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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.07.2019

Gelungener Psychothriller!

Silent Victim
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Emmas und Alex' Ehe läuft bestens: Sie sind beide beruflich erfolgreich, wohnen in einem großen Haus und haben einen Sohn, der sie mit Glück erfüllt. Als Alex einen besseren Job angeboten wird und ein ...

Emmas und Alex' Ehe läuft bestens: Sie sind beide beruflich erfolgreich, wohnen in einem großen Haus und haben einen Sohn, der sie mit Glück erfüllt. Als Alex einen besseren Job angeboten wird und ein Umzug bevorsteht, muss Emma noch eine Kleinigkeit erledigen: Auf dem Grundstück ist die Leiche ihres ehemaligen Lehrers Luke verbuddelt, die sie vor dem Hausverkauf beseitigen muss. Doch da das vermeintliche Grab leer ist, muss sie ihrem Mann von den damaligen Geschehnisse berichten.

Caroline Mitchell hat mit "Silent Victim" einen packenden Psychothriller geschaffen. Es wird aus verschiedenen Perspektiven, in der Gegenwart und der Vergangenheit erzählt. Natürlich lässt Emmas Ausgangssituation vermuten, dass mit ihr etwas nicht stimmt, oder sie sich falsch erinnert. Doch mit jedem Kapitel steigen die Zweifel, ob es tatsächlich Emma ist, die anderen etwas vormacht. Nahezu jede Figur gerät früher oder später ins Fadenkreuz der Verdächtigungen.
Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel haben eine gute Länge und die Perspektiven- und Zeitwechsel lassen Spannung aufkommen.
Einzig die Figuren blieben für mich ein wenig konturenlos, was wohl an der Mischung aus Plot und Darstellung liegt. Jedoch ändert die fehlende Bindung oder die genaue Vorstellungskraft einzelner Figuren nichts an dem brillianten Finale.

Veröffentlicht am 14.06.2019

Gedanken und Konflikte auf Reisen mit MS

Und morgen die Welt
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Samira Mousa bekommt mit Anfang 20 die Diagnose Mulitple Sklerose, was ihre Welt auf den Kopf stellt.
Einige Jahre später kündigt sie ihren Job in einer Berliner Musikagentur und macht sich als Bloggerin ...

Samira Mousa bekommt mit Anfang 20 die Diagnose Mulitple Sklerose, was ihre Welt auf den Kopf stellt.
Einige Jahre später kündigt sie ihren Job in einer Berliner Musikagentur und macht sich als Bloggerin und Autorin auf die Reise - raus in die Welt.

Das Buch beginnt am Abreisetag. Samira Mousa erzält nicht, wie es zu der Diagnose gekommen ist, was MS eigentlich für eine Krankheit ist und wie sie bei ihr ausgeprägt ist. Alle eher spärlichen Informationen, die die Leserinnen bekommen, befinden sich gestreut in den Kapiteln. Wer Wissen über MS und den Krankheitsverlauf hat, kann sich dann einige Dinge zusammenreimen.

Wer sich bei "Und morgen die Welt" auf einen spannenden Reisebericht, vielleicht mit Fotos und malerischen Beschreibungen gefreut hat, wird eventuell enttäuscht. Das Buch beinhaltet kein einziges Foto und auch die einzelnen Beschreibungen (unter anderem war Samira in Cartagena, Oaxaca, Medellin und Nusa Pendia) bleiben eher schlicht und außen vor.
Vielmehr handelt es sich um die Reise des Inneren, auf die Samira sich macht. Sie teilt, welche Aufgaben und Arbeiten sie als Bloggerin in welcher Stadt hat, mit wem sie sich dort trifft oder wen sie dort kennt.
Sie teilt mit den Leser
innen ihre Gedanken und Gefühle über das Erlebte - sowohl in positiver als auch in negativer Form. Dazu gehören die eigenen körperlichen und mentalen Grenzen, die hier vor allem durch die MS verursacht werden, die zwischenmenschlichen, kulturellen Konflikte und auch, wie sich die Beziehung zu Freund Mats verändert.

Auch wenn Samira Mousa sehr viele Gedanken in Bezug auf sich selbst, ihre Krankheit und ihre Zukunft in den einzelnen Reiseetappen teilt, hatte ich leider zu keinem Zeitpunkt ein intensives Gefühl des (Mit-)Erlebens. Das mag an Mousas Schreibstil liegen, der eher beschreibend und schildernd ist, Dialoge genauso schildernd äußert wie Aktivitäten und kein besonders literarischer oder erzählerischer, ästhetischer Stil ist. Wenn man bedenkt, dass Samira ihre Reiseerfahrungen und Gedanken mit MS teilt, ist der Inhalt sicher wichtiger als der Stil. Dennoch war mir das Bucht oftmals zu nüchtern und abgeklärt geschrieben, irgendwie wirkte vieles abgehakt und wenig emotional.

Obwohl der Stil und die Verknüpfung der Reiseorte mit Erlebtem nicht ganz so waren, wie ich es erwartet und gehofft habe, habe ich Samira Mousas Geschichte über diesen Reiseabschnitt, die sich eher als Lebensbericht entpuppt hat, gern lesen.

Veröffentlicht am 10.06.2019

Eine Ode an die Freundschaft

Vom Zauber der Freundschaft
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Irmtraud Tarr teilt in "Vom Zauber der Freundschaft" mit dem Leser ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus Freundschaften. Dies tut sie viel weniger im Sachbuchstil, als ich basierend auf dem Klappentext ...

Irmtraud Tarr teilt in "Vom Zauber der Freundschaft" mit dem Leser ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus Freundschaften. Dies tut sie viel weniger im Sachbuchstil, als ich basierend auf dem Klappentext erwartet habe, sondern vielmehr in Anekdoten. Sie erzählt von ihren verschiedenen Freundschaften, den unterschiedlichen Qualitäten, Wohlfühlmomenten, den Gesprächsthemen, Aktivitäten und Hürden und Konflikten. Was sie in jedem Kapitel macht: Sie lobt ihre Freundschaften, ist dankbar für sie und schreibt ihnen Lebensqualität zu.
Das Buch ist kein Ratgeber, der konkrete Tipps gibt, den Leser mit erhobenem Zeigefinger belehrt oder einen Königsweg beschreibt. Irmtraud Tarr lässt den Leser an ihren persönlichen Erfahrungen teilnehmen, die Personen selbst in Kategorien einteilen oder Verbindungen zu eigenen Freundschaften herstellen. Die Lektüre regt zur Reflexion an, der eigenen Freundschaften, der Qualitäten oder vielleicht Freundschaften zu beenden/verändern und bekräftigt, wie wichtig Freunde sind.
Im Grunde inspiriert "Vom Zauber der Freundschaft", indem es Aha-Momente erleben und zig Gedanken durch den Kopf ziehen lässt.

Veröffentlicht am 02.06.2019

Eine Liebeserklärung an das Leben

Solange sie tanzen
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Ada Friedberg ist über 80 Jahre alt und musste sich vor einem Jahr von ihrem geliebten Mann Hans verabschieden. Was ihr bleibt sind der Boxer Hemingway, der seit einigen Jahren an ihrer Seite ist, ihre ...

Ada Friedberg ist über 80 Jahre alt und musste sich vor einem Jahr von ihrem geliebten Mann Hans verabschieden. Was ihr bleibt sind der Boxer Hemingway, der seit einigen Jahren an ihrer Seite ist, ihre Kinder und vor allem ihre Erinnerungen. Die Erinnerungen an ihre Jugend, an das Kennenlernen von Hans , an den gemeinsamen Kampf um ihre Liebe und schließlich die gemeinsamen Ehejahre.
Täglich macht sich für Ada ihr fortschreitendes Alter bemerkbar, denn sie vergisst. Sie vergisst, was sie erledigen wollte, neue Begegnungen und die Geschichten der Nachbarn.
Was sie jedoch nicht vergisst ist das abendliche "Fernsehen", wenn sie mit einem Fernglas das tanzende Paar im alten Haus in der Nachbarschaft beobachtet und sich an die Zeiten mit Hans erinnert.

Der Roman wird aus zwei Perspektiven erzählt: die Geschehnisse in der Gegenwart, die täglichen Hürden und das Fortschreiten von Adas Demenz und Passagen aus der Vergangenheit, die die Liebesgeschichte von Hans und Ada erzählen.

Barbara Leciejewski hat nicht nur den Mut bewiesen, sich mit dem schwierigen Thema Demenz literarisch auseinanderzusetzen, sondern hat die Verarbeitung mit Bravour gemeistert. Obwohl detailliert beschrieben wird, wie Ada mental abbaut, welche Dinge sie vergisst, was sie sich nicht merken kann und wie sie die Gegenwart mit der Vergangenheit mischt, ist das Buch kein tragisches, trauriges, das den Leser herunterzieht. Gerade durch die Passagen, die die Liebe zwischen Hans und Ada, die Lebensfreude und die Qualität der Erinnerung beschreiben, verdeutlichen, dass das Leben, wie Ada es gelebt hat, genau richtig war. Ihre Erinnerungen und Rückblicke sind lebensbejahend. Und diese Einstellung lässt die Autorin in jedem Satz mitschwingen. Selbstverständlich ist es nicht leicht zu lesen, wie die Demenz Besitz von Ada ergreift. Doch genauso erfüllend sind die Emotionen, die Liebe zu Hans, zur Familie, zum Hund und zum Leben selbst, die in jedem Satz mitschwingen.

"Solange sie tanzen" ist ein intensiver Roman, der berührt, erfüllt und vor allem Mut vermittelt. Mut zu lieben, Mut zu leben und wie schön die Erinnerungen an das Leben sind!

Veröffentlicht am 01.06.2019

Eine Enttäuschung

10 Stunden tot
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"10 Stunden tot" war mein erstes gelesenes Buch von Stefan Ahnhem. Da er als Bestsellerautor gekennzeichnet und für seine spannenden Plots gelobt wurde, war ich sehr gespannt und voller freudiger Erwartung.
Ich ...

"10 Stunden tot" war mein erstes gelesenes Buch von Stefan Ahnhem. Da er als Bestsellerautor gekennzeichnet und für seine spannenden Plots gelobt wurde, war ich sehr gespannt und voller freudiger Erwartung.
Ich muss hinzufügen, dass ich die Vorgänger nicht gelesen habe und daher nicht beurteilen kann, inwiefern sie Wissen vorweg liefern.

Fabian Risk erholt sich noch von einem schweren Schlag innerhalb seiner Familie, kehrt jedoch wegen des kniffligen Falls in die Ermittlungen zurück. Es tauchen Leichen auf, deren Tod scheinbar kein Motiv, keinen gemeinsamen Nenner und demnach auch keinen vermutlichen Täter hat. Risk und sein Team sollen dem Täter, der seine Opfer anscheinend willkürlich auswählt, wie der Leser erfährt durch Wüfeln, auf die Schliche kommen.

Parallel zu diesem Fall öffnet Stefan Ahnhem noch drei weitere Handlungsstränge, die teilweise so wirken, als wären sie noch aus dem vorherigen, dritten Band mitgeschleppt worden. Zunächst ist die Orientierung zwischen all den Figuren, deren Zugehörigkeit und Ausgangslage schwierig einzuordnen - durch die Anzahl der Figuren und der Menge des Erzählten.

Der Würfler nimmt im Verlauf des Buches immer weniger Raum ein, obwohl ich davon ausgegangen bin, dass es in erster Linie darum geht, diese Ermittlungen voranzutreiben und den Fall zu lösen. Dafür treten sämtliche Nebenhandlungen in den Mittelpunkt.
Der Schreibstil ist zwar flüssig und lässt sich gut lesen, die Sprache wird aus mir nicht plausiblen Gründen immer vulgärer und Spannung kommt nur passagen- oder kapitelweise auf. An einer Gesamtspannung oder gar einem straff gespannten Spannungsbogen fehlt es gänzlich.

Obwohl ich die verschiedenen Stränge skeptisch beäugt habe, weil ich mich gefragt habe, wie der Autor sie wohl auf der verbliebenen Anzahl der Seiten lösen und vor allem miteinander in Verbindung bringen will, habe ich auf ein starkes Ende gehofft. Das konnte mich jedoch nur enttäuschen durch seine Offenheit, die mir in keiner Form plausibel oder nachvollziehbar erschien.

Wer wissen will, bei wem es sich um den Würfler handelt, muss wohl den fünften Band kaufen und hoffen, dass dort Handlungsstränge beendet und nicht nur neue aufgemacht werden.