Eine gute Idee, kein gutes Buch
Eine Seuche in der StadtNatürlich beschäftigt uns heute das Thema „Epidemie“ so sehr, wie schon lange nicht mehr. Und natürlich ist es hoch interessant zu sehen, wie ein stalinistisches Regime mit so einer Situation umging.
Dieses ...
Natürlich beschäftigt uns heute das Thema „Epidemie“ so sehr, wie schon lange nicht mehr. Und natürlich ist es hoch interessant zu sehen, wie ein stalinistisches Regime mit so einer Situation umging.
Dieses Drehbuch basiert auf Tatsachen. 1939 drohte tatsächlich in Moskau die Lungenpest auszubrechen, was durch radikales Durchgreifen des Geheimdienstes verhindert werden konnte. Allerdings dachten die Menschen, sie würden verhaftet, niemand kam auf die Idee einer Quarantäne. Ljudmila Ulitzkaja sagt im Nachwort: „Das ist das Subtile an der geschilderten Situation: Die Pest zu Zeiten der politischen „Pest“.“
So weit ist die Idee dieses 1978 geschriebenen Szenarios hoch interessant. Leider macht eine interessante Idee allein noch kein gutes Buch und ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob dieser Text einen guten Film abgeben würde.
In einem Wust an Personal auf den gut 100 Seiten kann man nur schwer Hauptprotagonisten ausmachen, das macht sich auch im Film nicht gut. Die Handlung ist unterm Strich sparsam und besteht zu großen Teilen aus Verhaftungen. Die Tragweite des Geschehens wird eigentlich erst durch das Nachwort der Autorin richtig klar. Um daraus eine gute Geschichte zu machen, müsste man es noch ordentlich mit Hintergründen unterfüttern.
Dieses Buch ist kein Buch sondern ein Entwurf, der ein tolles Buch werden könnte. Schade, dass die Autorin es nicht überarbeitet hat. So ist es weder stilistisch noch dramaturgisch ein großer Wurf, sondern einfach nur eine gute Idee.