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Veröffentlicht am 15.09.2016

Sex and Drugs and Rock 'n' Roll

Der Pavian
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Kaum zu glauben, dass „Der Pavian“ von einer Frau geschrieben wurde. Denn es handelt sich um einen echten Hardboiled-Thriller. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz. Worum geht es?
Schauplatz ist Stockholm, ...


Kaum zu glauben, dass „Der Pavian“ von einer Frau geschrieben wurde. Denn es handelt sich um einen echten Hardboiled-Thriller. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz. Worum geht es?
Schauplatz ist Stockholm, die dunkle Seite. Amanda ist nur deshalb Polizistin geworden, um sich zu rächen. Rache für den Selbstmord ihrer Schwester Sanna. Zwei Typen sollen dafür büßen:
Adnan, ein Krimineller und Loser. Er hatte Sanna Drogen verkauft und ist gerade erst aus dem Gefängnis entlassen worden sowie Magnus, ein Frauenheld und Kontroll-Freak. Er war der zuständige Kommissar für Sannas Anzeige wegen Vergewaltigung. Alle drei finden sich kurz darauf in einer spannungsreichen Ménage-à-trois wieder. Das kann natürlich nicht gut gehen.
Atemlos, in einem ganz eigenen Stakkato-Stil, schildert Anna Karolina Larsson den Rachetrip einer starken Frau. Es geht um Sex und Gewalt, morbide und extrem. Die Sprache ist derb, teilweise sexistisch, passt aber zum Geschehen. Denn es herrscht Krieg zwischen Jugos und Russen. Ein tödliches Netz aus Bestechung und Korruption, in das auch die Polizei verstrickt zu sein scheint.
Kurze Kapitel und viele Perspektivwechsel sorgen für Dynamik und einen durchgängigen Spannungsbogen bis zum unerwarteten Ende. Ein gestohlener Pavian, eine neue Geschäftsidee und eine Reise nach Sri Lanka. Nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll. „Der Pavian“ bietet morbide, extreme, zuweilen grenzwertige Unterhaltung. Nichts für zartbesaitete Gemüter!

Fazit: Sex und Gewalt, Spannung und Action. Ein abgründiges Debüt mit einer unkonventionellen Heldin. Faszinierend düster!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schwur, Schuld und (gerechte) Strafe

Ostfriesenschwur
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„Ein Blick aufs Meer relativiert alles.“ sagt Ubbo Heide, ehemaliger Chef der ostfriesischen Kriminalpolizei. Doch die Idylle trügt. Denn kurz darauf wird ihm in sein Feriendomizil auf Wangerooge ein abgetrennter ...

„Ein Blick aufs Meer relativiert alles.“ sagt Ubbo Heide, ehemaliger Chef der ostfriesischen Kriminalpolizei. Doch die Idylle trügt. Denn kurz darauf wird ihm in sein Feriendomizil auf Wangerooge ein abgetrennter Kopf zugeschickt. Später wird in Cuxhaven ein Rumpf gefunden. Doch beide Teile passen nicht zusammen. „Ostfriesenschwur“ ist bereits der 10. Fall für Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen und ihr Team.

Ann Kathrin hat zwar einen neuen Chef, Martin Büscher, aber der alte kann es nicht lassen. Will er auch gar nicht, denn Ubbo scheint die Opfer zu kennen. Als ein zweiter Kopf gefunden wird, ist schnell klar, dass es sich bei den Toten um Menschen handelt, denen Ubbo ihre Taten nicht nachweisen konnte. Er musste sie laufen lassen. Ein psychopathischer Killer, der sich selbst ‚der Vollstrecker‘ nennt, scheint nun die Arbeit der Polizei zu übernehmen.

Ein weiterer Handlungsstrang erzählt die Geschichte von Odysseus, einem Pädo. Wer ist Täter, wer ist Opfer? Zitat: „Er erkannte Täter, Opfer und Seinesgleichen.“ Wo ist die Verbindung? In Gelsenkirchen, anlässlich einer Lesung von Ubbos neuem Buch, laufen die Fäden zusammen. Nichtsdestotrotz, weitere Morde geschehen. Als sich Ann Kathrin entschließt, einen Lockvogel einzusetzen, läuft die Geschichte völlig aus dem Ruder...

