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Veröffentlicht am 12.12.2022

Ein gelungenes Finale

Labyrinth der Freiheit
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Inhalt: Berlin, 1922. Die Stadt ist geprägt von Widersprüchen. Während des Tags Armut und Arbeitslosigkeit dominieren, stürzen sich des Nachts Feierwütige in verschwenderische Partys. In diesem Spannungsfeld ...

Inhalt: Berlin, 1922. Die Stadt ist geprägt von Widersprüchen. Während des Tags Armut und Arbeitslosigkeit dominieren, stürzen sich des Nachts Feierwütige in verschwenderische Partys. In diesem Spannungsfeld versuchen die drei Freunde Carl, Isi und Artur ihren Platz zu finden: Carl schlägt sich als Kameramann bei der UFA durch, Artur baut seine Geschäfte in der Halbwelt aus und Isi versucht den Menschen eine Stimme zu geben, die selbst keine haben. Doch ehe es sich die drei versehen, geraten sie in den Fokus einer rechtsnationalen Verschwörung…

Persönliche Meinung: „Labyrinth der Freiheit“ ist ein historischer Roman von Andreas Izquierdo. Es handelt sich um den dritten Band der „Wege der Zeit“-Reihe, die das Leben (und Erwachsenwerden) der drei Freunde Carl, Isi und Artur erzählt. Zwar schließt die Handlung von „Labyrinth der Freiheit“ nahezu unmittelbar an den Vorgänger „Revolution der Träume“ an, aber da alle nötigen Informationen ausgeführt werden, kann man „Labyrinth der Freiheit“ auch ohne Kenntnis der Vorgänger lesen (Mein Tipp wäre aber, die Reihe chronologisch zu lesen. Die Entwicklung der Charaktere über die Bände hinweg ist wirklich sehr stark, sodass das Lesevergnügen viel größer ist, wenn man die Bücher der Reihe nach liest). Erzählt wird der dritte Band – mit einem feinen Humor – aus der Ich-Perspektive von Carl, der im Freundestrio eher den besonnenen Part einnimmt (Dazu im Gegensatz greifen Isi und Artur den Teufel gerne schon mal bei den Hörnern). Der Erzählstil ist sehr anschaulich, lebendig und dreidimensional, sodass man unweigerlich mit den Freunden fiebert. Zu der Handlung möchte ich gar nicht so viel vorwegnehmen. Nur: Die drei Freunde haben mit verschiedenen Rückschlägen zu kämpfen, müssen über sich hinauswachsen und auch mal Wege gehen, vor denen sie eigentlich zurückschrecken. Dadurch bleibt die Handlung bis zuletzt spannend und wendungsreich. Außerdem wechseln sich in der Handlung einfühlsame und luftige Szenen mit Szenen voller Tragik ab, sodass man sich während der Lektüre auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle begibt. Sehr schön wird auch der historische Hintergrund des Romans beleuchtet: So spielt neben der Bedrohung durch nationalistische Verbünde und der Inflation, die mit all ihren Folgen anschaulich dargestellt wird, besonders die Geschichte des Films eine Rolle (Als Kameramann bei der UFA arbeitet Carl bspw. für Fritz Lang, der einige denkwürdige Auftritte im Roman hat). Die historischen Persönlichkeiten, Ereignisse und Gegenstände werden dabei authentisch in die Handlung eingebaut; ohne, dass es gezwungen wirkt. Das Ende des Romans spannt einen stimmigen Bogen über die drei Bände hinweg und ist sehr passend/versöhnlich. Der Schreibstil von Andreas Izquierdo lässt sich sehr flüssig lesen: Er ist abwechslungsreich, anschaulich und wortgewaltig. Insgesamt ist „Labyrinth der Freiheit“ ein schön geschriebener historischer Roman mit tollen Protagonisten. Kurzum: Ein gelungenes Finale der „Wege der Zeit“-Reihe! (gegen weitere Bände hätte ich aber trotzdem nichts einzuwenden 🙃)

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Veröffentlicht am 12.12.2022

Ein spannender Thriller, der temporeich erzählt wird

Blindes Eis
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Inhalt: In Siglufjörður ist das Ebolafieber ausgebrochen, weshalb die nördlichste Stadt Islands unter Quarantäne steht. Da für den Polizisten Ari wenig zu tun ist, widmet er sich einem Cold Case: Vor fünfzig ...

Inhalt: In Siglufjörður ist das Ebolafieber ausgebrochen, weshalb die nördlichste Stadt Islands unter Quarantäne steht. Da für den Polizisten Ari wenig zu tun ist, widmet er sich einem Cold Case: Vor fünfzig Jahren lebten auf einem abgeschiedenen Bauernhof in der Nähe von Siglufjörður zwei Ehepaare. Eine der Frauen kam durch bis auf den heutigen Tag nicht völlig geklärte Umstände zu Tode; der Bauernhof steht seitdem leer. Während Ari in Siglufjörður festsitzt und sich mit dem Cold Case beschäftigt, wird in Reykjavík der missliebige Sohn eines hochrangigen Politikers angefahren. Es scheint sich um einen Unfall zu handeln, doch die Journalistin Ísrún wittert Vorsatz…

Persönliche Meinung: „Blindes Eis“ ist ein Thriller von Ragnar Jónasson (unter gleichem Namen erschien der Thriller bereits 2017 im Fischer Verlag). Es ist der dritte Band der Reihe um den jungen Ermittler Ari. Erzählt wird der Thriller aus mehreren personalen Perspektiven. So tritt neben Ari und Ísrún noch ein gewisser Róbert auf, dessen Perspektive besonders für Spannung sorgt, da man bis zum Ende der Handlung nicht genau weiß, welche Rolle er überhaupt spielt. Die Handlung von „Blindes Eis“ teilt sich in zwei Fälle auf, die mehr oder weniger unabhängig voneinander aufgeklärt werden: Während Ari den Cold Case zu lösen versucht, will Ísrún untersuchen, ob der Unfall des Politikersohns tatsächlich einer war (beide Ermittlerfiguren stehen aber im Austausch miteinander und helfen sich gegenseitig bei der jeweiligen Fallaufklärung, sodass sich Schnittpunkte zwischen den beiden Fällen ergeben). Die Fälle besitzen beide eine schöne Spannungskurve, wobei mir aber besonders Aris Cold Case gefallen hat, da er sehr rätselhaft ist. Beide Fälle enden jeweils mit einem überraschenden Twist (der Cold Case ist hierbei noch eine Spur überraschender als Ísrúns Fall). In beiden Handlungssträngen spielt auch das jeweilige Privatleben von Ísrún und Ari eine vergleichsweise große Rolle: Die im zweiten Band offengelassenen Fäden werden hierbei stimmig weitergeknüpft. Die Kapitel des Thrillers sind relativ kurz und es kommt zu häufigen Perspektivwechseln, sodass das Tempo der Handlung hoch ist. Der Schreibstil von Ragnar Jónasson lässt sich flüssig lesen und ist glasklar und deutlich. Insgesamt ist „Blindes Eis“ ein spannender Thriller, der temporeich erzählt wird.

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Veröffentlicht am 10.12.2022

Eine humorvolle Weihnachtskomödie

7 Kilo in 3 Tagen
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Inhalt: Das vergangene Jahr war für Bastian nicht gerade rosig. Seine Freundin Fine hat mit ihm Schluss gemacht, sein Job lief nicht und er musste umziehen. Jetzt steht Weihnachten vor der Tür – und damit ...

Inhalt: Das vergangene Jahr war für Bastian nicht gerade rosig. Seine Freundin Fine hat mit ihm Schluss gemacht, sein Job lief nicht und er musste umziehen. Jetzt steht Weihnachten vor der Tür – und damit das alljährliche, immer gleich ablaufende Weihnachtsfest bei Bastians Eltern in der bayrischen Provinz. Eigentlich eine Zeit, um ein bisschen zur Ruhe zu kommen und in Erinnerungen zu schwelgen. Blöd nur, dass auch die neue Freundin von Bastians Bruder zum Weihnachtsessen kommt: Fine.

Persönliche Meinung: „7 Kilo in 3 Tagen“ ist eine humorvolle Weihnachtserzählung von Christian Huber. Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive von Bastian, der leicht verpeilt ist und einen nerdigen Humor besitzt. Dementsprechend locker und flockig berichtet er auch seine Erlebnisse während der Weihnachtsfeiertage. Mehrfach kommt es dabei zu urkomischen Verwicklungen mit tollen Pointen, sodass man während der Lektüre häufig auflachen muss. Das Besondere der Komik: Trotz aller Überspitzung besitzen Bastians Erlebnisse (sei es im Zug, in der lokalen Dorfkneipe oder am Esstisch seiner Eltern) einen wahren Kern; sie erinnern an Situationen, die man in Variation selbst schon mal erlebt hat, wodurch sie unheimlich relatable sind (coole Begriffe nutzen kann ich 😎). Ähnliches gilt für die Dialoge, die geführt und von Bastian immer mit einer Spur Sarkasmus kommentiert werden. Am Ende des Romans bleiben zwar ein paar Handlungsstränge offen, allerdings ist dies nicht weiter schlimm: Diese werden im Folgeroman („Alle anderen können einpacken“) aufgegriffen und weitergeführt. Insgesamt ist „7 Kilo in 3 Tagen“ eine urkomische, luftig-locker erzählte Weihnachtskomödie, mit der man sich perfekt auf das Weihnachtsfest einstimmen kann.

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Veröffentlicht am 08.12.2022

Ein spannender, einfühlsam erzählter Fantasyroman

Hinter den Spiegeln so kalt
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Inhalt: Seit mehreren Jahren wird Finja von einer Angst vor Spiegeln geplagt, weshalb sie fast alle Spiegel in ihrem Haus abgehängt hat. Als plötzlich ihre Tochter Hannah verschwindet, wird die Angst real: ...

Inhalt: Seit mehreren Jahren wird Finja von einer Angst vor Spiegeln geplagt, weshalb sie fast alle Spiegel in ihrem Haus abgehängt hat. Als plötzlich ihre Tochter Hannah verschwindet, wird die Angst real: Hannah war zuletzt im Badezimmer, einem der wenigen Räume mit Spiegel; kurz nach ihrem Verschwinden war der Spiegel zudem mit Eiskristallen bedeckt, was eigentlich – und besonders im Juli – unmöglich ist. Finja ist sich sicher: Der Spiegel hat Hannah verschluckt. Aber niemand glaubt ihr, ihre Spiegeltheorie wird als Hirngespinst abgetan – bis Finja eine selbsternannte Hexe aufsucht…

