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Veröffentlicht am 22.01.2019

schöner Hamburgroman

Die Villa an der Elbchaussee
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Hamburg, kurz nach dem ersten Weltkrieg. Die Familie Hannemann handelt in ihrem Kontor mit Kakao, auch wenn die wirtschaftliche Lage so kurz nach dem Krieg eher schwierig ist. Tochter Frieda hat von ihrem ...

Hamburg, kurz nach dem ersten Weltkrieg. Die Familie Hannemann handelt in ihrem Kontor mit Kakao, auch wenn die wirtschaftliche Lage so kurz nach dem Krieg eher schwierig ist. Tochter Frieda hat von ihrem Vater die Möglichkeit bekommen in einer kleinen Manufaktur mit Schokoladenrezepten zu experimentieren. Dafür brennt sie, das möchte sie auch für eine Ehe nicht aufgeben. Doch leider sind die Zeiten schwierig und auch Frieda soll ihren Beitrag leisten um die Firma am Leben zu erhalten. Und zwar nicht mit neuen Rezepten, sondern mit einer reichen Heirat.


Wir begleiten Frieda durch die schwierigen Jahre vom Ende des Krieges bis nach der Währungsreform. Frieda hat großes Glück mit ihrem Vater, der ihre Hochzeit tatsächlich nur als letzten Ausweg sieht, wenn es gar nicht anders geht und ihr auch nicht unbedingt irgendjemanden aufdrängen will. Er erkennt auch, dass ihr tatsächlich mehr an der Firma liegt als ihrem Bruder Hans, der verwundet aus dem Krieg zurück kommt und sich im Nachkriegsleben so gar nicht zurecht findet.


Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen, es liest sich flüssig und das Kopfkino läuft von Anfang an. Frieda ist am Anfang tatsächlich sehr Ich-bezogen und setzt durch ihre Art auch die Freundschaft zu ihrer Freundin Clara aufs Spiel. Aber im Laufe der Geschichte wird sie erwachsener und beginnt nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere, bedürftigere Menschen Verantwortung zu übernehmen. Das Verhältnis zu ihrem Bruder ist tatsächlich nicht einfach, liebt sie ihren großen Bruder doch sehr, muss aber sehen, dass er sein Leben nicht nur nicht auf die Reihe bekommt, sondern auch noch bewusst zerstört.


Auch die Liebe stellt sie vor schwierige Entscheidungen. Einerseits möchte sie sich verlieben, andererseits möglichst unabhängig bleiben und am liebsten die Firma des Vaters übernehmen. In den damaligen Zeiten alles nicht so einfach. Aber sie reift an diesen Entscheidungen und lernt Kompromisse zu machen.


Das Buch beleuchtet grob die Verhältnisse im Hamburger Gänge-Viertel und in den Waisenhäusern. Allerdings bleibt das alles recht oberflächlich, da Frieda in ihrem Alltag nur selten Berührungspunkte dorthin hat und sich eher theoretisch damit auseinandersetzt. Allerdings muss man ihr zu Gute halten, dass sie versucht im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu helfen. Und ihr ist durchaus bewusst, dass sie großes Glück mit ihrer Herkunft hat.


Von mir gibt es eine Leseempfehlung für dieses sehr gut lesbare interessante Buch!

Veröffentlicht am 14.01.2019

Spannend bis zum Schluß

Muttertag (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 9)
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Zuerst sieht alles nach einem alten Mann, der nicht vermisst wurde und durch einen Unfall gestorben ist aus. Doch dann werden auf dem Grundstück des Mannes drei weitere Leichen gefunden und Pia Sander ...

