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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.03.2023

Verknüpfung von historischen Fakten und Fiktion

Ginsterhöhe
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Im Jahr 1919 kehrt der junge Bauer Albert Lintermann aus dem Krieg zurück in sein Heimatdorf Wollseifen und muss sich dort neu einfinden. Vor dem Krieg lief die Landwirtschaft hervorragend und er konnte ...

Im Jahr 1919 kehrt der junge Bauer Albert Lintermann aus dem Krieg zurück in sein Heimatdorf Wollseifen und muss sich dort neu einfinden. Vor dem Krieg lief die Landwirtschaft hervorragend und er konnte seine Familie problemlos versorgen. Nun muss er seinen Platz im Dorf mit seiner schweren Gesichtsverletzung, die ihn optisch stark verändert hat, und seinen psychischen Kriegsfolgen neu behaupten. Seine Frau Bertha hegt ihm gegenüber Abscheu, geht ihm aus dem Weg. Doch mit Lenis Hilfe, die Verlobte seines besten Freundes, der im Krieg gefallen ist, findet er Unterstützung und kann sich auch im Dorf wieder behaupten. Die Landwirtschaft läuft wieder gut und alles geht seine Bahnen - das Dorf erlebt wieder Aufschwung. Doch als die Nationalsozialisten nach Wollseifen kommen und die ersten Ländereien kaufen, scheint das Dorfschicksal besiegelt zu sein.

Anna-Maria Caspari hat mit Albert, Leni und den weiteren Dorfbewohner*innen verschiedene Charaktere abgebildet, die sich in der Nach- bzw. Vorkriegszeit unterschiedlich entwickeln. Dabei verbindet sie sehr gekonnt die historischen Fakten zwischen 1919 und 1949 sehr gut mit den fiktiven Geschehnissen im Dorf Wollseifen. Gerade die Mechanismen des steigenden politischen Einflusses und die stückweise Machtergreifung der Nationalsozialisten bis hin zum Kriegsausbruch und -ende sind sehr anschaulich dargestellt.
Ein flüssig und packend geschriebener historischer Roman, der trotz der schlimmen Zeit und den schrecklichen Geschehnissen lebhafte und liebenswerte Figuren schafft, die mich gut unterhalten konnten.

Veröffentlicht am 27.03.2023

Die Herausforderungen einer Lehrerin im Jahr 1922

Gut Erlensee - Cäcilias Erbe
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Cäcilia Herringer ist nach dem Tod ihrer Mutter auf das Gut ihres Patenonkels und dessen Familie gezogen. Nun, im März 1922, hat sie auch ihre Lehrerinnenausbildung erfolgreich beendet und stürzt sich ...

Cäcilia Herringer ist nach dem Tod ihrer Mutter auf das Gut ihres Patenonkels und dessen Familie gezogen. Nun, im März 1922, hat sie auch ihre Lehrerinnenausbildung erfolgreich beendet und stürzt sich voller Tatendrang auf ihre Lehrerinnenanstellung in der Nähe des Guts. Dass sie als Lehrerin keine Beziehung eingehen darf, kommt ihr eigentlich ganz gelegen, denn sie möchte sich sowieso nicht von einem Mann abhängig machen. Als sie jedoch Dr. Jakob Kaltenbrunner, der neu ins Dorf gezogen ist, kennenlernt, bringen zarte Gefühle ihren Entschluss ins Wanken. Und auch die Beziehung zu ihrer Familie wird durch ein offengelegtes Geheimnis erschüttert.

Juliana Weinberg hat mit Cäcilia eine willensstarke und mutige Frau geschaffen, die sämtlichen Widrigkeiten der Dorfbewohnerinnen trotzt. So setzt sie ihre progressiven Lehrmethoden trotz Tadel ein, schafft Bindungen zu ihren Schülerinnen sowie ihren Eltern und fühlt sich im Lehrerinnenberuf sehr wohl. Der Schreibstil ist flüssig, lebhaft und bildet die Atmosphäre des Dorfes und auf dem Gut sehr gut ab, sodass ich mich sehr wohl um das Gut Erlensee und Cäcilias Alltag gefühlt habe.
Ein unterhaltsamer historischer Roman, der auf eine starke Frauenfigur setzt.

Veröffentlicht am 26.03.2023

Ratgeber in Bettys Geschichte eingebunden

Die Reise deines Lebens
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Betty ist momentan mit ihrem Alltag unzufrieden, der vor allem durch Stress und Genervtheit gekennzeichnet ist. Als sie eines Tages den Zug nach Wien besteigt, aber ihr Handy zuhause vergessen hat, bekommt ...

Betty ist momentan mit ihrem Alltag unzufrieden, der vor allem durch Stress und Genervtheit gekennzeichnet ist. Als sie eines Tages den Zug nach Wien besteigt, aber ihr Handy zuhause vergessen hat, bekommt sie die Gelegenheit, Dinge zu sehen, die sie sonst nicht sieht. Gekennzeichnet ist ihre Reise durch bereichernde Gespräche mit verschiedenen Persönlichkeiten, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen. Während ihres Aufenthalts in Wien stellt sie sich Fragen, die ihr Leben komplett neu ordnen und verändern könnten - und andererseits überhaupt nicht, sondern nur ein bewussteres und glücklicheres Leben ermöglichen werden.

