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Veröffentlicht am 27.09.2022

Wo ist Dora Jung?

Die Passage nach Maskat
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Theodor Jung ist mit seiner Frau und deren Familie auf den Weg nach Maskat auf der Champollion. Doch eines Tages kurz nach der Abfahrt verschwindet sie und die Familie will ihm weismachen, dass sie das ...

Theodor Jung ist mit seiner Frau und deren Familie auf den Weg nach Maskat auf der Champollion. Doch eines Tages kurz nach der Abfahrt verschwindet sie und die Familie will ihm weismachen, dass sie das Schiff nie betreten hat. Jung macht sich auf die Suche nach seiner Frau, die das Schiff ja auf dem offenen Meer nicht verlassen haben kann, auch aus Angst später eines Verbrechens angeklagt zu werden. Doch wem auf dem Schiff kann er trauen?

Cay Rademacher liefert mit diesem Krimi ein sehr spannendes Buch, in dem lange unklar ist, was genau passiert ist. Die begleitenden Passagiere scheinen alle ihr eigenes Süppchen zu kochen und auch dem Leser bleibt unklar, wer nun etwas mit dem Verschwinden von Jungs Frau zu tun hat und wer einfach seine eigenen krummen Dinger an Bord treibt.

Dem Autor gelingt es fabelhaft das Leben an Bord zu schildern, ich hatte von Anfang an Bilder im Kopf und ein wenig habe ich mich auch an Agatha Christies Tod auf dem Nil erinnert gefühlt. Allerdings gibt es hier keinen Ermittler, der am Ende alles aufklärt. Trotzdem bleibt am Ende nichts unaufgeklärt und man kann zufrieden Abschied nehmen.

Das Leben der Zwanziger und vor allem der Umgang mit Drogen ist toll geschildert und man bekommt ein Gefühl dafür, wie es den wohlhabenden Menschen dieser Zeit so ging und welche Moralvorstellungen damals herrschten.

Mir hat das Buch viel Spaß gemacht. Ich habe es gerne gelesen und war bis zum Ende am Miträtseln. Von mir daher eine Leseempfehlung für diesen klassischen Krimi in einer eindrucksvollen Umgebung.

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Veröffentlicht am 25.09.2022

interessantes Thema

Q
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Elena ist Lehrerin an einer silbernen Schule. Die Schüler müssen sich monatlich Tests unterziehen und ja nachdem wie sie abschneiden, werden sie in silbernen, grünen oder gelben Schulen unterrichtet. Elenas ...

Elena ist Lehrerin an einer silbernen Schule. Die Schüler müssen sich monatlich Tests unterziehen und ja nachdem wie sie abschneiden, werden sie in silbernen, grünen oder gelben Schulen unterrichtet. Elenas große Tochter ist eine silberne Schülerin, ihre Schwester Freddie hat zu kämpfen auf der grünen Schule bleiben zu dürfen. Eines Tages fällt Freddie durch die Prüfungen und soll auf eine gelbe Schule. D.h. sie muss ihre Eltern verlassen und darf auch keinen Kontakt mehr haben. Da kommen Elena Zweifel, ob das System, für das sie lange gearbeitet hat, wirklich so perfekt ist, wie sie immer dachte.

Mich hat dieses Buch recht zwiespältig zurückgelassen. Einerseits skizziert die Autorin ein Szenario, dass nicht so unwahrscheinlich ist. Schüler, die nach Leistungsfähigkeit unterrichtet werden und so die angeblich beste Förderung bekommen, klingt doch gar nicht so schlecht. Allerdings stellt sich natürlich die Frage: Wer entscheidet, darüber, wohin ein Kind zur Schule gehen kann. Liegt es wirklich nur an den eigenen Fähigkeiten oder spielen Dinge wie soziale Herkunft und Umfeld auch eine Rolle. Im Buch geht das Ganze noch einen Schritt weiter, das Thema Eugenik spielt eine große Rolle. Und hier begannen meine Probleme. Elenas Großmutter ergeht sich in Andeutungen über eine Freundin im dritten Reich, kommt aber trotz der fehlenden Zeit nicht auf den Punkt. Und auch die eine Kollegin, deren Großmutter wohl mit dem Eugenik Programm der USA Erfahrungen gemacht hat, vertröstet immer nur auf später. Für mich als Leser fand ich die Andeutungen einfach zu wenig, vor allem da nicht wirklich auf die entsprechenden Programme eingegangen wird. Dass die Deutschen ein Eugenik Programm in der Zeit des Nationalsozialismus durchgezogen haben, war mir bekannt, aber dass die USA ein solches Programm auch nach dem Krieg noch hatten und wie das aussah, war mir neu. Die Informationen, die man als Leser im Buch bekommt, waren mir an dieser Stelle einfach zu wenig.

Etwas störend empfand ich auch die Rückblicke in Elenas Jugend. Hier wird zwar ihre Entwicklung und ihre Rolle bei der Entwicklung des Q-Systems dargestellt, mich hat das Ganze aber mehr aus dem Lesefluss gerissen. Vor allem, da es meistens um Highschool Reibereien ging, aus denen dann wohl die Idee zum Q-System hervorging.

Das Ende der Geschichte fand ich relativ überhastet gestaltet. Das ging mir im Vergleich zum Rest der Geschichte einfach zu schnell. Nachdem man relativ lange in die Gesellschaft eingeführt wird, passieren die Dinge nach der Ankunft Elenas in der gelben Schule gefühlt im Minutentakt. In wenigen Kapiteln kommt sie dort an, erkennt den Ernst der Lage und rettet dann mit einer gewagten Aktion die Welt. Das war mir zu kurz gehalten.

Alles in allem war es ein Buch mit einem interessanten Thema, das mich auch nachträglich noch beschäftigt. Allerdings hätte ich mir das Ganze anders umgesetzt gewünscht. Ich denke das Thema ist wichtig, aber an manchen Ecken fehlten mir einfach die Hintergrundinfos und vieles ging mir dann auch zu schnell.

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Veröffentlicht am 18.09.2022

Lagerfelds Familiengeschichte

Das Glück unserer Zeit. Das Vermächtnis der Familie Lagerfeld
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In diesem nun zweiten Band über das Leben von Otto Lagerfeld und seiner Familie treffen wir Otto im Jahr 1925 wieder. Immer noch trauert er um Theresia, aber das Leben muss auch weitergehen. Und ganz alleine ...

In diesem nun zweiten Band über das Leben von Otto Lagerfeld und seiner Familie treffen wir Otto im Jahr 1925 wieder. Immer noch trauert er um Theresia, aber das Leben muss auch weitergehen. Und ganz alleine möchte er sein Leben auch nicht verbringen. Als er da Elisabeth trifft, eine junge Frau, die in Berlin als Schneiderin arbeitet, ist er beeindruckt von ihrer Persönlichkeit. Nach einigem hin und her finden die beiden zusammen und bekommen noch zwei Kinder. Doch Elisabeth ist nicht zufrieden mit ihrem Leben und Otto geht immer noch in seiner Arbeit auf. Muss er doch die Firma, die er mit aufgebaut hat durch die Zeit des Nationalsozialismus, des Krieges und später den Wiederaufbau steuern.

Mir hat das Buch wieder ausgezeichnet gefallen, es ist toll geschrieben und ich war sofort wieder im Lesefluss. Wir erfahren, wie es Ottos Brüdern in den USA geht und gerade Pauls Schicksal wird zu Ende erzählt. Und auch die Wege der anderen Geschwister werden weitererzählt. Otto ist derjenige in der Familie, der alles zusammenhält. Ich denke, den einzigen Fehlgriff, den er in seinem Leben gemacht hat, ist der, seine zweite Frau zu heiraten. Elisabeth, genannt Ebbe, ist permanent unzufrieden und spaltet die Familie mit ihren Ansichten und ihrem Tun. Selbst Karl, Ottos Sohn aus dieser Ehe, sagt selbst, dass sein Vater wohl genau die Frau geheiratet hat, die nicht zu ihm passte.

Auch Karls Geschichte wird in diesem Buch näher beleuchtet und es wird dem Leser klar, warum er so geworden ist, wie er der Allgemeinheit bekannt war. Das hat ihn mir nicht sympathischer gemacht, aber ich konnte ihn besser verstehen.

Ich kann dieses Buch wieder nur empfehlen, man sollte es aber auf jeden Fall erst lesen, wenn man auch Band eins gelesen hat. So ergibt sich ein ganzes stimmiges Bild. Von daher auf jeden Fall eine Empfehlung für beide Bände!

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Veröffentlicht am 17.09.2022

tolles Buch!

Wunder einer neuen Zeit
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Leni hat ihr Friseurhandwerk bei ihrer Mutter gelernt und arbeitet nun bei ihr in Herbertshausen im Salon mit. Doch ihr ist das nicht genug. Als sie eine Anzeige in der Zeitung entdeckt, bewirbt sie sich ...

