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Veröffentlicht am 03.11.2017

Von hinten aufgezäumte, packende Schilderung einer Tragödie

Dann schlaf auch du
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Ein Pariser Ehepaar, beide sind Akademiker, sucht eine Kinderfrau für ihre zwei Kinder. Die Eltern wollen beruflich durchstarten, vertrauen vollends ihrer "Nounou" Louise, denn sie ist die perfekte Perle ...

Ein Pariser Ehepaar, beide sind Akademiker, sucht eine Kinderfrau für ihre zwei Kinder. Die Eltern wollen beruflich durchstarten, vertrauen vollends ihrer "Nounou" Louise, denn sie ist die perfekte Perle im Haushalt und Küche, die ihre Kinder auch noch abgöttisch lieben.



Dieser Roman ist gleichzeitig ein Psychothriller, denn er startet mit dem schrecklichen Ende, mit der Tragödie eines Kindesmordes. Weil die Autorin ihren Roman von hinten aufzäumt, wird dem Leser sofort die dramatische Lage bewusst, aber er weiß nicht, wie es dazu kommen konnte. Also erliegt man dem Buch und liest, um zu erfahren wie das unfassbare Verbrechen geschehen konnte. In diesem Fall wird nicht alles aufgeklärt, es gibt noch offene Fragen, aber die erklären sich auch der Situation der Täterin heraus.


Man gerät in einen Lesesog, man erlebt, wie das Kindermädchen Louise zu einem unverzichtbaren Teil in dieser Familie wird. Man könnte an einen Fels in der Brandung denken, so schmeißt die Nounou den Haushalt, kocht und putzt und erzieht nebenbei die Kinder, damit sich die Eltern beruflich verwirklichen können. Doch in Wahrheit ist sie kein Fels, in ihr rumort etwas, es gärt und beginnt dramatische Folgen anzunehmen.

Die Gründe liegen in ihrer Vergangenheit, Louise gehört zur unteren sozialen Schicht, sie ist ungebildet, bekommt schon früh ein Kind, ihre Ehe ist lieblos und als ihr Mann stirbt, hinterlässt er ihr seine angehäuften Schulden. Louise sucht nach Liebe, möchte ein Teil der neuen Familie sein und ermöglicht ihnen, sich selbst zu verwirklichen.

Nach und nach bekommt man ein Bild vom Leben Louises und des Ehepaares und man sieht mögliche Tatmotive. Daraus zieht der Roman ein unglaubliches Spannungspotential, denn man kann sich nicht vorstellen, wie aus dieser friedfertigen Louise eine Mörderin werden konnte.



Mich hat die Darstellung des gesellschaftlichen Hintergrundes interessiert und mitgenommen. Es geht um die Menschen hinter den funktionierenden Großverdienern und Steuerzahlern der westlichen Länder. Es geht um die chancenlosen Kindermädchen aus armen Ländern der Erde, die für einen geringen Lohn die Kinder der Besserverdienenden hüten. Ist das schon Ausbeutung oder ist das Beschäftigung? Der gesellschaftskritische Unterton ist spürbar, aber nicht direkt anprangernd.



Die Autorin hat einen sachlich, nüchternen Erzählstil, der in einem ruhigen Ton eher beschreibt als erklärt und keine Wertung einfließen lässt. Die fesselnden Charaktere und die unheimliche Atmosphäre sorgen für ein intensives Leseerlebnis.


Dieser Roman bekommt deshalb von mir die vollste Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 03.11.2017

in sehr lesenswertes Buch mit informativem und unterhaltendem Charakter, es gibt Denkanstösse und Vorschläge für ein Leben ohne Müllberge.

Ohne Wenn und Abfall
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Milena Glimbovski hat mit der Gründung eines Supermarkts ohne Einwegverpackungen genau den richtigen Weg eingeschlagen.
Ihr Buch zeigt Wege zur Nachhaltigkeit auf.
Es gibt Tipps zur Müllvermeidung in allen ...

Milena Glimbovski hat mit der Gründung eines Supermarkts ohne Einwegverpackungen genau den richtigen Weg eingeschlagen.
Ihr Buch zeigt Wege zur Nachhaltigkeit auf.
Es gibt Tipps zur Müllvermeidung in allen Lebenslagen und Rezepte für Alltagskosmetik auf natürlicher Grundlage. Jeder verantwortungsbewusste Mensch sollte hier sein Handeln überdenken.

"Was ich weiterhin verpackt kaufe: Kondome, Medikamente und Nachos " Zitat Seite 155

Milena Glimbovski hat mit "Ohne Wenn und Abfall" ihr erstes Buch veröffentlicht. Darin berichtet sie von der Umsetzung ihrer Geschäftsidee, die gleichzeitig auch ihre Konsequenz aus der Vermüllung der Welt bedeutete, von der Gründung des ersten Unverpackt Laden Deutschlands, dem Original Unverpackt in Berlin.

Das Buch ist eine Mischung aus Sachbuch, biografischer Unterhaltung und beispielhaften Anwendungstipps und Denkanstössen für die Verbesserung des Konsumverhaltens am Beispiel der Autorin.

Gelungen ist schon das Vorwort. Wir und unsere Gemütlichkeit sind das Problem für die zunehmende Vermüllung der Welt, denn Verpacktes lässt sich besser transportieren. Jeder kann hier umdenken und seinen eigenen Beitrag leisten, um Müll zu vermeiden.

Der Leser erfährt in den teilweise angerissenen Themenbereichen wie Zero Waste, Einkaufsverhalten, Wohnen, Kosmetik und Minimalismus, welche Alternativen sich für das eigene Verhalten bieten. Welche man dann umsetzen kann, muss jeder für sich selber entscheiden. Manche Dinge sind jedoch gar nicht so schwer und mit dem entscheidenden Willen gut umsetzbar.

Was mir gut gefallen hat, ist die aufrichtige Ehrlichkeit der Autorin. Sie berichtet sehr offen und erfrischend ehrlich aus ihrem Leben und selbst das Thema Sex klammert sie nicht aus. Ihr Erzählstil ist unterhaltsam und auch humorvoll zu lesen.
Die Lektüre sorgt mit Denkanstössen für ein Anfangen mit der Müllvermeidung. Selbst wenn man nur einige Tipps im Alltagsleben umsetzt, wird man das Thema Zero Waste vielleicht nicht vollständig erreichen, aber auch der Weg im veränderten Konsum ist hier schon als Erfolg zu buchen.

Auch wenn das Buch ein wenig wie ein Egotrip Glimbovskis erscheint, kurz die Umwelt retten zu wollen und manche Themen nur angerissen werden, so finde ich doch den Grundgedanken des Müll-Kreuzzuges für unsere Erde sehr wichtig.

Dieses Buch ist ein sehr lesenswertes Buch mit informativem und unterhaltendem Charakter und es gibt einige Denkanstösse für ein Überdenken unseres Konsumverhaltens. Einige Beispiele kann jeder beherzigen und umsetzen.

Veröffentlicht am 03.11.2017

Eine berührende, mitreißende Liebesgeschichte vor der Kulisse der Rocky Mountains und mit Szenen aus dem All.

Sternenwinternacht
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Die englische Autorin Karen Swan ist bekannt für ihre Liebesromane vor winterlicher Kulisse. Die Cover sind jedes Mal ein Traum und so konnte ich bei diesem Buch nicht widerstehen. "Sternenwinternacht" ...

Die englische Autorin Karen Swan ist bekannt für ihre Liebesromane vor winterlicher Kulisse. Die Cover sind jedes Mal ein Traum und so konnte ich bei diesem Buch nicht widerstehen. "Sternenwinternacht" erscheint 2017 im Goldmann Verlag.

Meg und Mitch sind begeisterte Snowboarder und leben und arbeiten in den Rocky Mountains. Ihre Hochzeit steht kurz bevor.
Während eines Schneesturms kommt es zu einer folgenschweren Katastrophe. Meg setzt per Funkgerät einen Hilferuf und landet bei einem Unbekannten, Jonas. Er ist berührt von Megs Verzweiflung und funkt zurück. Aus ihren Gesprächen entwickelt sich eine zarte Freundschaft und Meg fragt sich, ob sie sich in jemanden verlieben kann, von dem man nur die Stimme kennt.


Dieser Roman ist mein erster von Karen Swan und ich muss zuerst mal das traumhafte Cover loben. Es ist wunderschön, sehr winterlich und passt sehr gut zum Inhalt des Buches.
Mich hat dieser Roman schnell in seinen Bann gezogen. Die Szenerie der atemberaubend schönen Natur der Rocky Mountains, die waghalsigen Snowboarder und die verschneite Landschaft vereinen sich mit einer schicksalshaften, weil dramatischen Liebesgeschichte zu einem einzigartigen Roman.

Die Geschichte hat mich gepackt, ich habe mitgelitten, mitgebangt, mitgehofft, einige Charaktere verflucht und auch die schönen Momente sehr genossen. Diese Weihnachtsgeschichte ist an Dramatik kaum zu überbieten, sie enthält neben vielen Emotionen auch schicksalsträchtige Funkgespräche und wissenswerte Informationen und Einblicke über die Internationale Raumstation und dem Leben der Astronauten an Bord.


Meg ist als Protagonistin eine sympathische Figur, sie erlebt den größten Schicksalsschlag, den man sich vorstellen kann und gibt dennoch nicht auf. Sie nimmt ihr Schicksal an und versucht, damit klarzukommen. Ihr einziger Lichtblick ist ihre zufällige Funkverbindung und E-Mail-Freundschaft mit Jonas, dem Astronauten. Ihm, der so weit entfernt ist und ihr völlig unbekannt, kann sie sich öffnen. Die Gespräche sind zwischenmenschlich sehr tief, aber auch voller Astronautenwitze und Infos über das Leben im All. Meg freut sich auf ihren Kontakt und sie schöpft daraus neuen Lebensmut. Aber auch ihren Hund Badger und ihre Schwester Ronnie mochte ich gern, sie sind beide ebenfalls entscheidende Stützen für Meg.


Karen Swan hat mich trotz des recht umfangreichen Buches in Spannung gehalten. Ihre Charaktere sind sehr einfühlsam geschildert, es gibt Figuren, die man mag, andere nicht so sehr. Mein Interesse an den Personen blieb bis zuletzt aufrecht.


Die Geschichte punktet mit Emotionen, dramatischen Vorkommnissen, vielschichtigen Figuren und einer winterlich verschneiten Idylle um die Weihnachtszeit in den Rockys. Genau diese Stimmung passt für einen weihnachtlichen Roman und ich habe das Buch genossen.



Meine Empfehlung für einen Roman voller Dramatik und Romantik für die vorweihnachtliche Zeit.

Veröffentlicht am 03.11.2017

Ein wunderschöner Blick auf die Gemälde großer Künstler

Frauen und ihre Hunde
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Das Buch beginnt mit einem interessanten Vorwort von Elke Heidenreich, die selbst Hundebesitzerin ist. Zusammenfassend kann man sagen, dass sie einen Hund nicht als Partner- und Kindersatz sieht, sondern ...

Das Buch beginnt mit einem interessanten Vorwort von Elke Heidenreich, die selbst Hundebesitzerin ist. Zusammenfassend kann man sagen, dass sie einen Hund nicht als Partner- und Kindersatz sieht, sondern als ein liebevolles "Zwischenwesen", das für jedes Familienmitglied eine andere Bedeutung hat. Als treuer Begleiter ist ein Hund jedenfalls unschlagbar.

Dieser Bildband ist hochwertig aufgemacht, die abgedruckten Gemälde sind recht großformatig und von großer Farbgenauigkeit und Brillanz. Zu jedem Bild gibt es eine ausführliche Erklärung der Autorin, in der sie die Beziehung zwischen Hund und Dame oder die zeitgemäßen Umstände des Bildes näher erörtert. Aber auch auf die jeweiligen Künstler und ihre Intention der Darstellung geht sie genauer ein.

Die Gemälde werden in 12 verschiedene Kapitel eingeordnet, es wird eingeteilt nach den verschiedenen Darstellungen von Hunden in der Malerei.

Den Auftakt machen Hunde auf Herrscherportraits, schon seit Jahrhunderten sind sie Wächter von Tugend, Treue und Status.

Aber auch den Minihunden von Adelsdamen und Kurtisanen ist ein Kapitel gewidmet. Minihunde waren kostbare Tiere, Begleit- und Schoßhunde. Die Tiere waren nicht minder adelig wie ihre Besitzer und so schmückte man sich mit ihnen als Statussymbol.

Später im Bürgertum wurden Hunde zu Gefährten im Alltag. Renoir, Bonnard, Matisse, Caroline Mundt waren Künstler, die diese Bürgerlichen mit ihren Hunden darstellten.

Auch bei Müttern gesellte sich häufig zum Kind ein Hund. Hier glänzen Gemälde von Tissot, Reynolds, Manet und Arthur Elsley zum tierischen Familienmitglied.

Wenn Künstler die eigene Frau oder den eigenen Hund abbilden, soll das möglichst attraktiv und individuell sein, sozusagen als Markenzeichen für das eigene Können. Das beherrscht ganz besonders der Norweger Peder Severin Krøyer, ein Impressionist. Das Titelbild des Buches zeigt die wunderschöne Darstellung seiner Frau in Skagen.


Hunde sind auch Stimmungsbarometer, Boten von Glück und Melancholie. Carl Larsson, der mit Bildern seiner Frau Karin die skandinavische Wohnkultur abbildete, zeigt die besonderen Elemente Helligkeit, fröhliche Farben und Funktionalität.

Der Hund ist natürlich ein Partner für Spiel und Spaß, aber auch als modisches Accessoire wurden Vierbeiner von Frauen in Szene gesetzt. Wie die Gemälde diese Funktionen einfangen, erstaunt beim Anblick immer wieder.

Was man aber diesem Buch auf jeden Fall entnehmen kann, ist diese Aussage:
Der Hund ist der beste Freund auf allen Lebenswegen.


Wer sich für Kunst interessiert, selbst auch einen Hund hat oder einfach nur gern Gemälde anschauen möchte, findet mit diesem wunderbaren Bildband eine Menge Anschauungsmaterial.

Veröffentlicht am 03.11.2017

Konnte mich nicht so packen:

Ich will brav sein
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Der Geruch von altem Holz und dickem Staub, der die Treppe herabschlich, schnürte ihr die Kehle zu. Ihre Knie wurden weich, doch die Mutter drängte sie unnachgiebig weiter hinauf, Stufe für Stufe." Zitat ...

Der Geruch von altem Holz und dickem Staub, der die Treppe herabschlich, schnürte ihr die Kehle zu. Ihre Knie wurden weich, doch die Mutter drängte sie unnachgiebig weiter hinauf, Stufe für Stufe." Zitat Seite 7


Die Story beginnt ziemlich schleppend und auch wenn die Einblenden aus dem Leben eines kleinen Mädchens erschüttern und berühren, aus ihnen wird man nicht sofort schlau. Julis Einleben nimmt eine gewisse Zeit ein und die Geschichte legt dann erst ab der Hälfte des Buches an Fahrt zu und bringt mit gruseligen Szenen auf dem Dachboden eine unheimliche Stimmung mit, der man als Leser ratlos, aber auch gespannt folgt.

Für mich war das ein Buch, bei dem ich mich lange abgemüht habe. Denn auch wenn man die Bosheit und das Böse einiger Personen ahnen kann, so kann man die Story doch nicht durchschauen. Immer wieder sorgen Einschübe der Geschichte des kleinen Mädchens für Besorgnis, man wird daraus aber nicht schlau. So etwas verlangsamt meinen Lesefluss stets gewaltig. Aber ich habe mich durch das Buch gekämpft, die allgegenwärtig beschriebende Hitze ertragen und wurde dann mit einem spektakulären Ende belohnt. Der Blick in dunkle Seelen und tiefe Abgründe der Psyche ist der Autorin inhaltlich gut gelungen.


Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen, sie schreibt flüssig, intensiv und lässt die Sommerhitze durch das Buch flimmern. Auch ihre Einblicke in die Gedanken und Erlebnisse des Kindes erscheinen sehr gewaltig.

Mich stören aber auch die häufigen Aufzählungen von Kleidung, Gegenständen und Lebensmitteln. Das wirkt zwar sehr übersichtlich und umfassend, sodass sich der Leser ein genaues Bild machen kann, aber es ist mir einfach ein zu häufig eingesetztes Mittel zum Zweck.


Von Beginn an hat mich die Story um das Kind verwirrt und da das Rätsel um sie erst gegen Ende aufgeklärt wird, hatte ich Lesephasen, bei denen ich schon das Handtuch werfen wollte. Hier braucht man einen langen Atem.


Ein Thriller mit vielen Details und mysteriösen Geschehnissen!