Profilbild von steffywhoelse

steffywhoelse

Lesejury Profi
offline

steffywhoelse ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit steffywhoelse über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.02.2021

schöner, aber schwacher Nachklang

Der Klang der Wälder
0

Wie auch der Protagonist selbst it die Geschichte eher ruhig und sehr bescheiden. Die Beziehungen der Figuren zu einander wirkt immer sehr formell und höflich und es fehlt eine gewisse Nähe zum Protagonisten. ...

Wie auch der Protagonist selbst it die Geschichte eher ruhig und sehr bescheiden. Die Beziehungen der Figuren zu einander wirkt immer sehr formell und höflich und es fehlt eine gewisse Nähe zum Protagonisten. Dies lässt sich vermutlich auf die japanische Kultur zurückführen, doch hätte ein intensiverer Einblick in das Leben des jungen Tomura-kun geholfen, dem Roman noch etwas mehr Wärme zu verleihen.

Es wird sehr viel über das Klavierstimmen erzählt. Zu Beginn noch interessant und was ich gerne mitverfolgt habe, wie der junge Mann den Entschluss erfasst Klavierstimmer zu werden, sowie seine Hürden und auch Erfolge, die er beim Erlernen dieses Berufes erlebt hat. Mit den Kapitel wurde es aber immer anstrengender sich die die vielen Techniken noch für spannend zu empfinden, denn es zieht sich von Seite zu Seite, während der Protagonist selber immer weiter in den Hintergrund rückt. Die Metaphern und Verbindungen von Musik und Natur finde ich hingegen fabelhaft. Ohne großes Umschweifen bringt die Autorin zarte Töne in den doch eher unaufgeregten Schreibstil.

Im Grunde habe ich das Buch gerne gelesen, doch die Geschichte plätschert immer mal vor sich hin. Schade eigentlich, denn die japanische Kultur und die Verbindung von Musik zur Natur bietet doch so viele Möglichkeiten, diese vielen Sinneseindrücke vermitteln zu können. Der schöne Klang der versprochen wird hallt nicht lange nach.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.01.2021

mehr Selbsthilfe als Memoiren

Ungezähmt
0

Eine Ansammlung an Essays, manche kurz, andere länger, über Selbstzweifel, Selbstfindung und das Leben als wilde Ungezähmte.
Sprachlich ist es einfach zu lesen, da es nicht sehr prosaisch ist. Manchmal ...

Eine Ansammlung an Essays, manche kurz, andere länger, über Selbstzweifel, Selbstfindung und das Leben als wilde Ungezähmte.
Sprachlich ist es einfach zu lesen, da es nicht sehr prosaisch ist. Manchmal klingen ihre Erkenntnisse doch sehr belehrend, was mir zu Beginn häufiger aufgefallen ist. Nach einer Zeit gewähnt man sich an ihren Stil und versteht ihre Motivation hinter ihren Entscheidungen auch besser. Generell bietet sie viele Dinge, die man sich vielleicht hier und da schon mal gedacht hat, aber sie verpackt diese in Verbindung mit Anekdoten und sprachlichen Bildern, was das Verständnis ihrer Intention nochmal erleichtert. Ich habe im dritten Teil des Buches viel unterstrichen. Viele Ansichten teile ich und Doyle scheint mir auch eine sehr selbstreflektierende Person zu sein. Es gab einige Stellen wo ich leicht feuchte Augen bekommen habe, da ich mich so verstanden gefühlt habe. Sich selbst wertzuschätzen und soziale Hürden und Mauern runterreißen sind Themen, die sich aus den vielen kurzen und langen Geschichten aus Doyles Leben wieder und wieder manifestieren, fassen die wichtigsten Themen dieses Buches zusammen: sich und seiner Integrität treu bleiben und soziale Normen verwerfen und Dinge infrage stellen, die man vorher einfach hingenommen hat, weil diese von der Gesellschaft und dem Umfeld vorgegeben wurden. Grundsätzlich gefällt mir der Ansatz, aber zwischenzeitlich wurde es doch sehr wiederholend, zumal die Themen die sie angesprochen hat nichts Neues sind. Die Einblicke in ihr Leben fand ich umso spannender, doch diese kamen immer nur als kleiner Anhang hinterher, während sie die Themen um Ungleichheit und Selbstverwirklichung eher in den Vordergrund stellt. Das macht für mich keine Memoiren aus. Es hat mir gut gefallen, doch ich hatte durch den Hype um das Buch auf etwas mehr gehofft, als nur wiederkehrende Sätze und Zitate, die man auch so auf Kalenderrückseiten lesen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.10.2020

vorhersehbar und dennoch unterhaltsam

Aller guten Dinge sind zwei
0

Mhairi McFarlanes Romane sind auf die überraschendste Weise vorhersehbar und dennoch jedes Mal ein aufregender Spaß. Ich liebe Fake Beziehungen und das ganze Drama was damit folgt.

Ich habe das Buch ...

Mhairi McFarlanes Romane sind auf die überraschendste Weise vorhersehbar und dennoch jedes Mal ein aufregender Spaß. Ich liebe Fake Beziehungen und das ganze Drama was damit folgt.

Ich habe das Buch über Nacht gelesen und obwohl ich wusste was folgen und wie es ausgehen wird, wollte ich so sehr mehr zwischen Laurie und Jamie sehen.

Ich war mir sicher, dass es ein gelungener 4-Sterne Roman wird, aber der Konflikt zum Ende hin war ziemlich übereilt und gleichzeitig abrupt, so dass ich das Beziehungshoch der beiden Hauptfiguren gar nicht genießen konnte. Auf den letzten Seiten hätte es mehr Raum gebraucht, zumal das erste Drittel einfach sehr viel Hintergrundinformationen über Laurie und dem unglücklichem Ende ihrer Ex-Beziehung enthält.

Da es ja um die Fake-Beziehung gehen sollte, hat man wirklich wenig von Jamie erfahren, bis auf den wenigen Dates und Feiern, die er und Laurie gemeinsam besuchen. Ich habe immer auf ein Kribbeln gewartet, doch die Romantik war ziemlich ernüchternd. Dennoch war mir Jamie durch die Beschreibungen unglaublich sympathisch, sowie seine beste Freundin Hattie. Die Freundschaft zwischen Laurie und Emily, Nadia und Bharat war herrlich mitzuerleben. Auch Laurie selbst ist eine liebenswerte Person mit guten Intentionen.

Aus dem Standpunkt von Charakterisierung und Nebenfiguren find ich das Buch gelungen. Es liest sich flüssig, äußert sich hier und da gesellschaftlich kritisch bezüglich Erwartungen an Frauen in ihren Dreißigern und den unfairen Verhältnissen am Arbeitsplatz zwischen Frau und Mann. Im Ganzen geht es aber um eine Frau, die sich selbst findet.

Es hat mir gefallen doch sticht es aus den vielen Büchern dieses Genre nicht genug hervor, da man alles schon von zig anderen Erzählungen kennt und die Romantik wirklich rar ist. Es ist gut geschrieben und besticht durch guten Humor wie ich es von der Autorin kenne, aber zum Ende hin ging die Luft aus, weshalb es für mich gute 3,5 Sterne sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.10.2020

eine stimmige Sonntagslektüre

Ein Sonntag mit Elena
0

Diese kleine Geschichte erzählt von einer Begegnung so flüchtig wie sie anfing und auch wieder endet, und dennoch großen Nachdruck hinterlässt.

Der Schreibstil ist wirklich schön. Die Erzählerin ist ...

Diese kleine Geschichte erzählt von einer Begegnung so flüchtig wie sie anfing und auch wieder endet, und dennoch großen Nachdruck hinterlässt.

Der Schreibstil ist wirklich schön. Die Erzählerin ist nicht die Hauptfigur selber, sondern dessen Tochter Giulia. Diese arbeitet im Theater und man merkt ihr ihren Beruf durch die bildhafte Erzähltechnik auch an. Metaphern und rundum sehr abgerundete und zarte Formulierungen, die ich mir während des Lesens markiert habe.

Die Kapitel sind kurz und für die eigentliche Handlung nicht chronologisch. Es fließen hin und wieder einzelne Erinnerungen und Rückblenden hindurch. Geschichten aus der Kindheit Giulias und ihrer Geschwister, über das Leben Eltern und die Arbeit ihres Vaters als Brückenbauer, welche eine große Rolle für ihn gespielt hat. Trotz seiner Liebe zu Brücken, scheinen die zu seinen Kindern unüberwindbar zu sein.

Die schwierige Beziehung die die Erzählerin mit ihrem Vater hat wird zwar angedeutet, doch es bleibt alles sehr oberflächlich. Auch die Begegnung und den gemeinsam verbrachten Nachmittag zwischen Elena und ihrem Vater ist nur ansatzweise tiefgreifend. Leider wirkt der Vater einem dennoch sehr fremd.

Es ist ein kleines, feines Buch, das sich an einem Sonntag durchlesen lässt. Es enthält hier und da kleine Lebensweisheiten und im Gesamten ist es eine eher ruhige und doch sehr authentische und hoffnungsvolle Geschichte. Keine großen Höhen oder Tiefen, eine gewisse Melancholie liegt zwischen den Zeilen und eine Warmherzigkeit, die das Lesen doch ganz angenehm macht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.09.2020

Rassismus, Klasse, Identität

Die verschwindende Hälfte
0

Dass Britt Bennett mich mit ihrem neuen Roman wieder mal packt, ist nicht überraschend. Schon ihr Debüt „Die Mütter“ war ein unglaubliches Werk, dessen Geschichte mir heute noch tief im Gedächtnis sitzt. ...

Dass Britt Bennett mich mit ihrem neuen Roman wieder mal packt, ist nicht überraschend. Schon ihr Debüt „Die Mütter“ war ein unglaubliches Werk, dessen Geschichte mir heute noch tief im Gedächtnis sitzt. Sie ist eine Meisterin verschiedene Handlungsstränge und Charaktere miteinander zu verwickeln, ohne dass es konfus wird und die Spannung mit jedem Kapitel zum Wachsen bringt.

Der erste Teil war ein wenig langsam, doch sobald ich bei den nächsten Teilen ankam und man die zwei Generationen kennenlernt, wird die Geschichte mitreißend. Die Individuen auf ihren Reisen zu begleiten und wie sie sich mit Themen wie Identität, Rassismus, Mutterschaft und Einsamkeit auseinandersetzen, ist ergreifend. Die Leben der verschiedenen Frauen, sowohl das der Zwillinge als auch ihrer Töchter, füllte mich mit Empathie und einem unbeschreiblichem Gefühl der Hoffnung.

Das Thema des Rassismus hat Bennett durch einen wirklich einzigartigen Blickwinkel betrachtet, den ich so zuvor noch gar nicht bedacht habe. In einem Dorf wo Schwarze von Generation zu Generation immer heller in ihrer Hautfarbe werden, stellt sie die Frage der Identität durch die Entwicklung ihrer Figuren dar.

Wechselnde Perspektiven die Einblicke in die Gedanken und Motive der Charaktere ermöglichen, erzählen die Geschichten von den Figuren, die trotz ihrer Verwandtschaft ganz unterschiedliche Leben führen. Alte Leben, die sie hinter sich gelassen haben und neue Leben, die sie trotz sozialem Aufstieg einsam und verletzlich fühlen lassen.

Es werden keine Probleme vereinfacht, und erst recht nicht die Resultate die durch kritische Entscheidungen entstanden sind. Diese Hierarchien, die in der amerikanischen Kultur und Gesellschaft herrschen, werden durch komplexe Handlungen aufgedeckt. Bennett erarbeitet nicht nur die geschwisterliche Beziehung, sondern auch die von Tochter und Mutter, Frau und Mann und sie erforscht dabei auch Gewalt in der Ehe, sowie das Entdecken der eigenen sexuellen Identität. Sie geht mit diesen delikatem Inhalt sorgsam um, und ist in ihrer Erzählung nie urteilend.

Eine so gut geschriebene Geschichte, die faszinierend, beeindruckend und zum Nachdenken anregt. Eines meiner Lesehighlights für dieses Jahr. Ich bin schon voller Vorfreude auf das nächste Werk dieser exzellenten Schriftstellerin, eine Autorin mit so viel Stil und Macht in ihrer Sprache und Wahl für relevante Themen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere