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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.05.2021

Etwas schwächer als der Vorgänger

Höllenkind
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"Höllenkind" war nach "Blutgott" der zweite Teil der Clara Vidalis-Reihe, den ich gelesen habe.
Nach dem verheerenden Ende des letzten Falles macht Clara Zwangsurlaub in Florenz, wo sie kurzerhand vom ...

"Höllenkind" war nach "Blutgott" der zweite Teil der Clara Vidalis-Reihe, den ich gelesen habe.
Nach dem verheerenden Ende des letzten Falles macht Clara Zwangsurlaub in Florenz, wo sie kurzerhand vom Vatikan um Hilfe gebeten wird. Bei der Hochzeit zweier Adelsfamilien in der Sixtinischen Kapelle bricht die Braut blutüberströmt zusammen - und das soll nicht die einzige Leiche bleiben.

Der Schreibstil von Veit Etzold ist sehr flüssig, einfach gehalten und die Kapitel sind recht kurz, was ein schnelles Lesetempo begünstigt. In das Geschehen bin ich durch die Vorkenntniss des Vorgängers gut hineingekommen und mochte auch, dass das Buch diesmal in Italien spielt. Woran es mir streckenweise gefehlt hat, war an Spannung und einige Dialoge kamen mir weniger authentisch und eher zweckmäßig vor. Etzold unterfüttert den Fall mit einem geballten historischen Wissen und häufigen Dan Brown- und Dante-Verweisen, die zwar interessant sind, für den Fall jedoch auch nicht essenziell und für meinen Geschmack den Spannungsbogen etwas flach gehalten hat. Auch wenn ich die Leichenbeschauungen interessant fand, kamen mir die einzelnen Ermittlungsschritte teilweise zu kurz und ich hatte den Eindruck, dass die Brutalität im Vordergrund standen.
Um wen es sich bei dem Mordenden handelt, war mir bereits nach dem ersten Drittel klar, weshalb im weiteren Verlauf und zum großen Finale auch leider keine großartige Spannung mehr aufkam.

Der Plot war an sich sehr interessant, die Umsetzung hat mich nicht vollkommen überzeugt.

Veröffentlicht am 11.05.2021

Schöne Geschichte, zwischendurch etwas langatmig

Die Rosen von Fleury
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Die Engländerin Emily Bennett erbt von ihrer Tante ein ziemlich heruntergekommenes Manoir im Städtchen Fleury-sur-Azurain. Da die Stadt für traumhafte Hochzeiten bekannt ist, lässt sich Emily von ihrer ...

Die Engländerin Emily Bennett erbt von ihrer Tante ein ziemlich heruntergekommenes Manoir im Städtchen Fleury-sur-Azurain. Da die Stadt für traumhafte Hochzeiten bekannt ist, lässt sich Emily von ihrer Freundin Isabelle überreden zu bleiben. Sie entschließt sich dazum das Manoir weider herzurichten, grundlegend zu renovieren und ein gemütliches Hotel zu eröffnen. Als das Geschäft gerade gut läuft, macht die Baronin ihr das Erbe streitig und Emily muss sich plötzlich mit Besitzstreitigkeiten und den Anbandlungen mit Jean-Luc, dem Sohn des Barons, auseinandersetzen.

Zunächst hat mich Jean Rémy mit den traumhaften Landschaftsbeschreibungen, dem französischen Flair und der Begeisterung der beiden Frauen angesteckt. Allerdings blieben die Figuren recht oberflächlich gezeichnet, entwickelten sich kaum weiter und handelten teilweise wie zickige Teenager, was für mich in dem Kontext unglaubwürdig war und die Handlung unnötig in die Länge zog - genau wie einige Abschweifungen und Nebenstränge. Obwohl Fleury-sur-Azurain für die romantische Szenerie und Liebesgeschichten bekannt ist, steckte mich die Flirterei der Figuren nicht allzu sehr an. Auch hier konnte ich einiges nicht nachvollziehen und die Begeisterung sprang nicht über.

Was mir hingegen sehr gut gefiel, war die Sprecherin. Hanna Baus hat eine sehr angenehme Stimme, liest beschwingt vor und konnte mich mit ihrer Intonation immer wieder einfangen.

Insgesamt ein schöner Liebesroman, der sich zwischenzeitlich etwas zieht, aber für eine kleine Auszeit mit Urlaubsfeeling sorgt.

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Nichts für zwischendurch

Mado
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Mados Vergangenheit ist geprägt von Drogen, Gewalt und Alkohol. Die Mutter hat sie und ihre beiden Schwestern ohne Vater großgezogen und Mados Großmutter verbrachte einen Teil ihres Lebens im Gefängnis. ...