Gekonnt springt Klaus-Peter Wolf durch Zeit und Raum. Wechselnde Perspektiven, falsche Fährten und überraschende Wendungen. Das treibt die Leser voran und verhindert im vorliegenden Fall das Aufkommen jeglicher Form von Langeweile. Echt schräg, wenn der Killer aus der Ich-Perspektive erzählt, in mörderische Wut gerät „Ich muss wieder in den Flow kommen.“ - und den Leser mit in den Abgrund zieht.

Ein Glück, dass es Rupert gibt, der immer wieder für humorvolle Einlagen sorgt. Gut gefallen hat mir, dass real existierende Personen, wie der Maurer Peter Grendel, der Journalist Holger Bloem, Wolfs Ehefrau Bettina Göschl sowie Krimi-Couch-Chef Lars Schafft, hier eine Rolle spielen. Auch mit Gesellschaftskritik (Gutmenschen!) spart der Autor nicht. Was ist Recht? Wie kann man es durchsetzen? Wie die Gesellschaft vor Tätern schützen?

Selbst wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, wird Spannung aufgebaut, die langsam gesteigert wird und nicht mehr nachlässt, bis zum fulminanten Finale. „Ostfriesenschwur“ besticht durch tiefgründige Fragen, gut recherchierte Hintergründe zum Thema IT, Hightech, FB & Co, einen schrägen Humor und skurrile Typen, denen ich gerne wieder über die Schultern schauen möchte.

Fazit: Eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Gut, für mich aber nicht das beste Buch aus dieser Reihe!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Fall für Gina Angelucci

Gedenke mein
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Gina ist schwanger und arbeitet im Münchener Kommissariat an Cold Cases, die seit vielen Jahren ungeklärt sind. Eines Tages taucht die verzweifelte Petra bei ihr auf und bittet sie, nach ihrer Tochter ...

Gina ist schwanger und arbeitet im Münchener Kommissariat an Cold Cases, die seit vielen Jahren ungeklärt sind. Eines Tages taucht die verzweifelte Petra bei ihr auf und bittet sie, nach ihrer Tochter Marie zu suchen, die vor zehn Jahren spurlos verschwand. Das damals sechsjährige Mädchen wurde nie gefunden und schließlich für tot erklärt. Nur die Leiche von Maries Vater wurde an einem See entdeckt. Chris hatte in einer Fischerhütte Schlafmittel genommen und anschließend die Hütte und sich selbst in Brand gesetzt. Alles deutete auf einen erweiterten Selbstmord hin. Aber der Mutter lassen die offen gebliebenen Fragen bis heute keine Ruhe: Warum sollte ihr Mann das Mädchen getötet haben? Ist Marie vielleicht doch noch am Leben?

Gina ist anfangs skeptisch, aber einige Ungereimtheiten lassen sie aufhorchen: War die Schlafmitteldosis überhaupt stark genug? Und reichen ein Ehering und der Teil einer Tätowierung, um den Vater eindeutig zu identifizieren? Gina vergräbt sich in den alten Unterlagen und deckt eine Spur des Grauens auf. Währenddessen ermittelt Dühnfort im Fall eines toten Babys, das in einem Müllcontainer gefunden wurde…

„Gedenke mein“ ist bereits der 8. Band aus der Konstantin Dühnfort-Serie. Tino und Gina werden bald heiraten. Erneut nimmt das Privatleben der beiden Protagonisten einen breiten Raum ein. Aber hier passt es, als krasser Gegensatz zum traurigen Schicksal der kleinen Marie.
„Gedenke mein“ punktet mit vielen falschen Fährten und überraschenden Wendungen, mit denen Inge Löhnig die Geschichte voran und die Spannung in die Höhe treibt. Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Beide Fälle laufen am Ende zusammen und werden schlüssig aufgelöst.

Fazit: Eine zeitgenössische Tragödie mit Figuren, die so lebendig wirken, als wären sie direkt den Schlagzeilen der aktuellen Tageszeitung entsprungen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schwarze Dämmerung und Weiße Vergeltung

Die Strömung
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Endlich ein neuer Fall für Olivia Rönning und Tom Stilton. Denn "Die Sprungflut" und "Die dritte Stimme" hatte ich mit Begeisterung verschlungen.

Cilla und Rolf Börjlind gehen gleich in medias res. Schonen, ...

