Was für ein leises, melodisches, schönes, weiches Buch
Tomura ist im Abschlussjahr seiner weiterführenden Schule fern seiner Heimat in den Bergen. Statt sich wie seine Mitschüler:innen in den freien Nachmittag ins Wohnheim zu flüchten, kommt er der Bitte seines ...
Tomura ist im Abschlussjahr seiner weiterführenden Schule fern seiner Heimat in den Bergen. Statt sich wie seine Mitschüler:innen in den freien Nachmittag ins Wohnheim zu flüchten, kommt er der Bitte seines Lehrers nach, den Klavierstimmer in die Halle zu lassen, wo dieser den großen Konzertflügel stimmen soll. Er sieht dem Mann bei seiner Arbeit zu, und während dieser prüfend die Tasten des Instruments anschlägt, lassen die Töne in Tomura eine Landschaft aus den Wäldern seiner Heimat entstehen.
Die Begegnung mit dem Klavierstimmer lässt ihn nicht los, und im folgenden Jahr besucht er die Fachschule für Klavierstimmer:innen, um das Handwerk zu erlernen. Zwei Jahre später hat Tomura das Glück, eine Stelle in dem Instrumentenhandel zu ergattern, in der auch der Klavierstimmer von damals angestellt ist. Von ihm und seinen neuen Kollegen hofft er zu lernen, um besser zu werden. Denn irgendwann will auch er in der Lage sein für andere Menschen die Wälder seiner Heimat in den Bergen vor dem inneren Auge entstehen lassen. Doch stets ist da die Angst zu versagen, nicht genug Talent zu besitzen und nicht auszureichen.
Bei dem Termin eines Zwillingsschwesternpaars lauscht Tomura dem gemeinsamen Klavierspiel der beiden und erfährt ein schicksalhaftes Gefühl von Verantwortung, dieses Spiel auf das höchste Niveau begleiten zu wollen mit seinen Fähigkeiten als Klavierstimmer.
Autorin Natsu Miyashita kannte ich schon durch ihre autobiografische Reportage „Der Spielplatz der Götter“, dessen Erzählweise mir ungemein gefiel. Nun also habe ich es endlich geschafft, „Der Klang der Wälder“ zu lesen, und dieses Buch ist ein so stilles, ruhiges, dass es einem komplett den Alltag entschleunigt. Die Erzählung ist so unglaublich sinnlich und poetisch, dass auch ich, die sich mit Musik gar nicht auskennt, hineinfühlen konnte wie in wohltemperiertes Badewasser. Es ist ein ganz und gar wunderbarer Roman mit einer eigenen Wirkung. Die Geschichte selbst hat, anders als Melodien, wenige Höhen und Tiefen, und doch habe ich mich von den Schilderungen dermaßen einfangen lassen.