Profilbild von stefan182

stefan182

Lesejury Star
online

stefan182 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit stefan182 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.08.2020

Eine gelungene Fortsetzung

Pages & Co. (Band 2)
0

Inhalt: Die Underlibrary steht nach den Ereignissen von Band 1 Kopf. Das Vertrauen ist zerrüttet, die BibliothekarInnen in der Sache uneins und ein neuer Direktor möchte das freie Buchwandeln verbieten. ...

Inhalt: Die Underlibrary steht nach den Ereignissen von Band 1 Kopf. Das Vertrauen ist zerrüttet, die BibliothekarInnen in der Sache uneins und ein neuer Direktor möchte das freie Buchwandeln verbieten. Für Tilly und Oskar steht ein Familienbesuch bei Oskars Vater in Paris an, wo sich für beide eine einmalige Gelegenheit bietet: Ein Buchwandel in die Welt der Märchen, der waghalsig und ganz anders als vermutet ist. Dabei treffen sie auf neue Freunde, alte Feinde und ein Geheimnis, das den Buchwandel verändern wird.

Persönliche Meinung: „Matilda und das Verschwinden der Buchmagie“ ist eine gelungene Fortsetzung des ersten Bandes, die schöne, neue Wege geht. Einerseits wird die Underlibrary ausführlicher vorgestellt, was der Welt mehr Tiefe gibt. Andererseits wandelt Tilly in eine andere Buchwelt jenseits der Klassiker der Kinderliteratur: Im Fokus steht die Welt der Märchen, die einige Besonderheiten besitzt, die mir gut gefallen haben. Da Märchen ursprünglich mündlich tradiert worden sind, existieren keine „echten“ Primärausgaben, sodass die Märchenwelt chaotischer und unberechenbarer als die Welt der Kinderliteratur ist. Zudem geht Anna James mit Märchenstereotypen wie „Die Prinzessin muss den sie rettenden Prinzen heiraten und lieben“ augenzwinkernd um, sodass sie spielerisch (aber deutlich) hinterfragt werden. Die Handlung selbst bricht mit dem Märchenstereotyp, dass es immer nur richtig oder falsch, gut oder böse gibt. So entziehen sich einige Figuren einer eindeutigen Schematisierung und auch Tilly selbst fragt sich häufig, ob ihre Position denn jetzt „gut“ ist. Der Schreibstil ist wie im ersten Band metaphernreich und detailliert, sodass er sich sehr schön lesen lässt und eine tolle Atmosphäre erzeugt wird. Die Charaktere sind wieder liebevoll gezeichnet, wobei mir diesmal Oskar mit seiner leicht verpeilten Art am besten gefallen hat. Wir treffen auch wieder auf einen alten Bekannten aus dem ersten Band, wobei er diesmal aus einem anderen Blickwinkel gezeigt wird. Insgesamt ist „Matilda und das Verschwinden der Buchmagie“ ein schönes und innovatives Kinder- und Jugendbuch, das sich auch für erwachsene LeserInnen eignet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.08.2020

Eine schöne Neuinterpretation der Artussage

Cursed - Die Auserwählte
0

Inhalt: Die Roten Paladine, eine Gruppe von kriegerischen Mönchen des Vatikans, ziehen mordend von einer Fey-Siedlung zur nächsten. Zu den Opfern gehört Lenore, die Erzdruidin des Himmelsvolks und Mutter ...

Inhalt: Die Roten Paladine, eine Gruppe von kriegerischen Mönchen des Vatikans, ziehen mordend von einer Fey-Siedlung zur nächsten. Zu den Opfern gehört Lenore, die Erzdruidin des Himmelsvolks und Mutter der Protagonistin Nimue. Mit ihren letzten Worten überreicht Lenore Nimue ein Schwert mit dem Auftrag, es zu Merlin zu bringen, doch der ist nicht der einzige, der dieses magische Artefakt haben möchte.

Persönliche Meinung: Bei „Cursed – Die Auserwählte“ handelt es sich um eine Neuinterpretation der Artussaga. Einerseits trifft man auf viele alte Bekannte: So finden sich neben Arthur, Merlin und Uther Pendragon auch unbekanntere Artusritter im Fantasyroman wieder. Diese treten zu Beginn z.T. nicht unter ihrem bekannten Namen auf, sodass man sich auf schöne Aufdeckungen gefasst machen kann. Andererseits nimmt sich „Cursed“ auch Freiheiten im Umgang mit den Figuren: So hat z.B. Merlin seine Zauberkraft verloren, ist nicht der alte Weise, sondern dem Alkohol verfallen. Außerdem ist nicht Arthur derjenige, der das magische Schwert erhält, sondern Nimue, die eine starke aber auch tragische Figur ist. Generell finden sich in „Cursed“ auf allen Rängen starke weibliche Figuren. Zudem erhält jede größere Figur eine Vergangenheit, eine kleine Geschichte, wodurch sie plastischer ist. Teilweise sind diese Vergangenheiten aber mit Lücken behaftet, sodass für mich einzelne Fragen offenblieben. Die Welt mit ihren verschiedenen Fay-Völkern und rivalisierenden Gruppen ist vergleichsweise vielschichtig. Die Handlung, die mit überraschenden Wendungen und einem komplexeren Beziehungsgeflecht auftrumpft, ist recht dicht. Das Ende ist eher offen, wobei bereits einzelne Handlungsstränge des Folgebandes angeteasert werden, der wahrscheinlich nahtlos an die Handlung von „Die Außerwählte“ anschließt. Reich illustriert wurde der Text von Frank Miller. Mir persönlich waren die Illustrationen teilweise zu schematisch; die Figuren zu kantig. Insgesamt ist „Cursed – Die Auserwählte“ eine schöne Neuinterpretation des Artusstoffes, die eigene Wege geht – auch wenn die ein oder andere Frage offen bleibt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.07.2020

Das Leben in einer Sekte

After the Fire - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021
0

Inhalt: Die Basis der „Heiligen Kirche der Legion Gottes“ steht in Flammen. Einige Mitglieder, nur Kinder, können gerettet werden. Darunter auch die 17-jährige Moonbeam, der nun in Therapiesitzungen Fragen ...

Inhalt: Die Basis der „Heiligen Kirche der Legion Gottes“ steht in Flammen. Einige Mitglieder, nur Kinder, können gerettet werden. Darunter auch die 17-jährige Moonbeam, der nun in Therapiesitzungen Fragen zum Leben in der Legion gestellt werden. Fragen, die alte Wunden aufreißen, zu Alpträumen führen und Geheimnisse ans Licht bringen.

Persönliche Meinung: Die Handlung wird aus der Ich-Perspektive von Moonbeam erzählt, die (soweit man das als Person, die nicht Mitglied in einer Sekte ist/war, beurteilen kann) authentisch dargestellt ist. Sie ist einerseits unsicher in der für sie neuen Welt, hat Angst vor den Menschen außerhalb der Legion, die in der Sekte als „Schlangen“ galten, und ist bis zu einem gewissen Grad noch indoktriniert. Zugleich ist sie aber auch intelligent, selbstbewusst und oftmals kritisch gegenüber einzelnen Lehren der Sekte. Sie ist eine Figur, die einen inneren Kampf austrägt; hin- und hergerissen zwischen der eigenen Vernunft und der lebenslangen Indoktrination durch die „Heilige Kirche der Legion Gottes“. Der Handlungsaufbau ist einer Therapiesitzung nachempfunden: In der Gegenwartsebene stellt ein Psychiater Fragen, die in Form einer Vergangenheitsebene beantwortet werden. Dabei erfährt man schrittweise immer mehr über die Regeln und das Leben innerhalb der „Heiligen Kirche der Legion Gottes“ und wie diese sich radikalisierte. In ihren Erzählungen verschweigt Moonbeam allerdings bis zuletzt einzelne Ereignisse, sodass sich eine latente Spannung durch die Handlung zieht. Die Erzählweise ist eher nüchtern. Sie erinnerte mich in der Gegenwartsebene z.T. an Berichte, die im Schockzustand erzählt werden, was gut zur Story passt. Die Handlung von „After the Fire“ ist fiktiv, doch Vieles könnte sich so (oder so ähnlich) tatsächlich in Sekten abspielen – und das macht die Lektüre so intensiv und erschreckend.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.07.2020

Ein Heranwachsen im Krieg

Schatten der Welt
0

Inhalt: Thorn (Westpreußen). Wir treffen auf die beiden Freunde Carl und Artur, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Carl eher der schmächtige und besonnene ist, ist Artur von kräftiger Statur, ...

