Profilbild von stefan182

stefan182

Lesejury Star
offline

stefan182 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit stefan182 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2021

Eine tolle Halloweenanthologie mit unterschiedlichsten Geschichten

Kürbisgemetzel
0

„Kürbisgemetzel“ ist eine Anthologie, die von Roxane Bicker und Sarah Malhus herausgegeben worden ist und sich thematisch um Halloween, Samhain und Allerheiligen dreht. Sie versammelt 15 verschiedene Kurzgeschichten, ...

„Kürbisgemetzel“ ist eine Anthologie, die von Roxane Bicker und Sarah Malhus herausgegeben worden ist und sich thematisch um Halloween, Samhain und Allerheiligen dreht. Sie versammelt 15 verschiedene Kurzgeschichten, die im Schnitt jeweils ca. 10 Seiten lang sind. Diese Kurzgeschichten entspringen den unterschiedlichsten Genres und sind inhaltlich bunt gemischt. So reiht sich bspw. Horror neben Dystopie, Satire und Fantasy. Hier ziehen Serienmörder durch Wälder, Magier führen eine jahrzehntealte Fehde zu Ende und das Gemüse versucht, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Eine weitere Geschichte spielt wiederum in Japan und greift den Glauben an die Hitodama auf. Auch ein Krimi und eine kleine Fortsetzung von Irvings „The Legend of Sleepy Hollow“ finden in „Kürbisgemetzel“ einen Platz. Zuletzt schließt die Anthologie mit einem satirischen Text, der die Historie verkehrt. Manche der Geschichten spielen im Geisterreich, andere scheinen ein Traum zu sein, wieder andere zeigen den Horror des Alltäglichen. Geeint werden die Geschichten durch ein Element: In jeder Geschichte tritt ein sprechender Kürbis auf, wobei dieser Auftritt mal traditioneller, mal außergewöhnlicher ist. Die Erzählungen lassen sich durchweg flüssig lesen und sind originell, wobei sich Spannung, Grusel und Humor je nach Geschichte abwechseln. Zuletzt soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Erlöse der Anthologie einem gemeinnützigen Verein zugutekommen. Insgesamt ist „Kürbisgemetzel“ eine schöne Anthologie mit unterschiedlichsten Erzählungen, die verschiedene Genres bedienen, sodass für jede*n etwas dabei ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.10.2021

Ein Thriller-Roman, der einen interessanten Einblick in die japanische Kultur gibt

Das Jahr der Katze
0

Inhalt: Nachdem Fumio Onishi einen Auftrag für die Yakuza in Berlin ausgeführt hat, gerät er in das Kreuzfeuer der deutschen Behörden. Gemeinsam mit seiner Freundin Nikola, einer deutschen Fitnesstrainerin, ...

Inhalt: Nachdem Fumio Onishi einen Auftrag für die Yakuza in Berlin ausgeführt hat, gerät er in das Kreuzfeuer der deutschen Behörden. Gemeinsam mit seiner Freundin Nikola, einer deutschen Fitnesstrainerin, reist er zurück nach Japan. Doch dort sind die Probleme für das Paar keineswegs gelöst: Fumio hat während seiner Aktion in Berlin zu stark eigenmächtig agiert, was nicht jeder in der Yakuza gutheißt…

