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Veröffentlicht am 01.05.2024

was ist passiert?

Der Tote auf der Treppe
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Anne Coke ist auf einer Vertriebsreise, als sie erfährt, dass ihr Großvater die Treppe hinuntergestürzt und gestorben ist. Sie kehrt nach Hause zurück und muss feststellen, dass wohl ein wertvolles Collier ...

Anne Coke ist auf einer Vertriebsreise, als sie erfährt, dass ihr Großvater die Treppe hinuntergestürzt und gestorben ist. Sie kehrt nach Hause zurück und muss feststellen, dass wohl ein wertvolles Collier ausgetauscht wurde und noch manch andere Dinge im Haus verschwunden sind. Zusammen mit Charles Elwood, einem Maler aus dem Ort, fängt sie an zu recherchieren, was passiert sein könnte und muss sich dabei ihren lang verdrängten Ängsten stellen.

Anne Glenconner bietet uns hier einen verzwickten Krimi und gleichzeitig eine Gesellschaftsstudie Englands kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Die Erfahrungen, die Anne in diesem Buch mit ihrem ehemaligen Kindermädchen gemacht hat, musste die Autorin wohl teilweise selbst erleben. Unglaublich, wie grausam da teilweise mit den Kindern umgegangen wurde.

Besonders gut gefallen haben mir die kleinen Scharmützel, die Anne mit Charles Elwood austrägt. Charles wird im Ort nur der Kommunist genannt, er selbst bezeichnet sich als demokratischer Sozialist. So hat er teilweise genaue Vorstellungen vom Leben auf einem herrschaftlichen Anwesen, wie Holkham es ist. Dass er da an manchen Ecken falsch liegt und so ein Anwesen die Inhaber teilweise in den Ruin treiben, wird ihm erst durch die Diskussionen mit Anne klar.

Der Krimi ist durchweg spannend und man erfährt in Rückblenden was im Jahr 1943 passiert ist. So lernt man Anne auch als Kind kennen und erlebt hautnah die Grausamkeiten des Kindermädchens. Nach und nach löst sich dann auch auf, was damals wirklich passiert ist.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist schön und man merkt, dass die Autorin weiß von was sie schreibt. Von mir daher eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 30.04.2024

Wohlfühlbuch

Das kleine Weingut in Frankreich
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Hattie kommt nach Frankreich um die Hochzeit ihrer Cousine Gabby zu organisieren. Das Chateau auf dem gefeiert werden soll ist wunderbar, aber Luc, das Besitzer des Schlosses ist nicht begeistert, will ...

Hattie kommt nach Frankreich um die Hochzeit ihrer Cousine Gabby zu organisieren. Das Chateau auf dem gefeiert werden soll ist wunderbar, aber Luc, das Besitzer des Schlosses ist nicht begeistert, will er doch einfach in Ruhe Champagner anbauen. Und Yvette, die Tochter der Haushälterin wollte eigentlich ihre Hochzeit dort feiern. So hat Hattie gegen viele Widerstände zu kämpfen um sich selbst als Hochzeitsplanerin zu beweisen.

Julie Caplin liefert hier wieder einen Wohlfühlroman, an dem es nichts zu bemängeln gibt. Er spielt in einer wunderschönen Landschaft, es geht immer wieder um leckeres Essen und ein Ausflug nach Paris ist auch dabei, bei dem ich die Schauplätze direkt vor Augen hatte. Auch wenn es am Anfang ziemliches Gezicke gab, harmonisiert sich am Ende das Setting dann doch deutlich und es ist schön, wie Hattie in die Gemeinschaft des Ortes aufgenommen wird.

Von mir auf jeden Fall eine Leseempfehlung für dieses wirkliche schöne Wohlfühlbuch!

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Veröffentlicht am 28.04.2024

Die Liebe zum Kochen

Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit
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Marthe Distel lebt nach dem Tod ihres Vaters bei ihrer Großmutter, während ihre Mutter in Paris versucht ein neues Leben für sie zu finden. Bei ihrer Großmutter lernt sie, dass in der Küche nichts verschwendet ...

Marthe Distel lebt nach dem Tod ihres Vaters bei ihrer Großmutter, während ihre Mutter in Paris versucht ein neues Leben für sie zu finden. Bei ihrer Großmutter lernt sie, dass in der Küche nichts verschwendet wird, und die Grundlagen des Kochens und Backens. In Paris bekommt sie dann die Möglichkeit die Schule weiter zu besuchen und ihren Traum vom Schreiben zu verwirklichen.

Marthe war die Gründerin der Zeitschrift Cordon Bleu und der dazugehörigen Kochschule, die bis heute zu den besten Kochschulen der Welt gehört. In diesem Buch begleiten wir sie durch ihre Jugend und den Anfängen der Zeitschrift und der Schule. Marthe hat sich mit Florence, der Tochter des Haushalts, in dem ihre Mutter als Köchin arbeitet, angefreundet und bekommt so einen Eindruck des Lebens in der gehobenen Schicht. Und sie muss erkennen, dass der gesellschaftliche Aufstieg nicht so einfach ist. Und manchmal vielleicht auch nicht das Richtige.

Ulrike Renk reichert die Geschichte mit vielen Beschreibungen von Gerichten und Zubereitungsarten an, hier merkt man, dass die Autorin auch selbst gerne in der Küche steht und das Kochen einfach liebt. Man lernt hier sehr viel über die gehobene Küche Frankreichs, über die damalige Zeit des Aufbruchs in der Gesellschaft und den Wandel in den Küchen.

Mich hat das Buch wieder mitgenommen in eine Zeit und Gesellschaft, über die ich noch viel lernen konnte. Es gelingt hier die gesellschaftlichen Änderungen und die Aufbruchstimmung rund um die erste Pariser Weltausstellung zu transportieren. Marthe gehört zu einer Generation, in der sich für Frauen Türen öffnen, wenn auch nur langsam. Ich fand es schön dass sie dabei Unterstützung gefunden hat. Auguste Escoffier war mir namentlich zwar bekannt, hier habe ich ihn aber das erste Mal ein wenig besser kennengelernt.

Alles in allem war es ein tolles Buch, das mich mitgenommen hat in die damalige Zeit. Und auch, wenn sicherlich nicht alles so passiert ist, wie Ulrike Renk es schildert, hatte ich immer das Gefühl, dass es so gewesen sein könnte.

Ein wirklich schön zu lesendes und interessantes Buch!

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Veröffentlicht am 27.04.2024

Ein Buch wie eine Begegnung

25 letzte Sommer
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Der Ich-Erzähler verbringt das Wochenende alleine im Wochenendhaus der Familie auf dem Land. Eigentlich könnte alles gut sein, doch er fühlt sich getrieben. Da trifft er durch Zufall auf Karl, der in der ...

Der Ich-Erzähler verbringt das Wochenende alleine im Wochenendhaus der Familie auf dem Land. Eigentlich könnte alles gut sein, doch er fühlt sich getrieben. Da trifft er durch Zufall auf Karl, der in der Nähe wohnt. Der lädt ihn zum Kaffee ein und es entspinnen sich Gespräche, die das gesamte Wochenende weitergehen. Karl ist neugierig und offen, stellt kluge Fragen und erzählt aus seinem Leben.

So wie dem Ich-Erzähler geht es wohl vielen, man fühlt sich wie im Hamsterrad, kann ohne Handy das Haus nicht mehr verlassen und ist in Gedanken schon beim nächsten Thema. Die Gespräche mit Karl haben auch in mir eine Seite zum klingen gebracht. Einfach mal inne halten, sich nicht hetzen lassen und darüber nachdenken, was als nächstes kommt. Und nicht immer die Erwartungen der anderen erfüllen wollen.

Bemerkenswert fand ich eine Stelle gegen Ende, die in dem Moment wo ich sie gelesen habe wie für mich geschrieben wirkte. So als wäre sie genau für diesen einen Moment gemacht gewesen.

Man merkt, mich hat das Buch tief berührt. Es ist nicht lang, aber intensiv. Ich hatte das Gefühl mit den beiden Charakteren unterwegs zu sein.

Für mich eines meiner Jahreshighlights.

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Veröffentlicht am 26.04.2024

die traurige Prinzessin

Soraya (Ikonen ihrer Zeit 8)
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Soraya flieht als junges Mädchen aus ihrem schweizer Internat zu ihrem Großvater ins zerstörte Nachkriegsberlin. Auf der Fahrt dorthin lernt sie Lotte Reinicke kennen, ein patentes junges Mädchen, das ...

Soraya flieht als junges Mädchen aus ihrem schweizer Internat zu ihrem Großvater ins zerstörte Nachkriegsberlin. Auf der Fahrt dorthin lernt sie Lotte Reinicke kennen, ein patentes junges Mädchen, das sie ihre Leben lang als Freundin begleiten wird. Nach dem Berlin Aufenthalt führt ihr Leben sie in die High Society und die Politik der Welt. Soraya heiratet die große Liebe ihres Lebens, der gleichzeitig auch der Shah Persiens ist. Doch dieser Liebe ist kein glückliches Ende beschert.

Die Geschichte Sorayas kennt wohl ein jeder, der sich ein wenig mit dem Klatsch und Trasch der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts beschäftigt hat. In diesem Buch erleben wir nun die Geschichte direkt aus ihrer Sicht. Wir begleiten Soraya durch das zerstörte Berlin und später in den heutigen Iran. An der Seite ihres Mannes erlebt sie dort die Zerrissenheit des Landes, das hungrige Volk, die internationalen Querelen um das Öl des Landes und natürlich wird von ihr erwartet einen Sohn zu gebären. Die Tatsache, das dies nicht gelingt beendet ihre Ehe, denn ohne Nachfolger hat der Schah keine Chance sich zu halten.

Mich hat Sorayas Schicksal sehr berührt. Und es hat mir gezeigt, dass sich auf dieser gesellschaftlichen Ebene nicht viel geändert hat. So wie damals Soraya von der Presse verfolgt wurde so geht es heute Prinzessinnen immer noch. Ein Blick in die aktuelle Klatschpresse zeigt, dass jede Woche neue Geschichten aus den noch existierenden Königshäusern erscheinen. Meist ohne Rücksicht auf die Gefühle der Betroffenen.

Sorayas Geschichte ging damals durch die Presse und am Ende wurde sie zur tragischen Figur der Weltgeschichte. In diesem Buch hat man das Gefühl ihr wirklich nahe zu kommen. Brigitte Janson schafft es eine Geschichte zu erzählen, bei der man das Gefühl hat, die Protagonistin wirklich kennenzulernen.

Mir hat ein wenig Hintergrund zum Iran gefehlt. Das politische Geschehen, dass ja durchaus Einfluss auf Sorayas Leben hat, wird nur am Rande erwähnt. Hier hätte ich mir mehr Informationen gewünscht.

Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen. Es lies sich flüssig lesen und es war nie langweilig. Und das Kopfkino lief auch. Daher kann ich das Buch allen empfehlen, die mehr über die tragische Prinzessin Persiens wissen möchten.

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