In meinen Augen gar nicht hygge
Mord im KurhotelAnne-Maj Mortensen, selbsternannte Hobby-Spürnase, muss nach ihrer Knie-OP in die Reha. Und da sie ihren Kindern und Enkel*innen zumindest die Chance geben möchte, sie zu besuchen, und die Treppen in ihrer ...
Anne-Maj Mortensen, selbsternannte Hobby-Spürnase, muss nach ihrer Knie-OP in die Reha. Und da sie ihren Kindern und Enkel*innen zumindest die Chance geben möchte, sie zu besuchen, und die Treppen in ihrer eigenen Wohnung nicht zu bewältigen wären, sucht sie sich ein Kurhotel ganz in der Nähe aus. Dort kann sie ihre Anwendungen bekommen, sich erholen und gleichzeitig noch von den Spa-Anwendungen profitieren und ein bisschen Urlaub-Feeling genießen - dachte sie. Womit Anne-Maj nicht gerechnet hat, sind all die anderen kranken Gäste und vor allem die Leiche die im Schlammbad auftaucht - der kurz darauf eine zweite Leiche folgt.
Der Klappentext hat mich sehr angesprochen und mich einen humorvollen Cosy Crime erwarten lassen. Doch das hat getäuscht. Im Vordergrund von "Mord im Kurhotel" steht Corona, insbesondere die Meinungen von Corona-Leugnerinnen und die permanente Äußerungen zur Einschätzung der Schutz-Maßnahmen. Das war der erste negative Punkt für mich, denn damit, dass Corona eine so große Rolle spielt, bzw. im Fokus steht, hätte ich nicht gerechnet. Der zweite negative Aspekt ist die Figur Anne-Maj. Selten habe ich eine so ätzende, nervige und einfältige, unreflektierte Protagonistin erlebt. Ich habe nicht die Erwartung, dass ich mit jeder Figur sympathisiere - überhaupt nicht. Es gibt genügend antipathische Figuren in Büchern, doch meistens holen sie mich trotzdem ab bzw. lassen mich ein Gefühl für sie bekommen und ihnen gespannt in der Handlung folgen zu wollen. Anne-Maj war für mich leider durch und durch negativ besetzt - sowohl was ihren Charakter als auch ihr Auftreten oder die reproduzierten Überzeugungen über Menschen angeht.
Der Krimi-Plot an sich ist solide, die Umsetzung hat mir jedoch überhaupt nicht gefallen und ich habe mich eher dazu gezwungen, das Buch zu beenden, um die Auflösung zu erfahren und die Lektüre abzuschließen. Ich konnte weder Humor entdecken - sich despektierlich über andere zu äußern und sich selbst über sie zu erheben ist für mich kein Ausdruck von humor - noch wurde irgendein hygge-Gefühl ausgelöst. Und als dänische Miss Marple - wie es auf dem Buchdeckel angekündigt wird - würde ich Anne-Maj auch überhaupt nicht bezeichnen.
Konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen...