Ein atmosphärischer Roman
Der KnochenwaldInhalt: Seit Jahren lebt Mattie gemeinsam mit ihrem Ehemann William in einer einsamen, von dem Rest der Menschheit abgeschotteten Berghütte. William ist ein Tyrann, dessen Stimmungsschwankungen und Gewalttätigkeiten ...
Inhalt: Seit Jahren lebt Mattie gemeinsam mit ihrem Ehemann William in einer einsamen, von dem Rest der Menschheit abgeschotteten Berghütte. William ist ein Tyrann, dessen Stimmungsschwankungen und Gewalttätigkeiten Mattie schutzlos ausgeliefert ist. Doch plötzlich ändert sich Matties Leben von Grund auf: Als markerschütternde Schreie durch den Wald hallen und seltsam verstümmelte Tierkadaver nahe der Berghütte auftauchen, begeben sich Mattie und William auf die Suche nach deren Ursprung – und treffen dabei auf einen Mann, der wissen zu scheint, wer Mattie ist…
Persönliche Meinung: „Der Knochenwald“ ist ein Horrorroman von Christina Henry. Es handelt sich um einen stand-alone Roman, der sich unabhängig von den anderen Büchern Henrys lesen lässt (auch ist „Der Knochenwald“ keine Märchen-/Klassikeradaption wie „Die dunklen Chroniken“, sondern eine eigenständige Geschichte). Erzählt wird die Handlung aus der personalen Perspektive von Mattie, die unter der Tyrannei Williams lebt. Die Gewalttaten und Willkürlichkeiten Williams werden dabei deutlich beschrieben, sodass man unweigerlich mit Mattie fühlt (durch die deutlichen Beschreibungen kann das Buch triggernd wirken, weshalb an dieser Stelle eine Triggerwarnung sinnvoll ist). Innerhalb der Handlung treten gewissermaßen zwei Monster auf: das unbekannte Wesen und William – wobei man sich während der Lektüre permanent fragt, wer das größere Monster ist. Eine Stärke des Romans ist die Nachzeichnung der Gefühlswelt Matties: Während der Handlung entdeckt sie – aus Gründen, die ich hier nicht spoilern möchte – ihre Vergangenheit neu, was zu einer anschaulichen, tempomäßig stimmig austarierten Entwicklung Matties führt. Spannung entsteht innerhalb der Handlung durch mehrere Fragen, die eine*n beim Leseprozess ständig begleiten: Was hat es mit dem Monster auf sich? Wer ist der Fremde und woher kennt er Mattie? Und: Wie ist die Vergangenheit Matties? Etwas schade ist, dass diese Spannungselemente nicht konsequent verfolgt werden; oftmals treten die Fragen in den Hintergrund, wodurch es einzelne, eher langatmige Szenen gibt. Das Ende ist zudem eher offengehalten, sodass man nicht auf jede der Fragen eine endgültige Antwort erhält. Der Schreibstil von Christina Henry ist anschaulich und lässt sich flüssig lesen, wobei die atmosphärische Zeichnung besonders der einsamen Wälder rings um die Hütte schön dicht und schaurig ist. Insgesamt ist „Der Knochenwald“ ein atmosphärischer Roman mit einer einfühlsam ausgestalteten Protagonistin; der Handlungsbogen des Romans konnte mich allerdings nicht völlig überzeugen.