Mados Vergangenheit ist geprägt von Drogen, Gewalt und Alkohol. Die Mutter hat sie und ihre beiden Schwestern ohne Vater großgezogen und Mados Großmutter verbrachte einen Teil ihres Lebens im Gefängnis. Mado möchte diesem Leben entfliehen und startet ihr eigenes Leben in Paris. Doch auch dort durchlebt sie eine gewaltvolle und abwertende Beziehung. Als sie ihren Boxer-Freund niederschlägt und glaubt, diesen umgebracht zu haben, flieht sie zurück in ihr altes Leben, muss zwangsläufig bei ihrer Mutter unterkommen, in der Kneipe aushelfen und auf die Hilfe ihrer Großmutter hoffen.

Mados Geschichte und der Schreibstil sind von Schwermut und gleichzeitiger Gleichgültigkeit geprägt. Obwohl es zahlreiche gewaltvolle Szenen gibt und schreckliche Ereigenisse und Lebensumstände geschildert werden, berührte mich das Buch kaum. Das mag in erster Linie an dem recht nüchternen, kühlen und distanzieren Schreibstil Wolfgang Franßens liegen oder aber an den vielen Wechseln, die mir erschwert haben, eine engere Verbindung zu Mado aufzubauen.

Die Schnittmengen zu MeToo und Cancel Culture konnte ich hier kaum bzw. nicht erkennen. Ja, es geht in weiten Teilen um Sexualität, Gewalt und soziale Ungleichheit. Einen engeren Bezug konnte ich jedoch nicht herstellen.

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Veröffentlicht am 18.04.2021

Gute Kombination aus Humor und Tiefgang

Die Erfindung des Dosenöffners
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Timur Aslan hat genug vom Westfälischen Kurier, bei dem er über Hühnerzucht und 100-jähriges Kegelvereinsjubiläum schreiben muss und die 70 Zeilen nur mit größter Mühe füllen kann. Sein nächstes ...

Timur Aslan hat genug vom Westfälischen Kurier, bei dem er über Hühnerzucht und 100-jähriges Kegelvereinsjubiläum schreiben muss und die 70 Zeilen nur mit größter Mühe füllen kann. Sein nächstes Ziel: Ein Volontariat bei einer größeren Zeitung und damit der Sprung weg vom langweiligen Lokaljournalismus der Kleinstadt und endlich der Auszug von zuhause. Dafür braucht er eine große Story. Umso besser, dass er auf die 70-jährige Annette trifft, die ein großes Geheimnis hat und ihm erzählen will, wie sie den Dosenöffner gefunden hat.

Tarkan Bagci hat einen sehr humorvollen und flüssigen Schreibstil, sodass sich das Buch sehr schnell lesen lässt. Mich konnte er vor allem durch scharfe Alltagsbeobachtungen überzeugen, die er überspitzt in sehr bildlicher Sprache pointiert. Auch die Figurenausarbeitung und -entwicklung ist ihm sehr gut gelungen, weshalb es ein Vergnügen war, Timur und Annette bei ihren Ausflügen zu begleiten und gemeinsam mit ihnen über absurde Dialoge und Beobachtungen zu lachen.

Ein witziges Buch, mit Tiefgang, wenn es um die künftige Lebensgestaltung und die Frage nach den Merkmalen von Glück geht, das mir ein paar sehr unterhaltsame Lesestunden bereitet hat!

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Veröffentlicht am 18.04.2021

Ein zartes und berührendes Buch mit Tiefgang

Das Geschenk eines Regentages
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"Das Geschenk eines Regentages" berichtet in vier Teilen von vier Frauen, die sich auf unterschiedlichen Wegen mit Verlust, Angst und Liebesfragen auseinandersetzen müssen und auf unterschiedlichen Wegen ...

"Das Geschenk eines Regentages" berichtet in vier Teilen von vier Frauen, die sich auf unterschiedlichen Wegen mit Verlust, Angst und Liebesfragen auseinandersetzen müssen und auf unterschiedlichen Wegen zu einer Katze gekommen sind. Abwechselnd wird aus Sicht der jeweiligen Katze und der Figur erzählt, was die Perspektivwechsel, die verschiedenen Lebensweisen und vor allem die Bindung zueinander nachvollziehen lässt.

Die beiden Autorinnen haben mich mit ihrem stimmungsvollen Erzählton begeistern und vor allem berühren können. Er reichte von zart, über melancholisch bis hin zu traurig und behandelt neben den alltäglichen Fragen unseres Lebens die zwischenmenschlichen Beziehungen und deren Herausforderungen sowie die Entwicklung einer empathischen und fürsorglichen Mensch-Tier-Beziehung in beide Richtungen.

Den Schreibstil würde ich stellenweise als poetisch bezeichnen und durch die vermenschlichten Züge und reflektierten Gedankengänge der Katzen schwingt etwas sehr Weises, Philosophisches mit, was nicht nur für Katzenbesiterinnen und -liebhaberinnen geeignet ist.

Für mich eine absolute Neuentdeckung, die mich berühren konnte und mir zauberhafte Lesestunden schenkte!

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