Persönliche Meinung: „Das Jahr der Katze“ ist ein Roman mit Thriller-Elementen von Christoph Peters. Zeitlich spielt er nach „Der Arm des Kraken“ und baut auf dessen Handlung auf. Er kann allerdings aufgrund seiner thematischen Schwerpunktverlagerung ohne Kenntnis des Vorgängers gelesen werden (auch wenn es sinnvoll ist, den ersten Band zu kennen, um die Vergangenheit von Fumio und Nikola besser verstehen zu können). Erzählt wird „Das Jahr der Katze“ wechselweise aus zwei Perspektiven in zwei Handlungssträngen. Der erste Handlungsstrang wird von einem allwissenden Erzähler erzählt. In diesem Handlungsstrang steht einerseits Nikola im Fokus, die (eher plump) versucht, sich in der japanischen Kultur zurechtzufinden, andererseits werden die Konsequenzen thematisiert, denen Fumio sich stellen muss. Spannung entsteht hier besonders dadurch, dass lange Zeit unklar ist, wer genau es auf Fumio (und damit auch auf Nikola) abgesehen hat. Welche Allianzen innerhalb der Yakuza halten, welche neu geschmiedet werden, ist offen. Im zweiten Handlungsstrang wird sich einer anderen Erzählinstanz und -form bedient: Hier steht Harada, der Ausbilder und Meister von Fumio, als Ich-Erzähler im Mittelpunkt. Besonders der Harada-Erzählstrang ist faszinierend: Harada reflektiert oftmals die japanische Kultur, vergleicht den gegenwärtigen Gesellschaftszustand mit demjenigen der Kaiserzeit und gibt Einsicht in die Struktur der Yakuza. Zwar steht die Handlung in diesem Strang vergleichsweise still, doch erhält man durch Haradas Monologe einen interessanten Einblick in die japanische Kultur, die – zumindest in der Gedankenwelt von „Harada“ – in einem Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne oszilliert (Wie authentisch dieser Einblick ist, kann ich nicht abschließend beurteilen, weil ich mich zu wenig in der Materie auskenne. Christoph Peters hat allerdings ein Faible für die japanische Kultur und beschäftigt sich daher häufig mit dieser, sodass ich den Authentizitätsgrad tendenziell hoch einschätzen würde.). Beide Handlungsstränge treffen in einem fulminanten, actiongeladenen Finale aufeinander. Generell sind die Figuren vergleichsweise blass, was auch damit zusammenhängt, dass fast alle Figuren einen stoischen Charakterzug besitzen. Von den Figuren gefiel mir am besten Friedemann, ein Deutscher, der in Japan wohnt und durch seine leicht schräge Art für einige humorvolle Dialoge sorgt. Der Erzählstil ist eher deskriptiv, stilistisch klar und geschliffen, wodurch er sich sehr flüssig lesen lässt. Insgesamt ist „Das Jahr der Katze“ ein interessanter Thriller-Roman, der einen spannenden Einblick in die japanische Kultur gibt und von einem Aufeinandertreffen zweier Kulturen erzählt, das nicht immer reibungslos verläuft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.10.2021

Ein schöner Coming of Age-Roman, der sich mit einem wichtigen Thema beschäftigt

Irgendwas in mir
0

Inhalt: Auf den ersten Blick führt der 13-jährige Hugo ein normales Leben. Er ist gut an der weiterführenden Schule angekommen, hat Freunde gefunden, hört gerne Rap-Musik und spielt Lacrosse. Doch eines ...

Inhalt: Auf den ersten Blick führt der 13-jährige Hugo ein normales Leben. Er ist gut an der weiterführenden Schule angekommen, hat Freunde gefunden, hört gerne Rap-Musik und spielt Lacrosse. Doch eines Tages macht sich im Unterricht ein Übelkeitsgefühl in ihm breit, das fortan immer wieder auftaucht, wenn er nur an Schule denkt. Der Schulbesuch wird ihm plötzlich unmöglich: Je länger er nicht zur Schule geht, umso mehr nehmen ihn seine Gedanken gefangen, wodurch er immer tiefer zu versinken droht.

