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Veröffentlicht am 17.09.2023

Ein schöner Coming of Age-Roman mit klugen Überlegung über das Leben

Der letzte Sommertag
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Inhalt: Nach 30 Jahren kehrt Niels das erste Mal in sein Heimatdorf zurück. Der Grund: kein freudiger. Niels Vater, mit dem er Jahre nur sporadisch Kontakt hatte, ist gestorben. In einer Gefühlslage, die ...

Inhalt: Nach 30 Jahren kehrt Niels das erste Mal in sein Heimatdorf zurück. Der Grund: kein freudiger. Niels Vater, mit dem er Jahre nur sporadisch Kontakt hatte, ist gestorben. In einer Gefühlslage, die irgendwo zwischen einer diffusen Trauer und einem Räsonieren über verpasste Gelegenheiten flimmert, muss Niels sich um die Beerdigung und die Auflösung des Hausstandes kümmern – und reist dabei ganz unvermittelt in das Jahr 1990, als für ihn noch alles möglich schien.

Persönliche Meinung: „Der letzte Sommertag“ ist ein Coming of Age-Roman von Marc Hofmann. Erzählt wird die Handlung aus der personalen Perspektive von Niels, wechselweise auf zwei Zeitebenen. Die (chronologisch) erste Zeitebene spielt im Frühjahr/Sommer 1990. In diesem Handlungsstrang begleiten wir Niels mit seinen beiden besten Freunden Ralf und Volker, die 1990 ihren ganz persönlichen Sommer erleben. Die (erste) Liebe spielt dabei eine genau so große Rolle wie (beste) Freundschaften und das (nicht zwangsläufig unbeschwerte) Familienleben. Diese Themen finden sich auch im „Heute“-Handlungsstrang – nur unter anderen Vorzeichen: Niels, Volker und Ralf treffen sich dreißig Jahre nach dem Sommer 1990 in ihrem Heimatdorf Feldhausen wieder. Es ist nun nicht mehr die erste Liebe – sondern zweite oder dritte –, über die gesprochen wird; man ist selbst in die Rolle der Eltern geschlüpft; das Freundschaftsband ist aber weitgehend so fest wie damals. Das Erinnern an das, was war, sowie das Überlegen und Diskutieren über das, was ist oder sein wird, steht hier im Fokus. Eine große Stärke – sowohl im 1990- als auch im Heute-Strang – ist die intensive Vermittlung starker Gefühle. Hoffnung gesellt sich zu Bedenken, Frohsinn steht Melancholie gegenüber und ein „Alles ist möglich“ paart sich mit einem „Hätte ich doch“ (besonders intensiv wird letzteres in Bezug auf Niels‘ Gedanken über die ausgebliebene Aussprache mit seinem Vater vermittelt). Darüber hinaus durchzieht „Der letzte Sommertag“ eine latente Spannung: Man merkt permanent, dass in „Heute“ etwas verschwiegen wird, was 1990 geschah; ein Geheimnis umwirkt die drei Freunde. Dieses Geheimnis bleibt lange Zeit offen, wird dann aber zuletzt mit einer überraschenden Wendung offenbart. Der Schreibstil von Marc Hofmann ist anschaulich und sensibel, sodass sich „Der letzte Sommertag“ flüssig lesen lässt. Insgesamt ist „Der letzte Sommertag“ ein schöner, gefühlvoller Coming of Age-Roman mit vielen klugen Reflexionen über das Leben.

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Veröffentlicht am 15.09.2023

Ein spannender Kriminalroman mit Urlaubsflair

Sonne über Gudhjem
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Inhalt: Nach einem Burnout möchte es der Kriminalpolizist Lennart Ipsen ruhiger angehen lassen. Daher hat er eine Stelle auf der Urlaubsinsel Bornholm angenommen. Ein Ort, in dem es beschaulich zu geht ...

Inhalt: Nach einem Burnout möchte es der Kriminalpolizist Lennart Ipsen ruhiger angehen lassen. Daher hat er eine Stelle auf der Urlaubsinsel Bornholm angenommen. Ein Ort, in dem es beschaulich zu geht – eigentlich. Denn: Kurz nach Ipsens Ankunft wird die Leiche des lokalen Schweinebauers Kristensen aufgefunden – in dessen eigener Räucherkammer. Schnell wird klar: Kristensen war nicht besonders beliebt auf der Insel, lag mit fielen Leuten im Clinch, wodurch Ipsens Ermittlungen nicht unbedingt erleichtert werden…

Persönliche Meinung: „Sonne über Gudhjem“ ist ein Kriminalroman von Michael Kobr. Erzählt wird die Handlung aus der personalen Perspektive von Lennart Ipsen. Ipsen, der sich gerade von einem Burnout erholt hat, wird mit seinen Gefühlen und Gedanken authentisch und lebendig dargestellt: Permanent reflektiert er, wie er eine für sich geeignete Work-Life-Balance hinbekommt, wobei ihm das Erreichen dieser Balance mal besser, mal schlechter gelingt. Die Handlung selbst besitzt eine schöne Spannungskurve. Dies liegt einerseits daran, dass der Fall einige rätselhafte Momente aufweist, die man (zunächst) nicht genau einschätzen kann. Daneben werden – durch die vielen potentiellen Verdächtigen – mehrere falsche Fährten gelegt, die die Undurchsichtigkeit der Handlung erhöhen. Die Auflösung des Mordfalls hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Ohne zu viel verraten zu wollen: Sie ist komplexer und hintergründiger, als es zunächst den Anschein hat. Neben dem eigentlichen Fall spielt auch das Leben auf Bornholm eine große Rolle innerhalb von „Sonne über Gudhjem“. Dabei werden besonders der eher gelassene Lebensstil der Bornholmer sowie die Natur der Insel atmosphärisch dicht beschrieben. Auch das Zunehmen des Tourismus auf Bornholm wird thematisiert, wobei Kobr die Schattenseiten der Touristik für die Insel nicht verschweigt. Der Schreibstil von Michael Kobr ist angenehm und sehr flüssig zu lesen, sodass man wirklich durch den Roman fliegt. Insgesamt ist „Sonne über Gudhjem“ ein spannender Kriminalroman, in dem – trotz des Mordes – ein schöner Urlaubsflair aufkommt.

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Veröffentlicht am 14.09.2023

Ein spannender und wendungsreicher High Fantasy-Roman

Wolfszeit
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Inhalt: Der Krieg, ausgehend von den Drei Herrinnen, wirft seine Schatten über das Königreich. Während Kaya mit Mitgliedern ihres Stammes in den Krieg zieht, bricht ihr Partner Haku in den schneereichen ...

Inhalt: Der Krieg, ausgehend von den Drei Herrinnen, wirft seine Schatten über das Königreich. Während Kaya mit Mitgliedern ihres Stammes in den Krieg zieht, bricht ihr Partner Haku in den schneereichen Norden auf: Seine Totemtiere, die Wölfe, haben ihm den Auftrag gegeben, eine einsam gelegene magische Stadt aufzusuchen. Zugleich begeben sich die Elfe Elais, der ehemalige Ordenskrieger Tkemen und Thea, die Anführerin der Diebesgilde, auf die Suche nach den sagenumwobenen schwarzen Steinen – jene Steine, aus denen die Drei Herrinnen ihre Macht ziehen.

Persönliche Meinung: „Wolfszeit – Die Schwarze Stadt“ ist ein High Fantasy-Roman von Bjela Schwenk. Es handelt sich um den dritten Band der „Wolfszeit“-Reihe. Da die Kernhandlung von „Die Schwarze Stadt“ nicht direkt auf die ersten beiden Bände aufbaut, lässt sich der dritte Band auch ohne Kenntnis der Vorgänger lesen (Ich habe die Vorgänger (noch) nicht gelesen. Anfangs brauchte ich ein bisschen, um mich zu orientieren, konnte mich dann aber gut in der Handlung von „Die Schwarze Stadt“ zurechtfinden). „Die Schwarze Stadt“ wird wechselweise aus verschiedenen personalen Perspektiven in mehreren Handlungssträngen (die jeweiligen im Inhaltsteaser benannten Aufgaben/Missionen der Hauptfiguren) erzählt. Durch die Perspektivwechsel entsteht insgesamt ein schönes Erzähltempo; für Spannung sorgt, dass die Kapitel mit Cliffhangern enden, wodurch man unbedingt weiterlesen möchte. Zur Handlung will ich ansonsten gar nicht zu viel spoilern. Nur: Sie ist wendungsreich und – in Bezug auf Handlungsort(e), Inhalt(e) sowie die Gefühls- und Gedankenwelten der handelnden Figuren – sehr abwechslungsreich und vielfältig. „Die Schwarze Stadt“ endet mit mehreren Cliffhangern, die neugierig auf den bereits erschienenen vierten Band machen. Der Schreibstil von Bjela Schwenk lässt sich sehr flüssig lesen und ist bildreich, sodass während der Lektüre ein detailliertes Kopfkino entsteht, durch das man sich zügig in die jeweiligen Szenerien einfinden kann. Insgesamt ist „Die Schwarze Stadt“ ein spannender sowie wendungsreicher High Fantasy-Roman mit lebendig ausgestalteten Figuren.

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Veröffentlicht am 08.09.2023

Ein spannender, kunstaffiner Kriminalroman

Das neunte Gemälde
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Inhalt: Ein Anruf ereilt den Kunstexperten Lennard Lomberg. Am Apparat: Ein gewisser Gilles Dupret, der Lomberg dafür gewinnen möchte, ein seit Ende des Zweiten Weltkrieges verschollenes Gemälde rückzuführen. ...

Inhalt: Ein Anruf ereilt den Kunstexperten Lennard Lomberg. Am Apparat: Ein gewisser Gilles Dupret, der Lomberg dafür gewinnen möchte, ein seit Ende des Zweiten Weltkrieges verschollenes Gemälde rückzuführen. Der wenig interessierte Lomberg lehnt zunächst ab, doch dann deutet Dupret an, Lombergs Vater – mit dem Lomberg sich kurz vor dessen Tod zerstritten hatte und nicht mehr aussprechen konnte – habe eine Vergangenheit mit dem Gemälde. Allerdings: Bevor Lomberg und Dupret sich persönlich final über die Rückführung austauschen können, wird Dupret ermordet aufgefunden. Das Gemälde hingegen bleibt verschwunden. Lomberg begibt sich auf die Suche nach dem Gemälde – eine Suche, die ihn nicht nur auf die Spur eines Kunstskandals führt, sondern auch ein Familiengeheimnis offenbart…

Persönliche Meinung: „Das neunte Gemälde“ ist ein kunstaffiner Kriminalroman von Andreas Storm. Es handelt sich um den ersten Band der „Lennard-Lomberg-Reihe“. „Das neunte Gemälde“ spielt auf drei Zeitebenen: Ein – im Vergleich zu den anderen beiden Strängen – kürzerer Handlungsstrang spielt 1943 im von der Wehrmacht besetzten Paris, ein weiterer in den 1960er-Jahren im damaligen Regierungssitz Bonn. Der dritte Handlungsstrang, der unterschiedliche Handlungsorte besitzt, spielt im Jahr 2016, der Gegenwartszeit der Handlung. Mein persönliches Highlight ist hier der in Bonn spielende Handlungsstrang: Die politische/gesellschaftliche Atmosphäre des „alten“ Bonn sowie des Nachkriegsdeutschlands wird greifbar beschrieben; der Plot nimmt durch die Hinterzimmer-Ereignisse Züge eines Agententhrillers an. Die drei Handlungsstränge werden jeweils mit Bedacht von einem auktorialen Erzähler erzählt, der immer wieder in die personalen Perspektiven verschiedener Akteure schlüpft. Schwerpunktmäßig werden hierbei die Perspektiven von Lennard Lomberg und dessen Vater Ernst Lomberg eingenommen. Zu der Handlung des Romans möchte ich gar nicht zu viel vorwegnehmen. Nur: Sie besitzt eine hohe Spannungskurve, eine schöne Komplexität, einige überraschende Wendungen und eine große Affinität zur zeitgenössischen Kunst. Besonders gut gelungen (auch tempomäßig) ist die Verzahnung der unterschiedlichen Zeitebenen: Zunächst tappt man während der Lektüre im Dunkeln, sucht Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Zeitebenen, die über das titelgebende neunte Gemälde hinausgehen; sukzessiv, je weiter man liest, lichtet sich die Handlung aber, wodurch die Querverbindungen zwischen den Handlungssträngen immer deutlicher werden – und sich einige überraschende Verknüpfungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart offenbaren. Der Schreibstil von Andreas Storm ist eingängig und lässt sich angenehm lesen. Insgesamt ist „Das neunte Gemälde“ ein spannender Kriminalroman, der besonders durch eine schöne Komplexität und eine perfekte Verzahnung der Zeitebenen auftrumpft.

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Veröffentlicht am 08.09.2023

Ein fesselnder Kurzkrimi mit einem eher konventionellen Ende

Augen ohne Licht
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Inhalt: Eine Frau erwacht in einem dunklen Raum. Wo sie ist, ist ihr unbekannt. Auch wie sie dort hingekommen ist, weiß sie nicht mehr. Ihr einziger Gedanke: Sie muss unbedingt den Raum verlassen, um zu ...

Inhalt: Eine Frau erwacht in einem dunklen Raum. Wo sie ist, ist ihr unbekannt. Auch wie sie dort hingekommen ist, weiß sie nicht mehr. Ihr einziger Gedanke: Sie muss unbedingt den Raum verlassen, um zu ihrer Familie – ihrem Mann Jake und ihrer Tochter Nancy – zurückzukehren.

Persönliche Meinung: „Augen ohne Licht“ ist ein Kurzthriller von S. K. Tremayne. Erzählt wird die Handlung aus der Perspektive einer (zunächst) namenlosen Ich-Erzählerin. Der Plot des Thrillers ähnelt einem Escape Room: Die Ich-Erzählerin sucht in dem dunklen Raum nach Hinweisen, die einerseits auf einen Ausweg aus dem Raum, andererseits auf die Person, die sie gefangen hält, hindeuten könnten. Spannung entsteht – neben der generellen Rätselhaftigkeit des Raumes – vor allem dadurch, dass die Ich-Erzählerin als unzuverlässig auftritt: Permanent hat man während der Lektüre das Gefühl, dass irgendein Umstand im Hintergrund abläuft, der der Ich-Erzählerin eigentlich bekannt ist, den sie aber nicht greifen kann. Der Plot ist – da man bis zuletzt nicht mit voller Sicherheit sagen kann, warum die Ich-Erzählerin eingesperrt ist – fesselnd; die Auflösung (mit ihrem Twist) war für mich allerdings letztlich doch etwas zu prototypisch und konventionell. Der Schreibstil von S. K. Tremayne lässt sich flüssig und angenehm lesen. Insgesamt ist „Augen ohne Licht“ ein fesselnder und spannender Kurzthriller, dessen Ende mich allerdings nicht vollends überzeugen konnte.

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