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Veröffentlicht am 16.06.2020

Bürokratiefehler

Hex Files - Hexen gibt es doch
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„Das war Vergeudung von Magie. Der Orden lehnt jede unnötige Zauberei ab – besonders, wenn sie aus Faulheit geschieht.“ [77]
Tja, was soll ich zu dem Buch „Hex Files - Hexen gibt es doch“ von Helen Harper ...

„Das war Vergeudung von Magie. Der Orden lehnt jede unnötige Zauberei ab – besonders, wenn sie aus Faulheit geschieht.“ [77]
Tja, was soll ich zu dem Buch „Hex Files - Hexen gibt es doch“ von Helen Harper sagen? Es ist fantastisch. Der Roman gehört zu den Büchern, bei denen man schon nach dem Lesen der ersten zwanzig Seiten weiß, dass das Buch zu den persönlichen Highlights des Jahres gehören wird. Und das erreicht Harper mit den Zutaten Magie, Ermittlung, Sarkasmus und zu guter Letzt einer sprechenden Katze, die sie alle in den Hexentopf wirft und daraus eine gelungene Geschichte zaubert.
„Ivy Wilde ist keine Heldin.“ Das sagt zumindest der Klappentext. Die erschaffene Protagonistin ist faul. Richtig faul. Und mit ihrer Art, ihrem Sarkasmus, der Weise wie sie Auftritt und natürlich auch, dass sie so natürlich rüberkommt, machen Ivy so sympathisch. Sie könnte die Hexe von nebenan sein. Mit dem Charakter hat Harper eine wundervolle Figur erschaffen, der die Leser* innen gerne folgen.
Ivy selbst folgt Adeptus Exemptus Raphael Winter, einem Hexer, eher unfreiwillig und findet sich in einem Abenteuer wieder, das beim Lesen einfach nur Spaß macht. Dass Winter der Gegenpol zu Ivy ist, ist ein Stilmittel, welches öfter eingesetzt wird. Es bringt ordentlich Schwung in die ganze Angelegenheit und, was man an dieser Stelle positiv erwähnen muss, es ist wunderbar, dass es zwischen Wilde und Winter kein großes Liebesgedöns gibt.
„Wir sind vollkommen gegensätzliche Charaktere, die aus Versehen zusammengebracht wurden. Ständig ecken wir aneinander.“ [103]
Vieles an diesem Roman ist magisch, die sparsam eingesetzte Hexerei, die lustigen Streitgespräche mit Katze Brutus. Harper hat das Ganze wohl dosiert, so dass die Geschichte nie in das eine oder andere Extrem abdriftet und sich wunderbar lesen lässt.
Einen Kritikpunkt habe ich allerdings: Teil 2 „Hex Files - Wilde Hexen“ erscheint erst im September 2020.

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Veröffentlicht am 09.06.2020

Wider den Strom schwimmen

Die Kakerlake
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„Das moderne gesellschaftliche Leben glich einem metaphorischen Arsenal zweckentfremdeter Waffen.“ [52]
„Die Kakerlake“ von Ian McEwan ist eine schöne Parabel, mischt sie Themen wie den Brexit, spielt ...

„Das moderne gesellschaftliche Leben glich einem metaphorischen Arsenal zweckentfremdeter Waffen.“ [52]
„Die Kakerlake“ von Ian McEwan ist eine schöne Parabel, mischt sie Themen wie den Brexit, spielt auf Kafka an und kommt als bitterböse Abrechnung mit der Entscheidung Großbritanniens über den Austritt aus der EU daher.
„Kehren wir den Geldfluss um, und das gesamte Wirtschaftssystem, die Nation selbst gar, wird geläutert werden, gereinigt von allen Absurditäten.“ [22] Und wie im wahren britannischen Leben heißt es auch hier im Roman für den Hauptcharakter Jim, ehemals Kakerlake, gegen den Strom zu schwimmen. Egal was da komme. Unbeirrt seinen Weg gehen. Allen zum Trotz.
„Jim hatte hervorragende Fühler für die öffentliche Gemütslage.“ [46]
McEwan liefert eine amüsant zu lesende Lektüre, die mir, bis auf den Mittelteil, recht gut gefallen hat. Die Verwandlung an sich gerät in den Hintergrund, dafür wird es umso mehr politisch. Gefallen hat mir auch der Seitenhieb auf den amerikanischen Präsidenten.
Sprachlich wäre durchaus noch etwas mehr drin gewesen.

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Veröffentlicht am 08.06.2020

Zauberhaft

Petronella Apfelmus - Hexenbuch und Schnüffelnase
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"Petronella Apfelmus - Hexenbuch und Schnüffelnase". So lautet Band Nummer 5 unserer Lieblingsreihe.
Aber auch Neueinsteiger sollten sich nicht abschrecken lassen einzusteigen. Man findet sehr gut in ...

"Petronella Apfelmus - Hexenbuch und Schnüffelnase". So lautet Band Nummer 5 unserer Lieblingsreihe.
Aber auch Neueinsteiger sollten sich nicht abschrecken lassen einzusteigen. Man findet sehr gut in die Geschichte, es wird das nötigste erklärt und man kommt sofort klar. Und da wären natürlich noch die wunderschönen Illustrationen, die Zuhörerinnen und Vorleserinnen gleichermaßen bezaubern. Sprachlich gibt es auch nichts zu meckern. Ein rundum gelungenes Kinderbuch.
Diesmal wird ordentlich und allerhand gebastelt. Mit dabei sind die Apfelhexe Petronella, die Zwillinge, Hirschkäfer Lucius und die Apfelmännchen. Doch dann werden die Apfelmännchen entführt und die Detektivarbeit für Petronella und Lea und Luis beginnt.
Sabine Städing schafft es immer wieder aufs Neue eine spannende und abwechslungsreiche Geschichte rund um die Apfelhexe zu zaubern und Sabine Büchner liefert dazu die passenden Illustrationen. Beides harmoniert wirklich klasse und verzaubert Mädchen und Jungs gleichermaßen.

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Veröffentlicht am 08.06.2020

Zauberkünstler

Da sind wir
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Denkt man an britische Gegenwartsliteratur, dann dürfte einem sofort Graham Swift einfallen, zählt er doch zu den bekanntesten. Mich hat an seinem neuesten Werk „Da sind wir“ vor allem der Blick auf das ...

Denkt man an britische Gegenwartsliteratur, dann dürfte einem sofort Graham Swift einfallen, zählt er doch zu den bekanntesten. Mich hat an seinem neuesten Werk „Da sind wir“ vor allem der Blick auf das Ende der Fünfzigerjahre angesprochen und die zu erwartende sprachliche Qualität.
„Zwei Zauberkünstler und ein zauberhaftes Paar.“ [71] Daraus ergibt sich dann eine Dreiecksgeschichte und drei unterschiedliche Lebenswege, Einblicke, Erzählungen. Es ist ein Blick in die Vergangenheit, die Gegenwart, welche uns der allwissende Erzähler näherbringt.
Für mich blieben die drei Hauptcharaktere etwas unnahbar, allein Evies Sicht trug dazu bei, dass die Charaktere an Tiefe gewinnen. Als Leser*in bleibt man doch etwas vom Geschehen distanziert. Auch hätte ich mir einen spannenderen Einblick in das Showgeschäft erhofft. Das Klang auf dem Klappentext so wundervoll magisch. Und so konnte der Roman mich nicht wirklich erreichen, obwohl er gut geschrieben und es eine interessante Geschichte ist.
Das Ende passt zwar zu den ganzen Illusionen, Tricks und Zaubereien, aber ist mir etwas zu offen. Insgesamt fand ich die Perspektivwechsel gelungen, auch das zeitliche Hin und Her, jedoch hätte ich mir eine Unterteilung in Kapitel gewünscht.

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Veröffentlicht am 08.06.2020

Häuser erzählen Geschichten

Ein Versteck unter Feinden
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„Die Szenen auf dem Lagergelände scheinen eine Art pervertiertem Karneval entsprungen zu sein.“ [318]
Häuser erzählen Geschichten. Sie kommen an das Tageslicht, werden zu spannenden, faszinierenden, schockierenden ...

„Die Szenen auf dem Lagergelände scheinen eine Art pervertiertem Karneval entsprungen zu sein.“ [318]
Häuser erzählen Geschichten. Sie kommen an das Tageslicht, werden zu spannenden, faszinierenden, schockierenden Rekonstruktionen von außergewöhnlichen Ereignissen. Mit ihrem Werk „Ein Versteck unter Feinden“ erhält Roxane van Iperen den Opzij-Literaturpreis und lässt vergangene Geschichte wieder auferstehen und leistet somit einen Beitrag gegen das Vergessen. Dass sich diese Geschichte wie ein Roman lesen lässt, verhilft den Leser*innen sich besser darauf einzulassen und die schwer verdaulichen Gräueltaten zu verinnerlichen.
„Mensch, trau dich zu leben!“ [339]
Sehr gut recherchiert und ohne etwas zu beschönigen, schafft es van Iperen, auf eine einprägsame Weise, nüchtern und ohne Theatralik, von einem geschichtlichen Ereignis zu berichten, das viele so nicht kannten: die Geschichte jüdischen Widerstandes. Viele verloren ihr Leben in Konzentrationslagern und diejenigen, die überlebt haben, geben die Erzählungen weiter.
Geschichte wird lebendig, zeigt auf wie es damals wirklich war und bleibt für immer im Kopf.

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