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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2018

Ein perfekter Plan?

Schattenmänner
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„Schattenmänner“ ist bereits der vierte Fall für den Berliner Kult-Kommissar Eugen de Bodt. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ...


„Schattenmänner“ ist bereits der vierte Fall für den Berliner Kult-Kommissar Eugen de Bodt. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Die Vorgänger hatten mich begeistert und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Worum geht es?
Mitglieder einer Katzengruppe auf Facebook sterben wie die Fliegen. Wo liegt das Motiv? Bald ist klar, alle waren in der Rüstungsindustrie tätig. Katzen und Panzer, wie geht das zusammen?
Christian v. Ditfurth erzählt die hochkomplexe Geschichte in perfektem Tempo und mit stetig steigender Spannung bis zum überraschenden Ende. Kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Es handelt sich um eine fiktive Geschichte, die auf Tatsachen beruht, aber auch Verschwörungstheorien enthält. Schon der Titel, Schattenmänner, deutet auf Geheimdienst. Doch auch der Humor kommt nicht zu kurz.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Hobbyphilosoph de Bodt, Salinger und Yussuf sowie ihr französischer Kollege Lebranc sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Auch Oberknacki Bob sowie die Russen Merkow und Katt sind wieder mit von der Partie. Viel Frauen-Power: Salinger, Katt, Fehling und Madeleine, um nur einige zu nennen. De Bodt mal wieder im Alleingang. Aber der Erfolg gibt ihm recht. Immer.
Ab und zu finden sich Bezüge zu den Vorgängern, erscheinen alte Bekannte. Nichtsdestotrotz könnte ich mir vorstellen, dass Neueinsteiger, die die ersten Bände nicht kennen, Verständnisprobleme haben.

Fazit: Spannender Thriller mit politischem Hintergrund. Beste Unterhaltung!

Veröffentlicht am 06.06.2018

Intelligent und ungewöhnlich

Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder
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Um es gleich zu sagen, „Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder“ von Henrik Siebold hat mir viel besser gefallen als die beiden Vorgänger. Kenjiro Takeda, genannt Ken, kommt aus Tokio und hält sich ...


Um es gleich zu sagen, „Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder“ von Henrik Siebold hat mir viel besser gefallen als die beiden Vorgänger. Kenjiro Takeda, genannt Ken, kommt aus Tokio und hält sich im Rahmen eines Austauschprogramms in Hamburg auf. In ihrem 3. Fall bekommen er und seine Kollegin Claudia Harms es mit Mordfällen anscheinend ohne Motiv zu tun.
Der 17-jährige Simon hat offenbar eine Frau auf einem S-Bahnhof vor den Zug gestoßen. Jedenfalls gesteht er die Tat. Der Fall scheint also gelöst. Doch dann widerruft Simon sein Geständnis und die Polizei muss ihn wieder gehen lassen. Weitere mysteriöse Todesfälle geschehen - und Simon war immer in der Nähe…
Henrik Siebold ist das Pseudonym des Journalisten und Buchautors Daniel Bielenstein, unter dem er seine Kriminalromane veröffentlicht. Dem Autor gelingt es, einerseits einen spannenden Krimi zu schreiben, andererseits interessante Einblicke in die Kultur und Denke der Japaner zu geben. Auch der Humor kommt nicht zu kurz.
Simon ist ein s.g. Hikikomori, der sich in sein Zimmer einschließt und sich von der Gesellschaft zurückzieht. Er liebt Mangas und identifiziert sich mit den Hauptfiguren. Aber, ist er deshalb auch ein Mörder? Es geht um Mobbing, Manipulation durch das Internet - und Einsamkeit. Aber es geht auch um Grundstücksspekulationen und politische Intrigen.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Über das Wiedersehen mit Ken und Claudia habe ich mich sehr gefreut. Denn sie sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Sie ist temperamentvoll, er cool. Da geht doch was! Über eine Fortsetzung würde ich mich sehr freuen.

Fazit: Takeda-San ermittelt in Hamburg. Beste Unterhaltung!

Veröffentlicht am 30.05.2018

Zwischen Fiktion und Realität

Fake
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Cathrine Finch, eine US-amerikanische Ärztin, wird bei einem Drohnenangriff im syrischen Rakka, der Hauptstadt des s.g. Kalifats, getötet. Ein Kollateralschaden. Seit Jahren war Cathrine eine Geisel des ...

Cathrine Finch, eine US-amerikanische Ärztin, wird bei einem Drohnenangriff im syrischen Rakka, der Hauptstadt des s.g. Kalifats, getötet. Ein Kollateralschaden. Seit Jahren war Cathrine eine Geisel des IS-Führers Ahmed Assir. Er war das eigentliche Ziel des Anschlags.
Um Friedensverhandlungen im Nahen Osten nicht zu gefährden, wird Ex-CIA-Agent Pete Town beauftragt, mittels Fake News so zu tun, als wäre Cathrine noch am Leben. Eine falsche SMS ist schnell geschrieben, aber die Inszenierung eines YouTube-Videos?
Skrupellose Waffenhändler, die am Krieg in Syrien verdienen, wollen das verhindern. Ein Wettlauf um Leben und Tod beginnt…
Schon die Leseprobe war der Hammer: Auf knapp 40 Seiten schafft es James Rayburn alias Roger Smith, einen enormen Spannungsbogen aufzubauen. Sein Protagonist, Pete Town, hat mich sofort an die Figur des George Smiley aus den Spionageromanen von John le Carré erinnert. Pete ist genauso wortkarg und unscheinbar. Ein grauer Mann.
Wie so oft, passt der Originaltitel „Hostages“ viel besser, finde ich. Denn nicht nur Cathrine ist eine Geisel, auch Pete ist gefangen in seiner Vergangenheit. Das macht ihn erpressbar. „Fake" ist ein beängstigender Thriller über heutige Demokratien und die dunklen Seiten ihrer Geheimdienste. Habgier und Gewalt.
Nichts ist wie es scheint. Niemand ist, wer er zu sein scheint. Mit „Fake“ präsentiert sich der Autor als Meister der Irrungen und Wendungen. Und glaubt man, es sei keine Steigerung mehr möglich, dann setzt er noch einen drauf. Und noch einen. Und noch einen… Eine finale Auflösung, die alles in den Schatten stellt.

