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Veröffentlicht am 10.06.2018

Der Traum vom Fliegen

Der Jahrhunderttraum (Jahrhundertsturm-Serie 2)
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Die Jahrhundertsturm Trilogie geht weiter. Diesmal begleiten wir die Enkel von Alvin von Briest über 18 Jahre hinweg.


Otto von Briest soll Ingenieur werden, ist aber mit seinem Studium nicht glücklich. ...

Die Jahrhundertsturm Trilogie geht weiter. Diesmal begleiten wir die Enkel von Alvin von Briest über 18 Jahre hinweg.


Otto von Briest soll Ingenieur werden, ist aber mit seinem Studium nicht glücklich. Levin möchte eigentlich nur eines: Fliegen! Und Amelie ist sich nicht sicher, was sie möchte, auf jeden Fall zieht es sie nicht zur Frauenbewegung dieser Tage hin, wie es ihre Mutter gerne sähe.


Haben wir im ersten Band noch die Entwicklung der Eisenbahn beobachten können, steht nun die Fliegerei im Vordergrund. Levin und Otto arbeiten beide in der Entwicklung der verschiedensten Fluggeräte mit, wie den Gleitern Otto Lilienthals, den Flugschiffen Graf Zeppelins und später an den ersten Flugzeugen.


Begleitet wird diese Entwicklung von dem Entstehen erster nationalistischer Gruppierungen, deren Ziel es ist, die Fluggeräte auch militärisch mit einzusetzen. Die sich darum drehenden Verschwörungen lassen einen immer wieder um die Protagonisten des Buches zittern.


Mir hat dieses Buch wieder sehr gut gefallen, beleuchtet es doch ein interessantes Thema und die Entwicklung der deutschen Gesellschaft am Ende des 19. bzw. Beginn des 20. Jahrhunderts. Wieder sind mir die Protagonisten sehr ans Herz gewachsen und das Buch war bis zum furiosen Ende hin, sehr spannend.


Von daher von mir eine volle Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 10.06.2018

Schwabacher Lokalhistorie

Die Manufaktur der Düfte
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Sabine Weigand nimmt uns mit nach Schwabach. Hier existierte für gut 100 die Seifenwarenfabrik Phillip Benjamin Ribot. Wir begleiten die Familie Ribot von der Gründungszeit an, bis in die 30ger Jahre des ...

Sabine Weigand nimmt uns mit nach Schwabach. Hier existierte für gut 100 die Seifenwarenfabrik Phillip Benjamin Ribot. Wir begleiten die Familie Ribot von der Gründungszeit an, bis in die 30ger Jahre des letzten Jahrhunderts. Das Augenmerk liegt hierbei auf Fritz Ribot, den Sohn des Firmengründers, der mit seinen Ideen und fortschrittlichen Investitionen die Firma groß gemacht hat.

Wie immer in Sabine Weigands Roman gibt es viel zu erfahren, hier über die Seifenherstellung, das Goldschlagen, die Wurzeln der Arbeiterbewegung und generell die Änderungen in der Gesellschaft über den doch sehr langen Handlungsrahmen hinweg. All dies ist unterhaltsam verpackt in die Schicksale der Protagonisten. Zusätzlich runden Briefe, Zeitungsartikel und andere zeitgenössische Dokumente das Gesamtbild ab.

Mir ist die Familie Ribot in diesem Buch sehr ans Herz gewachsen. Sie und ihre unmittelbare Umgebung haben die Veränderungen in der deutschen Gesellschaft zwischen 1850 und 1934 lebendig werden lassen, wie es nur wenige historische Romane tun.

Von daher ist dieses Buch ein richtiges Highlight für mich, wie eigentlich alle Romane von Sabine Weigand.

Veröffentlicht am 28.05.2018

Starke Frauen in Zeiten des Krieges

Morgen gehört den Mutigen
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Charlie St. Clair ist eigentlich in Europa, weil sie ungeplant schwanger ist und ihre Eltern beschlossen haben, dass sie das Kind nicht bekommen soll. Sie will aber die Gelegenheit nutzen, nach ihrer verschollenen ...

Charlie St. Clair ist eigentlich in Europa, weil sie ungeplant schwanger ist und ihre Eltern beschlossen haben, dass sie das Kind nicht bekommen soll. Sie will aber die Gelegenheit nutzen, nach ihrer verschollenen Cousine Rose in Frankreich zu suchen.
Hierfür sucht sie Eve Gardiner auf, die wohl die letzte war, die Roses Akte bearbeitet hat.
Schnell stellt sich heraus, dass Eve auch noch eine andere Verbindung zu Rose hat. Gemeinsam machen sich Charlie, Eve und ihr Fahrer Finn auf nach Frankreich um Rose und ihren letzten Arbeitgeber zu suchen.

Das Buch ist abwechselnd aus der Perspektive von Charlie im Jahr 1947 und Eve im Jahr 1915 geschrieben. Eve war im ersten Weltkrieg als Spionin für die Alliierten im besetzten Frankreich tätig. In ihrem Erzählstrang erleben wir mit, wie aus dem jungen Mädchen, das etwas für sein Land tun möchte die Eve wird, die wir dann im Jahre 1947 kennenlernen.
Charlies Geschichte ist vielleicht nicht ganz so spektakulär, aber ebenso schön zu lesen. Sie muss sich entscheiden, was sie in ihrem Leben will. Bisher haben ihre Eltern für sie entschieden, aber jetzt trifft sie das erste Mal Entscheidungen für sich selbst. Ihre Weiterentwicklung vom versehentlich schwanger gewordenen Mädchen zur selbstbewussten jungen Frau ist wirklich bemerkenswert.

