Profilbild von subechto

subechto

Lesejury Star
offline

subechto ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit subechto über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.12.2017

Die Vergangenheit holt einen immer ein

Die Eishexe
0


„Die Eishexe“ ist bereits der zehnte Band aus der Erica Falck und Patrik Hedström-Reihe, die in Fjällbacka, an der schwedischen Westküste verortet ist. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in ...


„Die Eishexe“ ist bereits der zehnte Band aus der Erica Falck und Patrik Hedström-Reihe, die in Fjällbacka, an der schwedischen Westküste verortet ist. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Worum geht es?
Vor dreißig Jahren verschwand die kleine Stella. Damals wurden zwei 13-jährige Teenager verdächtigt, das Mädchen entführt und getötet zu haben. Sie wurden zwar verurteilt, mussten die Haftstrafe aber nicht antreten. Später gab es Zweifel an ihrer Schuld. Helen lebt heute zurückgezogen im Ort. Marie ist inzwischen eine gefeierte Schauspielerin und gerade zu Dreharbeiten in ihre alte Heimat zurückgekehrt.
Eines Tages verschwindet wieder ein kleines Mädchen, die vierjährige Linnea. Fjällbacka ist in Aufruhr: Hat der Täter von damals wieder zugeschlagen? Oder wirkt der gut dreihundert Jahre alte Fluch einer Hexe bis heute? Patrik ermittelt. Währenddessen recherchiert seine Frau Erica für ihr neues Buch in dem alten, nie geklärten Fall.
Camilla Läckberg hat ihren neuen Kriminalroman gekonnt und mit viel Atmosphäre in Szene gesetzt. Auch das Privatleben nimmt wieder einen recht ordentlichen Teil des Romans ein. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Mehrere Handlungsstränge gilt es zu verfolgen. Geschickt und wohl dosiert werden in einem weiteren Erzählstrang Passagen aus dem Leben von Elin aus dem 17. Jahrhundert eingestreut.
Gut geschrieben, ohne Frage. Zweihundert Seiten weniger, und der Roman hätte vermutlich gewonnen. Insbesondere den historischen Teil, der mit dem Krimiplot nichts zu tun hat, fand ich langweilig und langatmig. Zudem thematisiert die Autorin Flüchtlinge und Fremdenfeindlichkeit - und Mobbing. Damit ist „Die Eishexe“ meines Erachtens überfrachtet.

Fazit: Gut, für mich aber nicht das beste Buch der Reihe.

Veröffentlicht am 24.12.2017

Schuld und Sühne, Rache und Gerechtigkeit

Die Vergessenen
0


Ellen Sandberg ist ein Pseudonym der Autorin Inge Löhnig. Ihre Kriminalromane um den Münchener Kult-Kommissar Konstantin Dühnfort hatte ich mit Begeisterung verschlungen.
„Die Vergessenen“ ist ein spannender ...


Ellen Sandberg ist ein Pseudonym der Autorin Inge Löhnig. Ihre Kriminalromane um den Münchener Kult-Kommissar Konstantin Dühnfort hatte ich mit Begeisterung verschlungen.
„Die Vergessenen“ ist ein spannender Familienroman. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Diverse Handlungsstränge gilt es zu verfolgen. Worum geht es?
München 2013: Manolis Lefteris ist ein Problemlöser - und Auftragskiller. Er soll geheimnisvolle Akten aufspüren, die sich im Besitz der 89-jährigen Kathrin Engesser befinden. Vera Mändler, Kathrins Nichte, ist Journalistin und ebenfalls an den Akten interessiert. Denn ihre Tante war im Dritten Reich als Krankenschwester in einer Heil- und Pflegeanstalt tätig.
Geschickt und wohl dosiert werden Kathrins Erinnerungen an den Sommer 1944 eingestreut. Es geht um ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte. Auch Manolis kämpft mit den Dämonen der Vergangenheit. Die Figurenzeichnung ist ausgezeichnet gelungen. Vera und Manolis sind mir sofort ans Herz gewachsen. Sogar Kommissar Dühnfort kommt namentlich vor.
Ellen Sandberg alias Inge Löhnig gelingt es eindrucksvoll, die Schicksale der vergessenen Opfer der NS-Euthanasie lebendig werden zu lassen. Der Plot gewinnt durch die Verknüpfung lange zurückliegender Ereignisse mit der Gegenwart eine Intensität, der man sich schwer entziehen kann.