Zuerst sieht alles nach einem alten Mann, der nicht vermisst wurde und durch einen Unfall gestorben ist aus. Doch dann werden auf dem Grundstück des Mannes drei weitere Leichen gefunden und Pia Sander und Oliver von Bodenstein sehen sich einem Fall gegenüber, der den üblichen Rahmen zu sprengen droht.
Nele Neuhaus setzt mit diesem 9. Teil der Reihe um Pia Sander und Oliver von Bodenstein nach dem in "Im Wald" angekündigten Sabbatical von Bodenstein wieder ein. Oliver hat in seinem Jahr Auszeit den Entschluss gefasst, doch wieder bei der Polizei zu arbeiten und so leitet er mit Unterstützung von Pia Sander wieder das K11 in Hoffenheim.
Der aktuelle Fall geht allen an die Nieren. Der Mann, wegen dessen Tod sie gerufen wurden, hatte zusammen mit seiner Frau über viele Jahre lang Pflegekinder. Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass diese Pflegekinder systematisch gequält wurden. So wird relativ schnell deutlich, dass wohl nicht Reifenrath selbst die Frauen auf seinem Grundstück umgebracht hat, sondern hier jemand jüngeres, vermutlich eines der Pflegekinder am Werk war.
Je länger die Ermittlungen andauern, desto mehr schreckliche Dinge kommen ans Licht und komplizieren die Suche nach dem Täter.
Mir hat dieser Teil der Reihe wieder ausgesprochen gut gefallen. Es dauert zwar eine Weile, bis endlich Licht ins Dunkel kommt und man ansatzweise erkennt, wo das Ganze hinläuft, aber am Ende passt alles perfekt zusammen. Ich war am Anfang ob der einen Nebenhandlung etwas skeptisch, was sie wohl mit dem Fall zu tun haben könnte, aber dieser Strang wurde hervorragend eingebunden. Und auch die kurzen Ausflüge in das Seelenleben des Täters waren interessant und haben nicht zu viel verraten.
Ich hatte von Anfang an das Frankfurter Umland vor Augen und war auch sofort wieder mittendrin im Geschehen. Am Anfang wird nebenbei erklärt, was in der Zeit von Bodensteins Abwesenheit im K11 los war und was er in dieser Zeit gemacht hat. So wird der doch relative lange Zeitraum zwischen den beiden Fällen gut gefüllt.
Zwischendrin hat das Ganze seine Längen, aber gegen Ende mochte ich das Buch dann nicht mehr weglegen, es war einfach zu dramatisch und zu spannend.
Das Buch lässt sich auch gut von Lesern lesen, die die Vorbände nicht kennen, allerdings ist es natürlich schöner, wenn man die Figuren schon besser kennt.
Mir hat das Buch wieder spannende Lesestunden beschert, daher eine absolute Leseempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 10.01.2019

Happily Teil drei

Familie ist, wenn man trotzdem liebt
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Im dritten Band aus der Happily Inc. Serie von Susan Mallery dreht sich alles um Ronan Mitchel, den dritten der dort ansässigen Mitchel Brüdern. Und auch dem zurückgezogensten. Als er sich wieder einmal ...

Im dritten Band aus der Happily Inc. Serie von Susan Mallery dreht sich alles um Ronan Mitchel, den dritten der dort ansässigen Mitchel Brüdern. Und auch dem zurückgezogensten. Als er sich wieder einmal tagelang nicht meldet, fährt Natalie zu ihm in die Berge, um nach dem Rechten zu sehen. Nur zu dumm, dass ein gewaltiger Sturm aufzieht, der einen Bergrutsch auslöst und sie damit mehrere Tage bei Ronan festsitzt.
In dieser Zeit lernen die beiden sich kennen und schätzen und sie beschließen eine lose Beziehung miteinander zu beginnen.

Das schwierige Verhältnis der Mitchell-Brüder zu ihrem Vater ist auch in diesem Buch wieder ein Thema. Allerdings hat Ronan zusätzlich auch noch Probleme mit seiner Mutter Elaine, die ihm das Leben schwer machen. Natalie schafft es aber, zusammen mit seinen Brüdern ihn langsam aus der Reserve zu locken.

Auch dieser dritte Band hat wieder viel Spaß gemacht. Natalie ist eine wahnsinnig liebevolle und lebenslustige Person, die es mir richtig angetan hat. Ronan dagegen hätte ich manchmal in den Hintern treten mögen, aber das haben im Buch dann seine Brüder und auch Natalie übernommen.
Für alle Freunde von Susan Mallerys Happily Inc Romanen ist dies auf jeden Fall wieder ein Leckerbissen und ein Garant für ein paar kurzweilige Lesestunden!
Von mir eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 03.01.2019

zu wenig draus gemacht

Marienfelde
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Wir begleiten in diesem Buch Sonja Falcke, die mit 16 gerade ihren Schulabschluss gemacht hat und nun eigentlich eine kaufmännische Lehre beginnen möchte. Doch die Eltern drängen sie, erst einmal eine ...

Wir begleiten in diesem Buch Sonja Falcke, die mit 16 gerade ihren Schulabschluss gemacht hat und nun eigentlich eine kaufmännische Lehre beginnen möchte. Doch die Eltern drängen sie, erst einmal eine Bräuteschule zu besuchen. Dort lernt sie dann die Menschen kennen, die ihr Leben von Grund auf verändern werden.