Die Geschichte des Netzwerks Alice ist dabei eine wahre Geschichte, Lousie de Bettignies alias Lilli hat es tatsächlich gegeben, auch ihr weiteres Schicksal ist wie in diesem Buch geschildert, historisch belegt. Nur Eve hat es wohl nicht gegeben, ist aber von der Autorin hervorragend in die Geschichte hineingepasst worden.
Das Buch endet mit einem ausführlichen Nachwort, in dem erklärt wird, welche der Figuren es tatsächlich gegeben hat und in wieweit die Geschichte vom wahren Geschehen abrückt.

Ich muss sagen, das Buch hat mich sehr beeindruckt, die Schilderungen aus dem besetzten Frankreich des ersten Weltkrieges sind sehr eindrücklich und hinterlassen ein Gefühl der starken Beklommenheit. Auch die Schilderungen der Geschehnisse im 2. Weltkrieg sind wirklichkeitsnah und treiben einem die Tränen in die Augen. Hier wurde nichts beschönigt, aber auch nichts dramatisiert.
Interessant auch, wie wenig sich das Frauenbild in dieser Zeit geändert hat und wie wenig unverheirateten Frauen generell in diesen Zeiten zugetraut wurde.

Die Entwicklung der Figuren hat mir ausgesprochen gut gefallen, Eve und Charlie sind sich gar nicht so unähnlich, auch wenn die gealterte Eve nicht so wirkt, als wäre sie jemals jung und unschuldig gewesen.

Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen, es ist ein tolles Zeitzeugnis und transportiert die Stimmung der Zeiten hervorragend. Außerdem wird hier ein Thema beleuchtet, dass den meisten wohl eher unbekannt sein dürfte.

Veröffentlicht am 26.05.2018

Klufti der 10.

Kluftinger
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Dieser 10. Fall ist eindeutig der persönlichste Fall, den Kluftinger jemals zu lösen hatte. Als er an Allerheiligen mit seiner Familie auf dem Friedhof geht, findet sich dort ein Holzkreuz mit seinem (vollständigen!) ...

Dieser 10. Fall ist eindeutig der persönlichste Fall, den Kluftinger jemals zu lösen hatte. Als er an Allerheiligen mit seiner Familie auf dem Friedhof geht, findet sich dort ein Holzkreuz mit seinem (vollständigen!) Namen auf einem frischen Grab. Tags drauf erscheint eine Todesanzeige in der Zeitung.

Das beunruhigt Kluftingers Kollegen und Vorgesetzte doch so sehr, dass Ermittlungen dazu eingeleitet werden.

Für Kluftinger werden die Ermittlungen zu einer Reise in seine Vergangenheit. Wir lernen ihn als 17-jährigem mit seiner Clique kennen, als junger Streifenpolizist bei der Ermittlung zu seinem ersten Mordfall und dann als frisch gebackenen Leiter der Mordkommission. Und auch die private Vergangenheit wird beleuchtet, Erikas erster Besuch bei Kluftis Eltern und die anschließende Verlobung, sowie das allererste Aufeinandertreffen mit Langhammer.

Die Ausflüge in die Vergangenheit sind allesamt sehr amüsant, lernt man den doch eigentlich bereits bekannten Kluftinger noch mal ganz neu kennen. An vielen Stellen muss man auf Grund der unterschiedlichen Ansichten zum Kluftinger der Gegenwart doch sehr schmunzeln.

Das Buch ist gewohnt humorvoll geschrieben, der Klamauk-Faktor hielt sich dieses mal glücklicherweise in Grenzen. Und die Ermittlungen waren dann doch so spannend, dass ich das Buch in einem Stück gelesen habe.

Mir hat dieser Kluftinger sehr viel Spaß gemacht, er war spannend, lustig und unterhaltsam. Und wer die Krimis von Jörg Maurer gerne liest, wird hier mit einem kleinen Gastauftritt überrascht.

Von mir eine Leseempfehlung für alle Klufti-Fans!

Veröffentlicht am 25.05.2018

Ein tolles Buch zum Abschalten

Mein wunderbarer Buchladen am Inselweg
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Frieke ist eigentlich auf dem Sprung nach Boston, um da eine Presseagentur mit ihrem Freund Harald zu gründen. Aber ihr Freund und bald ehemaliger Arbeitgeber Florian hat noch einen Auftrag für sie: Einen ...

Frieke ist eigentlich auf dem Sprung nach Boston, um da eine Presseagentur mit ihrem Freund Harald zu gründen. Aber ihr Freund und bald ehemaliger Arbeitgeber Florian hat noch einen Auftrag für sie: Einen Ornithologen auf Spiekeroog interviewen, der dort ohne jede moderne Kommunikationstechnik auskommt.

Dass ihr leiblicher Vater auf Spiekeroog lebt, ist natürlich reiner Zufall, oder etwa nicht?

Schon auf Spiekeroog machen sich erste Zweifel breit, ob denn Amerika wirklich so eine gute Idee ist, fühlt sich Frieke doch auf der Insel sehr wohl. Und auch der Aushilfsjob in dem kleinen Buchladen über dem sie wohnt, macht ihr unglaublich Spaß.

Mir hat dieses Buch ausgesprochen gut gefallen. Es plätschert nicht so leicht dahin, wie man von Cover und Titel her erwarten würde. Die Figuren sind vielschichtig und machen es sich in ihren Entscheidungen nicht leicht.

Thementechnisch ist das Buch auf Höhe der Zeit. Es geht unter anderem um die dauernde Erreichbarkeit und wieviel man durch Twitter und sonstige Medien im echten Leben verpassen kann. Aber auch, wie man genau mit diesen Medien den Kontakt halten kann, wenn man räumlich ganz weit weg ist.

Von mir gibt es hier eine ganz klare Leseempfehlung. Das Buch garantiert ein paar schöne und berührende Lesestunden.