USA in all seinen dreckigen Facetten.
Beim Ars vivendi Verlag ist dieser Tage ein Roman aus amerikanischer Lizenz erschienen, den es sich lohnt, zu lesen.
In dem kleinen Örtchen Wild Thyme in Pennsylvania ist eigentlich nicht Mal so viel ...
Beim Ars vivendi Verlag ist dieser Tage ein Roman aus amerikanischer Lizenz erschienen, den es sich lohnt, zu lesen.
In dem kleinen Örtchen Wild Thyme in Pennsylvania ist eigentlich nicht Mal so viel los, dass es für einen Polizisten reicht. Doch Officer Henry Farrell wollte zurück in seine Heimatstadt und hatte Glück, als dort der Posten eines Ordnungshüters geschaffen wurde. Wenn man aber denkt, im amerikanischen Hinterland könne nichts passieren, der hat sich getäuscht. Die junge Mutter Penny Pellings ist verschwunden. Gemeldet hat das ihr Freund, beide sind Junkies, haben nicht gerade reine Westen und ihnen wurde vom Jugendamt bereits das Kind entzogen.
Damit begibt sich der Leser zusammen mit Farrell in den Sumpf der amerikanischen Gesellschaft. Wie bei den Romanen von Smith Henderson (Montana) oder die von James Lee Burke wird nichts beschönigt. Da geht es nicht um Schickimicki-Ermittlungen. Hauptrolle im vorliegenden Roman sind die Menschen in der untersten Schicht, die in Dreck und Armut leben, und versuchen mit Verbrechen herauszukommen. Man erlebt den Ermittler, der nebenbei jobbt und Häuser baut, seine privaten Probleme zu klären versucht, von der Unschuld einzelner Verdächtiger, die bereits mit einem Bein im Knast sind, überzeugt ist, und der dennoch nie seinen Fall von der vermissten Penny zu lösen vergisst.
Erzählt wird die ganze Geschichte in einem sehr nüchternen, fast emotionslosen Schreibstil wie die Reportage eines Journalisten. Dabei wird nicht mit Details gespart, es gibt Gerüche, Geräusche und alles, was dazugehört. Trotzdem schafft es der Ich-Erzähler Farrell nicht, mir seine Gefühlswelt zu vermitteln. Nun gut, jeder Schriftsteller hat seinen eigenen Stil, es ist lediglich ein Umstand, der mir aufgefallen war.
Bevor Tom Bouman selbst zu schreiben begann, arbeitete er als Lektor. Für seinen Debütroman "Auf der Jagd" (deutsche Übersetzung ebenfalls bei ars vivendi erschienen) erhielt er 2015 den anerkannten Edgar Award für Debüts.
Ein ruhiger Kriminalroman über das Hinterland der USA, in all seinen dreckigen Facetten.
© Detlef Knut, Düsseldorf 2018