Im Klappentext wird ein hochdramatisches Szenario versprochen, auf das ich mich eigentlich gefreut hatte. So dramatisch ist das Buch dann aber nicht. Sonja lebt nach dem Krieg mit den Eltern im Westen Berlins, der Vater hat sich einen Fahrdienst aufgebaut und wird dann Leiter eine VW-Autohauses. Der Familie geht es wirtschaftlich nicht schlecht und Sonja hat so gut wie alle Freiheiten sich zu entscheiden, was sie tun möchte. Der Onkel lebt wiederum in Ostberlin und hat sich ganz dem Aufbau des sozialistischen Staates der DDR gewidmet. Als der Aufstand des 17. Junis in Ost-Berlin losbricht, fährt Sonja eigentlich nur aus Neugier dorthin und kann dann mit Hilfe der Westberliner Krankenschwester Ulla knapp den Unruhen entkommen. Ulla arbeitet in Marienfelde und Sonja besucht sie dort.

Ich hätte gerne noch mehr über Marienfelde und die Bewohner dort erfahren, aber die Episoden dort sind nur kurz und gehen kaum auf die dort lebenden Flüchtlinge ein. Stattdessen begleiten wir Sonjas Liebeswirren in der Pubertät und später als junge Ehefrau.

Das ist gut beschrieben und fängt auch den Geist der fünfziger und frühen sechziger Jahre ein. Auch die Zerrissenheit zwischen dem Wunsch einen Beruf zu erlernen, um selbstständig zu sein und dem, eine gute und brave Ehefrau zu werden, wird dargestellt. Allerdings hätte ich mir da von Sonja mehr Widerstand gegen den zukünftigen Ehemann gewünscht. Als er meint, ihre Berufspläne würden sich ja nur schlecht mit seinen vereinbaren lassen, knickt sie sofort ein und schmeißt den Wunsch nach Selbstständigkeit sofort über Bord. An dieser Stelle hätte man sicherlich mehr aus der Geschichte holen können, das ging mir alles zu flott.

An sich war es ein schönes Buch, gut zu lesen und auch spannend, aber mir haben dann doch ein wenig historischen Bezüge gefehlt. Am Ende war es irgendwie nur ein Buch über ein junges Mädchen mit hochfliegenden Träumen, das sich zum braven Ehefrauchen entwickelt.

Wer gerne Bücher mit dem Flair der fünfziger Jahre liest, wird hier sicher seinen Spaß finden. Wer mehr über Marienfelde, den 17. Juni und den Mauerbau wissen will, sollte sich etwas anderes suchen.

Veröffentlicht am 01.01.2019

Spannender dritter Teil!

Die alte Dame am Meer
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In Lena Lorenzens drittem Fall geht es nach Sylt. Der Todesfall einer älteren Dame ist bei der Vorbereitung der Beerdigung als Mord entlarvt worden. Da die Tote aus einer angesehenen Familie auf Sylt stammt, ...

In Lena Lorenzens drittem Fall geht es nach Sylt. Der Todesfall einer älteren Dame ist bei der Vorbereitung der Beerdigung als Mord entlarvt worden. Da die Tote aus einer angesehenen Familie auf Sylt stammt, wird Lena gebeten die Ermittlungen so unauffällig wie möglich durchzuführen.
Zusammen mit ihrem Partner Johann Grasmann macht sie sich auf den Weg nach Sylt. Bei einem Telefonat mit ihrer Tante Beke stellt sich heraus, dass Gesa Jensen eine langjährige Freundin war.

Im Laufe der Ermittlungen taucht Lena immer weiter in die Vergangenheit ein, aber auch in der Gegenwart gibt es einige Verdächtige, die guten Grund gehabt hätten Gesa Jensen aus dem Weg zu schaffen.

Mir hat dieser dritte Band wieder sehr gut gefallen. Der Fall war sehr spannend und die Vergangenheit des Opfers entwickelt sich nach und nach bis zum Ende des Buches hin. Zusätzlich erfahren wir wieder einiges über Lenas Privatleben, ihre Beziehung zu Erck, ihrer Jugendliebe, ist ins Stottern gekommen und beide müssen neue Weg finden, um miteinander glücklich werden zu können. Diese Entwicklung hat mir richtig gut gefallen, löst sich Lena hier doch endlich aus ihren eingefahrenen Wegen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn es weitere Bücher aus dieser Reihe geben würde, da ist noch viel Potenzial.
Von daher von mir eine Leseempfehlung!