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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.05.2020

Sehr detailliert und langatmig, dennoch eine schöne Familiengeschichte

Wie uns die Liebe fand
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Madame Nan, mittlerweile 92 Jahre alt, erzählt aus der Retrospektive von ihrem Leben als junge Frau im Elsass. Wie die deutschen Soldaten in ihr Dorf kamen, wie das die Stimmung verändert hat, wie sie ...

Madame Nan, mittlerweile 92 Jahre alt, erzählt aus der Retrospektive von ihrem Leben als junge Frau im Elsass. Wie die deutschen Soldaten in ihr Dorf kamen, wie das die Stimmung verändert hat, wie sie später ihren Mann verlor und ihre fünf Töchter allein großziehen musste, und wie sie den Laden ihres Nachbarn Monsieur Boberschram geschenkt bekamen, in den sie sich verliebt.


Der Anfang gefiel mir gut. Der Ton, in dem Madame Nan erzählt, ist ruhig, sie lässt sich Zeit, das Dorf, ihre Töchter, die Beziehung zu ihnen zu beschreiben und wie ihre beiden ältesten ihre Freunde kennengelernt haben. Als Marie und Malou jedoch auf die Idee mit den Liebesbomben kamen und sehr langatmig und wiederholend beschrieben wurde, was das mit den Bewohnern macht und wie viel Sex plötzlich im Dorf herrschte, fand ich vieles davon sehr absurd, zu detailliert beschrieben und habe auch keine Relevanz feststellen können.

Madame Nan hätte ich das eine oder andere Mal schütteln können, wenn es um Monsieur Boberschram und ihre unerwiderte Liebe ging. Auf der einen Seite hat sie sich und ihre Töchter als sehr starke Frauen beschrieben, die sich durchsetzen, und dann lässt sie sich über Jahre hinweg von ihrem Nachbarn fast schon herablassend und demütigend behandeln. Aber gut, im Grunde war das sicherlich vermeintlich wichtig für das "Geheimnis aus der Vergangenheit", das die beiden verbindet und spät aufgelöst wird.

Den Schluss fand ich dann wieder besser als den Mittelteil, bei manchen Dingen wusste ich, weshalb auf die Art erzählt wurde, wie Madame Nan es tat, vieles blieb noch immer absurd, langatmig, irrelevant und zu detailreich. Trotzdem konnte der Schluss auf fast schon versöhnliche Art einiges wiedergutmachen.

Ein Roman, dessen Plot im Grunde gut ist, der ohne große Höhen und Tiefen vor sich hin plätschert und zwischendurch gut gelesen werden kann, wenn man sich viel Zeit nimmt und auf die Voodoo-Künste der Liebesbomben einlässt.


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Veröffentlicht am 23.05.2020

Romantischer Thriller

Der Bodyguard
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Maik fängt einen neuen Job im Sicherheitsteam des schwerreichen Unternehmers Peter van Holland an und soll dessen Tochter Lynn beschützen. Beim ersten Kennenlernen verliebt er sich Hals über Kopf in sie ...

Maik fängt einen neuen Job im Sicherheitsteam des schwerreichen Unternehmers Peter van Holland an und soll dessen Tochter Lynn beschützen. Beim ersten Kennenlernen verliebt er sich Hals über Kopf in sie und nach kurzer Zeit muss er feststellen, dass sie diese Gefühle erwidert. Doch in seinem Job als Personenschützer ist eine derartige Beziehung unmöglich. Als kurzfristig die Sicherheitsstufe enorm angehoben wird, unterschätzt Maik die Gefahr und muss zusehen, wie Lynn brutal entführt wird.


Sonja Rüther hat einen irgendwie lässigen Schreibstil, der es schafft, sämtliche Stimmungen zu transportieren. So lernt man zunächst Maik, seine Freunde, sein Umfeld und seinen Tagesrhythmus kennen, liest von seinen Träumen und Wünschen von der Zukunft. Auch wenn Maiks Figur sehr detailliert beschrieben wird, kommt keinerlei Langeweile auf. Beim Kennenlernen spürt man förmlich die Funken und das Kribbeln, das in der Luft liegt. Die Autorin kann auch diese flirty Stimmung nachfühlen lassen.

An dem Punkt, an dem es mir fast schon zu schnulzig und dramatisch wird, weil die Beziehung offenbar für beide nicht sicher scheint, kommt dann unvermittelt Spannung auf, die bis zum Schluss aufrecht erhalten wird.

Packend wird von der Entführung, den Forderungen und Maiks Suche nach Lynn erzählt, bei der allen LeserInnen sicher viele Vermutungen in den Sinn kommen, welches Motiv hinter diesem Verbrechen stehen.

Das Finale ist spannungsgeladen, die Ereignisse sind rückblickend alle schlüssig und nachvollziehbar.


Ein romantischer Thriller, der Liebe und Spannung vereint!

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Veröffentlicht am 15.05.2020

Sehr konstruiert und weniger spannend als der Klappentext suggeriert

VERGESSEN - Nur du kennst das Geheimnis
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Kirsty zieht mit ihrer Mutter, ihrem Mann und ihren zwei Töchtern nach Wales, wo sie ein altes Pfarrhaus kaufen und renovieren. Ein Gästehaus in ihrer alten Heimat zu eröffnen scheint ein perfekter Neuanfang ...

Kirsty zieht mit ihrer Mutter, ihrem Mann und ihren zwei Töchtern nach Wales, wo sie ein altes Pfarrhaus kaufen und renovieren. Ein Gästehaus in ihrer alten Heimat zu eröffnen scheint ein perfekter Neuanfang nach dem Selbstmordversuch ihres Mannes zu sein. Doch am Eröffnungswochenende treffen neben den angekündigten Gästen auch Verwandte ein, die sich nicht angekündigt haben, und die Kirsty nicht dort haben möchte. Zu vieles ist unausgesprochen und steht zwischen ihnen. Als ihre Cousine Selena stirbt, versucht sie herauszufinden, wer sie ermordet hat und stößt dabei auf einige düstere Geheimnisse.

Das Buch ist durch den sehr flüssigen und angenehmen Schreibstil recht schnell zu lesen. Noch schöner wäre es, wenn auch der Inhalt die LeserInnen konstant fesseln und mit Spannung erfüllen würde. Dem war leider nicht immer so. Das erste Drittel des Buches ist recht zäh. Einerseits will viel über die einzelnen Figuren erzählt werden, andererseits will so wenig wie möglich preis gegeben werden und alles geheimnisvoll erscheinen.
Der Selbstmordversuch von Adrian und Selenas Tod sind im Klappentext explizit genannt. Der Mord geschieht erst etwa in der Hälfte des Buches und Adrians Selbstmordversuch wird erst kurz vorher als solcher benannt. Alles wirkt konstruiert und plätschert so vor sich hin, ohne zu wissen, worauf die Handlung hinauslaufen soll.
Als in der Hälfte alle relevanten Figuren anwesend sind und Selena tot ist, nimmt das Geschehen Fahrt auf und konnte mich tatsächlich kurzzeitig fesseln. Ich habe mitgerätselt, über einige Geheimnisse gestaunt und wie Kirsty versucht den Mörder/die Mörderin ausfindig zu machen.
Das letzte Drittel knüpft allerdings wieder am ersten an. Die Handlung geht in ihrer eigenen Erzählweise irgendwie verloren, einzelne Handlungen der Figuren sind nicht nachvollziehbar bzw. die Figuren verhalten sich alle ambivalent, was irritiert und nicht das Buchgeschehen unterstützt.
Alles gipfelt in einem Ende und einer Auflösung, die nicht nur konstruiert, sondern auch an den Haaren herbeigezogen wirkt. Vieles wurde nicht aufgelöst, obwohl es als wichtig markiert wurde, und bleibt neben dem Ende stehen.

Ein Thriller, dessen Spannungsbogen nicht allzu straff ist, nur mit einem Drittel wirklich überzeugen kann, aber wegen des Schreibstils doch gut lesbar ist.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Eine schriftstellerische Meisterleistung und überraschend vielschichtig

American Dirt
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Lydia muss mit ihrem 8-jährigen Sohn Luca fliehen, weil ein Drogenkartell alle Mitglieder ihrer Familie hingerichtet hat. Nur sie beide haben überlebt und sind ab jetzt angsterfüllt, weil sie das Kartell ...

Lydia muss mit ihrem 8-jährigen Sohn Luca fliehen, weil ein Drogenkartell alle Mitglieder ihrer Familie hingerichtet hat. Nur sie beide haben überlebt und sind ab jetzt angsterfüllt, weil sie das Kartell auf ihrer gefährlichen Flucht von Acapulco in die USA nicht kriegen darf.

Jeanine Cummins hat einen sehr fesselnden und intensiven Schreibstil, der mich völlig vereinnahmt hat. Mit Lydia hat sie einen sehr starken Charakter erschaffen, deren Gefühle, Ängste und Emotionen unmittelbar zu spüren sind.
Neben der Brutalität und den Facetten des Lebens in einer Gegend, die von einem Drogenkartell beherrscht wird, werden die Gefahren auf der Flucht thematisiert: Überfälle, Vergewaltigungen, der eigene Tod und die Fahrt auf dem Güterzug "La Bestia".
In einem spannenden Erzählstil verfolgen wir Lydias und Lucas neuen Alltag mit, sehen, wie sich einzelne Figuren weiterentwickeln und mit welchen Widrigkeiten sie zu kämpfen haben.

Ein toll erzählter, sehr spannender Roman, der ganz subtil sozialkritisch ist und die Realität vieler Geflüchteter, Schlepper und Opfern von Attentaten schildert.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Spannender Auftakt einer neuen Reihe

Belladonna
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Sara Linton ist Kinderärztin und Gerichtsmedizinerin und findet bei einem eigentlich gemütlichen Abend im Diner eine übel zugerichtete Frau, die geradezu hingerichtet wurde. Ihr Puls ist noch ganz schwach, ...

Sara Linton ist Kinderärztin und Gerichtsmedizinerin und findet bei einem eigentlich gemütlichen Abend im Diner eine übel zugerichtete Frau, die geradezu hingerichtet wurde. Ihr Puls ist noch ganz schwach, trotzdem ist es für Wiederbelebungsmaßnahmen zu spät. Sara und ihrém Ex, Chief Jeff Tolliver, der die Ermittlungen leitet, ist klar, dass wahrscheinlich weitere Frauen ermordet werden können.

Mir gefällt der Erzählstil gut. Während zu Beginn recht viel zu Saras Alltag und ihrem Privatleben erzählt wird, findet sie recht schnell die ermordete Collegeprofessorin, deren brutale Verstümmelungen detailliert beschrieben werden. Für zart besaitete LeserInnen ist "Belladonna" daher vielleicht nichts, weil alles, was mit der Tötung und dem Verfahren mit den Opfern zusammenhängt, brutal und explizit geschildert wird.

Lange Zeit habe ich einen Täter vermutet, dessen Motiv mir jedoch fehlte. Sara und Jeff fehlt das auch. Während wir wissen, dass der Mord irgendetwas mit Saras Vergangenheit zu tun haben muss, tappen die Ermittler lange im Dunkeln. Trotzdem besteht ein Spannungsbogen, der in einem turbulenten Finale gipfelt.

Streckenweise waren mir die Schilderungen der Privatleben von Sara, dem Mordopfer und dessen Schwester zu ausführlich, kamen mir irrelevant oder als Füllmaterial vor. Da zwischen Jeff und Sara noch einiges spürbar unausgesprochen steht, und die beiden in den nächsten Teilen der Reihe sicherlich wieder zusammen arbeiten werden, ist dieser Seitenstrang wahrscheinlich nicht ganz unerheblich.

Nina Petri hat recht unaufgeregt und kühl gesprochen, ohne große Emotion, was rückblickend sehr gut zu "Belladonna" gepasst hat.

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