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Veröffentlicht am 31.03.2018

Wasser bestimmt unser Leben

Die Geschichte des Wassers
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Maja Lunde führt uns in ihrem zweiten Band des Klima-Quartetts in die Welt des Wassers.

Im Jahre 2017 begleiten wir Signe von ihrem Heimatdorf in Norwegen aus nach Frankreich zu ihrem ehemaligen Freund ...



Maja Lunde führt uns in ihrem zweiten Band des Klima-Quartetts in die Welt des Wassers.

Im Jahre 2017 begleiten wir Signe von ihrem Heimatdorf in Norwegen aus nach Frankreich zu ihrem ehemaligen Freund Magnus. An Bord hat Signe Eis. Eis des Gletschers ihrer beider Heimat, das Magnus abbauen lässt um es nach Saudi Arabien als exklusives Jahrgangseis zu verkaufen.


Signe hat ihr Leben damit verbracht die Natur zu schützen. Angefangen hat alles damit, dass der heimische Fluss in Röhren gedrängt wurde um damit Strom zu erzeugen. Die Ausbeutung des Gletschers ist nun der Endpunkt der Ausbeutung der Natur ihrer Heimat.2041 sind David und seine Tochter Lou auf der Flucht vor Feuer und Dürre. Sie landen in Nordfrankreich in einem Flüchtlingslager, in dem erst einmal alles in Ordnung scheint. Doch auch hier herrscht Wassermangel und nach und nach wird auch hier die Zivilisation aufgegeben. Bei einem Ausflug finden David und Lou ein Boot, das ihnen einen Ort bietet, auf dem sie die Realität hinter sich lassen können und auf dem sie sich ihre Zukunft erträumen können. Es ist Signes Boot.


Wasser ist das was Signes Leben immer wieder begleitet und ihre Lebensgeschichte bestimmt. Auf der Fahrt nach Frankreich erfahren wir, welche Ereignisse in ihrer Familie sie dahin gebracht haben, wo sie ist. Dabei begleiten wir sie durch einen schweren Sturm, den Ärmelkanal, erleben mit ihr eine Begegnung mit einem Wal und schliesslich das dahingleiten auf Frankreichs Kanälen. Immer ist Wasser um sie, Wasser begleitet sie ein Leben lang.


Bei David und Lou ist Wasser dauerhaft abwesend. Dieser Mangel bestimmt ihr Leben und reduziert sie. Ohne Wasser ist kein zivilisiertes Leben möglich, der Mangel hebt alle Regeln des menschlichen Miteinanders aus. Davids Verzweiflung darüber, kein guter Vater sein zu können und Lou keine Stabilität geben zu können, war sehr anrührend, ist er selbst doch auch noch sehr jung.


Mich hat dieses Buch sehr berührt, vor allem Davids und Lous Geschichte. Uns ist meistens nicht bewusst, was es heisst auf Wasser zu verzichten. Hier wird deutlich gezeigt, dass Wasser mehr ist als nur der Stoff der unseren Durst löscht und unseren Körper reinigt. Signe erkennt das früh und kämpft dafür die Natur und den Wasserkreislauf zu erhalten. Ihre Meinung ist ganz klar "Die Natur gehört uns nicht!"


Einmal im Buch angekommen fliessen die beiden Geschichten nur so dahin und gegen Ende möchte man dringend wissen, wie sich Signes und Davids Geschichte berühren werden. Das Ende hätte ich mir vielleicht nicht ganz so offen gewünscht, aber es passt hervorragend zur Geschichte.


Ich bin in diesem Buch versunken, mir gefiel es fast besser als der erste Band.

Nun bin ich schon gespannt, welches Thema das nächste Buch von Maja Lunde haben wird. Ich freue mich schon sehr darauf.

Von mir eine volle Leseempfehlung für dieses berührende Buch, über ein Thema, das uns alle angeht.

Veröffentlicht am 24.03.2018

Helene Christ ermittelt wieder

Blutmöwen
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Helene ist an einem schönen Sommermorgen auf dem Weg zu ihrer Dienststelle, als sie ein Anruf zum Auffundort einer Leiche beordert. Dort findet sie Enno Brodersen vor, schon reichlich verwest und Dank ...

Helene ist an einem schönen Sommermorgen auf dem Weg zu ihrer Dienststelle, als sie ein Anruf zum Auffundort einer Leiche beordert. Dort findet sie Enno Brodersen vor, schon reichlich verwest und Dank der allgegenwärtigen Möwen ziemlich hergerichtet. Der vermeintliche Selbstmord stellt sich schnell als Mord heraus und an Verdächtigen mangelt es Helene und Nuri nun wahrhaftig nicht. War Enno Brodersen doch ein sehr unbeliebter Mensch, der sogar von der eigenen Familie mehr gefürchtet als geliebt wurde.

