Einer der bemerkenswertesten Romane des Jahres!
Die SommerInhalt:
Leyla wird als Kind einer deutschen Mutter und eines jesidischen Kurden geboren, ihre Kindheit erlebt sie im Zeichen beider Kulturen. Während sie ihre Sommerferien in einem syrischen Dörflein mit ...
Inhalt:
Leyla wird als Kind einer deutschen Mutter und eines jesidischen Kurden geboren, ihre Kindheit erlebt sie im Zeichen beider Kulturen. Während sie ihre Sommerferien in einem syrischen Dörflein mit ihrer Familie verbringt, lebt sie den größten Teil in Deutschland, auch wenn ihr Herz für beide Seiten schlägt, stellt sich ihr schnell die Frage nach Zugehörigkeit und wohin sie eigentlich gehört. Alles steht dabei unter der Unterdrückung einer ganzen Kultur und Religion, die so unverstanden und in vielen Teil ungewollt ist und dabei schlägt Leylas Herz genau dafür für ihre kurdischen Wuzeln, aber eben auch für die deutschen, doch wer ist sie dabei wirklich und wo gehört sie hin ?
Meine Meinung:
Es gibt Rezensionen vor denen man Angst hat sie zu schreiben. Warum? Weil das Buch so gut, so eindringlich und wichtig ist, dass man weiß, man wird ihm nicht gerecht werden. Genau so ein Buch ist "Die Sommer" von Ronya Othmann, die mit diesem Debütroman ein Meisterwerk geschrieben hat.
Wie sie die Sicht der jungen Leyla auf der Suche nach Heimat und der eigenen Identität schildert, ist dabei so sensibel geschildert, dass man als Leser sehr auf Zwischentöne achten muss, um die Genauigkeit und Tiefgründigkeit zu erfassen, die hier zwischen den Zeilen geschrieben steht. Dabei ist Othmann nie anmaßen, parteiergreifend oder zu klar in ihrer Ansicht, sondern macht die Zerrissenheit einer Person deutlich, die in zwei Welten lebt, zwischen zwei Welt und dabei sucht, nach so vielen und doch so wenig.
Auch wie erdrückend die Ansicht von außen, die Erwartungen anderer Menschen sein kann und wie zentral immer noch ein Schubladendenken vorherrscht. Doch nicht nur das, sie erschafft Charaktere die unglaublich intensiv sind, und die so menschlich wirken, als seien sie echt.
Nun funktioniert dieser Roman auf der kleinen Ebene, familiäre wirklich wunderschön beschriebene Momente in einer sommerlichen Szenerie, die immer wieder von Schatten durchzogen wird, denn leider funktioniert dieser Roman auch auf einer viel größeren!
Denn ein zentraler Punkt ist die Unterdrückung und Ermordung einer religiösen Minderheit der Kurden, die mir hat den Atem stocken lasse. Auch hier wählt Othmann nie die großen grausamen Szenen, sondern setzt auf eine sachliche, dennoch nie kühle Schilderung des Grauens, dass mir häufig Tränen und ein Kopfschütteln über die menschliche Unmenschlichkeit entlockte.
Mein Fazit:
Ein großer Roman, der von einem literarisch ausgefeilten und höchst präsenten und gekonnten Schreibstil lebt. Der von einer Familie in binationalen Hintergrund erzählt, von Heimat und Heimatsuche und von so viel größeren Problemen unserer Zeit und dabei so viel Würde und Emotionalität und eben auch Schönheit ausstrahlt, dass man dieses Buch nur lieben und hochachtungsvoll weiterempfehlen kann!
Lesen !