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Veröffentlicht am 17.04.2023

Von Flammen, Brandstiftern und einem brennenden Malibu

Malibu Rising
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Nachdem Evelyn Hugo mich schon vergangenes Jahr wirklich gefesselt hat und Carrie Sotos Geschichte ein Jahreshighlight war, habe ich mich schon sehr gefreut, in die Welt von Malibu Rising einzutauchen ...

Nachdem Evelyn Hugo mich schon vergangenes Jahr wirklich gefesselt hat und Carrie Sotos Geschichte ein Jahreshighlight war, habe ich mich schon sehr gefreut, in die Welt von Malibu Rising einzutauchen und Nina Riva kennenzulernen, die durch den immer wieder auftretenden Mick Riva bereits bekannter ist. Dieser Roman ist Teil des zusammenhängenden Starquartetts, dass mich mit seinem Stil wieder einmal um die Finger gewickelt hat. Und doch ist das Buch anders und sorgt für eine ganz andere Atmosphäre als die Geschichten um Evelyn und Carrie. Nina ist anders und auch Malibu ist anders – und dann wiederum nicht. Vielleicht weil sich die Handlung des Romans nicht nur um die junge Nina Riva dreht, sondern auch um ihre Familie, die viele kleine Brandherde erzeugt, die letztlich doch zu einem flammenden Inferno werden – so vermutet man es zumindest. Stattdessen überrascht Reid und sorgt dafür, dass man in diesen ganzen kleinen Intrigen und Skandalen doch irgendwie hofft, dass sich am Ende alle verstehen. Und am Ende sammelt man die vielen kleinen Splitter der Familie Riva und fragt sich, ob Tolstoi mit seinen Worten bei Anna Karenina recht hat: Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich, jede unglückliche Familie ist unglücklich auf ihre Weise. Und diese Familie ist nicht nur vollkommen unterschiedlich, sondern bietet auch das Potenzial für einen Knall. Die Beziehung zwischen Kit, Jay, Hud und Nina, eine seltsame Dynamik, anders als die bisherigen Dynamiken bei TJR und irgendwie hat mir gerade das gefehlt. Sie haben zwar auch ein gutes Verhältnis, aber es brodelt auch. Dadurch, dass „Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ und „Carrie Soto is back“ mir so unglaublich gut gefallen hatten, war meine Erwartungshaltung entsprechend groß. Durch den atmosphärischen Stil für den TJR bekannt ist, habe ich zwar gut in das Buch gefunden, aber die Handlungsstränge und die kurze Handlungsspanne des gegenwärtigen Handlungsstrang haben dafür gesorgt, dass sich die Handlung zieht, gerade weil noch viele unwesentliche Charaktere angeführt werden und in Teilen des Romans nicht viel passiert, sodass man wichtige Aspekte beinahe überliest. Es ist eine gute Geschichte, aber im Vergleich zu den anderen Romanen fehlte doch zum Teil die Spannung in einzelnen Episoden des Buches. Es ist ein Spannungsbogen vorhanden und sicherlich wird er einigen Lesern sehr zusagen, doch ich glaube, dass ich dazu schon zu hohe Erwartungen hatte, um diesen dann ganz zu würdigen. Der Grund, warum ich das Buch dennoch in einem Rutsch gelesen habe, ist aber der, dass ich die Charaktere trotzdem ins Herz geschlossen habe. Trotz ihrer Art und TJR beweist gerade bei den Riva-Kindern wieder einmal, wie schwer schwarz-weiß-Denken ist. Die Familienmitglieder lassen einen unglaublich viele Gefühle empfinden, man leidet mit Nina, man ärgert sich über Hud und bemitleidet Jay… und Kit? Da erlebt man viele verschiedene Gefühle, weil das nun einmal das Talent der Autorin ist, einen mit den Figuren zu überraschen. Und die vielen Scherben der Riva Familie waren schon zerschmettert bevor diese Party stattfindet. Bevor Malibu in diesem Szenario brennt und die Schicksale der Familie schneller aufgedeckt werden als es den Riva Geschwistern lieb ist. Alles in allem ein anderes Taylor Jenkins Reid Buch, das anders ist und man eigentlich der ganzen Familie raten möchte, sich einmal richtig auszusprechen und Hilfe zu suchen. Ich glaube, dass gerade meine Erwartungshaltung hierbei einen Einfluss auf meine Bewertung hat und dass es nicht an die großen Werke der Autorin heranreicht.

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Veröffentlicht am 25.02.2023

Von Tränen unter Ahornbäumen und Licht in der Dämmerung

Vor uns die Dämmerung
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Als der Forever Verlag mit dem Hashtag #booksthatmademeuglycry geworben hat und versprach, dass das Buch einem das Herz brechen würde, musste ich mich bei Vorablesen bewerben. Und dann war ich bis in die ...

Als der Forever Verlag mit dem Hashtag #booksthatmademeuglycry geworben hat und versprach, dass das Buch einem das Herz brechen würde, musste ich mich bei Vorablesen bewerben. Und dann war ich bis in die frühen Morgenstunden wach und brauchte Zeit, um Worte für diesen Roman zu finden. „Vor uns die Dämmerung“, im englischen „Underneath the Sycamore tree“, geht ans Herz. Und auch wenn ich den englischen Titel passender finde, ist die Idee des Leuchtens in der Dämmerung – das Buch leuchtet wortwörtlich im Dunkeln – auch passend für dieses berührende Buch. Die Geschichte rund um Emery Matterson und ihre Lupus-Erkrankung geht ans Herz. Und um den emotionalen Faktor vorwegzunehmen – ich habe geweint. Die Geschichte eines jungen Mädchens, das den Großteil ihres Lebens an einer Krankheit leidet, die ihr bereits ihre Schwester genommen hat, war wirklich berührend. Und auch wenn die Liebesgeschichte zwischen der Emery und ihrem Stiefbruder Kaiden einen Großteil der Geschichte einnimmt, ist es eher die Art und Weise, wie B. Celeste das Leben Emerys mit der Krankheit geschildert hat, die mir an diesem Buch besonders gut gefallen hat. Die chronischen Schmerzen, die Stigmatisierungen und die Vorurteile mit denen Emery konfrontiert wird, werden wirklich herzzerreißend geschildert. Ich finde es wichtig, dass die Thematik in diesem Werk behandelt wird und auch, dass B. Celeste ein Werk geschaffen hat, dass die Möglichkeit bietet, die verschiedensten Facetten der Erkrankung zu beleuchten. Gerade auch den Aspekt, dass niemand zu Beginn glauben wollte, dass Emery tatsächlich erkrankt ist, was einen bitteren Beigeschmack hinterlässt, weil auch Emery dies immer wieder betont: nur weil eine Erkrankung nicht gleich sichtbar ist, bedeutet es nicht, dass sie nicht existent ist und Schmerzen hervorrufen kann. Ich glaube, dass mir die Geschichte vor ein paar Jahren noch besser gefallen hätte, gerade in Bezug auf die Liebesgeschichte, denn Kaiden war eine … ziemlich ambivalente Figur, die mich gelegentlich zur Weißglut getrieben hat, aber sich im Buch doch auch weiterentwickelt und gegen Ende sogar ein wenig ans Herz wächst. Und doch stand für mich nicht die Liebesgeschichte, sondern die Art und Weise wie Emery gekämpft hat im Vordergrund. Ihr Umgang mit dem Verlust ihrer Zwillingsschwester, ihre Beziehung zu ihrer trauernden Mutter und ihrem Vater, der die Familie in dem Moment verlassen hat, in dem sie ihn wirklich gebraucht hätten und auch der Versuch eines kranken Mädchens doch auf irgendeine Art und Weise ihren Alltag in der Highschool zu überstehen. Gerade dieser Gedanke von Em fast das Ganze gut zusammen: „Chronische Krankheiten lassen wenig Spielraum für Seelenfrieden. Und die Krankheit tritt in diesem Buch keinen Moment in den Hintergrund. Sie ist da, während der guten und schlechten und sehr schlechten Tage. Und auch wenn ich Kaiden nicht immer leiden konnte, ist er ihr auch ein Freund du ich habe Tränen vergossen und gehofft, dass auch die Sonne für Emery scheint. Alles in allem ein Buch, dass die unterschiedlichsten Emotionen erzeugt und einen doch letztendlich mit Tränen zurücklässt. Um nicht zu spoilern, aber doch ein gutes Ende für die Beschreibung dieses berührenden Buches über ein an Lupus leidendes Mädchen zu finden: Emery beschreibt im Roman ihrem Englischlehrer ihr Lieblingsbuch. Und die Worte, die sie für dieses Buch findet… passen doch auch wirklich gut zu diesem Roman.

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Veröffentlicht am 25.09.2022

Von Hörbuchstimmen, dem Paradies und Ewigkeit

No Longer Yours - Mulberry Mansion
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It’s been very rare to have known you, very strange and wonderful – F. Scott Fitzgerald

Mit F. Scott Fitzgeralds Worten, die auch die Wände von Edens Zimmer zieren, möchte ich meine Rezension zu einem ...

It’s been very rare to have known you, very strange and wonderful – F. Scott Fitzgerald

Mit F. Scott Fitzgeralds Worten, die auch die Wände von Edens Zimmer zieren, möchte ich meine Rezension zu einem der gefühlvollsten, schwarz-weiß-grauen Bücher beginnen, die ich in diesem Jahr gelesen habe: Merit Niemeitz „Mulberry Mansion – No Longer yours“.

Nachdem ich Color my Love von Merit Niemeitz gelesen habe, war ich unglaublich gespannt auf die Mulberry Mansion und was soll ich sagen: Ich war voll und ganz verliebt. Das Lesen dieses Buches war ein einziges, wunderschönes Erlebnis. No longer yours hat mich in diese gigantische altenglische Villa eingeladen – und ich wollte sie nicht mehr verlassen. Ich habe mich verliebt – in die wunderbaren Mitbewohner der Mulberry Mansion, in die malerisch-bezaubernde Atmosphäre und in den atemberaubend-schönen Stil von Merit Niemeitz. Ich habe nicht erwartet, dass ein Buch über eine WG mit acht Mitbewohnern in einer englischen Villa mir so gut gefallen könnte, aber sie haben sich alle in mein Herz gezaubert. Avery, Eden, May, Maxton, Willow, Sienna, Helen und Beckett – alle zusammen machen die Mulberry Mansion zu einem wunderbaren Ort.
Und was soll ich sagen? Ich bin verliebt – absolut verliebt. In den Stil, die wunderbar ausgearbeiteten Figuren und auch die sprachlichen Worttürme. Neben diesen vielseitigen Figuren ist mir vor allem die Mulberry Mansion mit ihren tausend schönen Beschreibungen und Umschreibungen im Gedächtnis geblieben. Ich habe noch nie in einem Buch so viel aufgeschrieben, markiert und unterstrichen, wie bei diesem Buch.
Merit Niemeitz hinterlässt das Gefühl, dass man selbst vor dieser altehrwürdigen englischen Villa steht und Teil dieser dynamischen und besonderen Gruppe ist. Bevor ich in dieser Rezension – oder auch Liebeserklärung – zu den Protagonisten Avery und Eden komme, muss ich einen meiner liebsten Aspekte in diesem Roman nennen: die poetische Sprache. So viele wunderbare Wortkreationen und Beschreibungen, Wortketten voller wunderbarer Worte – ich habe mich in diesen wunderbaren Stil, an die Alliterationen, die Farbessenzen und auch in diese liebevolle Atmosphäre, die dadurch erschaffen wird, verliebt. Und immer wieder die Maulbeerbäume und die dem ganzen beinahe etwas magisches verleihen.
Wunderschön.
Und nun zu Eden und Avery – Eden und Ever – Paradies und Ewigkeit.
Eigentlich sind Second Chance Romances nicht meine bevorzugte Trope, aber in diesem Fall war diese Liebesgeschichte über zweite Chancen etwas unglaublich besonderes.