Gerade zu Beginn war nicht ganz überzeugt davon, wie konstruiert die Gespräche und die Lebensreise von Betty - symbolisch die Zugreise - sind. Andererseits empfinde ich eine solche Erzählung als sehr gelungen, um die darin verpackten Tipps und Weisheiten zu vermitteln. Schließlich gibt es so konkrete Situationen, die sehr beispielhaft sind, leicht nachfühlbar sind und sich viel besser im Gedächtnis festsetzen, als die rein formulierten Aussagen, die dann eventuell auch als Plattitüden daherkommen. Jule Pieper hat es also geschafft, mit Bettys Reise nach Wien, die großen Fragen des Lebens und erste Antworten darauf zu formulieren. Von diesen Lebenslektionen kann jeder mitnehmen, was ihnsie bereichert und selbst beginnen, durch die gelesenen Impulse das eigene Leben zum Besseren hin zu verändern und an einigen Stellen Perspektivwechsel zu vollziehen.

Veröffentlicht am 26.03.2023

Außergewöhnlich in jeglicher Hinsicht

… Vater sein dagegen sehr
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"… Vater sein dagegen sehr" von Til Jørgson erzählt von Liebe, Kinderwunsch, Sehnsucht und moralischen Grenzen. Im Fokus steht Henning, der ein Baby aus dem Krankenhaus entführt. Er ist der Erzeuger des ...

"… Vater sein dagegen sehr" von Til Jørgson erzählt von Liebe, Kinderwunsch, Sehnsucht und moralischen Grenzen. Im Fokus steht Henning, der ein Baby aus dem Krankenhaus entführt. Er ist der Erzeuger des Kindes, das seine ehemalige Affäre Anna erst vor wenigen Stunden entbunden hat. Monatelang hat Henning am Plan gefeilt und beginnt nun die Hetzjagd durch die Ermittler*innen, die ihn schnell als Täter ins Fadenkreuz der Ermittlungen nehmen.

Abgesehen von dem Plot ist vor allem der Aufbau des Buches sehr ungewöhnlich. Die einzelnen Kapitel werden aus wechselnden Perspektiven aller am Geschehen beteiligten Figuren erzählt. Es gibt also keinen auktorialen Erzähler, der die Handlung und Entwicklung übermittelt, sondern ausschließlich die Gedanken, Eindrücke und Vorgehen der einzelnen Charaktere, durch die die Handlung vorangetrieben wird. So entblättert sich erst im Laufe des Lesens das gesamte Ausmaß, die Involviertheit der einzelnen Figuren und die Tragweite, die Hennings Handeln hat. Durch die Zeitsprünge bin ich manchmal aus dem Lesefluss gekommen und brauchte ein bisschen, um alles nachvollziehen und zeitlich einordnen zu können, aber das ist eher ein kleines Manko.

Eine außergewöhnliche Geschichte und Darstellungsart, die ich keinem Genre so richtig zuordnen kann - es ist eine Mischung aus Roman, Krimi und Liebesdrama, würde ich sagen. Wer untypische Erzählungen mag, Genremixes gegenüber aufgeschlossen ist und sich mit moralischen Fragen auseinandersetzen mag, sollte sich "... Vater sein dagegen sehr" auf jeden Fall mal ansehen.

Veröffentlicht am 26.03.2023

Schöne Liebesgeschichte

Dein Blick in meine Seele
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Nachdem ihre letzte Beziehung nicht gut verlaufen ist und Cami eine Weile alleine war, lässt sie sich dazu überreden, sich auf einer online Dating-Plattform anzumelden. Auch wenn sie bezweifelt, dass sie ...

Nachdem ihre letzte Beziehung nicht gut verlaufen ist und Cami eine Weile alleine war, lässt sie sich dazu überreden, sich auf einer online Dating-Plattform anzumelden. Auch wenn sie bezweifelt, dass sie dort jemanden finden kann, der zu ihr passt, gibt sie dem Ganzen eine Chance. Auf den attraktiven Elijah wird sie schnell aufmerksam und findet ihn nach seinen ersten Nachrichten schon sehr sympathisch. Als auch seine weiteren Nachrichten mehr Tiefe offenbaren und ihr seine gefühlvolle, empathische und humorvolle Seite zeigt, kann sie sich sogar vorstellen, ihn auch persönlich zu treffen und kennenzulernen. Elijah geht es ähnlich - einziges Problem: Er hat Cami essenzielle Informationen über sich vorenthalten, die sie auf jeden Fall wissen sollte, wenn die beiden sich eine ernsthafte Chance geben wollen.

"Dein Blick in meine Seele" war das erste Buch, das ich von Sarah Saxx gelesen habe. Mich haben sowohl der sehr flüssige und lockere Schreibstil als auch die detailreiche und liebevolle Figurengestaltung und vor allem die Figurenentwicklung sehr gefallen. Gerade bei Liebesromanen läuft es oft nach einem Schema ab und die Figuren bleiben wenig greifbar. Hier hingegen habe ich von Anfang an mit beiden mitgefühlt, mitgefiebert und immer wieder auf das große Happy End gehofft - das tatsächlich nicht immer zu 100% sicher erschien, auch wenn mich kein Happy End überrascht hätte.

Ein schöner Liebesroman, der mir gefühlvolle und unterhaltsame Lesestunden bereitet hat!