Leni hat ihr Friseurhandwerk bei ihrer Mutter gelernt und arbeitet nun bei ihr in Herbertshausen im Salon mit. Doch ihr ist das nicht genug. Als sie eine Anzeige in der Zeitung entdeckt, bewirbt sie sich bei einem Salon in München am Hofgarten. Das soll der erste Schritt zum eigenen Salon werden, in dem sie dann auch ihre eigenen Pflegeprodukte vertreiben will.

Ihr Bruder Hans studiert derweil in München Medizin. Seine Freunde werden auch zu Lenis Freunden. Doch Hans zweifelt, ob der Arztberuf das richtige für ihn ist. Und als er Charlotte kennenlernt ist er bereit sein Leben komplett auf den Kopf zu stellen.

Dieses Buch, das in den fünfziger Jahren spielt, zeigt schön die Verhältnisse in München und im Umland. Die Gesellschaft wandelt sich und die jungen Leute wollen in ein selbstbestimmtes Leben aufbrechen. Gleichzeitig wird aber auch am althergebrachten und an Traditionen festgehalten und auch alte Nazi-Seilschaften sind noch einflussreich. Die verschiedenen Erzählstränge greifen hier mehrere Themen auf. Lenis Wunsch nach Selbstständigkeit, Hans, der sein Geld lieber mit Musik als Medizin verdienen will, Charlottes Probleme in ihrer scheinbar guten Ehe, Kurt, der seinen Platz in der Familie sucht, sowie Frieda, die als frau im Medizinstudium gegen Vorurteile zu kämpfen hat.

Mir hat die Geschichte ausgesprochen gut gefallen. Die Charaktere sind äußerst liebenswürdig gezeichnet und man kann sich das München der Fünfziger gut vorstellen. Ich habe das ganze Buch mitgefiebert, wie wohl die einzelnen Handlungen weitergehen werden und ob Leni und ihre Freunde ihr Glück finden werden. Die einzelnen Schicksale fand ich sehr interessant und ich habe mich keine Minute mit dem Buch gelangweilt. Gerade Leni hat mir mit ihrer Art, wie sie ihre Träume verwirklich extrem gut gefallen. Am Ende gab es dann noch einen Schockmoment, der der Handlung eine interessante Wendung für den zweiten Teil gibt. Daher freue ich mich schon auf die Fortsetzung, die wohl im November erscheinen wird.

Ich kann hier nur eine Leseempfehlung aussprechen!

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Veröffentlicht am 14.09.2022

Endlich geht es weiter!

Zwischen heute und morgen
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Endlich geht die Geschichte um die Cannas, Aldenhovens und die Borgfeldts, sowie deren Familien weiter. Wieder begleiten wir die Mitglieder der Familien in San Remo, Köln und Hamburg durch ein Jahrzehnt, ...

Endlich geht die Geschichte um die Cannas, Aldenhovens und die Borgfeldts, sowie deren Familien weiter. Wieder begleiten wir die Mitglieder der Familien in San Remo, Köln und Hamburg durch ein Jahrzehnt, diesmal die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Das Buch schließt direkt an die Ereignisse des ersten Bands an und da ich vorab das Hörbuch dazu gehört hatte war es für mich kein Problem sofort wieder in der Geschichte zu versinken.

Die Autorin schafft es das Jahrzehnt wieder lebendig werden zu lassen. Diesmal liegt der Fokus mehr auf der nächsten Generation. Hier vermischen sich die Familien, Joachim ist nun mit der Kölnerin Ursula verheiratet, Uli ist ja schon lange mit Carla verheiratet und auch Gianni hat sein Glück gefunden. Und Nina und Vinton darf man natürlich nicht vergessen. Dazu kommen neue Gesichter, und Freunde wie Pips oder Jules werden immer mehr integriert.

Ich mag Carmen Korns Bücher einfach gerne, der Aufbau mit den kurzen Kapiteln, die zwischen den Handlungsorten hin und her springen, liegt mir total. Für mich ist das einerseits Ansporn immer weiter lesen zu wollen und gleichzeitig auch die Möglichkeit das Buch auch mal beiseite zu legen. Der Schreibstil ist wie immer toll, ich habe die Örtlichkeiten immer vor Augen und mir sin die Charaktere einfach ans Herz gewachsen.

Ich hätte gerne einfach immer weitergelesen, aber am Ende des Jahrzehnts war auch diesmal wieder Ende des Buches. Ich werde mir sicher noch das Hörbuch holen, Carmen Korn liest ihre Geschichten einfach super ein. Und dann heißt es warten auf den dritten Band, der hoffentlich bald folgen wird.

Für mich ist das Buch auf jeden Fall ein Jahreshighlight!

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