, das einen guten Thriller ausmacht. Gemeinsam mit Speer und Bogner, die zum ersten Mal gemeinsam ermitteln, macht man sich auf die Suche nach einem Serienmörder, der in einer Verbindung zu pädophilen Kreisen zu stehen scheint.

Das erste Mordopfer wurde auf grausame Weise mit quälender Folter nahezu hingerichtet und der Tote war eine Schlüsselperson in der Drogenszene. Als innerhalb 24 Stunden bereits der nächste Mord geschieht, wieder nach besagtem Muster, hält das den Spannungseffekt extrem hoch. Wie hängen die Morde jedoch mit dem Verschwinden von Speers Tochter Lucy zusammen?


Die Ermittler werden samt Privatleben aus nächster Nähe vorgestellt, beide sind Personen mit Ecken und Kanten, die zwar bis zum Umfallen arbeiten, aber auch keine sympathischen Charaktere darstellen. Sie sind auf ihre Art arbeitswütig, erfolgsorientiert und bei Speer ist die intensive Suche nach seiner Tochter ein extremer Punkt des Plots und er startet häufig auch Alleingänge. Bogner und Speer lassen sich auch von ihren Vorgesetzten nicht in ihrer Arbeitswut trennen und so geht es intensiv an die Nachforschungen. Mir haben die authentischen Befragungen und daraus gezogenen Schlussfolgerungen, aber auch die rasante Verfolgung und die Einblicke in das Täterverhalten, dem ein eigener Handlungsstrang zuteil wurde, gut gefallen. Die psychologischen Aspekte werden näher beleuchtet und das Rachemotiv steht über der gesamten Handlung. Aber es geht auch um alte, noch bestehende Seilschaften der DDR, um pädophile Kreise und Menschen mit Einfluss, die die Macht haben, Verbrechen spurlos zu vertuschen. Doch das charismatische Ermittlerduo hat sich in dem Fall festgebissen und gibt erst auf, als das letzte Opfer gefunden wird.

Trotz aller Einsichten und Hinweise kommt man dem Täter nicht allein auf die Spur. Hier bedient sich der Autor eines besonderen Tricks, der am Ende für eine völlig überraschende Auflösung sorgt. Während dieser spannenden Tätersuche hat man als Leser stets den Wunsch, die Tochter Speers endlich wiederzufinden.

Das Finale ist in seiner Dramatik ein krönender Abschluss dieser Tätersuche, bei dem die kranke Psyche sich in aller Gewalt noch einmal offen zeigt.



Dieser Thriller ist rasant, äußerst fesselnd und zeigt ein Ende, bei dem man auf eine weitere Folge hoffen kann. Ein deutscher Autor, der es durchaus mit englischsprachigen Thrillerautoren aufnehmen kann.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Diese Geschichte lässt mich komplett eintauchen

Gestern und heute und morgen
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Diese Geschichte lässt mich komplett eintauchen. Sie ist toll geschrieben, einerseits leicht und ohne offensichtlichen Anspruch, aber auch sehr nachdenklich, zweifelnd und berührend. Im Vordergrund stehen ...

Diese Geschichte lässt mich komplett eintauchen. Sie ist toll geschrieben, einerseits leicht und ohne offensichtlichen Anspruch, aber auch sehr nachdenklich, zweifelnd und berührend. Im Vordergrund stehen neben Hope und ihren Zweifeln die verschiedenen, gut charakterisierten Figuren, die alle sehr authentisch und unterhaltsam beschrieben sind.

Das Buch liest sich gut und sehr kurzweilig. Man erlebt hautnah mit, wie sehr Hope mit ihrem Leben überfordert ist, ihr wächst alles über den Kopf und so bekommt sie eine Depression.


Man kann dieses Buch als Lebensbericht bezeichnen, wir sehen die Veränderungen, Lebensträume, Störungen und Veränderungen im Leben von Hope. Sie heiratet, bekommt vier Kinder und ist Roy eine gute Ehefrau. Sie haben keine Geldsorgen, ein schönes Haus und doch fehlt etwas. Ist Hope wirklich glücklich? Man kann es nicht vermuten, denn sie fügt sich in ihre Rolle ohne eigene Träume verwirklicht zu haben. Sie passt sich an und die Rolle der Rebellin kommt ihrer Freundin Emily zu. Aber Hope spielt weiter die pflichterfüllende Ehefrau, die für ihre Familie da ist. Solange, bis sie eine Depression bekommt, die sie mit Elektrotherapie und Medikamenten überwindet.

Es gibt einige dramatische Phasen in Hopes Leben, die Depression ist eine, außerdem reagiert sie bei der Belästigung einer ihrer Töchter durch einen Cousin und sie sorgt sich um die schwierige Beziehung ihres Sohnes zu seiner Frau. Hope versucht immer zu helfen. So ist sie diejenige, die eine Freundin der Tochter zu einer Abtreibung fährt. Ihre Kinder werden erwachsen, mit ihren Fehlern und Stärken und Hope kann sich von ihnen lösen. Ihr Leben mit Roy wirkt etwas belanglos, aber es scheint gemeinsam zu laufen. Auch wenn sie sich nie über wichtige Dinge auszutauschen scheinen. Gedanken macht sich scheinbar nur Hope. So denkt sie über Freiheit nach und wie sie ihr Leben gelebt hat. Interessant ist für mich, dass sie erst nach dem Tod von Roy, über ihn nachdenkt und endlich selbst die Freiheit geniesst zu reisen. Erst ohne Pflichten, hat sie die Möglichkeit, ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu gestalten.


Auffällig ist, der Autor lässt Hopes wahre Emotionen kaum durchblicken, erst als ältere Frau, ihrer Schönheit beraubt und nur noch eine von vielen älteren Frauen, kommt man ihr gedanklich näher.

Am Ende ihres Lebens ist sie mit sich und ihrer Familie im Reinen.



Diesen Lebensbericht habe ich gern gelesen. Er zeigt eine Frau, die ihre Rolle spielt, in der Familie, in der Gesellschaft, aber auch in ihrem eigenen Leben? Erst im Alter findet sie zu sich selbst. Ein nachdenklich machendes Buch über eine Frau, die für die Familie lebt.