Persönliche Meinung: „Hinter den Spiegeln so kalt“ ist ein phantastischer Roman von Liza Grimm. Erzählt wird der Roman in drei sich abwechselnden Handlungssträngen, die jeweils auf einer anderen Zeitebene spielen (Im Folgenden gehe ich ganz kurz auf den Inhalt des jeweiligen Handlungsstrangs ein, bleibe aber bewusst vage und spoilere nicht). Der Haupthandlungsstrang spielt in der Gegenwart, ein paar Wochen nach Hannahs Verschwinden. Im Fokus steht hier die verzweifelte Suche Finjas nach Hannah. Ein weiterer Handlungsstrang spielt vier Jahre zuvor und erzählt von dem geborgenen Leben, das Finja mit ihrem Mann Mika und Hannah führte. Der dritte Handlungsstrang ist chronologisch zwischen den beiden schon vorgestellten Strängen angesiedelt: Nach einem bestimmten Ereignis, das sich vier Jahre zuvor zugetragen hatte, ist Finja auf der Suche nach einem neuen Glück, nach neuer Geborgenheit – was durch Hannahs Verschwinden jäh beendet wird. In allen drei Strängen wird die Perspektive von Finja eingenommen. Sehr schön ist dabei die lebendige und anschauliche Beschreibung ihrer Gefühlswelt: Ihr Gefühl der Geborgenheit mit Mika und Hannah, der Verlust ihres persönlichen Glücks, das Hoffen, ein neues Glück gefunden zu haben, sowie ihre Verzweiflung nach Hannahs Verschwinden sind sehr gut nachzuspüren, sodass man beim Lesen unweigerlich mit ihr fühlt. Daneben trumpft „Hinter den Spiegeln so kalt“ mit einer spannenden Handlung auf: Jeder Handlungsstrang ist durchzogen von Spannungspartikeln, offenen Fragen und phantastischen Elementen, deren Tragweite und tatsächlicher Gehalt sukzessiv offenbart wird. Dementsprechend wendungsreich und überraschend ist die Handlung im Gesamten. Auch die Auflösung von „Hinter den Spiegeln so kalt“ ist besonders: Sie beinhaltet ein hartes und wichtiges Thema, wodurch der Roman einen hohen Tiefgang erhält (dieses Thema kann triggern, daher ist es wichtig, die im Buch abgedruckten Triggerwarnungen zu beachten). Der Schreibstil von Liza Grimm ist detailliert, plastisch und eingängig, sodass man den Roman sehr flüssig lesen kann. Insgesamt ist „Hinter den Spiegeln so kalt“ ein vielschichtiger, spannender und tiefgehender Fantasyroman, der einfühlsam erzählt wird.

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Veröffentlicht am 06.12.2022

Eine etwas andere Christie

Wunderbare Weihnachten
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„Wunderbare Weihnachten“ ist ein knapp 90 Seiten umfassendes Büchlein, das sechs weihnachtliche Geschichten aus der Feder von Agatha Christie beinhaltet. Der Erzählband beginnt mit „Die Versuchung“, in ...

„Wunderbare Weihnachten“ ist ein knapp 90 Seiten umfassendes Büchlein, das sechs weihnachtliche Geschichten aus der Feder von Agatha Christie beinhaltet. Der Erzählband beginnt mit „Die Versuchung“, in der Maria – kurz vor der Geburt Jesu – durch einen Engel in die Zukunft von Jesus schaut. Die zweite Geschichte „Der unfolgsame Esel“ ist zugleich die kürzeste des Bandes. Ihr Protagonist ist der Esel, der bei der Geburt Jesu in der Krippe anwesend ist. Es folgt „Fahrt auf der Themse“, eine Erzählung, die in London spielt. Sie handelt von einer Frau, die eigentlich keine Menschen mag, dann aber auf einer Themse-Schiffsfahrt eine besondere Begegnung macht, die sie umdenken lässt. Von einer besonderen Begegnung handelt auch „In der Abendkühle“, in der ein Junge auftritt, der von seinen Eltern als verhaltensauffällig abgestempelt wird – wen genau der Junge im Laufe der Handlung trifft, soll hier nicht verraten werden. Protagonisten der Erzählung „Die vierzehn Nothelfer“ sind christliche Heilige. Diese kehren im Jahr 2000 ins Diesseits zurück und reflektieren ihre Rolle als Heilige humorvoll vor dem Hintergrund des beginnenden 21. Jahrhunderts. Den Abschluss des Bandes macht „Die Insel“, in der die Geschichte Marias nach der Kreuzigung Jesu weitererzählt wird. Es finden sich also in „Wunderbare Weihnachten“, anders als man vielleicht bei dem Namen „Christie“ vermutet, keine Krimierzählungen. Insgesamt haben die Geschichten eher einen christlichen Hintergrund; schneebedeckte Wälder, Weihnachtsmänner oder das Weihnachtsfest mit Tannenbaum kommen weniger vor. Dennoch sorgen die Erzählungen für ein paar schöne Lesestunden: Hier begegnet man einer Agatha Christie jenseits ihrer Krimis, was ich sehr interessant fand.

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