Fazit: Ein absolut intensives Leseerlebnis mit Spannung auf hohem Niveau. Ein Highlight!

Veröffentlicht am 23.12.2017

Sesam, öffne dich!

Verborgen
0

Um es gleich vorwegzunehmen, ich bin ein großer Fan von Dieter Aurass und habe alle seine Krimis und Thriller gelesen. Und so war ich schon gespannt auf „Verborgen“. Die Inhaltsangabe ließ auf einen packenden ...

Um es gleich vorwegzunehmen, ich bin ein großer Fan von Dieter Aurass und habe alle seine Krimis und Thriller gelesen. Und so war ich schon gespannt auf „Verborgen“. Die Inhaltsangabe ließ auf einen packenden Thriller hoffen und ich wurde nicht enttäuscht. Worum geht es?
Kalle, Katrin und Benjamin brechen unabhängig voneinander nachts in eine Villa ein. Jeder hat seine Gründe. Schnell ist klar, nur wenn sie sich zusammenraufen, haben sie eine Chance, den Zauberspruch zu finden, mit dessen Hilfe ein verborgener Raum geöffnet werden kann.
„Verborgen“ ist ein echter Slow Burner, vom Krimi zum packenden Thriller. „Verborgen“ kommt langsam, aber gewaltig. Man muss es lesen, um es zu begreifen.
Wie Dieter Aurass zeigt, ist es möglich, auch völlig unblutige und dennoch spannende Thriller zu schreiben. Mehr der individuelle Hintergrund der Protagonisten ist wichtig. Kalle hat mir am besten gefallen, weil er wandlungsfähig und schlau ist. Benjamin ist der typische „Besserwessi“ und Katrin ist nett, aber ein bisschen naiv. Am Ende bekommt sogar der bisher ungestraft gebliebene Finsterling sein Fett weg. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, z.B. wenn Kalles innere Stimme zu ihm spricht.

Fazit: Ein unblutiger Thriller ohne Leichen, hochspannend und mit überraschenden Wendungen.

Veröffentlicht am 26.11.2017

Jenseits von Afrika

Spinnenbiss
0


Hans W. Cramer geht gleich in medias res: Ein 10-jähriges Mädchen stirbt nach einem Zoobesuch im Sommer 2009. Die genaue Todesursache bleibt ungeklärt.
Hier und jetzt: Eine Serie von Spinnen hält Deutschland ...


Hans W. Cramer geht gleich in medias res: Ein 10-jähriges Mädchen stirbt nach einem Zoobesuch im Sommer 2009. Die genaue Todesursache bleibt ungeklärt.
Hier und jetzt: Eine Serie von Spinnen hält Deutschland in Atem. Denn nicht alle sind aus Plastik, einige sind echt - und tödlich. Die Spur führt nach Dortmund.
Das bereits aus „Wer Sünde sät“ bekannte Personal ermittelt: Notärztin Sabine, Philosophiedozent Friendrich, genannt Philo, und Computer-Nerd Hans aka Raster.
Gleich mehrere Handlungsstränge gilt es zu verfolgen. Wechselnde Perspektiven, auch aus Sicht des Täters, des Dompteurs, sorgen für Dynamik. Wo liegt das Motiv?
Gekonnt spielt Hans W. Cramer mit unseren Urängsten. Exotische Schauplätze, illegale Tierverkäufe, Großwildjagd, Menschenhandel - und Mord, das sind die Zutaten für „Spinnenbiss“.
Dass der Autor im Finale nochmal richtig Gas gibt, steigert das Lesevergnügen. Denn eine Überraschung gegen Ende des Thrillers hält Hans W. Cramer noch bereit. Für einen Thriller hat mir jedoch ein bisschen der Thrill gefehlt.
Der Leser merkt sofort, dass dem Autor die Psychologie und der individuelle Hintergrund seiner Figuren wichtig sind. Sabine, Philo und Raster, eine sympathische Truppe, der ich gerne wieder über die Schultern schauen möchte.

Fazit: Exotisch, skurril und kurzweilig.

Veröffentlicht am 21.11.2017

Nur ein schlechter Traum

Die Henry Frei-Thriller / Böses Kind
0


Um es gleich vorwegzunehmen, ich bin ein großer Fan von Martin Krist und habe fast alle seine Krimis und Thriller gelesen, zuletzt „Brandstifter“. Und so war ich schon gespannt auf „Böses Kind“. Die Inhaltsangabe ...


Um es gleich vorwegzunehmen, ich bin ein großer Fan von Martin Krist und habe fast alle seine Krimis und Thriller gelesen, zuletzt „Brandstifter“. Und so war ich schon gespannt auf „Böses Kind“. Die Inhaltsangabe ließ erneut auf einen abgründigen Thriller hoffen und ich wurde nicht enttäuscht.
Der Autor geht gleich in medias res: „Böses Kind“ startet mit einem blutigen Intermezzo. Nur ein schlechter Traum?
Suse hat verschlafen. Sie ist total überfordert - drei Kinder und kein Mann. Deshalb merkt sie auch erst nicht, dass ihre 14-jährige Tochter Jaquie verschwunden ist. Zudem fühlt sie sich von einem Mann namens Miro verfolgt.
Danach lernen wir den Berliner Kommissar Henry Frei kennen. Zusammen mit seiner Kollegin Louisa Albers wird er zu einem Tatort gerufen: Sina Weinstein wurde in einem Hotel ermordet. Der Fall scheint schnell gelöst…
Im Fall Jacqueline stapeln sich die Leichen: Die Opfer wurden tagelang gefangen gehalten und gefoltert. Ist Jaquie die Nächste? Wo liegt das Motiv?
Martin Krist, der Meister der Irrungen und Wendungen, hat seinen neuen Thriller routiniert in Szene gesetzt. Wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Selbst wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, wird dennoch Spannung aufgebaut.
Gleich mehrere Handlungsstränge, die zeitlich versetzt sind, gilt es zu verfolgen. Ab und zu werden sogenannte Intermezzi eingestreut. Sie verleiten zu unterschiedlichen Spekulationen und Deutungen. Nichts ist wie es auf den ersten Blick scheint.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Henry und Louisa, beide haben Familie und so nimmt das Privatleben sehr viel Raum ein. Auch Reporter Hardy Sackowitz, eine Figur aus anderen Krist-Romanen, ist wieder mit von der Partie.
Es wird ermittelt, manch falsche Fährte begangen, überraschende Nebenwege tun sich auf. Erst ganz am Ende schließt sich dann der Kreis. Die Auflösung kommt unerwartet und mit voller Wucht, ist aber absolut stimmig.
Gut gefallen hat mir, dass es auch wieder einen Soundtrack zum Roman gibt. Gestört hat mich dagegen, dass auf 276 Seiten (epub), der Rest sind Leseproben und Werbung, vierzigmal das Wort „verflixt“ vorkommt. Mitunter zwei- bis dreimal auf einer Seite.
Last but not least: Wie geht es weiter mit Alanna? Werden wir es nächstes Jahr in „Stille Schwester“ erfahren? Jedenfalls endet das Buch mit einem fiesen Cliffhanger, der neugierig macht, wie der Autor diese Reihe fortsetzen wird.

Fazit: Der erste Fall für Kommissar Henry Frei. Grausam und brutal!