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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2019

Ich bin begeistert

Cassardim 1: Jenseits der Goldenen Brücke
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Amaias Leben ist alles andere als normal. Sie und auch der Rest ihrer Familie altern nur sehr langsam und können mit ihrem Willen andere beeinflussen. Warum das so ist, weiß Amaia nicht. Denn ihre Eltern ...

Amaias Leben ist alles andere als normal. Sie und auch der Rest ihrer Familie altern nur sehr langsam und können mit ihrem Willen andere beeinflussen. Warum das so ist, weiß Amaia nicht. Denn ihre Eltern hüllen sich in Schweigen und weigern sich, die Geheimnisse Preis zu geben, die die ungleichen Geschwister umgibt. Doch dann taucht plötzlich ein Fremder in ihrem Leben auf, der erst als Gefangener in ihr Haus gebracht wird und sie schließlich vor einem Angriff rettet. Der mysteriöse Noár verlässt gemeinsam mit Amaia und ihren Geschwistern die Menschenwelt und führt sie in das Reich der Toten – nach Cassardim. Doch dort warten nicht nur Antworten und noch mehr Geheimnisse auf Amaia, sie muss sich auch mit einer ganz neuen Welt, Regeln, Wesen, Intrigen, Fürsten und einem launischen Kaiser auseinandersetzen.

Wow. Wow. Wow. Dieses Buch hat mich total fasziniert und in seinen Bann gezogen. Von der ersten Seite an war es wahnsinnig gut und fesselnd geschrieben. Ich bin immer noch total begeistert von dem tollen Schreibstil von Julia Dippel und will nicht nur unbedingt den zweiten Teil von Cassardim so schnell wie möglich lesen, sondern auch ihre anderen Bücher anfangen.

Besonders gut hat mir an diesem Buch die Welt gefallen, die die Autorin erschaffen hat. Cassardim – das Reich der Toten – mit dem Totengericht, einer Art Himmel, Hölle und Wiedergeburt, mit all seinen Völkern und Fürsten, Merkmalen, Regeln und faszinierenden Orten hat mich völlig verzaubert. Das war alles so gut ausgearbeitet, abgestimmt und einfach logisch, sodass man sich schnell in dieser neuen Welt zurechtfinden konnte. Cassardim und die mysteriöse und magische Atmosphäre waren einfach toll und haben dieses Buch zu etwas ganz Besonderem gemacht. Und gleichzeitig bin ich mir auch jetzt, nachdem ich den ersten Teil beendet habe und die Welt kennenlernen durfte, sehr sicher, dass es noch sehr viel mehr zu entdecken gibt.

Den zweiten sehr großen Pluspunkt bilden die Story und die Spannung. Cassardim war wieder ein Buch, das ich kaum aus der Hand legen konnte und bei dem die Seiten nur so verflogen sind. Die Story selbst fand ich sehr originell und interessant – es war einfach mal etwas anderes und sehr gut umgesetzt. Neben der faszinierenden Welt gab es nervenaufreibende Intrigen, Geheimnisse und Machtkämpfe am Kaiserhof, in die Amaia unwillkürlich hineingezogen wird.

Amaia selbst war eine sehr sympathische, starke und gefühlvolle Protagonistin. Sie wirkte sehr authentisch, war aber gleichzeitig auch nicht auf den Mund gefallen und hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Ich mochte sie sehr gern und vor allem auch die Beziehung zu ihrem jüngeren Bruder Moe war zuckersüß. Dieser war von den Geschwistern mein Lieblingscharakter, bei dem ich immer das Bedürfnis hatte, ihn in den Arm zu nehmen und zu beschützen. Was ich ein bisschen schade finde, ist, dass vor allem die anderen vier Geschwister eher blass und im Hintergrund geblieben sind. Sie spielen zwar in Bezug auf Amaias Handlungen auch weiterhin eine Rolle, tauchen selbst aber eher selten auf, sodass man kaum eine Bindung zu ihnen aufbauen kann. Hier hätte ich mir einfach etwas mehr Tiefe und Aufmerksamkeit für diese Charaktere gewünscht.
Und dann gibt es da natürlich noch Noár. Und auch wenn das viele Leser von Cassardim vielleicht nicht verstehen können – mit ihm hatte ich meine Probleme. Anfangs noch nicht – er war der geheimnisvolle Fremde, stark, frech, gleichzeitig distanziert und mysteriös. Auch die kleinen Neckereien und Streitereien mit Amaia haben mich da noch nicht gestört. Er war ein Badboy, aber irgendwie trotzdem interessant und eigentlich auch sympathisch. Nur leider änderte sich das im Laufe der Geschichte für mich. Meine Sympathie für ihn nahm immer mehr ab, weil er sich in meinen Augen irgendwann nur noch unmöglich verhielt und ich auch nicht verstehen konnte, wie Amaia das immer wieder mit sich machen lassen konnte. Das hat mir tatsächlich ein bisschen den Spaß an der Geschichte genommen, weil es mir persönlich einfach zu viel war. Ich weiß, dass viele Leser genau auf solche Charaktere stehen und sie gut finden – ich kann damit aber inzwischen einfach nicht mehr so viel anfangen. Aber das ist nur meine Meinung und ich weiß, dass das viele anders sehen und ihn vermutlich lieben werden.

Aus diesem Grund und wegen meiner kleinen Kritik bezüglich Amaias Geschwistern ziehe ich einen halben Stern ab und vergebe damit 4,5/5 Sterne. Trotzdem war Cassardim ein Monatshighlight, da mich vor allem die Welt, die Story, die Spannung und der Schreibstil total mitgerissen haben. Vielleicht werden Noár und ich ja im zweiten Teil Freunde.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Eine Kleinstadt mit vielen Geheimnissen ...

Two can keep a secret
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Die malerische Kleinstadt Echo Ridge beherbergt dunkle Geheimnisse. Vor vielen Jahren verschwand Ellerys Tante spurlos und niemand weiß, was damals mit ihr geschah. Und dann wurde vor fünf Jahren Lacey, ...

Die malerische Kleinstadt Echo Ridge beherbergt dunkle Geheimnisse. Vor vielen Jahren verschwand Ellerys Tante spurlos und niemand weiß, was damals mit ihr geschah. Und dann wurde vor fünf Jahren Lacey, die Homecoming Queen der Schule, in dem Halloween-Freizeitpark „Murderland“ tot aufgefunden.
Gerade als Ellery und ihr Zwillingsbruder Ezra zu ihrer Großmutter zurück nach Echo Ridge ziehen müssen, beginnen Morddrohungen gegen die zukünftige Homecoming Queen die Runde zu machen. Gemeinsam mit Malcolm, dem jüngeren Bruder des damaligen Hauptverdächtigen im Fall der ermordeten Lacey, beginnt sie gegen den Killer zu ermitteln und hinter die Geheimnisse der Kleinstadt zu kommen.

Ich liebe solche Mystery-Geschichten, in denen man mitraten und rätseln kann, wer denn nun hinter den Morden steckt. Diese Bücher sind immer wieder voller Spannung und Nervenkitzel und so war auch „Two can keep a secret“ ein tolles Buch, das mich aus meiner Leseflaute gerissen hat.
Die ganze Geschichte und das Setting haben mich ein bisschen an die Serie Pretty little liars erinnert. (Und immer wenn ich den Titel des Buches lese, habe ich direkt das Opening der Serie im Ohr. Schon irgendwie witzig.) Auf jeden Fall mag ich solche Geschichten und auch das neue Buch von Karen M. McManus hat mir wie schon ihr erstes Buch „One of us is lying“ wirklich gut gefallen. Hier und da gibt es ein paar kleinere Kritikpunkte, aber insgesamt hat mich das Buch sehr gut unterhalten und ließ sich sehr schnell lesen, da die Spannung gut aufrecht gehalten wurde.

Ich fand von Anfang an ziemlich schnell in die Geschichte rein und konnte auch direkt mit den Protagonisten und Nebencharakteren sympathisieren. Vor allem Malcolm ist zu meinem kleinen Liebling geworden, weil er so authentisch und niedlich war. Sein Leben lang liegt ein Schatten auf ihm und seiner Familie, da sein Bruder Declan als Hauptverdächtiger im Mordfall seiner damaligen Freundin Lacey galt. Und obwohl es nie irgendwelche Beweise gab und Declan nicht schuldig gesprochen und verurteilt wurde, haben doch alle in Echo Ridge ihn für den Mörder gehalten und das auf die gesamte Familie übertragen.
Besonders gut erkennt man in dem Buch Malcolms Zerrissenheit. Denn auch er ist sich nicht zu 100% sicher, dass sein Bruder unschuldig ist. Und dieser Zwiespalt, die Unsicherheit und die Angst, als alles von vorne beginnt, kann man sehr gut nachempfinden.
Die zweite Protagonistin ist Ellery, die auf eine ganz andere Art mit den Geschehnisse verbunden ist. Neben familiären Problemen und Uneinigkeiten, versucht sie herauszufinden, was damals mit ihrer Tante Sarah passiert ist. Sie ist sehr taff und vor allem ihr kleiner Tick bezüglich Kriminalfällen und wie man sie aufdeckt, hat sie sehr sympathisch gemacht.
Auch die Nebencharaktere haben mir gut gefallen – beispielsweise Ellerys Zwillingsbruder Ezra, von dem ich mir allerdings irgendwie noch ein bisschen mehr erhofft hätte. Und auch Mia, Malcolms beste Freundin hatte einen tollen Humor und war sehr sympathisch.

Die Spannung wurde über die gesamte Geschichte aufrecht gehalten und die mysteriöse Atmosphäre hat mir wirklich gut gefallen. Ein Kritikpunkt meinerseits wäre, dass mir eigentlich fast schon zu wenige Hinweise auf den wahren Mörder in der Geschichte verteilt wurden. Das darf man jetzt nicht falsch verstehen – die Autorin schafft es wunderbar, den Verdacht immer wieder auf andere Personen zu lenken und den Leser (und die Protagonisten) immer wieder an der Nase herumzuführen. Das hat mir auch im ersten Teil schon total gut gefallen. Das Ende beziehungsweise die Aufklärung war auch insgesamt schlüssig, auch wenn ich es etwas überdramatisch fand. Aber ich weiß auch nicht. Irgendwie hätte ich mir mehr Hinweise gewünscht, sodass es nicht gänzlich überraschend kam. Zumindest ging es mir so, aber vielleicht bin ich auch einfach nicht besonders gut darin, solche Dinge hervorzusehen.

Trotzdem hat mir die Geschichte wieder wirklich gut gefallen, was natürlich neben den Charakteren auch an der Atmosphäre und dem tollen Schreibstil von Karen M. McManus lag. Ich vergebe 4/5 Sterne und kann die Bücher der Autorin nur empfehlen. Sie passen einfach perfekt in den Herbst und zu Halloween!

Veröffentlicht am 14.10.2019

Eine sehr bewegende Geschichte

Dear Evan Hansen
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Ein Brief und das daraus folgende Missverständnis stellen Evans ganzes Leben auf den Kopf. Plötzlich ist er nicht mehr unsichtbar, sondern steht im Zentrum der Aufmerksamkeit. Und das nur, weil alle glauben, ...

Ein Brief und das daraus folgende Missverständnis stellen Evans ganzes Leben auf den Kopf. Plötzlich ist er nicht mehr unsichtbar, sondern steht im Zentrum der Aufmerksamkeit. Und das nur, weil alle glauben, sein Mitschüler Connor Murphy sei mit ihm befreundet gewesen und habe sich vor seinem Selbstmord nur ihm anvertraut. Obwohl es falsch ist, lässt Evan alle in dem Glauben und hat plötzlich die Aufgabe, Connors Andenken zu ehren. Dabei nehmen nicht nur seine Mitschüler zum ersten Mal von ihm Notiz, sondern auch sein heimlicher Schwarm Zoe – Connors Schwester.