Endlich ein neuer Fall für Olivia Rönning und Tom Stilton. Denn "Die Sprungflut" und "Die dritte Stimme" hatte ich mit Begeisterung verschlungen.

Cilla und Rolf Börjlind gehen gleich in medias res. Schonen, Südschweden: Die dreijährige Emelie wird in ihrem Sandkasten brutal ermordet, als die Großmutter kurz zum Telefonieren im Haus ist. Emelie wurde aus Ghana adoptiert. Liegt hier das Motiv? Kurz darauf wird in Stockholm ein kleiner Junge getötet. Wo ist die Verbindung? Bald ist klar, dass die bestialischen Kindermorde etwas mit dem ungelösten Fall der schwangeren Edelprostituierten Jill zu tun haben.

Handelt es sich um die Taten einer rassistischen Zelle namens 'Vit Vedergällning' (Weiße Vergeltung)? Oder war es doch die obskure Sekte? Olivia, die jetzt für die Polizei in Höganäs in Südschweden arbeitet und ihr sympathischer Ex-Kollege Tom ermitteln. Plötzlich verschwindet auch noch die hochschwangere Jenny. Eine verzweifelte Suche beginnt...

Cilla und Rolf Börjlind haben "Die Strömung" erneut routiniert in Szene gesetzt. Gleich mehrere Erzählstränge gilt es zu verfolgen. Eine komplexe und spannende Geschichte über menschliche Abgründe. Brisant und aktuell. Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Auch Mette Olsäter und Abbas el Fassi sind wieder mit dabei.

Durch Rückblenden in die Vergangenheit nimmt die Geschichte viele überraschende Wendungen, bis zum unerwarteten Ende. Allerdings fand ich die Story nicht so gut wie die beiden Vorgänger. Auch passt der deutsche Titel meines Erachtens nicht. Der Originaltitel lautet: 'Svart gryning' was so viel bedeutet wie 'Schwarze Dämmerung'. Und tatsächlich geht es in einem Buch des toten Sektenführers Stellan Eklind um genau das: "Eine düstere Morgendämmerung."

Fazit: Krimi-Spannung aus Schweden. Faszinierend düster!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwischen Wahn und Wirklichkeit

Aroma des Todes
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„Aroma des Todes“ startet mit einem geheimnisvollen Prolog. Erst ganz zum Schluss finden sich alle Puzzleteilchen zu einem gruseligen Ganzen zusammen.

Danach lernen wir Sylvia Bönnemark kennen. Sie lebt ...

„Aroma des Todes“ startet mit einem geheimnisvollen Prolog. Erst ganz zum Schluss finden sich alle Puzzleteilchen zu einem gruseligen Ganzen zusammen.

Danach lernen wir Sylvia Bönnemark kennen. Sie lebt mit ihrer Mitbewohnerin Anna zusammen in Östersund, Schweden, hat Blackouts und kann sich an vieles in der Vergangenheit nicht erinnern.

Sylvia ist Malerin, Anna Krankenschwester. Eines Tages findet sie vor ihrer Haustür ein Buch: Sie selbst ist die Autorin und der Inhalt beschreibt in allen Einzelheiten den Mord an ihrem Freund Mats. Natürlich kann sich Sylvia weder daran erinnern, ihren Freund ermordet, noch das Buch geschrieben zu haben.

Wie sich herausstellt, ist Sylvia seit Jahren bei einem Psychiater in Behandlung, genau wie ihre Mutter zuvor. Und welche Rolle spielt ihr Vater, der Großindustrielle Gustav Bönnemark?

Die Leseprobe hatte meine Neugier geweckt, weil „Aroma des Todes“ auf einen fesselnden, psychologisch raffinierteren Thriller hoffen ließ - und ich wurde nicht enttäuscht. Denn nichts ist wie es scheint. Niemand ist, wer er zu sein scheint.

Der in Köln geborene Autor Jacob Nomus, erzählt die Geschichte mit stetig steigender Spannung bis zum überraschenden Ende. Was ist wahr und was ist nur das Ergebnis unserer Fantasie? Wie so oft, liegt die Erklärung in Sylvias Kindheit.

Fazit: Ein kurzweiliges, temporeiches Lesevergnügen. Hochspannung garantiert!