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Veröffentlicht am 07.03.2018

Ein aussergewöhnliches Bilderbuch

Irgendwohin oder der Tag, an dem George das Fliegen lernte
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Alle Vögel ziehen im kalten Winter in den Süden, doch George nicht. Er ist ein weißer Gänserich, der wunderbar backen kann, gerne in seinem Haushalt lebt und sich dort wohl fühlt. Gerne bewirtet er Gäste ...

Alle Vögel ziehen im kalten Winter in den Süden, doch George nicht. Er ist ein weißer Gänserich, der wunderbar backen kann, gerne in seinem Haushalt lebt und sich dort wohl fühlt. Gerne bewirtet er Gäste und wenn sie seine Kuchen essen, erinnert sie das an ferne Orte. Immer wieder möchten seine Freunde ihn bei ihren Flügen mitnehmen, ob in die Anden oder nach Paris. Doch George möchte seine Heimat nicht verlassen.

George ist beliebt und wird von allen akzeptiert, obwohl er anders ist als die anderen Zugvögel. Im Winter ist niemand mehr da und George fühlt sich einsam.


Doch dann taucht der Bär Pascal auf, ein Spezialist für viele Dinge, der nach einem warmen Platz im Winter sucht. Ihm vertraut sich George an. Er ist zwar ein Vogel, aber er kann nicht fliegen, weil er damals schlicht und einfach gefehlt hat als es alle gelernt haben.

Der Bär ist ein echter Freund und er beschliesst George das Fliegen beizubringen, doch es klappt nicht und schliesslich bauen sie einen Heißluftballon. Damit gelingt endlich die Fliegerei und sie reisen damit um die Welt und sogar nach Paris und in die Arktis. Doch irgendetwas fehlt ihnen, es ist die Heimat und die leckeren Kuchen, die George immer zuhause backt.


Die Botschaft hinter dieser Geschichte lege ich mal so aus: Wenn man ein Ziel vor Augen hat, entwickelt man Mut und findet neue Wege, die einen auch zum Ziel bringen. Es gibt nicht nur den einen gerade Weg, sondern auch die Umwege führen letztendlich noch zum Ziel. In der Gemeinschaft klappt das umso besser.


Mir hat dieses Bilderbuch sehr gut gefallen, die Bilder sind bunt, fröhlich und sehr aussagekräftig. Der bunte Mix von Kollagen, Zeitungsausschnitten und gemalten Bildern sorgt für interessante Abwechslung und für besondere Beachtung.

Die Texte sind relativ kurz, auf den Buchseiten kreuz und quer verteilt und damit ist dieses Buch schon außergewöhnlich. Als Altersklasse möchte ich 4-7 Jahre angeben. Es gibt genügend Bilder, die Kinder betrachten können und die Texte sind auch für kleinere Kinder einigermaßen verständlich.


Die Aussage hinter dem Buch muss man eventuell mit dem Kind etwas näher besprechen, im Grunde kommt bei einigen Kindern eher die Verbundenheit zur Heimat an.


Dieses Buch ist sehr aussergewöhnlich in seiner Bildzusammenstellung, man kann viele Dinge entdecken. Wenn man im Leben ein Ziel hat, gibt es viele Wege dorthin. Das ist auch für Kinder eine wissenswerte Botschaft.


Veröffentlicht am 06.03.2018

Geniales Buch des Genies Wilhelm Busch

Max und Moritz
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Erstklassige Reime, die mit genialen Zeichnungen zu einer Einheit verschmelzen. Einfach wunderbar, wie hier die Moralkeule geschwungen wird. Die Bösen bekommen am Ende ihre Strafe, dieses Buch war zu ...



Erstklassige Reime, die mit genialen Zeichnungen zu einer Einheit verschmelzen. Einfach wunderbar, wie hier die Moralkeule geschwungen wird. Die Bösen bekommen am Ende ihre Strafe, dieses Buch war zu einer Zeit geschrieben, als man Abschreckung als Lehrmittel angesehen hat.


Diese Episodenerzählung in sieben Streichen wirkt auf mich schon seit meiner Kindheit wie ein gut gereimter Comic. Daher hat mich das tragisch endende Schicksal von Max und Moritz auch nie wirklich sehr berührt. Für mich waren das keine echten Kinder. Nur Bösewichter, die ihre Strafe erhielten.


