Ein stimmungsvoller Thriller mit einigen Längen
ReykjavíkInhalt: 1956. Auf einer beschaulichen Insel südlich von Reykjavík verschwindet die 15-jährige Lára. Der Polizist Kristján Kristjánsson ist sich sicher, dass dem Mädchen etwas geschehen sein muss, doch ...
Inhalt: 1956. Auf einer beschaulichen Insel südlich von Reykjavík verschwindet die 15-jährige Lára. Der Polizist Kristján Kristjánsson ist sich sicher, dass dem Mädchen etwas geschehen sein muss, doch auf Druck seines Vorgesetzten lässt er von dem Fall ab. Das Verschwinden Láras wird zu einem Cold Case – bis sich 30 Jahre später der junge Journalist Valur Róbertsson dazu entschließt, Lára zu finden – sei es tot oder lebendig.
Persönliche Meinung: „Reykjavík“ ist ein Thriller von Ragnar Jónasson und Katrín Jakobsdóttir. Es handelt sich um einen Einzelroman, der sich unabhängig von anderen Büchern Jónassons lesen lässt. Erzählt wird der Roman aus mehreren personalen Perspektiven, wobei es aber zwei Hauptperspektiven gibt: Valur und eine Perspektive, die ich hier nicht spoilern will. Die Handlungsstruktur folgt einem klassischen Krimi: Valur, unser investigativer Ermittler, versucht einen alten Fall zu klären, wobei die Zahl der potentiellen Verdächtigen begrenzt ist. Der Thriller beginnt dementsprechend spannend und vielversprechend. Leider flacht die Spannung nach dem Einstieg ab: Valurs Ermittlungen plätschern eher dahin und recht schnell kann man erahnen, was sich vor dreißig Jahren auf der Insel zugetragen hat. Was im Thriller allerdings anschaulich beschrieben und eingefangen wird, ist das Leben im Reykjavík 1986, das im Handlungsjahr seine 200-Jahr-Feier beging. Auch finden sich zwei überraschende Wendungen, die ein Stück weit über die eher vorhersehbare Handlung hinwegtrösten. Gefallen hat mir auch die Stimmung des Thrillers, dessen Melancholie und Düsternis atmosphärisch dicht beschrieben wird. Der Schreibstil von Jónasson und von Jakobdsdóttir lässt sich flüssig und angenehm lesen. Insgesamt ist „Reykjavík“ nicht unbedingt ein schlechter Thriller, allerdings konnte er spannungstechnisch für mich nicht an die „Dark Iceland“-Reihe von Ragnar Jónasson heranreichen.