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Veröffentlicht am 26.11.2019

Wenn Bären tanzen

Bärenblues
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„Hat Ihnen schon mal einer gesagt, dass Sie hier ziemlich hinterm Mond, dass sich die Zeiten geändert haben? … Sie haben doch bestimmt schon was von Bürgerrechten gehört, oder?“ [85]

„Bärenblues“ von ...

„Hat Ihnen schon mal einer gesagt, dass Sie hier ziemlich hinterm Mond, dass sich die Zeiten geändert haben? … Sie haben doch bestimmt schon was von Bürgerrechten gehört, oder?“ [85]

„Bärenblues“ von Joe R. Lansdale ist der dritte Band zu der Reihe "Hap Collins & Leonard Pine“. Ich beziehe mich hier wieder auf die limitierte Taschenbuchausgabe des Golkonda Verlags.

!!! Kurz zur Bewertung. Leider fehlen dem Buch 3 Kapitel. Man liest bis Seite 240 und findet als nächste Seite im Buch die 97. Dann kommt man von Seite 120 zur Seite 265. Auch wenn das Leseverständnis dadurch nicht wesentlich getrübt wird, so hätte dies dem Verlag auffallen müssen. Die Story selbst verdient wieder einmal 5 Sterne.

Meine Lieblingsreihe geht in die dritte Runde. Dabei lässt Lansdale seine beiden Charaktere in Grovetown, Texas, nach der verschwundenen Florida [Haps Flamme aus Band 2] suchen. In diesem Nest herrscht noch die Rassentrennung. Für die Ermittlungen ist das natürlich nicht förderlich. Selbst aus Polizeikreisen kommt ein sehr rauer Ton:
„ ‚Konsterniert‘, sagte Leonard. ‚Ziemlich schwieriges Wort für ´nen Officer, oder?‘ …. Ich habe auch `n paar Sätze auf Lager. Zum Beispiel: ‚Der Neger starb langsam und qualvoll an den Folgen gezielter Schläge.‘ “ [139]
Lansdale zeichnet einen schrecklichen Schauplatz, den es eigentlich seit 1964 nicht mehr geben sollte. Wie man aber leider selbst heute noch feststellt, ist das Thema Rassentrennung immer noch nicht vom Tisch.
Die Story entwickelt sich gewohnt fesselnd, packt einen, lässt einen die feinen Hiebe des Autors auf die Gesellschaft spüren, wühlt auf. Perfekt, so muss es sein.

Veröffentlicht am 02.10.2019

Durchaus interessant, muss man aber nicht lesen

Agnes
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„Agnes ist tot. Eine Geschichte hat sie getötet.“ [9]
Der Ich-Erzähler lernt die junge Doktorandin Agnes kennen und beide verlieben sich.

Der Roman „Agnes“ von Peter Stamm kommt sehr unaufgeregt daher. ...

„Agnes ist tot. Eine Geschichte hat sie getötet.“ [9]
Der Ich-Erzähler lernt die junge Doktorandin Agnes kennen und beide verlieben sich.

Der Roman „Agnes“ von Peter Stamm kommt sehr unaufgeregt daher. Vieles in diesem Buch spielt sich zwischen den Zeilen ab und kommt sehr distanziert daher. Gekonnt lässt Stamm die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion der zwei Liebenden verschwimmen.

„In meinem Kopf war unsere Beziehung viel weiter gediehen als in Wirkllichkeit.“ [17]

Mir ist das ganze viel zu bedeutungsschwanger, auch weil nicht sonderlich viel passiert. Obwohl es eine interessante Idee ist, den Ich-Erzähler ein Portrait über Agnes schreiben zu lassen, fehlt einiges, das diesem Buch den besonderen Schliff gibt.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Ein blasser Protagonist

Blasse Helden
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„Blasse Helden“ aus der Feder von Arthur Isarin – Norris von Schirach – erzählt von dem Russland zu Beginn der 1990er.
Ja, es ist ein informativer Roman über eine interessante Zeit – man erhält viele interessante ...

„Blasse Helden“ aus der Feder von Arthur Isarin – Norris von Schirach – erzählt von dem Russland zu Beginn der 1990er.
Ja, es ist ein informativer Roman über eine interessante Zeit – man erhält viele interessante Einblicke. Vielleicht sollte man sogar so weit gehen und sagen, dass es mehr eine Zusammenstellung diverser Anekdoten sind, welche der Autor zum Besten gibt. Diese gewähren zwar einen guten Einblick in eine zerfallende Sowjetunion, aber es fehlt dem Roman der Drive, der einen fesselt, ins Geschehen hineinzieht, einen zum Weiterlesen auffordert, mit Fragen konfrontiert.
Die Kapitel sind recht lang, der Schreibstil eher nüchtern. Trotzdem lässt sich das Buch gut lesen. Mir persönlich fehlt es an Tiefgang in den Kapiteln. Eigentlich hat man nichts erfahren, was einem nicht schon durch diverse Medien zugetragen wurde. Schwierig an dieser Stelle: Was ist Fiktion in dem Roman, was entspricht der Wahrheit?
Auch wirkt der Protagonist Anton eher wie die menschgewordene Klebeverbindung zwischen einzelnen Kapiteln, der zu jeder möglichen Zeit mit diversen Frauen schläft.
Die Hauptfigur hat keine politische Haltung, stellt keine moralischen Fragen, bleibt als blasser Held ziemlich blass. Man baut keine Verbindung zu ihm auf, lässt ihn sein bizarres Leben leben.
Es fehlte der Fluss, der hintergründige Tiefgang. Und ja, Literatur habe ich auch schon spannender erlebt.

Veröffentlicht am 19.10.2020

Eine LSD-Party?

Das Licht
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Der Schreibstil von T. C. Boyle ist wirklich gut. Das hat er in seinen bisher erschienenen Werken gezeigt und das zeigt er auch wieder in dem Roman „Das Licht“. Thematisch geht es diesmal um den Konsum ...

Der Schreibstil von T. C. Boyle ist wirklich gut. Das hat er in seinen bisher erschienenen Werken gezeigt und das zeigt er auch wieder in dem Roman „Das Licht“. Thematisch geht es diesmal um den Konsum von Drogen. Genauer gesagt um die Einnahme von LSD und deren Wirkung. Es soll ein „kreischend greller Trip“ sein, jedoch kam das beim Lesen nicht wirklich so rüber. Vieles wirkte auf mich sehr farblos und eintönig. Dazu zählen auch die Charaktere selbst. Sie bleiben blass, naiv und austauschbar. Mir fehlt das Tiefgründige, das Hinterfragende. Dies liefert weder Boyle noch seine Charaktere. Die sind lediglich darauf fokussiert, dass es mit den Partys weiter vorangeht.
Wie auch in seinen anderen Romanen war das Potential riesig, hätte man hier doch einiges über die damalige Forschung, die Gedankengänge berichten können. Alles in Allem bleibt die ganze Handlung ein kurzer Trip ohne wirkliche Höhepunkte und berauschende Momente. Nach dem Genuss des Buches ist auch schon wieder alles vergessen.

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Veröffentlicht am 16.07.2018

Wir tranken ein Bier und unterhielten uns über alles und nichts

Im Morgengrauen
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„Wir tranken ein Bier und unterhielten uns über alles und nichts.“ [149]
So erging es mir leider auch mit dem Buch. Alles und nichts. Vielleicht halte ich es auch mit der Aussage von Richter Heyne „Kann ...

„Wir tranken ein Bier und unterhielten uns über alles und nichts.“ [149]
So erging es mir leider auch mit dem Buch. Alles und nichts. Vielleicht halte ich es auch mit der Aussage von Richter Heyne „Kann ich nicht mal einen Nachmittag verbringen, ohne darüber nachzudenken, welcher Dorftrottel den anderen umgebracht hat.“ [124]

Aber alles der Reihe nach. Auf der Suche nach einer Vermissten durchkreuzt Officer Henry Farrell, „die Ein-Mann- Polizeibehörde von Wild Thyme“ [209], die ländliche, von industriellem Niedergang schwer gezeichnete Region, welche sich als „ein richtiges Problemviertel“ [131] darstellt.

Erwartet hätte ich eine packende, bildgewaltige Story, zumal die Themen Fracking und die Beschreibung der mit ihrem Drogenproblem behafteten Region sehr viel Potenzial versprachen. Teilweise liest sich die Beschreibung der Landschaft, hier am Beispiel von Airy [127] richtig gut, aber insgesamt verliert der Autor sich selbst.
Das Thema Fracking wird nur kurz angerissen und bei den Drogenproblemen zeichnet Bouman besser. Der Officer selbst macht keine Ausnahme und findet sich in diesem Sumpf wieder. „Ich hatte einiges getrunken und an einem Joint gezogen, aber ich will Ihnen natürlich nicht Ihren Fall vermasseln.“ [92] „Außerdem suchte ich eine kleine Graspfeife.“ [107]

Die Suche nach der vermissten Penny zieht sich verworren durch das Buch. Ob das daran liegt, dass Farrell von den anderen viel zu vielen Charakteren –jede Person wird umschweifend mit Namen vorgestellt- nicht ernst genommen wird „Sie sind vielleicht kein Detective, aber einen Plan hatten Sie sicher trotzdem.“ [93], oder aber „in diesem Zustand von Trunken- und Bekifftheit“ [145] liegt?