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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.09.2024

Mikroplastik als Bedrohung

Partikel
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Wolf Harlander ist für seine brinsanten Umweltthriller bekannt. In "Partikel" wird Mikroplastik und dessen Bedrohung auf die Umwelt und das Leben thematisiert. Mikroplastik und dessen katastrophale Auswirkunen ...

Wolf Harlander ist für seine brinsanten Umweltthriller bekannt. In "Partikel" wird Mikroplastik und dessen Bedrohung auf die Umwelt und das Leben thematisiert. Mikroplastik und dessen katastrophale Auswirkunen sind politisch brandaktuell, medizinisch sehr herausfordernd und auch für die Ökosysteme sehr schädlich.

Wie auch in Harlanders anderen Büchern gibt es hier verschiedene Handlungsstränge, die sich streckenweie überschneiden und ergänzen. So gibt es ein Frachtschiff, das mit seiner unbekannten Ladung verschwindet, diverse Verhandlungen und Geschäfte innerhalb der politischen Akteure und Unternehmen sowie die Erkenntniss, das Mirkoplastik auch in den Körpern ist und die Gesundheit und das Leben bedrohen. So wird bei der kleinen Zoe ein gefährliches Karzinom in der Leber festgestellt, hervorgerufen durch das Mikroplastik in ihrem Blut, das nicht abgebaut werden kann, und der Kampf um ihr Überleben beginnt. Melissa, Zoes Tante, ist Journalistin und recherchiert zu dem Unternehmen Cyaclean, deren Versprechen es ist, das globale Plastikproblem lösen zu können. Sie schöpft die Hoffnung, durch diese Erkenntisse auch das Leben ihrer Nichte retten zu können. Doch dann verschwindet Zoe, Strände werden von Plastikteilen überschwemmt und es entwickeln sich Machenschaften auf internationaler Ebene, die Konsequenzen für alle beinhalten.

Wolf Harlander erzählt spannend und temporeich. Zunächst hatte ich etwas Mühe, die einzelnen Stränge auseinanderzuhalten und gleichzeitig miteinander in Verbindung zu bringen bzw. nicht zu vergessen. Für längere Lesepausen ist "Partikel" nicht geeignet, weshalb ich dann mehrere Kapitel am Stück gelesen habe und viel besser folgen konnte. Harlander arbeitet mit Spannung und Brisanz, die sich durch die immer schlimmer werdenden Geschehnisse recht schnell aufbaut. Die Schilderungen kommen mir tatsächlich gar nicht so unrealistisch vor und ich habe bis zum Schluss mitgefiebert.
Ein spannender Umweltthriller, der die Ernsthaftigkeit und Problematik von Mikroplastik thematisiert.

Veröffentlicht am 18.09.2024

Cosy Crime mit zweiten Chancen

Cosy Secrets – Der kupferne Schlüssel
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Die Krimiautorin Rae wird von den Freundinnen ihrer Großmutter darüber benachrichtigt, dass sie verschwunden sei. Die Freundinnen behaupten, dass Fenella entführt wurde, während Rae sich sicher ist, dass ...

Die Krimiautorin Rae wird von den Freundinnen ihrer Großmutter darüber benachrichtigt, dass sie verschwunden sei. Die Freundinnen behaupten, dass Fenella entführt wurde, während Rae sich sicher ist, dass ihre Großmutter nur verreist sei. Schließlich wäre das nicht ungewöhnlich für sie. Als jedoch erste Ungereimtheiten auftauchen, macht sich Rae auf den Weg nach Schottland, um Fenellas Verschwinden auf die Spur zu kommen. Als Krimiautorin wird sie ja wohl wissen, wie ermittelt wird. In diesem Zuge trifft sie dann auch sehr schnell auf ihren Ex-Freund Archer Warwick, der ihr bei der Suche hilfreich sein könnte.

Ich kenne Franzi Kopka noch nicht, lese Cosy Crime jedoch zwischendurch immer sehr gern und dieses Buch klang nach einem gemütlichen Roman, einer guten Mischung zwischen Spannung und Romantik. Und genau das ist es auch: Die Figuren werden liebevoll ausgearbeitet, sind nahbar und ich mochte sowohl die Entwicklungen zwischen Rae und Archer als auch das Rätseln der Freund*innen und Bekannten um Fenellas Verbleibeort. Mit der Zeit werden immer mehr Geheimnisse aufgedeckt und Rätsel gelöst.
Der Schreibstil ist flüssig, die Dialoge sind lebhaft und ich konnte mich vollkomen in das Setting fallen lassen.

Eine schöne Cosy Crime-Geschichte, die ich sehr gern gelesen habe und auf deren zweiten Teile ich mich freue!

Veröffentlicht am 13.09.2024

Gefesselt ab der ersten Seite

Der längste Schlaf
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Mara Lux ist Neurowissenschaftlerin und lebt in London. Ihr Forschungsgebiet ist Schlaf. Sie weiß alles über Schlaf und Traumphasen, doch für sie selbst funktioniert das nicht. Seit Jahren leidet sie unter ...

Mara Lux ist Neurowissenschaftlerin und lebt in London. Ihr Forschungsgebiet ist Schlaf. Sie weiß alles über Schlaf und Traumphasen, doch für sie selbst funktioniert das nicht. Seit Jahren leidet sie unter Schlafstörungen und hat Angst vor Schlaf. Ursache dafür sind die dunklen Träume, die sie in der Kindheit hatte und deren Elemente und Inhalte in die Realität verlagert wurden. Seit kurzem sind die Träume zurück und Mara muss sich erneut mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Außerdem meldet sich ein Notar aus Frankfut bei ihr: Ein ihr unbekannter Mann aus Deutschland möchte ihr ein Herrenhaus schenken. Mara ist verwundert, da sie weder den Mann kennt noch in den letzten Jahren in Deutschland war und im Grunde auch keine Verbindung mehr zu Deutschland hat. Die Neugier siegt, sodass sich Mara Lux auf den Weg nach Deutschland macht, der Schenkung zustimmt und sich ihr Herrenhaus genauer anschaut. Die Intensität ihrer Träume und Wahrnehmung sind hier intensiver denn je und ihr rationaler Teil sucht krampfhaft nach einer Erklärung für die geisterhaften Geschehnisse.

Ich kenne bereits die Thriller von Melanie Raabe und war begeistert von ihrer Art des Erzählens und der überraschenden Wendungen. Der Plot von "Der längste Schlaf" klang für mich zunächst nicht sonderlich spannend, aber da ich die Autorin so gern lese, habe ich auch zu diesem Buch gegriffen. Und ich bereue es keinesfalls. Melanie Raabe erzählt so bildhaft, dicht und spannend, dass ich von der ersten Seite an gefesselt war und die Ereignisse ganz gebannt verfolgt habe. Ich wurde so sehr in den Sog gezogen, dass ich das Buch an einem Stück gelesen habe und dann wieder daraus aufgetaucht bin.
Obwohl ich eigentlich keine große Liebhaberin von Mystery oder Fantasy bin, konnten mich hier die Ebenen von Fiktion, Mystery und Realität absolut abholen. Auch die wissenschaftlichen Aspekte und Informationen zum Schlaf und Träumen fand ich sehr interessant und passend.

Ein absolut empfehlenswertes, spannendes und fessselndes Buch mit Mystery-Elementen.

Veröffentlicht am 13.09.2024

Wunderschön

Man sieht sich
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Im Sommer 1988 kommt Robert neu an die Schule. Sofort fällt ihm Friederika, genannt Frie, auf und er verliebt sich. Friederika wird ebenfalls auf ihn aufmerksam, die beiden freunden sich an und verbringen ...

Im Sommer 1988 kommt Robert neu an die Schule. Sofort fällt ihm Friederika, genannt Frie, auf und er verliebt sich. Friederika wird ebenfalls auf ihn aufmerksam, die beiden freunden sich an und verbringen immer mehr und immer intensivere Zeiten zusammen - doch zu amouröser Annäherung kommt es nicht. Robert ist in Frie verliebt, die sehnt sich jedoch nach Freiheit und Unabhängigkeit.
Julia Karnick schildert in "Man sieht sich" die beiden Leben von Frie und Robert von 1988 bis 2023. Während der Jahrzehnte kreuzen sich die Wege der beiden immer wieder, doch zu einer Beziehung kommt es nicht. Als Friederika, mittlerweile 50 Jahre alt, im Jahr 2022 zum Abitreffen fährt, trifft sie erneut auf Robert. Ist nun, nach all den Jahren, endlich ein Zeitpunkt für ein gemeinsames Leben gekommen?

Sowohl das Cover als auch der Klappentext klangen für mich nach einer Geschichte, die mich in jedem Fall interessiert und voller Emotionen und Gefühle steckt. Dass Julia Karnick mich so sehr fesselt und berührt, habe ich jedoch nicht erwartet. Die Figurenausarbeitung ist so detailliert, nahbar und echt, dass ich direkt einen Draht zu Frie und Robert knüpfen können. Ich habe es genossen, ihnen beim Erwachsenwerden in den Neunzigern und den ersten Schritten im erwachsenen Leben, hin zur Unabhängigkeit und ersten ernsten Beziehungen zu begleiten. Zwischen den leichten und unbefangenen Momenten sorgen Roberts kranke Mutter und Fries strenger Vater auch für ernste Momente.
Der Schreibstil ist flüssig, konnte mich von Beginn an fesseln und die Figurenentwicklung ist für mich absolut nachvollziehbar und sehr gut gelungen.
Eine absolute Empfehlung für alle, die gern Coming-of-Age-Geschichten oder Geschichten über das Erwachsenwerden, die Selbstfindung und die Entwicklung und Veränderung der Beziehung zwischen Protagonist*innen mögen!

Veröffentlicht am 08.09.2024

Aufwachsen in den 90ern

Geile Zeit
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Niclas Seydack ist 1990 geboren und hat somit seine Kindheit in den 90ern und seine Jugend in den 00ern verbracht. In "Geile Zeit" referiert er nicht nur auf den Song von Juli, den wir wohl alle, die um ...

Niclas Seydack ist 1990 geboren und hat somit seine Kindheit in den 90ern und seine Jugend in den 00ern verbracht. In "Geile Zeit" referiert er nicht nur auf den Song von Juli, den wir wohl alle, die um 1990 geboren sind, kennen, sondern blickt auf das Aufwachsen in den 90ern/00ern zurück.
Seydack erzählt in der Kindheit von den bunten Tüten, dem Abhängen mit Freundinnen draußen, analogen Spielen und einer gewissen Unbedarftheit - die mit 9/11 plötzlich endete, gefolgt von den ersten Amokläufen in Deutschland und der ersten Schwere, die in unseren Köpfen einsetzte. Weiter erzählt er von den ersten Schritten im Internet, Chats auf ICQ und die vermeintliche Möglichkeiten, die wir hatten - allerdings mit der Vorgabe, auf gar keinen Fall eine Lücke im Lebenslauf zu haben.

Gerade in der ersten Hälfte habe ich, geboren 1994, sehr viele Aspekte aus meiner Kindheit und Jugend wiedererkannt. Niclas Seydack hat so viele - in erster Linie positive - Erinnerungen bei mir hochgeholt, hat mich selbst meine Kindheit und Jugend Revue passieren lassen und hat mich mit seinem humorvollen und präzisen Erzählstil absolut abgeholt.
Die zweite Hälfte des Buches schließt unbezahlte Praktika, Corona und die Suche nach Sicherheit sowie die Startschwierigkeiten im Berufsleben ein, was mir einen eher melancholischen Vibe gegeben hat.

"Geile Zeit" ist eine gelungene Autobiographie einer Generation, in der sich die Leser
innen aus Seydacks Generation sicherlich wiederfinden, und alle anderen einen guten Einblick und Verständnis bekommen. Durch den Autor sind die Einblicke und Perspektiven cis-männlich geprägt, weshalb ich mich an einigen Stellen anders erinnere bzw. meine Lebensrealität eine andere war. Im Großen und Ganzen kann ich das Buch auf jeden Fall empfehlen.