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Veröffentlicht am 26.11.2023

Wortgewandte Coming-of-Age-Geschichte

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
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Nach der Scheidung ihrer Eltern zieht Katha, 14 Jahre alt, mit ihrer Mutter und der kleinen Schwester Nadine nach Dortmund. Katha ist damit aufgewachsen, unkompliziert zu sein und es allen immer recht ...

Nach der Scheidung ihrer Eltern zieht Katha, 14 Jahre alt, mit ihrer Mutter und der kleinen Schwester Nadine nach Dortmund. Katha ist damit aufgewachsen, unkompliziert zu sein und es allen immer recht zu machen - bloß keine Probleme verursachen. Und falls doch mal ein Problem entsteht oder Nadine zu stark rebelliert, findet Katha schnell eine Lösung. Als sie Angelica, die Mutter ihrer neuen Freundin Sophie, kennenlernt, bekommt sie eine andere Sicht auf die Welt präsentiert. Angelica unterscheidet sich von allen Frauen, die Katha bisher kennengelernt hat. Sie ist energetisch, sagt, was sie denkt und eckt bei den Nachbar*innen an. Katha beginnt durch Gespräche mit Angelica zu hinterfragen, ob es überhaupt in ihrem Sinne ist, ein People Pleaser zu sein und ob das auf Dauer für sie funktionieren kann. Angelica wird für Katha eine wichtige Bezugsperson, Freundin und irgendwo auch Ersatzmutter. Doch als Angelica schwer krank wird, gerät Kathas Welt aus den Fugen und sie muss neuen Halt finden.

Sina Scherzant hat mich mit ihrer Ausdrucksstärke, insbesondere ihren Metaphern beeindruckt. Abgesehen davon, dass ich mich mit der Zeit des Aufwachsens von Katha identifizieren und mich daher gut in sie einfühlen kann, war Katha für mich sowieso sehr nahbar. Das liegt vor allem an Scherzants offenem, unverblümten und pointierten Schreibstil. Jeder Gedanke, jedes Gefühl und jedes Geschehen hat sie gezielt und explizit beschreiben können - ob es sich dabei um Freundschaft, Scheidung, Rebellion, Trauer, Reflexionsvermögen oder patriarchale Strukturen handelt.
Die Figuren sind sehr sauber und tief ausgearbeitet und die Nähe und Intensität zwischen den Begegnungen in dem einen Jahr, das Katha mit Angelica verbringen darf, schwingen in jeder Zeile mit. Sina Scherzant erzählt von einer Begegnung, die ein Leben grundlegend verändern kann und dauerhaften Einfluss auf die Zukunft hat. Ich denke, dass sich - gerade hinsichtlich der vorgeführten patriarchalen und anderweitig gesellschaftlichen Strukturen - viele in Katha wiederfinden können.

"Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne" ist eine komplexe Erzählung, die mich von der ersten Seite an gecatcht hat. Die mich hat nicken, schmunzeln, wütend werden und weinen lassen - die Grundlage für einen sehr gelungenen und ergreifenden Roman!

Veröffentlicht am 25.11.2023

Ungewöhnlicher Stil, konnte mich fesseln

Cleopatra und Frankenstein
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Cleo ist Mitte zwanzig, mit einem Kunststipendium in New York und führt ein eher unstetes Leben, als sie im Aufzug einer Silvesterparty unvermittelt auf Frank trifft. Frank ist Mitte vierzig, Inhaber einer ...

Cleo ist Mitte zwanzig, mit einem Kunststipendium in New York und führt ein eher unstetes Leben, als sie im Aufzug einer Silvesterparty unvermittelt auf Frank trifft. Frank ist Mitte vierzig, Inhaber einer Werbeagentur und kennt Geldsorgen schon lange nicht mehr. Die beiden stürzen sich in eine Liebesbeziehungen, heiraten schnell, damit Cleo die Green Card bekommt und durchleben mehr schwierige als unbeschwerte Ehejahre.

Dass Cleo und Frank nicht miteinander glücklich werden können und es zwischen ihnen gehörig knallen wird, ist von Anfang an klar. Dennoch lässt Coco Mellors gerade zu Beginn noch eine gewisse Unbeschwertheit und Leidenschaft zu. Recht schnell verschiebt sich Cleos und Franks Beziehung hin zu Drogenproblemen, depressiven Phasen und Abstürzen. Dem zugrunde liegt das schillernde New York, mit der Kunst- und Modeszene, exzessiven Parties und interessanten Persönlichkeiten. Daher gefielen mir auch die Nebenfiguren und die Kapitel, in denen vertieft auf ihre Geschichten eingegangen wird.

"Cleopatra und Frankenstein" habe ich in den sozialen Medien überall gesehen, es gab viele positive Stimmen, weshalb ich sehr gespannt war. Allein das Cover erregte meine Aufmerksamkeit und kam als must-read daher.
Ich kann gar nicht so genau sagen, was mich an dem Buch gefesselt hat, denn sympathisch waren mir Cleo und Frank bis zum Schluss nicht. Ich konnte sie schlecht nachvollziehen, emfpand ihre Beziehung immer mehr als toxisch, einengend und gescheitert. Dennoch hielt Coco Mellors an den beiden fest, konnte mich mit dem Ende jedoch noch einmal überraschen.

Für mich ein sehr gelungenes Debüt mit einem besonderen Stil!

Veröffentlicht am 21.11.2023

Liebenswerte Zeitschleifen-Story

Mein schrecklich schönes Leben
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Cassandra Dankworths Welt wird an dem Tag vollkommen auf den Kopf gestellt, an dem ihr Freund Will aus heiterem Himmel mit ihr Schluss macht. Wenige Stunden später verliert sie auch noch ihren Job, weil ...

Cassandra Dankworths Welt wird an dem Tag vollkommen auf den Kopf gestellt, an dem ihr Freund Will aus heiterem Himmel mit ihr Schluss macht. Wenige Stunden später verliert sie auch noch ihren Job, weil sie einen wichtigne Kunden verärgert hat und auch bei den Kolleg*innen als eher unbequeme und eigenartige Person gilt. Frustriert geht sie nach Hause, bis Will bei ihr auftaucht, sie zum Essen ausführt und so tut, als hätte er sich nicht von ihr getrennt. Doch dann macht er am nächsten Tag schon wieder Schluss, mit den gleichen Worten wie am Tag zuvor. Für Cassandra ist klar: Sie steckt in einer Zeitschleife fest und muss dringend den Weg hinausfinden. Bis dahin verliert sie jeden Tag aufs Neue ihren Job und Will.

Ich mag Zeitschleifen-Filme wie "Und täglich grüßt das Murmeltier" oder "30 über Nacht" sehr gern und war daher sehr auf Holly Smales Story gespannt. Cassandra ist eine eigenwillige Figur, mit der ihr Umfeld sicherlich nicht sofort etwas anfangen kann. Mir war sie jedoch sofort sympathisch und ich mochte ihre klare, rationale Art.
Auch die anderen Figuren fand ich authentisch und mochte deren Konstellation.
Holly Smale schreibt flüssig, humorvoll und an einigen Stellen selbstironisch, was ich sehr mochte. Die Zeitschleifen hatten verschiedene Kniffe und Cassandras Leben in den Zeitschleifen nahmen diverse Wendungen und offenbarten immer mehr Zusammenhänge. Im Mittelteil nahmen mir die Zeitschleifen und die Verwirrungen darin etwas zu viel Platz ein, waren mir zu wiederholend. Jedoch hielt dieser Eindruck nicht lange an.
Gerade das Ende gefiel mir sehr gut und ich war positiv überrascht, dass es sich hier nicht um eine klassische Lovestory handelt.

Unterhaltsamer und kurzweiliger Zeitschleifen-Roman!

Veröffentlicht am 21.11.2023

Fesselnder Thriller

Eine glückliche Familie
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Beth wurde mit zehn Jahren von ihrer Mutter verlassen - ohne ein Wort der Erklärung oder Vorwarnung. Sie wurde dann liebevoll von ihrem Vater großgezogen und umsorgt nun ihn, da er seit einem Schlaganfall ...

Beth wurde mit zehn Jahren von ihrer Mutter verlassen - ohne ein Wort der Erklärung oder Vorwarnung. Sie wurde dann liebevoll von ihrem Vater großgezogen und umsorgt nun ihn, da er seit einem Schlaganfall im Pflegeheim in der Nähe lebt. Beth selbst wohnt in einem schönen Haus, hat einen zufriedenstellenden Job und lebt allein mit ihren zwei Kindern, nachdem ihr Ehemann sie für eine andere Frau verlassen hat. Eigentlich läuft alles gut.
Dann steht plötzlich eine ältere Frau vor Tür, stellt sich als Beth' Mutter vor, die Beth und ihre Familie nun endlich kennenlernen möchte und wird von Beth mit weit geöffneten Armen aufgenommen.
Doch seit der Ankunft ihrer Mutter stellt Beth Veränderungen fest: Sie verlegt ihre Schlüssel, die Heizungsanlage funktioniert nicht richtig und generell entwickelt si ein immer merkwürdigeres Gefühl.

Jackie Kabler hat in "Eine glückliche Familie" einen interessanten Plot entwickelt. Es wird aus der Gegenwartsperspektive erzählt, jedoch immer wieder mit Rückblenden und Einschüben aus der Vergangenheit, wodurch wir Leser*innen häppchenweise immer mehr Einblicke in Beth' Leben und all die Geheimnisse bekommen, die sie gut hütet.
Die Autorin erzählt spannend, schreibt flüssig und lässt Beth häufig als ahnungslose Figur darstehen, die so glücklich über die Ankunft ihrer Mutter sieht, die aktuellen Geschehnisse jedoch nicht einzuordnen weiß. So steuert alles auf eien große Katastrophe hin...

"Eine glückliche Familie" hatte auf mich eine fesselnde, fast schon sogartige Wirkung. Wer Spannung mag und es aushält, die Protagonistin über weite Lesestrecken wachrütteln zu wollen, sollte sich das Buch genauer ansehen.

Veröffentlicht am 18.11.2023

Unterhaltsame Körpertauschstory

Tausche neues Leben gegen altes
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Celeste und Wendy sind Nachbarinnen, aber können schon beim ersten Aufeinandertreffen gar nichts miteinander anfangen und können sich nicht leiden. Celeste ist Mutter und Hausfrau, näht ihren Kindern Klamotten, ...

Celeste und Wendy sind Nachbarinnen, aber können schon beim ersten Aufeinandertreffen gar nichts miteinander anfangen und können sich nicht leiden. Celeste ist Mutter und Hausfrau, näht ihren Kindern Klamotten, sorgt dafür, dass immer frisch gekochte, vollwertige Gerichte auf dem Tisch stehen und umsorgt neben ihren drei Kindern auch ihren Ehemann. Offenbar fällt ihr die Hausarbeit leicht und sie erledigt alles mit links. Nebenbei kann sie sich sogar noch ehrenamtlich engagieren.
Wendy ist selbständig mit einer Produktivitätsberatung, will die Karriereleiter weit hinauf klettern und plant für ihre Kinder eine Stunde am Tag ein, die sie immer mit ihnen verbringt. Wendy und Celeste können mit dem Lebensstil der anderen wirklich gar nichts anfangen, bis sie sich eines Tages im Körper der anderen wiederfinden. Jetzt müssen sie sich mit Themen wie Erwerbsarbeit, Ehe, Kindererziehung, elterliches Ansehen und Zeitmanagement aus der anderen Perspektive beschäftigen.

Kelly Harms schreibt flüssig, erzählt aus wechselnden Perspektiven von Celestes und Wendys neuem Alltag. Auf humorvolle und gleichzeitig gedankenanregende Art erzählt sie von Einsichten, Lernprozessen und individuellen Hürden. Dabei thematisiert sie Vorurteile, Klischees und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Ein unterhaltsamer Roman, der ein bisschen an "Freaky Friday" erinnert.

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