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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.12.2021

Einblicke in die Schattenseiten

Die geilste Lücke im Lebenslauf – Die dunkle Seite
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Nach zehn Jahren weltweiter Reisen hat Nick Martin einige Erlebnisse und Erfahrungen gesammelt, die er zu den Schattenseiten, seinen sogenannten Fuck-ups, zählt. In kurzweiligen Episoden, die nicht chronologisch ...

Nach zehn Jahren weltweiter Reisen hat Nick Martin einige Erlebnisse und Erfahrungen gesammelt, die er zu den Schattenseiten, seinen sogenannten Fuck-ups, zählt. In kurzweiligen Episoden, die nicht chronologisch erzählt sind, erzählt er von zahlreichen Orten, Menschen, körperlichen sowie psychischen Umständen, die auf social media und in glanzvollen Reiseberichten definitiv keinen Platz fänden. So habe ich mich je nach Interesse und Laune durch die verschiedenen Kapitel gelesen, bin Nick Martin an all die Orte gefolgt, habe mit ihm mitgelitten und musste oftmals schmunzeln. Der Erzählton ist sehr kurzweilig, persönlcih und wirkt so wie ein sehr ehrlicher Einblick in seine Fuck-ups und den Umgang damit. Untermalt werden die Erlebnisberichte durch zahlreiche Fotos und kleine Kästchen, die eine Einordnung durch Sternebewertungen (körperlicher Schmerz, Herzschmerz, Mindfuck, Tollpatschfaktor und Gefahr) bilden. Insgesamt gefiel mir das Layout sowieso sehr gut.

Eine kurzweilige Lektüre, die in die Ferne einlädt und in der sich sicherlich eigene negative Reiseerfahrungen wiederfinden lassen.

Veröffentlicht am 31.12.2021

Erzählung mit diversen Beispielen

Wie du Menschen loswirst, die dir nicht guttun, ohne sie umzubringen
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Vorangestellt ist zu sagen, dass es sich hier um kein klassisches Sachbuch und keine wissenschaftliche Arbeit handelt. Stattdessen lässt Andrea Weidlich acht sehr unterschiedliche Charaktere in einem Retreat ...

Vorangestellt ist zu sagen, dass es sich hier um kein klassisches Sachbuch und keine wissenschaftliche Arbeit handelt. Stattdessen lässt Andrea Weidlich acht sehr unterschiedliche Charaktere in einem Retreat am See zusammenkommen, wo sie ein Wochenende voller intensiver Sitzungen, geleitet von Coach Paul, erleben. Im Laufe der Sitzungen erzählt jede Person von ihrer Erfahrungen mit toxischen Beziehungen, der persönlichen Probleme und Konsequenzen und Paul zeigt Lösungen auf, die alle als bereichernd empfinden.

Auch wenn ich mich selbst in keiner der beispielhaften Szenarien wiederfand, kann ich mir gut vorstellen, dass dies vielen gelingt. So sind der flüssige Schreibstil, der teils schoddrige und sehr zeitgemäße Umgangston sowie die erzeugte Atmosphäre einer gemeinsamen intensiven Gesprächsrunde an einem idyllischen Ort sicherlich eine gelungene Einladung, um mittels dieser Erzählung über eigene toxische Beziehungen, Lebensziele und den Selbstwert zu reflektieren.

Andrea Weidlich konnte mich nicht umhauen, aber ich fand die Idee sowie deren Umsetzung gelungen!

Veröffentlicht am 27.12.2021

Pflichtlektüre

Schwarzes Herz
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Durch ihre Ich-Erzählerin schildert Jasmina Kuhnke eindringlich, wie eine Schwarze Frau von Kindesbeinen an Rassismus, Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt ist und wie sich diese Strukturen in der Jugend ...

Durch ihre Ich-Erzählerin schildert Jasmina Kuhnke eindringlich, wie eine Schwarze Frau von Kindesbeinen an Rassismus, Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt ist und wie sich diese Strukturen in der Jugend und im Erwachsenenleben fortsetzen. Die geschilderten Erfahrungen gehen unter die Haut, schockieren, wühlen auf und machen betroffen. Thematisiert werden Alltagsrassismen, strukturelle Rassismen, toxische Beziehungen inklusive physischer und psychischer Gewalt.
Gesplittet sind die Kapitel in verschiedene Zeitebenen, es wird hin- und hergesprungen, ohne dass Flashbacks ausgelöst werden. Literarisch ist, gerade was den Aufbau betrifft, noch Verbesserungspotenzial vorhanden. Aber die Unmittelbarkeit, die raue Sprache und die detaillierten Beschreibungen, wann, wie und von wem Schwarze Frauen rassistisch behandelt werden und was dies mit dem Innenleben, Bildungschancen, Lebenseinstellungen und dem Selbstwertgefühl anrichtet, gleicht das allemal aus.

Absolute Pflichtlektüre!

Veröffentlicht am 27.12.2021

Brillant erzählt

Auf Basidis Dach
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Mona Ameziane erzählt in "Auf Basidis Dach" von ihrer Kindheit, ihrer Jugend und ihren frühen Erwachsenenjahren in Deutschland, von ihren Besuchen bei den Großeltern und ihrem Auslandsjahr in Marokko. ...

Mona Ameziane erzählt in "Auf Basidis Dach" von ihrer Kindheit, ihrer Jugend und ihren frühen Erwachsenenjahren in Deutschland, von ihren Besuchen bei den Großeltern und ihrem Auslandsjahr in Marokko. Dabei stellt sie sich selbst und ihrem Vater vor allem Fragen zur Herkunft, zu Unterschieden, Privilegien, Sehnsüchten und Rassismus. Sie nimmt uns mit auf diese gemeinsame Reise zu den Großeltern nach Fes, dem Schuljahr in Agadir und den Erfahrungen, sowohl in Deutschland als auch in Marokko als doch irgendwie "anders", "fremd", "nicht ganz zugehörig" zu gelten.
Neben den klugen Fragen, die Ameziane stellt, überzeugte mich vor allem ihr reflektierender Umgang rund um das Thema Herkunft. Außerdem wirkt es fast so, als wären wir bei den Gesprächen dabei, säßen mit im Auto und würden auch in der Medina von der Dachterasse herunterschauen. Ameziane stellt eine unglaubliche Nähe her, macht ihre Gedanken greifbar und nachvollziehbar. Dabei beantwortet sie die aufkommenden Fragen für sich, für ihren Vater und lässt trotzdem Platz für alle anderen Gedanken und Gefühle.

Ein brillant erzähltes Buch über Marokko, Deutschland und alles, was die Autorin selbst, die Länder und Kulturen miteinander verbindet oder voneinander trennt.

Veröffentlicht am 27.12.2021

Warum Frauen wütend sein sollten

Wut und Böse
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Ciani-Sophia Hoeder geht in "Wut und Böse" unter anderem den Fragen nach, wie die Wut von Frauen die Popkultur und die Geschichte beeinflusst hat, welchen Einfluss die Erziehung auf Frauen und deren Empfindungen, ...

Ciani-Sophia Hoeder geht in "Wut und Böse" unter anderem den Fragen nach, wie die Wut von Frauen die Popkultur und die Geschichte beeinflusst hat, welchen Einfluss die Erziehung auf Frauen und deren Empfindungen, ihren Umgang mit Wut, den Umgang mit Care Arbeit und die psychische Gesundheit hat. Vor allem jedoch beleuchtet sie, wie aus Wut der Mut zur Veränderung wird.

Wie viele andere Faktoren, Aspekte, Zusammenhänge und Komponenten ist auch Wut geprägt von patriarchalischen Strukturen und Sozialisierung. Wut und Frauen scheinen in unserer Gesellschaft ein Paradoxon zu sein, denn Frauen haben nicht wütend zu sein. Und falls doch, dann werden ihnen Hysterie, Zickigkeit, Unzufriedenheit oder fehlende sexuelle Befriedigung (durch einen Mann) zugeschrieben. Unter einem intersektionalen Blick beleuchtet Hoeder die vielschichtigen Ebenen der Wut von Frauen und stellt diese in direkten Bezug zu Wut von Männern.
Durch zahlreiche Statistiken und Studien, verschränkt mit und verdeutlicht durch persönliche Geschichten und Erfahrugen, präsentiert sie aktuelle Fakten und Zusammenhänge. Diese kontextualisiert sie und verortet sie gekonnt in den Strukturen unserer Gesellschaft. Sie zeigt auf, weshalb Frauen unbedingt wütend sein müssen, wie ihre Wut spürbar wird und wie diese für Veränderung mobilisiert werden kann.

Hoeder überzeugt durch einen präzisen Schreibstil und macht strukturelle Ungleichheiten unter Berücksichtigung von Intersektionalität ganz deutlich sichtbar.

Ein Buch, das meines Erachtens jede*r lesen sollte!