Inhalt: Thorn (Westpreußen). Wir treffen auf die beiden Freunde Carl und Artur, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Carl eher der schmächtige und besonnene ist, ist Artur von kräftiger Statur, ein Tausendsassa erster Güte und für jede Schandtat zu haben. So kommt auch von Artur die Idee, die das Leben der beiden verändern wird: Sich die allgemeine Unruhe vor dem Halleyschen Kometen, der 1910 wieder sichtbar wird, zunutze machend, verkaufen die beiden eigenkreierte Pillen - und das mit großem Erfolg. Mit dabei: Die emanzipierte "Isi", die kurz zuvor dem Schneiderssohn Carl ein teures Kleid abgeschwatzt hatte. Doch das Glück ist zeitlich begrenzt. Der große Krieg erscheint am Horizont.

Persönliche Meinung: Die Handlung von "Schatten der Welt" erstreckt sich über knapp acht Jahre. Dabei lernen wir die drei Freunde als Jugendliche kennen, begleiten sie in ihren Lehr- und Wanderjahren und durch die Wirren des Krieges. Die drei sind mit ihren unterschiedlichen Charaktereigenschaften ein interessantes Gespann. Zu Beginn spürt man geradezu die Unbeschwertheit der Jugendlichen, die scheinbar mit allem durchkommen. Vor allem in der Kriegszeit reiht sich allerdings Schicksalsschlag an Schicksalsschlag. Sowohl die humorvollen Aspekte als auch die tragischen Elemente sind eindringlich und gefühlvoll beschrieben. Erzählt wird der historische Roman rückschauend aus der Ich-Perspektive Carls, der bisweilen nostalgisch berichtet. Die Sprache ist sehr bildgewaltig, sodass man während der Lektüre eine kleine Zeitreise unternimmt und den Roman flüssig lesen kann. Auch ist er fundiert recherchiert. Schön fand ich den feinen Humor, der nicht mit dem Vorschlaghammer kommt, sondern oft subtil zwischen den Zeilen steht. Insgesamt bedient der Roman mehrere Genres: Er ist sowohl ein historischer Roman als auch ein Coming-of-Age-Roman; dabei zwischendurch immer mal wieder ein Schelmenstück. Besonders ist, dass es sich um ein Coming-of-Age zur Kriegszeit handelt – ein Heranwachsen und Reifen mit, im und durch den Krieg.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.07.2020

Ein neues "Sams" mit viel Wortwitz, Humor und Reimen

Das Sams 10. Das Sams und der blaue Drache
0

Inhalt: Da Herr Taschenbier viel auf der Arbeit zu tun hat, langweilt sich das Sams sehr. Als es sieht, wie Kinder draußen Drachen steigen lassen, will es unbedingt auch einen Drachen haben. Blöderweise ...

Inhalt: Da Herr Taschenbier viel auf der Arbeit zu tun hat, langweilt sich das Sams sehr. Als es sieht, wie Kinder draußen Drachen steigen lassen, will es unbedingt auch einen Drachen haben. Blöderweise ist der Drachenverkäufer in Urlaub. Doch das ist kein Problem für das Sams: Er kramt die Wunschmaschine hervor und wünscht sich kurzerhand einen Drachen. Nur leider hat das Sams ungenau gewünscht...

Persönliche Meinung: "Das Sams und der blaue Drache" ist eine "Was-wäre-wenn-Geschichte." Was wäre wenn die Wunschmaschine in "Am Samstag kam das Sams zurück" nicht kaputt gegangen wäre? Chronologisch spielt die Geschichte also zu der Zeit, als Herr Taschenbier noch bei Frau Rotkohl wohnt. Herr Mon ist auch wieder mit von der Partie. Der Einstieg wird für Sams-Neulinge sehr leicht gemacht: Die Handlung startet mit einer kleinen Einführung in die Samswelt. Der Schreib- und Erzählstil ist kindgerecht, aber auch erwachsene Leser*innen werden das ein oder andere Mal ins Schmunzeln geraten. Wie schon die anderen Samsbände ist "Das Sams und der blaue Drache" mit viel Wortwitz, Reimerei und Humor geschrieben. Erstmals sind auch die Kapitelüberschriften in Reimform. Auch das Sams ist immer noch schön samsig-naseweis und wortgewand. Sein neuer Freund hat mir mit seiner leicht "trotteligen" Art auch sehr gut gefallen. Die Handlung ist ebenfalls kindgerecht und in sich schlüssig. Abgerundet wird das Kinderbuch durch viele Bilder, die von Paul Maar selbst gezeichnet worden sind. Um es mit den Worten des Sams zu sagen: Insgesamt ist "Das Sams und der blaue Drache" ein "oberüberprächtiges" neues Samsabenteuer für kleine und große LeserInnen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere