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Veröffentlicht am 15.04.2017

super spannendes Debüt

Ragdoll - Dein letzter Tag (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 1)
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Vor vier Jahren wurde Detective Layton-Fawkes, genannt Wolf, suspendiert, nachdem er im Gerichtssaal überreagiert hatte, weil ein von ihm verhafteter Serienkiller, der "Feuerbestatter", freigesprochen ...

Vor vier Jahren wurde Detective Layton-Fawkes, genannt Wolf, suspendiert, nachdem er im Gerichtssaal überreagiert hatte, weil ein von ihm verhafteter Serienkiller, der "Feuerbestatter", freigesprochen wurde. Die Berichtserstattung in der Presse hatte den Täter zum Opfer werden lassen und Wolf als untragbar hingestellt. Doch Wolf hatte recht, der Angeklagte mordete nach seiner Freilassung weiter und Wolf kehrte in den aktiven Dienst zurück. Nun wird Wolf wieder mit dem damaligen Täter konfrontiert. Bei einer marionettenhaft drapierten Leiche erkennt Wolf den Kopf des damaligen Killers. Doch die Leiche weist darüber hinaus noch Leichenteile von 5 weiteren Menschen auf, die zusammengeflickt eine "Ragdoll" ergeben, eine Lumpenpuppe. Diese weist mit dem Finger auf Wolfs in der Nähe gelegene Wohnung. Zudem erhält Wolfs Exfrau Andrea, eine Journalistin, Fotos der Leichenteile sowie eine Liste zugespielt, die weitere Todesopfer ankündigt, mit Namen und Datum des geplanten Todes. Der letzte Name auf der Liste ist Wolf! Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Ich fand das Buch super spannend und konnte es kaum aus der Hand legen. Es war einfach fesselnd zu lesen, wie Wolf und sein Team verzweifelt versuchen, die Todeskandidaten zu schützen und trotz aller Bemühungen hilflos zusehen müssen, wie es weitere Opfer des Serienkillers gibt. Spielt jemand ein falsches Spiel, weil der Killer dem Team immer ein Stück voraus ist?
Lange bleibt ein Zusammenhang zwischen den Opfern unentdeckt, aber dann geht alles Schlag auf Schlag. Das Tempo ist hoch und die Spannung fast mit Händen greifbar. Die Charaktere sind gut herausgearbeitet, alle haben sie ihre Ecken und Kanten. Es gibt auch überraschende Wendungen sowie einen dramatischen Schluss. Der Schreibstil liest sich flüssig und man kann sich alles sehr gut vorstellen. Meiner Meinung nach ein grandioses Debüt. Den Autor muss man sich als Krimifan merken.

Veröffentlicht am 11.04.2017

gut konstruiert, temporeich und sehr unterhaltsam

Nach dem Schmerz
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Hannah Gold ist heute eine gefeierte Cellistin. Aber sie kann keinen Schmerz mehr empfinden, seit sie als kleines Mädchen von sieben Jahren in die russische Botschaft verschleppt und dort im Angesicht ...


Hannah Gold ist heute eine gefeierte Cellistin. Aber sie kann keinen Schmerz mehr empfinden, seit sie als kleines Mädchen von sieben Jahren in die russische Botschaft verschleppt und dort im Angesicht ihres Vaters, einem Wirtschaftssekretär im Staatsministerium der DDR, gefolgert wurde, um den Code zu erhalten, der ein Schließfach mit CD-ROMs öffnen soll, auf denen geheimen Stasi-Daten gespeichert sind. Ihr Vater schwieg, Hanna überlebte, ihr Vater kam in sibirische Gefangenschaft und galt als tot.
Bei einem Konzert 27 Jahre später meint sie, ihren tot geglaubten Vater im Publikum zu sehen. Und tatsächlich, er ist es. Aber Hannah will mit ihm nicht reden, er ist ein Fremder für sie und sie hat die Ereignisse von damals nicht überwunden. Da explodiert kurz nach ihrem kurzen Gespräch eine Autobombe, als ihr Vater einsteigt. Hannah will auf einmal wissen, was es mit den Rosenholz-Dateien auf sich hat, vor allem, was damals passiert ist und ob ihr Vater wirklich nicht wusste, wo sie sind oder ob er ihr den Schmerz hätte ersparen können, wenn er geredet hätte. Auch der abgehalfterte Journalist David Berkoff ist auf der Suche nach den Dateien, da er mit einem Artikel darüber hofft, beruflich wieder zu alter Größe zurückzufinden. Aber nicht nur er ist hinter den CDs her, auch ehemalige KGB und Stasi-Mitarbeiter sowie der Verfassungsschutz. Eine aufregende Jagd beginnt.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Das Tempo ist hoch, immer wieder gibt es sehr spannende Szenen, wo man atemlos gar nicht schnell genug weiterlesen kann. Die Protagonisten sind sehr gut gezeichnet. David Berkoff, der ziemlich heruntergekommen ist durch Alkohol- und Drogenkonsum. Will er Hannah helfen oder spielt er ein falsches Spiel? Hannah, tief traumatisiert, Musik ist ihr Leben, aber sie fühlt kaum noch etwas, da ihre Seele sie vor Schmerzen schützen will. Es war teilweise recht bizarr, wie sie sich diese Schmerzunempfindlichkeit zu nutze macht. Ihre Zerrissenheit konnte ich gut nachempfinden. Das Buch bringt auch überraschende Wendungen und hielt bis zum Schluss die Spannung. Einige Passagen waren nicht so fesselnd, z.B. wenn David vor sich hin philosophiert, aber da konnte man auch mal wieder Atem holen. Für ein Debüt eine für mich sehr gelungene Story, die mich gut unterhalten hat. Von dem Autor würde ich gern mehr lesen.

Veröffentlicht am 03.04.2017

nicht mein Fall

Getürkt
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In Istanbul wurde die Leiche einer jungen Frau gefunden. Ihr Tattoo läßt vermuten, dass sie aus München kommt. Kommissar "Pascha" Zeki Demirbilek Leiter des Sonderdezernats Migra wird von seinem Kollegen ...

In Istanbul wurde die Leiche einer jungen Frau gefunden. Ihr Tattoo läßt vermuten, dass sie aus München kommt. Kommissar "Pascha" Zeki Demirbilek Leiter des Sonderdezernats Migra wird von seinem Kollegen Selim Kaymaz um Ermittlungshilfe gebeten. Auch er hat einen Fall. Angeblich sein ein Anschlag auf einen türkischen Diplomaten geplant. Im Visier des Verfassungsschutzes geraten ist ein Werbefilmmacher. Kurz darauf wird dieser aber selbst ermordet.

Ich hatte aus der Reihe noch kein Buch gelesen. Man konnte aber gut in die Reihe einsteigen. Die bayrisch/türkische Kombi war mal etwas erfrischend anderes. Kommissar Pascha hat mir als Figur gefallen, da er, aufgewachsen in München, sich nicht typisch türkisch benimmt und sogar Schweinebraten mag. Dennoch kommt die türkische Seite in ihm gerade im familiären Bereich durch. Dieser Kulturspagat hat mir gefallen. Allerdings haben mich z.T. die Dialoge genervt. Der Schreibstil hat mir nicht wirklich gefallen. Auch die Privatprobleme von Kommissar Demirbilek haben für meinen Geschmack einen zu großen Raum eingenommen. Dagegen verblassten die Fälle beinahe. Klar haben alle Krimiermittler heutzutage auch ihr privates Päckchen zu tragen, aber bitte wohldosiert und nicht überbordend. Insgesamt konnte ich mich nicht mit Kommissar Pascha und seinem Team (hier allen voran Pius Leipold) anfreunden. Vielleicht, weil ich aus dem Norden komme. Aber damit hat nicht zu tun, dass für mich auch nicht sonderlich viel Spannung aufkam. Daher ist dieses für mich das erste und letzte Buch der Reihe.

Veröffentlicht am 31.03.2017

handwerklich gut gemachter Ermittlerkrimi

Die Grausamen
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Mit Detective Gabe Dickinson ging es kontinuierlich bergab, seit sein Schwager bei einem Bootsunfall ertrunken ist. Gabe fühlt sich nicht nur schuldig daran, auch seine Frau hat ihn samt Sohn verlassen. ...

Mit Detective Gabe Dickinson ging es kontinuierlich bergab, seit sein Schwager bei einem Bootsunfall ertrunken ist. Gabe fühlt sich nicht nur schuldig daran, auch seine Frau hat ihn samt Sohn verlassen. Gabe wird zum Alkoholiker und Spieler. Er bekommt von seiner Dienststelle nur noch eine Chance: er soll in der neu eingerichtete Abteilung "Cold Cases" arbeiten, zunächst für ein halbes Jahr. Ihm zur Seite gestellt wird Marta Rodriguez-Johnson, die bisher im Drogendezernat tätig war. Seit sie versehentlich bei einem Einsatz ihren Partner erschossen hat, ist auch sie auf dem Abstellgleis gelandet. Mehr oder weniger unwillig machen sich die beiden in ihrem "Verlies", wie sie den ungemütlichen ihnen zugeteilten Büroraum nennen, an den Stapel Akten. Marta entdeckt 4 Mordakten von 1997. 4 unaufgeklärte Fälle, und das ausgerechnet als Fälle der beiden besten Detectives zur damaligen Zeit. Gabe und Marta entdecken zudem kaum sichtbare Gemeinsamkeiten und verbeißen sich in die Aufklärungsarbeit. Damit stoßen sie in ein Wespennest, denn die Fälle führen auch zum Fall der vor 20 Jahren verschwundenen 13-jährigen Tessa.

Mir hat das Buch gut gefallen. Es fängt ziemlich undramatisch an, aber der Schreibstil ist fesselnd. Die Charaktere werden sehr gut gezeichnet und mit den fortschreitenden Ermittlungen steigt auch beim Leser die Spannung. Zum Teil glaubte ich zu wissen, was damals vorgefallen ist, aber das Ganze ist doch vielschichtiger als gedacht. Der Titel ist nicht so ganz passend, finde ich. Wer die Grausamen sein sollen, hat sich mir nicht so ganz erschlossen. Auf jeden Fall klang das brutaler, als es in Wirklichkeit war. Ein spannender, intelligent aufgebauter und fesselnder Krimi, wirklich handwerklich gut gemacht. Witzig fand ich übrigens das Cover. Das Spinnennetz leuchtet im Dunkeln, so etwas hatte ich noch nie.

Veröffentlicht am 26.03.2017

sehr gelungen

Lost in Fuseta
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Kommissar Leander Lost wird im Zuges eines von Europol veranlassten Austauschprogramms für ein Jahr nach Fuseta in Portugal versetzt. Gleich bei der Ankunft fällt seinen neuen Kollegen sein ungewöhnliches ...

Kommissar Leander Lost wird im Zuges eines von Europol veranlassten Austauschprogramms für ein Jahr nach Fuseta in Portugal versetzt. Gleich bei der Ankunft fällt seinen neuen Kollegen sein ungewöhnliches Auftreten auf. Er blinzelt kaum, starrt die Menschen an, trägt bei der Hitze einen schwarzen Anzug. Und wieso kann er schon so schnell Portugiesisch sprechen? Als seine Kollegen Graciana Rosada und Carlos Esteves Leander zu seiner Unterkunft bringen erhalten sie den Anruf, dass eine Leiche gefunden wurde. Leander wird gleich in die Ermittlungen eingebunden. Ein Privatdetektiv wurde ermordet und kurz darauf dessen Büro in Brand gesetzt. Es dauert nicht lange, bis Leander zunehmend Schwierigkeiten mit seinen Kollegen bekommt, da er so anders ist. Er kann vor allem nicht lügen. Nur typisch Deutsch kann es nicht sein, da sind sich Carlos und Graciana sicher. Ein Anruf in Hamburg in Leanders alter Dienststelle lässt den Eindruck erscheinen, dass man das Austauschprogramm dazu genutzt hat, Leander los zu werden. Gracianas Schwester Soraia klärt die beiden schließlich darüber auf, was es mit Leander auf sich hat. Und Leanders fotografisches Gedächtnis beweist sich doch als sehr hilfreich.

Mir hat das Buch gut gefallen, vor allem der lockere, humorige Schreibstil und die Charaktere, die sehr gut gezeichnet wurden. Ich musste häufig schmunzeln, wenn Leander mal wieder etwas wörtlich genommen hatte. Neben dem Fall gibt es reichlich Beschreibung des Umfelds, so dass man sich alles gut vorstellen kann und Lust auf Urlaub bekommt. Der Fall war gut aufgebaut mit einem überraschenden Schluss. Und auch, wenn es ein paar Längen gab, hab ich mich gut unterhalten gefühlt. Das Team ist mir beim Lesen richtig ans Herz gewachsen, so dass ich gern mehr von ihnen lesen würde.