Persönliche Meinung: „Irgendwas in mir“ ist ein Coming of Age-Roman von Hendrik von Drachenfels, bei dem besonders das mentale Coming of Age beleuchtet wird. Erzählt wird der Roman aus der Ich-Perspektive Hugos, einem eigentlich lebensfrohen Jungen, der aber mit familiären Problemen belastet wird. Die Handlung spielt (zu Beginn) im Jahr 2005 und es finden sich viele Referenzen auf die Popkultur der frühen 2000er Jahre, mit der Hugo aufwächst. Durch diese Referenzen sind Hugos Lebenswelt und sein Alltag sehr realistisch und authentisch dargestellt. Leser*innen, die zu dieser Zeit aufgewachsen sind, werden dabei einiges Bekanntes (wieder)entdecken und wahrscheinlich einen kleinen Nostalgietrip erleben. Hugo hört z.B. den typischen Sound dieser Jahre, schaut K11 mit Michael Naseband und spielt mit Beyblades. Inhaltlich dreht sich der Roman um das Leben von Hugo, wobei die Schulangst, unter der Hugo leidet, eine große Rolle spielt. Mit diesem komplexen Thema geht Hendrik von Drachenfels sehr sensibel um. So wird ausführlich darauf eingegangen, wie Hugo sich fühlt und welche Auswirkungen die Schulangst auf das familiäre Umfeld bzw. den Freundeskreis besitzt. Die Schulangst, dieses „Irgendwas“ in ihm, das ihn einerseits innerlich zermürbt, das er andererseits aber sprachlich nicht wirklich greifen kann, wird dabei metaphorisch schön ausgearbeitet (wie genau, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten). Der Erzählstil von „Irgendwas in mir“ ist angenehm, sodass sich der Roman flüssig lesen lässt. Insgesamt ist „Irgendwas in mir“ ein schöner Coming of Age-Roman, der sich sensibel mit dem wichtigen Thema „Schulangst“ auseinandersetzt. Gleichzeitig ist er eine kleine Zeitreise in die frühen 2000er Jahre und – was noch viel wichtiger ist – ein Appell an erwachsene Leser_innen, mentale Probleme von Kindern und Jugendlichen ernst zu nehmen und empathisch mit ihnen umzugehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.10.2021

Ein schonungsloser Roman, geschrieben wie im Adrenalinrausch

Beide Leben
0

Inhalt: South Kilburn, London. Das Leben, das Gabriel (genannt Snoopz) zwischen brutalistischen Betontürmen führt, ist alles andere als normal. Es ist geprägt von Gewalt, Raubzügen und Drogenkonsum, wobei ...

Inhalt: South Kilburn, London. Das Leben, das Gabriel (genannt Snoopz) zwischen brutalistischen Betontürmen führt, ist alles andere als normal. Es ist geprägt von Gewalt, Raubzügen und Drogenkonsum, wobei Snoopz keineswegs das Opfer ist: Wenn es was zu holen gibt, ist er immer vorne dabei. Doch darin geht Snoopz‘ Leben nicht auf. Zwischen Gefängnisaufenthalt, Dealen und Uhrenraub besucht Snoopz die Universität, studiert Englische Literatur und schreibt erstklassige Noten. „Beide Leben“ gibt einen Einblick in dieses (scheinbar) widersprüchliche Leben.

Persönliche Meinung: „Beide Leben“ ist ein autobiografischer Roman von Gabriel Krauze. Erzählt wird er aus der Ich-Perspektive der Figur Gabriel/Snoopz. Wann der Autor Krauze und die Erzählfigur Gabriel deckungsgleich sind bzw. an welchen Stellen der Autor sich erzählerische Freiheiten nimmt, ist dabei schwer zu beurteilen. So oder so gilt aber: „Beide Leben“ ist schonungslos und ehrlich – sprachlich sowie inhaltlich. Inhaltlich dreht sich der Roman um Gewalt, Liebe und das Durchbeißen auf der Straße. Freunde können dabei zu Feinden werden; kaum etwas ist gewiss. Bei allen Verbrechen, die Snoopz begeht, beschönigt er nichts. Auch Rechtfertigungen findet man nicht. Geschrieben ist das Buch wie im Drogen-/Adrenalinrausch, denen Snoopz in weiten Teilen des Romans ausgesetzt ist. Snoopz erzählt assoziativ, nur bedingt chronologisch und driftet immer mal wieder in einen Bewusstseinsstrom ab. Die Rauschhaftigkeit spiegelt sich auch in der Wortwahl (und der Übersetzung) wider. Ein Slang, der stellenweise vulgär ist und wenig mit der (schriftlichen) Standardsprache gemein hat, ist hier vorherrschend. Wörter werden geschleift, Vokale fallen oft heraus und manchmal fehlen Wortendungen, sodass die Wörter zackig, hart und roh klingen. Auch die Orthografie ist besonders: In Snoopz‘ rauschartigem Zustand sind starre Satzgrenzen nicht wichtig; sie stören den Fluss. So verschmelzen Sätze ohne Punkt – aber mit Komma – miteinander. Anführungszeichen, die wörtliche Rede markieren, fehlen ganz: Sie würden den Bewusstseinsstrom nur behindern. All diese syntaktischen und morphologischen Verschmelzungen, Kürzungen und Schleifungen verleihen dem Schreibstil einen melodischen Fluss. Dieser plätschert allerdings nicht sanft und sacht dahin, sondern ist unruhig und folgt wild einem nicht-begradigten Flussbett, wodurch eine – brachiale – Poesie entsteht. Alles das macht „Beide Leben“ zu einer außergewöhnlichen Lektüre, die unweigerlich – inhaltlich und sprachlich – anstößt und einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Gleichzeitig ist „Beide Leben“ dadurch kein Roman, den man mal eben zwischendurch durchliest, sondern eine anspruchsvolle Lektüre, auf die man sich einlassen muss. Insgesamt ist „Beide Leben“ eine realistische und schonungslose Erzählung mit einem besonderen Erzählstil, der Slang zur Poesie erhebt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.10.2021