Es hat einige Zeit gebraucht, ehe ich mich an diese Rezension gewagt habe. Ich kann gar nicht so genau sagen, warum ich das dieses Mal so lange hinausgezögert habe. Vielleicht, weil mir immer noch ein bisschen die Worte für dieses tolle Buch fehlen.

Dear Evan Hansen ist eine – finde ich – sehr realistisch gehaltene Geschichte. Das Musical kannte ich vorher nicht, demnach ging ich ganz unvoreingenommen an das Buch heran.
Mir persönlich hat es wirklich sehr gut gefallen.
Evan ist ein ganz normaler Junge, der leider mit einigen Sorgen und Ängsten zu kämpfen hat. Dieser Aspekt des Buches hat mich unglaublich doll berührt. All die Situationen, all die Gedanken und Gefühle in bestimmten Momenten wurden so gut erklärt und beschrieben, dass es mich manchmal zu Tränen gerührt hat. Viele Beschreibungen hätte ich nämlich zum Teil auch so formuliert, da ich Evans Ängste in Bezug auf soziale Situationen nachempfinden kann. Es war ein bisschen, als wäre das Buch ein Spiegel und als hätte man hier die Worte gefunden, um solche Ängste zu beschreiben, die Betroffenen vielleicht manchmal fehlen. Das war einfach alles sehr authentisch und realitätsnah.
Evan selbst war mir auch unglaublich sympathisch. Nicht selten hätte ich ihn am liebsten einfach in den Arm genommen. Er kämpft mit so viel – und dann steht plötzlich sein Leben auf dem Kopf. Er muss sich mit neuen Situationen arrangieren und über sich hinauswachsen. Das gelingt ihm natürlich nicht immer, aber er gibt trotzdem nicht auf.
Außerdem konnte man sehr gut seinen Zwiespalt bezüglich des Missverständnisses nachempfinden. Einerseits weiß er, dass es falsch ist und er die Wahrheit sagen muss – aber irgendwann scheint er einfach nicht mehr aus der ganzen Sache hinauszukommen und verstrickt sich immer mehr in der Geschichte. Außerdem – wir Menschen lechzen nach Anerkennung, Liebe, Aufmerksamkeit. Und Evan war sein Leben lang einsam. Jetzt plötzlich einen Platz an der Schule zu haben, eine Aufgabe zu haben, bedeutet ihm natürlich wahnsinnig viel. Dieses Buch lässt den Leser Evans Zweifel, Ängste, Sorgen, Sehnsüchte und Wünsche und sein schlechtes Gewissen ebenfalls spüren und verstehen.
Evan macht viel falsch – natürlich. Und das weiß er auch. Trotzdem kann man bis zu einem gewissen Punkt irgendwie verstehen, warum es ihm so schwer fällt, alles aufzuklären. Aus Angst, Schuld, Scham.

Auch die anderen Charaktere waren wirklich interessant. Ich finde es gut, dass man auch einige Einblicke in Connor Murphys Gedanken und Gefühlswelt bekommen hat.
Außerdem wird aufgezeigt, wie unterschiedlich Menschen mit Trauer umgehen und sich an gewissen Dingen festhalten.

Das Buch war nicht perfekt. Aber gerade wegen der Ecken und Kanten hat es mir so gut gefallen. Das Leben ist auch nicht perfekt und Menschen haben mit ganz unterschiedlichen Problemen und Sorgen zu kämpfen. Jeder geht unterschiedlich mit bestimmten Situationen um, jeder findet unterschiedlich schwer eine Lösung – oder hat eben noch keine gefunden.
Aus diesem Grund fand ich auch das Ende sehr passend. Ich werde hier natürlich nicht spoilern, aber auch das empfand ich wieder als realistisch und nicht überzogen.

Insgesamt hat mich das Buch sehr berührt und ich habe es an einem Tag durchgesuchtet. Es hat Hoffnung gemacht, das Leben mit all seinen komplizierten Seiten gezeigt und war voller Emotionen. Ich kann es nur empfehlen und vergebe 5/5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Eine berührende Geschichte mit ein paar Schwächen

Save me from the Night
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Jeden Abend nach ihrer Schicht im Pub geht Seanna hinunter zum Meer. Nur dort kann sie frei atmen, nur dort vergessen, was vor einem Jahr geschehen ist. Bis sie eines abends Niall Kennan – ihrem neuen ...

Jeden Abend nach ihrer Schicht im Pub geht Seanna hinunter zum Meer. Nur dort kann sie frei atmen, nur dort vergessen, was vor einem Jahr geschehen ist. Bis sie eines abends Niall Kennan – ihrem neuen Chef – dort unten an ihrem Lieblingsort begegnet. Sofort fühlt sie sich von ihm hingezogen und immer mehr scheint es so, dass der freundliche und faszinierende Mann ihre Schutzmauer einzureißen droht.


Nachdem mir Band 1 mit seiner wunderschönen Atmosphäre ziemlich gut gefallen hatte, freute ich mich so sehr auf diesen zweiten Teil der Leuchturm-Reihe. Das wunderschöne Cover hat sein übriges getan, sodass ich es kaum erwarten konnte, wieder zurück nach Castledunns zu kommen. Leider konnte mich dieser Teil nicht ganz so begeistern wie der erste.


Der Schreibstil von Kira Mohn ist natürlich wieder wunderschön. Man kann das Buch bequem in ein paar Stunden lesen und für eine Weile in diesem kleinen Ort in Irland abtauchen.


Die kleine Stadt an der Küste mit ihren netten Einwohnern und dem Leuchturm auf Croachan hatte mich im ersten Band total verzaubert und ein heftiges Fernweh in mir ausgelöst. Das war dieses Mal leider nicht so der Fall. Natürlich war es immer noch toll, wieder dorthin zurückzukehren – vor allem auch für eine kurze Zeit zu Matthew dem Leuchturm – und das Meer und die Umgebung Irlands mit ihrem ganz besonderen Charme erneut zu erkunden. Da man in diesem Teil aber einen großen Teil der Zeit auch einfach nur in dem Pub verbringt, ging zumindest ein kleiner Teil der bisher tollen und ganz besonderen Atmosphäre verloren. Allerdings nicht so weit, dass es einen Sternabzug nach sich gezogen hätte. Trotzdem hat mich genau das im ersten Teil so umgehauen und das Buch so besonders für mich gemacht. Deswegen war es schon etwas schade.


Jetzt komme ich zu den Punkten, die mich sehr zwiegespalten zurückgelassen haben – die Charaktere und vor allem die Liebesgeschichte.

Seanna fand ich von Anfang an interessant. Auch schon im ersten Teil habe ich mich gefragt, was sie wohl zu dem Menschen gemacht hat, der sie ist und was für eine Last sie mit sich herumschleppt. Ihre Vergangenheit und die aktuellen Probleme mit beziehungsweise innerhalb ihrer Familie waren erschreckend, traurig und gleichzeitig sehr spannend. Ich habe mit ihr und ihrer Schwester mitgefiebert und zum Teil den Atem angehalten. Ich verrate an dieser Stelle natürlich nicht, worum es geht. Dieser Aspekt war wirklich gut ausgearbeitet und hat gezeigt, wie es Menschen in so einer Situation ergehen kann und was es mit ihnen macht. Auch wie Seanna immer mehr über sich hinausgewachsen ist und versucht hat, sich nicht mehr von der Vergangenheit beherrschen zu lassen, sondern neu anzufangen und immer mehr neue Freundschaften zu schließen, war wirklich toll.

Dabei möchte ich gleich erwähnen, wie schön es war, Liv und Kjer, aber vor allem Airin wiederzusehen. Besonders Airin mit ihrer freundlichen Art hat sich noch mehr als im ersten Band als tolle Freundin entpuppt. Ich freue mich so wahnsinnig doll auf ihren Teil der Reihe, da ich sie total ins Herz geschlossen habe!


Niall – Seannas neuer Chef – war mir sympathisch. Er war ganz anders als Kjer im ersten Teil. Der Punkt, der mir hier sehr viel besser gefallen hat als im ersten Teil, ist, dass Niall ein offener Mensch ist und vor allem etwas von sich preisgibt. Man erfährt direkt von ihm, was in seiner Vergangenheit passiert ist und mit welchen Problemen er zu kämpfen hat. Das hat mir gut gefallen und ihm mehr Tiefe gegeben.


Mein Hauptkritikpunkt war wirklich wieder die Liebesgeschichte. Ich weiß nicht, ob ich da einfach inzwischen zu kritisch bin, aber für mich hat hier noch mehr gefehlt als im ersten Teil. Seanna und Niall haben keine drei Worte miteinander gewechselt und schon erfolgt plötzlich für mich aus heiterem Himmel eine total merkwürdige Situation, durch die die beiden fast im Bett landen. Das war so komisch und irgendwie unlogisch für mich. Es passierte einfach alles zu plötzlich. Dass die beiden sich verlieben, Niall scheinbar in Seanna lesen kann wie in einem Buch und und und. Für mich war da kein Knistern, kein Herzflattern. Es ist einfach plötzlich passiert und fertig. Für mich war das ehrlich gesagt sehr unbefriedigend. Kein langsames Herantasten und Kennenlernen, keine besonders tiefgründigen Gespräche. Manchmal hatte ich das Gefühl, als hätte man wichtige Kapitel im gegenseitigen Kennenlernen und Alltagsgeplänkel weggelassen, die ich aber gerne gelesen hätte.


Die zweite Hälfte des Buches wurde dann zumindest in der Hinsicht für mich besser, weil man dann irgendwann die Liebesgeschichte nachvollziehen konnte und die kurze Zeit auf dem Leuchturm und mit einem weiteren Nebencharakter (über den ich aber auch nichts verraten werde) einfach schön war.


Kira Mohn schafft es wirklich mit ihrem tollen Schreibstil und der Atmosphäre in Irland einen schönen Zauber auf den Leser zu wirken. Auch die Charaktere sind meistens gut ausgearbeitet und man schließt sie schnell ins Herz. Aber den Aufbau und Anfang der Liebesgeschichten, hat mir bisher leider nicht so gefallen. Irgendwie fehlt mir immer etwas, damit es für mich realistisch und verständlich wird. Sehr schade.

Band 2 erhält von mir 3-3,5/5 Sterne. Ich bin sehr gespannt auf Band 3, in dem es dann um Airin geht, die inzwischen wirklich mein Lieblingscharakter geworden ist.

Insgesamt kann ich die Reihe immer noch empfehlen, auch wenn mich dieser Band ein bisschen enttäuscht hat.

Veröffentlicht am 01.10.2019

Ich bin hin- und hergerissen

Die Arena: Grausame Spiele
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Die Gesellschaft ist gespalten. In London leben die Pures luxuriös und komfortabel, die Dregs dagegen in Elendsvierteln. Einige Kinder der Dregs werden gezwungen im Zirkus aufzutreten, in dem sie immer ...

Die Gesellschaft ist gespalten. In London leben die Pures luxuriös und komfortabel, die Dregs dagegen in Elendsvierteln. Einige Kinder der Dregs werden gezwungen im Zirkus aufzutreten, in dem sie immer grausamere und brutalere Aufführungen darbieten müssen – die nicht selten im Tod enden. Und das alles nur zur Unterhaltung der Pures. Hoshiko ist als Hochseilartistin der Star der Show. Doch eines Abends begegnet sie Ben, dem Sohn einer wichtigen Pure-Politikerin, und verliebt sich in ihn. Gleichzeitig muss Ben immer mehr erkennen, wie grausam und falsch die Welt ist. Für Hoshiko setzt er alles aufs Spiel.

Uff. Dieses Buch. Das ist vermutlich das erste Mal, dass ich sehr lange überhaupt keine Ahnung hatte, wie ich eine Geschichte bewerten soll. Eigentlich weiß ich es immer noch nicht und würde am liebsten gar keine Sternebewertung abgeben. Letztendlich habe ich mich für die Mitte entschieden und gebe 3/5 Sterne.

Zuerst möchte ich anmerken, dass ich das Buch jüngeren Lesern nicht empfehlen würde.
Es ist unglaublich brutal und grausam. Ja, in Fantasyromanen und in Dystopien kommt es nicht selten vor, dass Figuren sterben und mit Pistolen geschossen wird etc. Aber dieses Buch ist da, zumindest für mich, doch nochmal etwas anderes. Den Untertitel des Buches, „Grausame Spiele“, hätte man nicht besser treffen können.

Der Schreibstil ist relativ einfach gehalten und die Kapitel sind meist sehr kurz – zum Teil manchmal sogar nur ein oder zwei Seiten lang. Normalerweise mag ich dergleichen nicht so sehr, aber hier hat es irgendwie gepasst. Die Atmosphäre, die sich von der ersten bis zur letzten Seite hält, ist durchweg düster und bedrückend. Das hat die Autorin wirklich unglaublich gut hinbekommen. Manchmal hatte ich bei der Geschichte dadurch sogar das Gefühl, als würde mir jemand die Luft abdrücken. Man konnte die dort herrschenden Umstände, vor allem die Grausamkeiten innerhalb des Zirkus', dadurch gut nachempfinden und sich in die Geschichte hineinfühlen. Die düstere Atmosphäre hat auch dafür gesorgt, dass mich die Geschichte wie in ein schwarzes Loch eingesaugt hat und nicht mehr gehen ließ. Ich konnte es kaum aus der Hand legen. Gleichzeitig war ich ständig entsetzt, was als nächstes Furchtbares passiert.
Bevor ich das Buch angefangen hatte, musste ich bei der Erwähnung eines Zirkus im Klappentext immer an eine magische und mysteriöse Geschichte mit verschiedenen Charakteren, bunten Outfits und vielen Geheimnissen denken. Doch „Die Arena“ war ganz anders. Auch wenn die Artisten prächtige Kostüme trugen – alles war von einer Düsternis überschattet, wie ich es nie gedacht hätte - es hat mich in den Bann gezogen. Es war grausam, brutal, angsteinflößend – und trotzdem konnte ich es einfach nicht weglegen.

Ich neige leider oft dazu, gewisse Schwächen einer Geschichte nicht richtig wahrzunehmen, wenn ein Buch total spannend ist und ich es in einem Rutsch lese. Immerhin spricht das ja eigentlich auch für das Buch. Aber hier sind mir die Schwachpunkte – vor allem im Nachhinein - trotzdem aufgefallen.
Zum einen wären da die Charaktere. Hoshiko, die weibliche Protagonistin und Hochseiltänzerin des Zirkus, mochte ich tatsächlich eigentlich sehr gern. Ihre Wut und ihren Hass konnte man so gut nachempfinden und gleichzeitig hat sie sich selbst und ihr Herz in dieser furchtbaren Welt aus Schmerz und Tod nicht völlig verloren. Ihre Freundschaft und Liebe zu Amina und Greta war herzzerreißend und einfach toll. Mir haben die Dregs und ihr Zusammenhalt als Gruppe außerdem unglaublich gut gefallen. Es hat mich an der ein oder anderen Stelle zu Tränen gerührt, wie sie aufeinander Acht gegeben haben und selbst für neue Mitglieder, die erst seit ein paar Tagen oder Stunden zur Gruppe hinzugestoßen waren, sofort da waren und sie beschützt haben. Natürlich gab es Charaktere unter den Pures, die man einfach hassen musste. Ob nun den Zirkusdirektor Silvio oder Vivian Baines – es sind Charaktere, die dazu erschaffen wurden, sie zu hassen.
Mein größter Kritikpunkt im Bereich der Charaktere ist leider Ben, der männliche Protagonist. Es ist nicht so, dass er mir unsympathisch war – definitiv nicht. Aber für mich war er leider einfach nur flach. Da war keine wirkliche Tiefe. Natürlich war es Absicht, dass er „weich“ war und damit einen krasser Kontrast zur Welt der Dregs darstellen sollte. Trotzdem empfand ich ihn manchmal als zu naiv und kindlich. Und dabei meine ich nicht, dass er so lange die Augen vor der Wahrheit verschlossen hat, sondern einfach manche seiner Aktionen, die alles nur noch schlimmer gemacht haben. Das war manchmal wirklich dämlich. Ich habe mich, vor allem in der ersten Hälfte des Buches, immer wieder dabei erwischt, wie ich mir Ben als kleinen Jungen, also als Kind, vorgestellt habe – dabei ist er ein Jugendlicher und ca. 16 Jahre alt.

Die Liebesgeschichte – was war das? Ben sieht Hoshiko direkt am Anfang der Geschichte einmal aus der Ferne und ist quasi sofort in sie verliebt. Ohne sie zu kennen. Ohne ein Wort mit ihr gewechselt zu haben. Natürlich beginnt er festzustellen, dass in dieser Welt unendlich viel falsch läuft und die Pures eigentlich die Monster sind und nicht die Dregs. Wie könnte er das auch nicht, bei allem was er im Laufe des Buches sieht? Aber trotzdem ist zu einem großen Teil Hoshiko der Grund, warum er sich überhaupt immer weiter von seiner Familie und den Pures distanziert und die Regeln bricht. Das ist eine Sache, aber der nächste und für mich noch viel unverständlichere Punkt ist Hoshiko. Sie hasst die Pures – verständlich, bei allem was ihr und den anderen angetan wurde. Und dann verliebt sie sich in Ben, obwohl die beiden kaum drei Worte miteinander gewechselt haben? Das macht für mich schlichtweg keinen Sinn. Natürlich ist Ben ganz anders, aber für mich fühlt sich das trotzdem nicht realistisch an. (Ich finde es nie realistisch, wenn Protagonisten sich gerade mal drei Tage kennen – und das ist in dem Buch wirklich der Fall –, kaum einen Satz gewechselt haben und sich dann verlieben. Aber dann auch noch unter den Umständen? Und dann direkt von Liebe sprechen? Ich weiß nicht. Dass sie einander faszinierend und interessant finden – okay. Dass sie eine gewisse Sympathie aufbauen nach allem, was sie für einander riskiert und zusammen durchgemacht haben - okay. Aber direkt Liebe?) Hoshikos Wandel in dem Punkt kam viel zu plötzlich. Als hätte jemand nur mit dem Finger geschnippt und Schwupps – alles ist anders.

Und der letzte Punkt wäre da noch die gesamte Thematik mit den Pures und den Dregs.
Die privilegierten, reichen Pures unterdrücken, foltern und töten die Dregs, die Einwanderer aus anderen Ländern sind und die für all das Schlechte auf der Welt verantwortlich gemacht werden. Hier wird Rassismus auf einer total beängstigenden und schrecklichen Ebene dargestellt.
Allerdings bekommt mein keinerlei Hintergrundinformationen. Wie genau ist die Welt so geworden? Was ist passiert? Wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass so ein großer Teil der Bevölkerung plötzlich wie Sklaven behandelt wird? 90% der Handlung findet eigentlich nur im Zirkus statt und man erfährt einfach gar nichts über den Rest der Welt. So gut der Zirkus auch beschrieben wurde, so sehr hat mir das restliche Worldbuilding gefehlt. Vielleicht erfährt man im zweiten Teil mehr darüber - trotzdem war mir das einfach zu wenig.

Es war wirklich nicht schlecht geschrieben. Es war krass, grausam, blutig und zum Teil einfach widerlich. Und trotz allem wahnsinnig spannend und nervenaufreibend. Gleichzeitig haben mich die gerade angesprochenen Punkte irgendwie unbefriedigt zurückgelassen. Vielleicht solltet ihr euch selbst ein Bild von der Geschichte machen. Aber wie gesagt – jüngeren Lesern würde ich es nicht empfehlen, da ich es manchmal schon wirklich sehr heftig fand.