Man erhält immer wieder Rückblicke auf die Beziehung der Beiden, aber am meisten habe ich mich darüber gefreut, dass man die Geschichte aus der Perspektive von Beiden lesen kann. Das Paradies und die Ewigkeit – man erhält winzige, aber doch wunderschöne Einblicke in die Beziehung der Beiden, diese erste wunderbare Begegnung auf dem Wasserturm, die gegenseitige Beschreibung voneinander (Eden mit einer Hörbuchstimme und seiner Liebe für Literatur) und die Parallele zu einer Geschichte, die Eden direkt zu Beginn schafft – magisch.
Aber gleichzeitig blickt man auf die Scherben dieser Beziehung und leidet sowohl mit Avery als auch mir Eden, lernt ihre dunkelsten Kapitel kennen, lernt, liebt und leidet mit ihnen. Und man liebt auch beide, sowohl Eden als auch Avery.
Eden Kane – mit den mitternachtsschwarzen Augen und den silbriggrauen Augen. Ein literatur- und bücherliebender, gutaussehender Typ, der nachdenklich ist, viel liest, sich Zitate auf das Handgelenk schreibt und immer wunderbare Ratschläge hat, weil er 1000 Leben durch diese Bücher gelebt hat? – Ja, ich bin verliebt. In seine Realitätsfluchten, in seine grauen Gedanken, in seine 1000 Gefühle, trotz der „dünnen Blase aus Panzerglas“. Averys war ebenfalls toll. Die Gerechtigkeitsliebe, die Art wie sie denkt, die Beschreibung von ihr in den Worten ihres Vaters – wunderschön. Ich glaube, dass mir die Entwicklung der Beiden am Besten gefallen hat. Sie gehen wieder aufeinander zu und wachsen und als Leser wächst man mit ihnen. Und diesen Prozess hat Merit Niemeitz so wunderbar beschrieben: Die Panikattacken, die Ängste, die Gespräche und ihre Vorlesestunden – einfach wunderbar.
Beide kämpfen mit unheimlich schwierigen Vergangenheitserfahrungen – aus unterschiedlichsten Gründen – und dadurch hat sich das Buch nur noch mehr in mein Herz geschlichen.
Jetzt zu den besonderen Facetten – ich LIEBE es, dass der Glücksbewahrer als positives Pendant zu der Schattenablage Edens Idee gewesen ist. Zwischen Glücksbewahrern, dem Vorlesen und es Immernachtstraumes habe ich mich einfach verliebt. Mit der Hörbuchstimme. Herzschmerz. Ich meine, dass er ihr vorliest und es ist wirklich einfach wunderschön, aber auch schmerzhaft. Vielleicht fasst Conner es am besten zusammen: War immer ein falsches Bild in meinem Lieblingsfilm euch getrennt zu sehen.
Dieses Buch saugt einen förmlich auf. Anders kann man es nicht beschreiben. Durch diese schmerzhaft schönen Elemente, die vielen Gefühle, die Ängste – ich liebe es. Die Mulberry Mansion ist nicht nur Averys neues zuhause geworden – nein, irgendwie auch meins.
Irgendwie ist diese Rezension doch mehr eine gigantische Liebeserklärung. Eine wunderbare Liebeserklärung, so schief, nicht immer fair und furchtbar verworren wie das Leben. Ein absolutes Jahreshighlight, in das ich mich wirklich verliebt habe. Ich kann es kaum abwarten wieder an die Mulberry Mansion zurückzukehren.

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Veröffentlicht am 04.09.2022

Taylor Jenkins Reid hat es wieder geschafft - Carrie Soto - Eine Kriegerin, die wieder das Kampffeld betritt

Carrie Soto is Back
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Nachdem Evelyn Hugo mich schon zu Beginn des Jahres wirklich gefesselt hat, habe ich mich in die Geschichte rund um Carrie Soto und ihrer Tenniskarriere verliebt.
Jedes Spiel hat seinen Preis. Und Carrie ...

Nachdem Evelyn Hugo mich schon zu Beginn des Jahres wirklich gefesselt hat, habe ich mich in die Geschichte rund um Carrie Soto und ihrer Tenniskarriere verliebt.
Jedes Spiel hat seinen Preis. Und Carrie ist bereit, alles zu riskieren. Wird sie gewinnen?
Diese Frage, die scheinbar einen wesentlichen Kern der Geschichte darstellt, ist doch nur eine der vielen Facetten, die dieses Buch zu einem besonderen Leseerlebnis gemacht haben. Carrie Soto ist eine unglaublich facettenreiche Person und manchmal musste ich mir dabei ins Gedächtnis rufen, dass es sich bei ihr um eine fiktive Person handelt und man ihre Spiele gar nicht anschauen konnte. Ich habe mir nie vorstellen können, dass ein Roman über eine Tennisspielerin mich so fesseln könnte. Ich hätte so gerne die Tennisspiele zwischen ihr und Chan oder Cortez verfolgt und Taylor Jenkins Reid hat die Spiele unglaublich spannend geschildet – man hatte das Gefühl in den Roman einzutauchen und live am Tenniscourt dabei zu sein und zu sehen, wie Carrie Soto Herzblut und Leidenschaft in dieses Spiel steckt.
Das Buch erzählt die Geschichte der 37-jährigen Carolina Soto – kurz Carrie – die nach ihrem Karriereende auf das Spielfeld zurückkehrt, um zu verhindern, dass ihr Tennisrekord von der jüngeren Nicki Chan gebrochen wird. Man verfolgt den Werdegang von Carrie Soto, die nach dem Tod ihrer Mutter von ihrem trauernden Vater Javier – der selbst ein begnadeter Tennisspieler war und Javier el Jaguar genannt wurde – dazu trainiert wird, die beste Tennisspielerin der Welt zu werden. Und dies schafft sie auch, mehrere Grand Slam Titel, Auszeichnungen und Werbeverträge zeichnen den Erfolg von Carrie aus, sie schafft es an die Spitze – bis ihre Knie für ein Karriereende sorgen. Doch gerade danach wird ihr eine Tennisspielerin besonders gefährlich und könnte dafür sorgen, dass sie ihren Rekord verliert und nicht mehr die Beste ist: Nicki Chan.
Carrie Soto war den gesamten Roman über eine unglaublich Komplexe Figur und ich hatte – wie auch schon bei Evelyn Hugo – keine Ahnung, wie ich sie finden sollte. Ihre Sportbegeisterung – oder viel mehr ihre Besessenheit haben gefesselt. Sie lebt für das Spiel und für den Sport. Sie möchte die allerbeste sein, sie möchte an die Spitze und möchte das, was ihr Vater ihr von klein auf eingedrillt hatte, wirklich erreichen. Und dafür wird sie nicht gemocht. Vielmehr regelrecht gehasst. Und gerade diese Vielschichtigkeit hat mich so unglaublich fasziniert. Und diese Leidenschaft, die Tatsache, dass sie für diesen Sport brennt.
Besonders spannend fand ich hierbei das Verhältnis zwischen Javier und Carrie – ein unglaubliches Band – eine sehr berührende Vater-Tochter-Beziehung mit Höhen und Tiefen, die einen unglaublich berührt zurücklassen. Javier ist als Witwer nicht nur Carries Vater – er ist auch ihr Trainer und Coach, aber auch ihr größter Fan. Ein Aspekt, der mir an diesem Roman mitunter am besten gefallen hat. Vor allem, weil die Beziehung der beiden nicht perfekt ist. Aber es sagt etwas aus, dass Javier seine Tochter immer „meine Kriegerin“ oder „meine Achilles“ nennt.
Kriegerin, Königin, Achilles, kaltherzige Carrie, Kampfmaschine, Schlampe – Carrie hat viele Namen und Titel. Vor allem diese letzte Bezeichnung war unglaublich abwertend und die Stelle hat mich echt wütend gemacht. Nicht nur das Spiel ist im Roman relevant, sondern auch die Medien und wie sie auf Carrie und auch auf ihr Leben reagieren. Es geht nicht nur um das Tennisspiel, es geht auch darum, dass Carrie eine Frau ist, dass sie eine Latina ist und dass sie vor den Medien nicht dem angeblich klassischen Bild einer Tennisspielerin entspricht. Es geht um Akzeptanz, es geht um Selbstliebe und das geliebt werden, aber auch darum, wie man seine Prioritäten setzt und welche Prioritäten man setzt.
Carrie ist komplex, das Buch ist komplex und auch die vielen Gefühle von Carrie sind komplex. Man verfolgt das Leben und Schicksal von Carrie und versteht, warum sie so ist, wie sie ist. Die Umstände, unter denen sie aufgewachsen ist, die Erlebnisse während ihrer Spiele und all die Dinge, die Carrie zu der Sportbegeisterten Persönlichkeit gemacht haben, die sie letzten Endes ist … es ist als würde man hautnah mitbekommen, wie sie auf dem Court kämpft.
Dieses Buch als Teil vom Starquartett von Taylor Jenkins Reid war einfach großartig. Alle Bücher des Quartetts – Die Sieben Männer von Evelyn Hugo, Daisy Jones and the Six, Malibu Rising und auch Carrie Soto spielen im selben Universum. Und ich freue mich schon auf die anderen Bücher des Universums. Eine meiner einzigen kleinen Kritikpunkte ist die Tatsache, dass große Teile der Konversation zwischen Javier und Carrie auf Spanisch waren, aber nicht übersetzt wurden. Ich konnte mir zwar Teile herleiten und kann zwar ein paar Brocken, aber das könnte für viele eine Herausforderung sein. Trotzdem haben die spanischen Konversationen auch für schöne Momente gesorgt.
Carrie ist eine der komplexesten Buchfiguren, die ich je gelesen habe und sie hat eine sehr spannende Entwicklung durchgemacht. Auch ihre Beziehung mit Bowe Huntley war sehr spannend und interessant. Gegen Ende konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen und kann es wirklich nur weiterempfehlen.
Um meine Meinung zu Carrie mit einem Zitat aus dem Buch zusammenzufassen: Du bist perfekt, sogar in deiner Unvollkommenheit. Eres perfecta, incluso en tu imperfección.
Carrie Soto und ihre Geschichte werden auf jeden Fall noch eine Weile nachhallen. Ein großes Jahreshighlight.

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Veröffentlicht am 10.08.2022

Wenn es keinen Weg mehr zurück gibt – oder davon, dass manche Fehler vergeben werden müssen … und manche nicht

Some Mistakes Were Made
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Ich muss zugeben, dass dieses Buch mich das erste Mal aufgrund des Covers angesprochen – und mich dann mit seiner Leseprobe umgehauen hat. Der Debütroman erzählt die emotionale Liebesgeschichte zwischen ...

Ich muss zugeben, dass dieses Buch mich das erste Mal aufgrund des Covers angesprochen – und mich dann mit seiner Leseprobe umgehauen hat. Der Debütroman erzählt die emotionale Liebesgeschichte zwischen Ellie und Easton, die sich nach einem Jahr Funkstille zum Geburtstag von Eastons Mutter, Sandry Albrey, wiederbegegnen. Ellie wächst unter gestörten Familienverhältnissen auf und wird von den Albreys „adoptiert“. Die Albreys, Sandry und Ben, aber auch ihre drei Kinder Dixon, Tucker und Easton, nehmen Ellie im Kreis der Familie auf, was aber für eine Reihe an Komplikationen zwischen allen Beteiligten sorgt. Ellie, die ihre eigene Familie nicht verraten will, ihre Eltern, die sich kaum um ihre Tochter kümmern und die Albreys, die Ellie aufnehmen, aber nach einem Ereignis auch das Beste für die eigenen Kinder wollen – alles in allem schwierig, aber ich schätze, dass das beste Mittel hierbei die Kommunikation in der Familie hätte sein können. Vor allem zwischen den Albreys und Ellie.
Am heftigsten waren die Schilderungen zu Ellie und ihrer verwahrlosten Situation zu Hause. Ihre Eltern, ein Musterbeispiel dafür, was Süchte mit einem anstellen können, kümmern sich kaum um ihre Tochter, wollen aber auch nicht, dass sich die Albreys dann um sie kümmern. Die Kapitel und Szenen rund um Ellie und ihre Familienverhältnisse waren mitunter am emotionalsten. Wenn sie kaum etwas zu essen hat, überlegt sich Lebensmittel zu klauen, oder aber krank und verwahrlost zu Hause liegt und sich niemand um sie kümmert – diese Situationen wurden sehr ergreifend geschrieben. Der Stil von Kristin Dwyer lässt einen leicht in die Dynamik der Beziehungen der Figuren finden und ich habe mit Ellie wirklich mitgelitten. Ihre Mutter kommt und geht, wann es ihr passt und hinterlässt Ellie ein jedes Mal mit dem Scherbenhaufen ihrer Familie. Ihr süchtiger Vater verarbeitet diese Angelegenheiten nicht gut und hat bereits mehrere Gefängnisaufenthalte hinter sich. Die Kapitel wechseln zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, was aber dennoch den Lesefluss nicht stört. Vielmehr lernt man dadurch, was Ellie alles durchgemacht hat und warum sie als Figur gelegentlich sehr anstrengend ist. Alle Figuren in diesem Buch machen Fehler, sind gelegentlich zu stolz, um ihre titelgebenden Fehler zuzugeben und achten so sehr darauf, das Beste für den anderen oder auch die anderen zu wollen, dass sie diesen dabei dennoch wehtun. Ich denke, dass die Kommunikation hierbei ein Schlüssel hätte sein können, aber man erfährt auch erst sehr spät im Buch die Ursachen für Ellies einjährigen Aufenthalt in San Diego und auch wenn ich die Gedankengänge und Handlungen aller Figuren irgendwie etwas verstehen kann, hätten sie früher miteinander reden müssen. Bei Sandry war ich mir bis zuletzt unsicher, was ich fühlen sollte, aber Dixon, Ben und Tucker mochte ich sehr.
Die Narben der Vergangenheit zwischen Easton und Ellie sind tief und Ellie hat bis zuletzt nicht wirklich verstanden, dass San Diego für sie sie eine Chance hätte sein können. Sie ist durch all die Erfahrungen ihrerseits geprägt und manchmal wurde es zwischen ihr und Easton echt hässlich, aber letzten Endes habe ich die Geschichte trotzdem gern gelesen.. Alles in allem bin ich durch die Seiten geflogen und habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen.

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