Helene und Nuri sind mittlerweile ein super Team und Nuri wurde auch gerade befördert. Das Zusammenspiel der beiden hat mir ausgesprochen gut gefallen, Nuri ist ein helles Köpfchen, der teilweise auch die Fehleinschätzungen seiner Person geschickt einsetzt um fremde Gespräche zu belauschen.

Edgar Schimmel darf auch in seinem Ruhestand die Ermittlungen unterstützen, was er mit seiner unvergleichlichen Art auch sehr erfolgreich tut.

Und Simon und Frau Sörensen sorgen für den notwendigen Wohlfühlanteil, die Szenen auf See laden zum direkten entspannen ein.

Mir hat das Buch wieder sehr gut gefallen, auch wenn es diesmal keine internationale oder hochpolitische Komplikationen gab. Gerade der Mord innerhalb einer Familie war sehr interessant, zeigt es doch, das vieles einfach dauerhaft unter der Oberfläche brodelt.

Ich freue mich auf jeden Fall schon auf weitere Fälle mit Helene und Nuri. Und vielleicht darf Frau Sörensen ihren Schwarm Nuri auch mal länger begleiten ?

Veröffentlicht am 22.03.2018

Einfühlsames Portrait einer Vierzehnjährigen

Sag den Wölfen, ich bin zu Hause
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une ist 14 Jahre alt, als ihr Onkel Finn an AIDS stirbt. Finn war ihr großes Vorbild und ihre Welt. Doch nach seiner Beerdigung stellt sie fest, dass sie nicht die einzige war, die wichtig für Finn war ...

une ist 14 Jahre alt, als ihr Onkel Finn an AIDS stirbt. Finn war ihr großes Vorbild und ihre Welt. Doch nach seiner Beerdigung stellt sie fest, dass sie nicht die einzige war, die wichtig für Finn war und nicht die einzige, die mit dem Verlust zu kämpfen hat.
Sie stellt fest, dass ihre Familie ihr Finns Freund Toby verschwiegen hat. Nach und nach lernt sie Toby kennen und schätzen. Durch ihn lernt sie Finn noch einmal neu kennen.
Das Buch spielt 1987. Das zeigt sich deutlich darin, dass die Eltern Kassetten im Auto hören, Trivial Pursuit gespielt wird und das Telefon noch mit Kabel und fest installiert ist.
Ich war damals genauso alt wie June, so war das Buch auch eine kleine Zeitreise für mich. Ich konnte mich super in June und ihre Gefühlswelt einfühlen.
Man merkt ihr sehr deutlich an, wie unsicher sie noch ist, nicht einschätzen kann, was andere Menschen an ihr sehen und vielleicht auch schätzen. Sie selbst hält sich für sonderbar und kann es kaum glauben, dass irgendwer Interesse an ihr als Mensch haben könnte.
Und dann kommt Toby, der selbst unter dem Tod von Finn leidet und es ist unklar, wer hier wenn stützt. Toby lässt June nach und nach Teile aus Finns Nachlass zukommen und zeigt ihr Seiten in Finns Leben, die bis dahin außerhalb ihrer Wahrnehmung lagen.
Manch einen mag es stören, dass die 14-jährige June mit einem wesentlich älteren Mann gemeinsam unterwegs ist und dabei auch Alkohol trinkt und Zigaretten raucht. In heutigen Zeiten hat das schon etwas anrüchiges. Allerdings hatten sowohl Zigaretten als auch Alkohol in den 80gern einen ganz anderen Stellenwert als heute.
Parallel dazu macht auch Junes Schwester Greta ihre ersten Erfahrungen mit Alkohol und mit dem Gefühl, Anerkennung nur dann zu bekommen, wenn sie die Erwartungen anderer Menschen erfüllt. Das Verhältnis der Schwestern ist sehr angespannt, beide haben das Gefühl, dass die andere in ihrem Leben das bessere Los gezogen hat.

Mich hat das Buch sehr beeindruckt, spiegelt es doch die Gefühlswelt einer vierzehnjährigen sehr genau wieder. Ich habe mich tatsächlich auch ein bisschen in meine Jugend zurück versetzt gefühlt.
Ich denke das Buch wird mich in Gedanken noch lange begleiten und ist sicher eines meiner Jahreshighlights.
Daher von mir eine volle Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.03.2018

Hundeliebe

Verliebt bis über beide Herzen
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Molly schreibt als Aggie einen Beziehungsratgeber-Blog, sie selbst hatte aber bisher nur wenig Glück in der Liebe. Ihre große Liebe heißt Valentine und ist ein Dalmatiner.
Daniel sieht Molly täglich beim ...

Molly schreibt als Aggie einen Beziehungsratgeber-Blog, sie selbst hatte aber bisher nur wenig Glück in der Liebe. Ihre große Liebe heißt Valentine und ist ein Dalmatiner.
Daniel sieht Molly täglich beim Joggen im Park und möchte sie kennenlernen. Zu diesem Zweck leiht er sich von seinen Schwestern, die als Hundesitter arbeiten, Brutus, einen Schäferhund.

Der Trick zieht und Daniel lässt sich auch von Mollys abwehrendem Verhalten nicht irritieren. Nach und nach finden die beiden die Geheimnisse des jeweils anderen heraus, was immer wieder zu Streit und Irritationen führt. Und auch die Hunde freunden sich an, was zumindest von Daniel so nicht geplant war.

Ich mochte sowohl Molly als auch Daniel gerne. Die Beiden gehen das Thema Liebe aufgrund ihrer Erfahrungen vollkommen anders an, aber irgendwie ergänzen sie sich auch. Interessant waren da besonders die Gespräche, die die beiden zum Thema Beziehungen führen.
Natürlich geht es nicht ohne Irrnisse und Wirrnisse, aber im Großen und Ganzen hat alles gut zusammen gepasst.

Wir treffen auch auf alte Bekannte aus der Vorgängertrilogie, Eva und Lucas haben einen etwas längeren Auftritt im Buch.
Ich freu mich schon auf die nächsten Bände, die sich wohl um die Schwestern von Daniel drehen wird. Eine Einleitung dazu gibt es schon in diesem Band, Fliss Vorgeschichte ist hier schon ein Thema.

Von mir eine klare Lesempfehlung für alle Fans von guten Liebesromanen!

Veröffentlicht am 08.03.2018

Die Geschichte dr Benen

Die Geschichte der Bienen
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England 1852: William, Samenhändler und Biologe ist in tiefen Depressionen gefangen. Die Entwicklung eines neuartigen Bienenstocks holt ihn aus seinen Depressionen und gibt ihm wieder Hoffnung für die ...

England 1852: William, Samenhändler und Biologe ist in tiefen Depressionen gefangen. Die Entwicklung eines neuartigen Bienenstocks holt ihn aus seinen Depressionen und gibt ihm wieder Hoffnung für die Zukunft.

Ohio 2007: George ist Imker aus Leidenschaft und möchte seinen Betrieb an seinen Sohn Tom übergeben. Dieser zeigt allerdings keinerlei Interesse an dem Hof des Vaters und möchte lieber Journalist werden. Dazu kommt eines Tages das Verschwinden der Bienen, was George an den Rande des Ruins treibt.

China 2098: Tao bestäubt Obstbäume mit der Hand, da es mittlerweile keine Bienen mehr gibt. Für ihren Sohn Wei-Wen wünscht sie sich eine bessere Zukunft, doch eines Tages hat er einen Unfall und verschwindet in den Mühlen der staatlichen Betreuung. Tao macht sich daraufhin auf die Suche nach ihm.

Die drei Erzählstränge spiegeln jeweils das Familienleben der unterschiedlichen Zeiten wieder. William wünscht sich nichts mehr, als dass sich sein Sohn Edward für seine Arbeit interessiert und auch George versucht seinen Sohn durch die gemeinsame Arbeit an sich zu binden. Tao hingegen wünscht sich einfach eine Wahlmöglichkeit für ihren Sohn, was in der Gesellschaft in der sie leben aber nicht so einfach umzusetzen ist.
Alle drei verbindet ihr Verhältnis zu den Bienen. William versucht sie zu verstehen, George nutzt sie für seinen Lebensunterhalt und Tao ersetzt die verlorengegangenen Bienen. Wie die drei Familien genau zusammenhängen erklärt sich erst ganz am Ende.

Mir hat das Buch gut gefallen, es ließ sich gut lesen. Die Protagonisten waren typische Menschen ihrer Zeit, ihr Verhalten geprägt durch gesellschaftliche Zwänge.
Interessant fand ich die Entwicklung und die Sicht auf die Bienen. Die Aussicht auf eine Zukunft ohne Bienen ist wirklich erschreckend. Ich denke vielen Menschen ist es heute nicht klar, was das Bienensterben wirklich für die Menschheit bedeutet.
Gespannt bin ich jetzt auch auf den Nachfolger "Die Geschichte des Wassers"