Fazit: Ein Thriller mit dem Finger am Puls der Zeit. Ich bin begeistert!

Veröffentlicht am 27.05.2018

Männer sind Schweine

Der einsame Bote
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„Der einsame Bote“ von Gard Sveen ist der dritte Fall für den Osloer Kommissar Tommy Bergmann. Die Vorgänger hatte ich mit Begeisterung verschlungen und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Worum ...


„Der einsame Bote“ von Gard Sveen ist der dritte Fall für den Osloer Kommissar Tommy Bergmann. Die Vorgänger hatte ich mit Begeisterung verschlungen und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Worum geht es?
Tommy sucht noch immer nach der 13-jährigen Amanda, obwohl ihr Mörder angeblich tot ist. Er ist der Einzige, der daran glaubt, dass Jon-Olav Farberg noch lebt.
Wird Tommy von Anders Rask, Farbergs Freund und Kollege, mehr erfahren? Und was hat Morten Høgda, der Geliebte von Farbergs Komplizin Elisabeth Thorstensen damit zu tun? Denn er bekommt mysteriöse Postkarten aus Vilnius und fühlt sich bedroht. Die Spur führt zu einer alten Sekte. Tommy verbeißt sich in den Fall. Eine gefährliche Suche beginnt…
Währenddessen ermittelt Tommys Kollegin Susanne Bech im Fall einer ermordeten Frau mit abgetrennten Händen. Ein Ritual? Ein weiteres Opfer von Farberg?
Gard Sveen erzählt die komplexe, aber auch etwas wirre Geschichte, in perfektem Tempo und mit stetig steigender Spannung. Es wird ermittelt, manch falsche Fährte begangen, überraschende Nebenwege tun sich auf und münden in einen dramatischen Showdown. Tommy, ein guter Beobachter und Kenner menschlicher Abgründe, entdeckt den Zusammenhang.
Für diejenigen Leser, die „Der letzte Pilger“ und „Teufelskälte“ nicht gelesen haben, gibt es am Anfang eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse. Ab und zu finden sich Bezüge zu den Vorgängern, erscheinen alte Bekannte. Nichtsdestotrotz könnte ich mir vorstellen, dass Neueinsteiger, die die ersten beiden Bände nicht kennen, Verständnisprobleme haben.

Fazit: Ein Krimi, der einen nicht mehr loslässt. Abgründig und düster!

Veröffentlicht am 18.05.2018

Irgendwie hängt alles zusammen

In den Fängen des Löwen
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„Die Fährte des Wolfes“ des schwedischen Autorenduos Kallentoft & Lutteman hatte ich mit Begeisterung verschlungen. Und auch der 2. Fall für Zack Herry, Mitglied einer Spezialeinheit der Polizei, „In ...


„Die Fährte des Wolfes“ des schwedischen Autorenduos Kallentoft & Lutteman hatte ich mit Begeisterung verschlungen. Und auch der 2. Fall für Zack Herry, Mitglied einer Spezialeinheit der Polizei, „In den Fängen des Löwen“, hat mich nicht enttäuscht.
Die Autoren gehen gleich in medias res: Ein Mann, der sich als Löwe verkleidet, ein Junge in einem Käfig und Zack, der Russisch Roulette spielt. Wo ist die Verbindung?
Sechs Tage zuvor: Auf einem alten Fabrikgelände in Stockholm wird die Leiche eines 11-jährigen Jungen entdeckt. Festgebunden auf einem Schornstein in schwindelerregender Höhe. Zack und seine Partnerin Deniz ermitteln. Schnell ist klar, dass es sich um Ismail handelt, einen Asylbewerber aus dem Irak.
Wie sich herausstellt, soll ein Mann, der sich Lejonet, der Löwe, nennt, schon öfter Kinder vor der Flüchtlingsunterkunft beobachtet haben. Ist der Betreffende Ismails Mörder? Das wäre wohl zu einfach. Denn kurz darauf ist ein weiterer Junge verschwunden…
Zack nimmt immer noch Drogen. Zitat: „Er ist nicht mehr auf dem Weg nach unten. Er ist unten. Ganz tief unten.“ Liegt es an Abdula, seinem Dealerkumpel? Niklas ist das genaue Gegenteil. Er ist ein Familienmensch. Deniz scheint mit Cornelia ihr Glück gefunden zu haben. Auch der blinde Rudolf und IT-Spezialistin Sirpa sind wieder mit dabei.
Es geht um kranke Menschen, missbrauchte Kinder. Mitunter kaum auszuhalten. Es geht auch um den ultimativen Kick und ein bisschen Sozialkritik. Es wird ermittelt, manch falsche Fährte begangen, überraschende Nebenwege tun sich auf und münden schließlich in einen dramatischen Showdown. Die Auflösung ist absolut stimmig.
Aber durchgeknallt und zugedröhnt, das geht gar nicht. Punktabzug für Zack! „In den Fängen des Löwen“ ist definitiv nichts für sanfte Gemüter oder Leute mit einem schwachen Magen. Ihr seid also gewarnt.

Fazit: Deftiger Schweden-Krimi. Actionreich und hochspannend!