Wilhelm Busch war für mich der Inbegriff eines Universalgenies, denn er war nicht nur ein hervorragender Dichter, er beherrschte auch noch das Zeichnen wie kaum ein anderer. Er vermochte durch die Abbildung von Körpersprache und Mimik stets den treffenden Ausdruck in allen Lebenslagen zu Papier zu bringen, wie ich es bei keinem anderen Künstler bisher gesehen habe.

Dieses Buch ist einzigartig in seiner Art, es ist generationenübergreifend und durch den direkten anklagenden Blick auf Schülerstreiche und menschliche Bosheit auch etwas besonderes.


Diesen Klassiker sollte man kennen, er ist durch die treffenden Reime und die witzig anmutenden Bilder ein Buch für die Ewigkeit und für alle Generationen.
Autor: Wilhelm Busch
Buch: Max und Moritz: Der Bilderbuch-Klassiker von Wilhelm Busch: Eine Bubengeschichte in sieben Streichen

Veröffentlicht am 05.03.2018

Humoristisch, tiefsinnig und spannend geht es bei diesem Alpenkrimi zu

Rabenschwarze Beute
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Nicola Förg hat mit "Rabenschwarze Beute" einen weiteren Band ihrer Alpen-Krimireihe hinzugefügt. Der mittlerweile 9. Band um Kathi Reindl und Irmi Mangold erscheint im Pendo Verlag.


Es ist Silvester ...

Nicola Förg hat mit "Rabenschwarze Beute" einen weiteren Band ihrer Alpen-Krimireihe hinzugefügt. Der mittlerweile 9. Band um Kathi Reindl und Irmi Mangold erscheint im Pendo Verlag.


Es ist Silvester in Murnau und die übliche Silvesterknallerei ist in vollem Gange. Doch ein Mann ist wie von Sinnen und ballert im Tarnanzug wie wild geworden mit einer Schreckschusspistole herum. Bei dem Lärm wird erst später entdeckt, dass jemand totgeschossen wurde. Das Opfer, Markus Göldner, ist ein Architekt, der sich recht aktiv für den Vogelschutz eingesetzt hat. Seine Kritik galt Sommerfeuerwerken, unsinnigen Böllerschützentreffen und vor allem Windkraftanlagen. Er hatte also reichlich Feinde und somit gibt es viel zu tun für Irmi Mangold und Kathi Reindl. Als die kleine Tochter einer bekannten Modebloggerin zu Schaden kommt, nimmt der Fall plötzlich noch ganz andere Ausmaße an.

Nicola Förg schreibt wunderbar locker und mit landestypischem Dialekt durchmischt. Dabei kommt der Humor nicht zu kurz, immer wieder gibt es humorvolle Szenen zu belachen und dennoch sind ihre Krimis auch spannend. Eine herzliche Ebene bekommt das Buch durch die sich kabbelnden Ermittlerinnen Irmi und Kathi, die sich beruflich wunderbar ergänzen und ein eingespieltes Kommissarinnenteam darstellen.

Nicola Förgs Krimis sind immer Umweltproblemen und dem Tierschutz geschuldet, in diesem Fall geht es um Vogelschutz durch die Vermeidung von Windkraftanlagen und nächtlichen Beleuchtungsszenarien in den Städten. Dadurch kommen Zugvögel nicht nur gefährliche Hindernisse in den Weg gebaut, sie bekommen Orientierungsnöte und werden zudem durch Knallkörper und Feuerwerke derart erschreckt, dass sie durch häufiges Auffliegen an wertvoller Energie und Kraft verlieren, die sie für ihren kräftezehrenden Vogelflug in wärmere Gefilde nötig brauchen.



Die Figur der La Jolina sorgt ebenfalls für strittige Diskussion, es ist eine Modebloggerin, die ihr eigenes Kind in der Modebranche zu Werbezwecken vermarktet. Darüber mag man denken wie man will, kindgerecht ist das jedenfalls nicht.


Aber auch die kriminalistische Seite kommt in Förgs Krimis nicht zu kurz. Einerseits sorgen die gut gezeichneten Charaktere der Ermittlerinnen und Kollegen für gute und humorvolle Unterhaltung und dann gehen sie den Hintergründen des Täters geschickt nach und stochern in so manchem Ameisenhaufen. Man kann als Leser gut mitraten, bekommt allerdings auch einige Wendungen und falsche Spuren in den Weg gelegt.


Diese Buchreihe lebt durch die lebendig geschilderten Ermittlerinnen, die aktuelle Tierschutzthematik und die Krimihandlung und sorgt mit etwas Humor und spannender Täterermittlung für ausgefüllte Lesezeit.

Veröffentlicht am 03.03.2018

Entzückend illustriertes Bilderbuch über Tratsch und Gerüchte

Das verrückte Wiesengeflüster
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Das empfohlene Lesealter liegt bei 4- 6 Jahren. Wobei jüngere Kinder das Buch auch schon verfolgen können, auch wenn sie die Aussage dahinter vielleicht noch nicht genau verstehen werden.

Es ist Frühling, ...

Das empfohlene Lesealter liegt bei 4- 6 Jahren. Wobei jüngere Kinder das Buch auch schon verfolgen können, auch wenn sie die Aussage dahinter vielleicht noch nicht genau verstehen werden.

Es ist Frühling, die Sonne scheint und die ersten Blümchen sind auf einer hübschen Wiese am Wald zu sehen. Zwei vorbeifliegende Amseln zwitschern dem Schaf eine Neuigkeit zu. Das Schaf ist für den neusten Tratsch immer zu haben und erzählt dem Fuchs weiter, dass angeblich die Häschen was aufs Näschen bekommen haben. Dieser berichtet es dem Dachs, dieser der Gans und diese der Maus. Solange, bis die Neuigkeit einschlägt wie eine Bombe. Alle wundern sich und machen sich Sorgen um die armen Hasen. Man vermutet das Schlimmste. Doch das kleine Wildschwein geht dem Gerücht auf den Grund und klärt alles auf. Einfache Verständnisprobleme haben hier aus einer schönen Neuigkeit ein schreckliches Gerücht gemacht.

Die Gerüchteküche kocht bei den Tieren am Wald hoch her. Jeder hört die unglaubliche Nachricht, kann es aber kaum glauben, schliesslich sind die Hasen ja super freundlich und friedliche Tiere. Mit wem sollten sie Ärger haben?

Das Aufbauschen von Nachrichten und das falsche Weitergeben kennt jeder, Kinder erfahren das meistens schon im Kindergarten durch das bekannte Stille-Post-Spiel.


Die Geschichte, die hinter diesem Bilderbuch steckt ist eine lehrreiche Sache. Denn wer Informationen weitergibt und sie auch noch mit anderen Tatsachen ausschmückt, kann für ordentlich Verwirrung sorgen. In diesem Fall ging die Erzählung so weit, dass den friedlichen und liebenswerten Hasen einiges nachgesagt wurde und sie laut Gerücht sogar ihr wunderhübsches Häuschen verlassen mussten. Am Ende klärt sich alles auf, eine wunderbare Überraschung ist hier der spezielle Knüller.


Kinder werden durch dieses Buch an die Gerüchteproblematik herangeführt, es bedarf aber vielleicht noch einiger Erklärungen durch den Vorlesenden und ein Erleben durch ein durchgeführtes Stille-Post-Spiel.


Bei diesem herrlich bunt illustrierten Bilderbuch macht das Anschauen Spaß. Besonders die entzückend dargestellten Tiere sind eine echte Freude, alle haben Gesichter und der kleine Marienkäfer ist in echter Wimmelmanier der besondere Liebling der Kinder. Er ist auf allen Buchseiten zu sehen und sorgt immer wieder für neue Überraschung.




Dieses Bilderbuch thematisiert die Problematik der Gerüchteverbreitung und sorgt mit seinen entzückenden Tierdarstellungen für ein wunderbares Lese- und Anschauvergnügen bei Groß und Klein.


Veröffentlicht am 28.02.2018

Ein stimmungsvoller Road-Trip auf Kuba

Mit Hanna nach Havanna
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Katrin ist Moderatorin bei einem TV-Sender, sie ist intelligent, etwas überstrebsam und möchte alles immer nach Plan ablaufen lassen. Doch dann kommt der große Schock, ihre Sendung wird wegen zu geringer ...

Katrin ist Moderatorin bei einem TV-Sender, sie ist intelligent, etwas überstrebsam und möchte alles immer nach Plan ablaufen lassen. Doch dann kommt der große Schock, ihre Sendung wird wegen zu geringer Einschaltquoten einer Kollegin übergeben. Dafür soll Katrin ein Senioren-Magazin übernehmen. Dieses Klientel klingt nach Stützstrümpfen und medizinischen Ratschlägen, aber Katrin fügt sich ergeben ihrem Schicksal. Bis ein Brief einer älteren Dame, Hanna, sie zu einer Reise nach Kuba aufbrechen lässt. Gemeinsam wollen sie Hannas große Liebe suchen. Katrin sagt zu, denn sie erhofft für ihren Reisebericht, einen angesehenen Journalistenpreis zu erhalten.

Von Theresia Graw kenne ich bereits alle Bücher. Dieses neue Buch von ihr mit dem wunderschönen Famingo-Cover musste ich natürlich auch lesen.

"Mit Hanna nach Havanna" ist eine humorvolle Geschichte über zwei völlig verschiedene Frauen. Katrin, die eine jung, etwas verkniffen und langweilig und die andere, Hanna, fast 80, trinkfest, unternehmungslustig und lebensfroh. Gemeinsam reisen sie im rosa Cadillac durch Kuba auf der Suche nach Julius, Hannas großer Liebe von vor 60 Jahren.


Wie sich zwischen den beiden Frauen trotz des Altersunterschiedes und ihrer verschiedenen Charaktere eine Freundschaft entwickelt, ist besonders schön zu lesen. Katrin ist mit ihrer negativen und kritischen Art schon ein besonderer Fall. Salsa, Cuba Libre und tropische Temperaturen in der Karibik? Das ist nicht ihr Fall, sie hat nur ihre berufliche Anerkennung vor Augen, aber dank ihrer abenteuerlichen Reise durch Kuba entwickelt sie ein neues Wertegefühl. Sie erlebt, wie man auch ungeplante Ereignisse überwinden kann und nur den Mut entwickeln muss, sie auch anzugehen. Hanna ist ein Genussmensch und mit ihrer unverwüstlich guten Laune und ihrem lebensfrohen Tatendrang bringt sie Katrin dazu, über ihren Schatten zu springen, auch mal unvernünftig zu sein und schliesslich zu erkennen, welche Dinge im Leben wirklich wichtig sind.

Wunderschön zu lesen sind die Landschaftsbeschreibungen des bunten Lebens auf Kuba, mit all den historisch gewachsenen Schwierigkeiten und den dennoch lebensfrohen und temperamentvollen Kubanern macht es Lust auf eine Urlaubsreise auf den Spuren Hemingways und das eigene Erleben von Salsa-Abenden und Mojitos beim Sonnenuntergang. Neben all der Urlaubsromantik werden aber auch die Probleme der Kubaner angerissen. Es wird deutlich, wie sie trotz ihrer Armut und der sozialen Probleme die Freude am Leben nicht verlieren und ihre Insel und das Leben lieben. Auch wenn es hier an vielem fehlt, die Menschen helfen sich gegenseitig und machen das Beste aus der Situation.


Dank Theresia Graws locker, flüssigem Schreibstil kann man gar nicht anders als durch das Buch zu fliegen, immer mit dem Gefühl, bei diesem Roadtrip direkt dabei zu sein. Gemeinsam quält man sich mit dem rosa Cadillac durch die maroden Strassen, erlebt die zauberhaften Flamingos, rollt Zigarren und trinkt einen Cuba Libre vor einem kitschig schönen Sonnenuntergang. Es ist ein authentisch wirkendes Bild von Kuba, dem man sich hier entspannt hingeben kann.
Man muss dieses Buch einfach geniessen, auch wenn man einige Dinge vorhersehen kann.


"Mit Hanna nach Havanna" war für mich ein wunderbarer Ausflug in die Karibik, eine unterhaltsame Gute-Laune-Geschichte, die mit kubanischer Lebensfreude gespickt ist und für schöne Lesestunden gesorgt hat. Mal wieder hat mich Theresia Graw mit ihrer Story begeistert.