Profilbild von streifi

streifi

Lesejury Star
offline

streifi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit streifi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2018

Starke Frauen

Der Zopf
0

Wir begleiten in diesem Buch drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch so vieles gemein haben.

Smita gehört zu den Unberührbaren, die Indien für die niedrigsten Arbeiten zuständig ...

Wir begleiten in diesem Buch drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch so vieles gemein haben.

Smita gehört zu den Unberührbaren, die Indien für die niedrigsten Arbeiten zuständig sind. Ihre Aufgabe, die Exkremente anderer zu entsorgen will sie nicht an ihre Tochter Lalita weitergeben. Daher tut sie alles um Lalita dieses Schicksal zu ersparen.

Giulia arbeitet bei ihrem Vater in seiner Perückenfabrik. Als er einen schweren Unfall hat, muss sie auf sich alleine gestellt Entscheidungen treffen, die das Fortbestehen der Firma sichern.

Sarah arbeitet als Anwältin und Teilhaberin einer Anwaltskanzlei. Als sie erkrankt wird ihr schnell klar, dass sie als Mensch in dieser Kanzlei nur etwas wert ist, wenn sie hundertprozentig zur Verfügung steht.

Mir haben die drei Teile gleichermassen gefallen, auch wenn ich Sarah auf Grund ihrer Einstellung zur Arbeit manchmal hätte treten mögen.

Alle drei Frauen haben schwer mit den Erwartungen ihrer Umwelt zu kämpfen. Giulia vielleicht noch am wenigsten, aber Smita und Sarah trifft es deutlich härter.

Das Buch lies sich unglaublich flüssig lesen, ich hatte kaum angefangen, da hatte ich auch schon die Hälfte inhaliert. Durch die kurzen Kapitel, die abwechselnd immer eine der Frauen begleitet und gerne auch mal mit einem Mini-Cliffhanger endeten, wollte ich immer wissen, wie es denn nun weitergeht.

Am Ende zeichnet sich dann auch ab, warum dieses Buch der Zopf heisst und wie die drei Schicksale zusammenhängen.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen, es liess sich toll lesen und die Beschreibungen der einzelnen Situationen waren zu Herzen gehend. Ich habe mit allen dreien mitgefiebert, ob sie es schaffen das Beste aus ihrer Situation zu machen.

Von mir eine volle Leseempfehlung für dieses berührende Buch.

Veröffentlicht am 14.05.2018

Ein Roman im Bauhausstil

Wenn Martha tanzt
0

Thomas findet im Nachlass seiner Großmutter ein Tagebuch, das Tagebuch der verschollenen Urgroßmutter Martha. Zuerst denkt er, irgendein Witzbold, hätte sein Gekritzel mit Paul Klee oder Kandinsky signiert, ...

Thomas findet im Nachlass seiner Großmutter ein Tagebuch, das Tagebuch der verschollenen Urgroßmutter Martha. Zuerst denkt er, irgendein Witzbold, hätte sein Gekritzel mit Paul Klee oder Kandinsky signiert, bis er herausfindet, dass die Skizzen tatsächlich von den Signierenden stammt und diese wohl mit Martha gemeinsam am Bauhaus in Weimar waren.

Irgendwie hat er das Gefühl das Tagebuch mit einer Vorgeschichte ergänzen zu müssen und schreibt diese auf.

Als das Tagebuch in New York versteigert wird, ergibt sich für ihn plötzlich die Gelegenheit auch das Ende der Geschichte zu erfahren.


Wenn Martha tanzt ist sprachlich ein sehr reduzierter Roman. Marthas Geschichte ist in kurzen knappen Worten formuliert angelehnt an den Bauhaus-Stil, der ja auch eher reduziert war. Trotzdem packt einen die Geschichte, die für ihre Zeit wohl recht ungewöhnlich ist. Martha lässt sich von klein auf nicht in irgendwelche Schemata pressen und auch als Erwachsene geht sie konsequent ihren eigenen Weg. Wir begleiten sie und ihre Familie von ihrer Geburt an, bis zum Ende des Tagebuchs, das mit dem Besteigen der Wilhelm-Gustloff abrupt endet.


Auch Thomas‘ Geschichte in New York ist eher in kurzen knappen Worten gehalten, er kann weder mit dem Glamour der Stadt noch mit dem Verkaufserlös wirklich etwas anfangen. Er war mir von Anfang an sympathisch, wohingegen Martha etwas gebraucht hat, um sich in mein Herz zu schleichen.

Am Ende war ich total hin und weg von dieser Lebensgeschichte, die mich sehr berührt hat und sicher noch eine Weile beschäftigen wird.


Das Buch ist sicher eines meiner Jahreshighlights.

Von mir eine hundertprozentige Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.05.2018

Ein wenig heile Welt

Küstenträume
0

Judith und Tanja kennen sich nicht und sind doch Cousinen. Bei der Testamentseröffnung von Tanjas unbekannten Vater erfährt sie, dass sie eine unbekannte Cousine hat, mit der sie zusammen das Haus ihres ...

Judith und Tanja kennen sich nicht und sind doch Cousinen. Bei der Testamentseröffnung von Tanjas unbekannten Vater erfährt sie, dass sie eine unbekannte Cousine hat, mit der sie zusammen das Haus ihres Vaters geerbt hat.

Beide sind gerade arbeitslos geworden, daher bietet es sich an, das Haus zu besichtigen und erst einmal dort zu bleiben. Müssen doch beide das Haus eh ein Jahr halten und mindestens 4 Wochen dort leben.

Dort angekommen, stellt sich das Haus als recht renovierungsbedürftig heraus. Judith fühlt sich aber trotzdem an die unbeschwerten Sommer bei ihrem Onkel erinnert und auch ihre Tochter Anna fühlt sich rasch wohl. Tanja möchte eigentlich gleich wieder weg, aber durch die kaputte Ölwanne ihres Autos aufgehalten, fühlt auch sie sich nach einiger Zeit recht wohl.

Das Buch ist ein absoluter Wohlfühlroman. Judith kennt die Einwohner des kleinen Ortes schon aus Kindertagen und wird sofort freudig in die Gemeinschaft aufgenommen und als ein Sturm den örtlichen Tante-Emma-Laden zerstört, packen alle mit an, um ihn wieder aufzubauen.

Hier herrscht wirklich heile Welt und alle Protagonisten halten fest zusammen. Sicher taucht das ein oder andere Problem auf, aber gemeinsam lassen die sich alle lösen.

Wer gelegentlich eine Flucht aus dem Alltag sucht, ist hier absolut richtig. Ein tolles Buch für einen Nachmittag mit Decke und Tee auf der Couch!

Von mir eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 10.05.2018

Drei Engel für Oma

Drei Schwestern am Meer
0

Rina ist für zwei Wochen bei ihrer Oma auf Rügen zu Besuch. Eigentlich hat sie einen entspannten Urlaub geplant, doch dann überschlagen sich die Ereignisse und ihre Oma kommt mit einem Herzstillstand ins ...

Rina ist für zwei Wochen bei ihrer Oma auf Rügen zu Besuch. Eigentlich hat sie einen entspannten Urlaub geplant, doch dann überschlagen sich die Ereignisse und ihre Oma kommt mit einem Herzstillstand ins Krankenhaus.
Gemeinsam mit ihren Schwestern versucht sie die Dinge zu ordnen.
Rina und ihre Schwestern sind wirklich ein tolles Gespann, die drei können sich aufeinander verlassen und ihr Oma ist für alle sehr wichtig, hat sie die drei doch nach dem Tod der Eltern aufgenommen und groß gezogen.
Umso größer sind da natürlich die Schuldgefühle, weil sie nicht bemerkt haben, dass es ihrer Oma in letzter Zeit nicht gut gegangen ist.
Nach und nach kommt auch noch ein altes Geheimnis ihrer Oma ans Licht, das die drei überrascht und ihr Leben von heute auf morgen noch einmal verändert.

Ich habe mich sehr wohlgefühlt mit diesem Buch. Alle Frauen haben so ihre Schwierigkeiten, aber in der Gemeinschaft lassen sich berufliche und private Probleme gut lösen.
Am Ende haben alle eine rosige Aussicht auf ihre Zukunft und das einzige Manko am Buch könnte tatsächlich das abrupte Ende des Buches sein. Ich hätte die Truppe gerne noch weiter begleitet.
Aber so waren alle Weichen gestellt und man kann sich sicher sein, dass es bei allen gut weitergehen wird.

Schön auch, dass es am Ende noch die Rezepte für die Haselnusscreme, das Ofenfleisch und die Karamellbonbons dazu gibt, mir ist schon beim Lesen das Wasser im Mund zusammengelaufen.

Von mir eine volle Leseempfehlung für dieses Wohlfühlbuch!

Veröffentlicht am 05.05.2018

Toller Nachkriegsroman!

Die geliehene Schuld
0

Berlin 1949. Vera erfährt, dass ihr gute Freund und Kollege Jonathan bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Doch dann erreicht sie ein Päckchen mit Unterlagen von ihm und schnell stellt sich heraus, ...

Berlin 1949. Vera erfährt, dass ihr gute Freund und Kollege Jonathan bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Doch dann erreicht sie ein Päckchen mit Unterlagen von ihm und schnell stellt sich heraus, dass Jonathans Tod wohl kein Unfall war.
Vera beginnt anhand der Unterlagen weiter zu recherchieren und stößt dabei auf Dinge die besser geheim bleiben sollten und die ihr Leben und das anderer in Gefahr bringen. Bei ihren Recherchen stellt sich heraus, dass nicht nur Jonathan ums Leben kam, sondern auch seine Verlobte Marie
Claire Winter ist hier ein mitreißender historischer Roman gelungen. Es geht dabei um ein Thema über das den wenigsten etwas sagen wird, um die Spionagetätigkeiten der Deutschen kurz nach dem zweiten Weltkrieg und deren Verbindungen zu den Alliierten.
Unglaublich, was damals wohl geschehen ist.
Die Geschichte ist wirklich toll aufgebaut. Es wird immer abwechselnd aus unterschiedlichen Perspektiven und Zeitpunkten erzählt. So spielen Jonathans und Maries Abschnitte in der nahen Vergangenheit, während Vera in der Gegenwart versucht heraus zu bekommen, was denn wirklich geschehen ist.

Alle Figuren waren glaubwürdig gezeichnet, auch die nicht so sympathischen. Vera wollte nie als politische Redakteurin arbeiten und beißt sich dennoch in den Recherchen zu dem ihr unbekannten Thema durch. Marie beschäftigt sich mit der Vergangenheit ihrer Familie und muss erkennen, dass vieles nicht so ist, wie es ihr schien.
Das Ganze ist so spannend, dass ich das Buch gegen Ende wirklich nicht mehr aus der Hand legen mochte. Eigentlich ist es schon mehr ein Spionage Thriller, denn ein historischer Roman.
Für mich zählt dieses Buch sicher zu einem meiner Jahreshighlights, es wird mich gedanklich wohl auch noch eine Weile beschäftigen.

Von mir daher eine volle Leseempfehlung!