Ein atmosphärischer Thriller mit einem interessanten Handlungsort

Pfad ins Dunkel
0

Vorab: „Pfad ins Dunkel“ ist die Fortsetzung von „Caspars Schatten“. Daher finden sich in der Rezension leichte Spoiler zu der Handlung von „Caspars Schatten“.

Inhalt: Nach den Ereignissen von „Caspars ...

Vorab: „Pfad ins Dunkel“ ist die Fortsetzung von „Caspars Schatten“. Daher finden sich in der Rezension leichte Spoiler zu der Handlung von „Caspars Schatten“.

Inhalt: Nach den Ereignissen von „Caspars Schatten“ fühlt sich Caspar geschwächt, seine Begabung scheint verkümmert und seine Verbündeten sind größtenteils in die USA ausgewandert. Um seine Kräfte erneut zu aktivieren, zieht Caspar ihnen nach: Er begibt sich auf den 3.500 km langen Appalachian Trail.

Persönliche Meinung: „Pfad ins Dunkel“ ist ein Thriller von Michael Leuchtenberger. Da die Handlung in sich abgeschlossen ist, kann man den Thriller auch ohne Kenntnis des Vorgängers „Caspars Schatten“ lesen und quer in die Reihe einsteigen. Auch das Figurenpersonal ist weitgehend ein anderes, sodass es zu keinen Verständnisschwierigkeiten bzgl. der Beziehungen der Figuren kommen kann. Der Beginn von „Pfad ins Dunkel“ nimmt allerdings Bezug auf das Ende von „Caspars Schatten“. Wer sich nicht spoilern möchte, sollte daher zunächst mit „Caspars Schatten“ beginnen. Erzählt wird „Pfad ins Dunkel“ aus vier verschiedenen Perspektiven (Elisabeth, Mona, Ove und Caspar), wodurch das Tempo des Thrillers recht hoch ist. Elisabeth, Mona und Ove sind drei Wander:innen, die – aus unterschiedlichsten Gründen – den Appalachian Trail bezwingen möchten. Unabhängig voneinander gestartet, treffen sie auf dem Trail aufeinander und freunden sie sich immer mehr an. In diese Konstellation tritt Caspar, was nicht ohne Folgen für die Freundschaft der drei sein wird. Spannend daran ist besonders, dass man – durch „Caspars Schatten“ – um den wahren Charakter Caspars weiß, sodass man umso mehr mit Elisabeth, Mona und Ove fiebert. Für zusätzliche Spannung sorgen die mystisch-übersinnlichen Elemente, die besonders ab Mitte des Thrillers verstärkt auftreten und atmosphärisch dicht beschrieben werden. Durch diese Elemente kommt es außerdem zu einigen unerwarteten Wendungen. Interessant fand ich auch den Handlungsort des Thrillers: den Appalachian Trail, der mit seinen verschiedenen Wander*innen lebhaft beschrieben wird. Hier erzeugt Michael Leuchtenberger – wie schon bei „Caspars Schatten“ – Szenen mit einer gruseligen Atmosphäre, bei der man nie genau weiß, was jetzt tatsächlich übernatürlich-bedrohlich und was nur eine harmlose Merkwürdigkeit ist (das gilt besonders für eine bestimmte Herberge). Insgesamt ist „Pfad ins Dunkel“ ein temporeicher Thriller mit einem interessanten Handlungsort und atmosphärisch dichten Szenen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere