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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.06.2019

Eine Ode an die Freundschaft

Vom Zauber der Freundschaft
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Irmtraud Tarr teilt in "Vom Zauber der Freundschaft" mit dem Leser ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus Freundschaften. Dies tut sie viel weniger im Sachbuchstil, als ich basierend auf dem Klappentext ...

Irmtraud Tarr teilt in "Vom Zauber der Freundschaft" mit dem Leser ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus Freundschaften. Dies tut sie viel weniger im Sachbuchstil, als ich basierend auf dem Klappentext erwartet habe, sondern vielmehr in Anekdoten. Sie erzählt von ihren verschiedenen Freundschaften, den unterschiedlichen Qualitäten, Wohlfühlmomenten, den Gesprächsthemen, Aktivitäten und Hürden und Konflikten. Was sie in jedem Kapitel macht: Sie lobt ihre Freundschaften, ist dankbar für sie und schreibt ihnen Lebensqualität zu.
Das Buch ist kein Ratgeber, der konkrete Tipps gibt, den Leser mit erhobenem Zeigefinger belehrt oder einen Königsweg beschreibt. Irmtraud Tarr lässt den Leser an ihren persönlichen Erfahrungen teilnehmen, die Personen selbst in Kategorien einteilen oder Verbindungen zu eigenen Freundschaften herstellen. Die Lektüre regt zur Reflexion an, der eigenen Freundschaften, der Qualitäten oder vielleicht Freundschaften zu beenden/verändern und bekräftigt, wie wichtig Freunde sind.
Im Grunde inspiriert "Vom Zauber der Freundschaft", indem es Aha-Momente erleben und zig Gedanken durch den Kopf ziehen lässt.

Veröffentlicht am 02.06.2019

Eine Liebeserklärung an das Leben

Solange sie tanzen
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Ada Friedberg ist über 80 Jahre alt und musste sich vor einem Jahr von ihrem geliebten Mann Hans verabschieden. Was ihr bleibt sind der Boxer Hemingway, der seit einigen Jahren an ihrer Seite ist, ihre ...

Ada Friedberg ist über 80 Jahre alt und musste sich vor einem Jahr von ihrem geliebten Mann Hans verabschieden. Was ihr bleibt sind der Boxer Hemingway, der seit einigen Jahren an ihrer Seite ist, ihre Kinder und vor allem ihre Erinnerungen. Die Erinnerungen an ihre Jugend, an das Kennenlernen von Hans , an den gemeinsamen Kampf um ihre Liebe und schließlich die gemeinsamen Ehejahre.
Täglich macht sich für Ada ihr fortschreitendes Alter bemerkbar, denn sie vergisst. Sie vergisst, was sie erledigen wollte, neue Begegnungen und die Geschichten der Nachbarn.
Was sie jedoch nicht vergisst ist das abendliche "Fernsehen", wenn sie mit einem Fernglas das tanzende Paar im alten Haus in der Nachbarschaft beobachtet und sich an die Zeiten mit Hans erinnert.

Der Roman wird aus zwei Perspektiven erzählt: die Geschehnisse in der Gegenwart, die täglichen Hürden und das Fortschreiten von Adas Demenz und Passagen aus der Vergangenheit, die die Liebesgeschichte von Hans und Ada erzählen.

Barbara Leciejewski hat nicht nur den Mut bewiesen, sich mit dem schwierigen Thema Demenz literarisch auseinanderzusetzen, sondern hat die Verarbeitung mit Bravour gemeistert. Obwohl detailliert beschrieben wird, wie Ada mental abbaut, welche Dinge sie vergisst, was sie sich nicht merken kann und wie sie die Gegenwart mit der Vergangenheit mischt, ist das Buch kein tragisches, trauriges, das den Leser herunterzieht. Gerade durch die Passagen, die die Liebe zwischen Hans und Ada, die Lebensfreude und die Qualität der Erinnerung beschreiben, verdeutlichen, dass das Leben, wie Ada es gelebt hat, genau richtig war. Ihre Erinnerungen und Rückblicke sind lebensbejahend. Und diese Einstellung lässt die Autorin in jedem Satz mitschwingen. Selbstverständlich ist es nicht leicht zu lesen, wie die Demenz Besitz von Ada ergreift. Doch genauso erfüllend sind die Emotionen, die Liebe zu Hans, zur Familie, zum Hund und zum Leben selbst, die in jedem Satz mitschwingen.

"Solange sie tanzen" ist ein intensiver Roman, der berührt, erfüllt und vor allem Mut vermittelt. Mut zu lieben, Mut zu leben und wie schön die Erinnerungen an das Leben sind!

Veröffentlicht am 01.06.2019

Eine Enttäuschung

10 Stunden tot
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"10 Stunden tot" war mein erstes gelesenes Buch von Stefan Ahnhem. Da er als Bestsellerautor gekennzeichnet und für seine spannenden Plots gelobt wurde, war ich sehr gespannt und voller freudiger Erwartung.
Ich ...

"10 Stunden tot" war mein erstes gelesenes Buch von Stefan Ahnhem. Da er als Bestsellerautor gekennzeichnet und für seine spannenden Plots gelobt wurde, war ich sehr gespannt und voller freudiger Erwartung.
Ich muss hinzufügen, dass ich die Vorgänger nicht gelesen habe und daher nicht beurteilen kann, inwiefern sie Wissen vorweg liefern.

Fabian Risk erholt sich noch von einem schweren Schlag innerhalb seiner Familie, kehrt jedoch wegen des kniffligen Falls in die Ermittlungen zurück. Es tauchen Leichen auf, deren Tod scheinbar kein Motiv, keinen gemeinsamen Nenner und demnach auch keinen vermutlichen Täter hat. Risk und sein Team sollen dem Täter, der seine Opfer anscheinend willkürlich auswählt, wie der Leser erfährt durch Wüfeln, auf die Schliche kommen.

Parallel zu diesem Fall öffnet Stefan Ahnhem noch drei weitere Handlungsstränge, die teilweise so wirken, als wären sie noch aus dem vorherigen, dritten Band mitgeschleppt worden. Zunächst ist die Orientierung zwischen all den Figuren, deren Zugehörigkeit und Ausgangslage schwierig einzuordnen - durch die Anzahl der Figuren und der Menge des Erzählten.

Der Würfler nimmt im Verlauf des Buches immer weniger Raum ein, obwohl ich davon ausgegangen bin, dass es in erster Linie darum geht, diese Ermittlungen voranzutreiben und den Fall zu lösen. Dafür treten sämtliche Nebenhandlungen in den Mittelpunkt.
Der Schreibstil ist zwar flüssig und lässt sich gut lesen, die Sprache wird aus mir nicht plausiblen Gründen immer vulgärer und Spannung kommt nur passagen- oder kapitelweise auf. An einer Gesamtspannung oder gar einem straff gespannten Spannungsbogen fehlt es gänzlich.

Obwohl ich die verschiedenen Stränge skeptisch beäugt habe, weil ich mich gefragt habe, wie der Autor sie wohl auf der verbliebenen Anzahl der Seiten lösen und vor allem miteinander in Verbindung bringen will, habe ich auf ein starkes Ende gehofft. Das konnte mich jedoch nur enttäuschen durch seine Offenheit, die mir in keiner Form plausibel oder nachvollziehbar erschien.

Wer wissen will, bei wem es sich um den Würfler handelt, muss wohl den fünften Band kaufen und hoffen, dass dort Handlungsstränge beendet und nicht nur neue aufgemacht werden.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Spannend wird's erst zum Schluss

So schöne Lügen
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Louise ist 29 und hat drei mittelmäßige Jobs, damit sie sich das wenig luxuriöse Leben in New York leisten kann. Aus dem Traum, eine berühmte Schriftstellerin zu werden, ist noch keine Realität geworden. ...

Louise ist 29 und hat drei mittelmäßige Jobs, damit sie sich das wenig luxuriöse Leben in New York leisten kann. Aus dem Traum, eine berühmte Schriftstellerin zu werden, ist noch keine Realität geworden. Und da man in NewYork nur bis zum 30. Lebensjahr jemand werden kann, tickt die Uhr gefährlich.
Anders läuft es bei der 23-jährigen Lavinia, die reiche Eltern hat und sich leisten kann, wonach ihr ist. Dazu gehören Alkohol, Drogen, exklusive Partys und Designerklamotten. Louise lernt Lavinia durch ihren Nachhilfejob kennen und wird durch sie in das Luxusleben eingeführt. Ein Leben, das sie sich niemals leisten könnte, jedoch traumhaft findet und sich so sehr gewünscht hat.
Doch schnell stellt sich heraus, dass die Freundschaft toxisch ist, es viel Arbeit bedeutet, nicht in Lavinias Ansehen zu sinken und dieser Glamour an Lavinias Seite seinen Preis hat.

Dass Louise diesen Preis auf sehr makabere Weise zahlen muss, lässt der Erzähler den Leser schon zu Beginn wissen. Der Roman ist ständig durch die Voraussagen und Andeutungen des Erzählers gespickt. Bei der Lektüre ist also von vornherein klar, dass Lavinia stirbt. Die Frage ist nur, wie, wann, und was danach mit Louise passiert.
Leider hat mir das absolut das Spannungsgefühl genommen, ich war gerade im mittleren Drittel eher gelangweilt von immergleichen Darstellungen der Partys, Alhokohlexzesse und den nichtssagenden Dialogen. Obwohl die Figuren zunächst klar gezeichnet erscheinen, verlieren sie sich ebenfalls in einer schwammigen Mischung und ihre Schärfen verblassen. Der Schreibstil war eher abgehackt und eintönig, was den Lesefluss nicht zusätlich beschwingt hat.

Erst die letzten Kapitel haben mich dann wieder mit stärkerem Interesse lesen lassen.
Ich habe mit einem früher einsetzenden Spannungsbogen gerechnet, mehr psychologischem Input und fesselnden Momenten.

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  • Spannung
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Veröffentlicht am 26.05.2019

Abgefahren

Dschungel
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Friedemann Karig hat mich bereits mit dem Cover und dem Klappentext gekriegt, sodass ich das Lesen kaum erwarten konnte. Und wie erhofft hat er mich auch mit dem gesamten Roman abgeholt.

Der Erzähler ...

Friedemann Karig hat mich bereits mit dem Cover und dem Klappentext gekriegt, sodass ich das Lesen kaum erwarten konnte. Und wie erhofft hat er mich auch mit dem gesamten Roman abgeholt.

Der Erzähler bricht überstürzt nach Kambodscha auf. Sein bester Freund Felix ist dort spurlos verschwunden, seine Mutter sorgt sich und auch der Erzähler stellt keine Sekunde lang in Frage, ob er Felix suchen muss. Bereits aus diesem Verhalten geht hervor, dass ihre Freundschaft durch ein für den Leser noch unsichtbares Band derart fest gehalten wird.
Durch Rückblenden lichtet sich die Freundschaft langsam. Felix und der Erzähler lernen sich in der Grundschule kennen, verbringen ihre Freizeit miteinander und machen gemeinsam erste Erfahrungen mit Alkohol, Drogen, Mädchen und Sex. Der Erzähler als netter Typ von nebenan und Felix als Rebell. Beide sind auf unerklärliche Weise abhängig voneinander und je weiter ich gelesen habe, desto stärker kam mir die Frage, weshalb die beiden noch immer befreundet sind und der Erzähler so verzweifelt im Dschungel Kambodschas nach Felix sucht.

Friedemann Karig legt in "Dschungel" einen ungewöhnlichen Schreibstil an den Tag, der zwischen kalter Nüchternheit und intensiven, fast schon nihilistischen Tönen schwankt. Obwohl er so viel schildert, bleibt umso mehr ungesagt und schwingt zwischen den Zeilen mit.
Wobei es für mich zunächst ein Roman über eine toxische Freundschaft war, der sich ganz gut zwischendurch lesen lässt, hat er mich ab der Hälfte gepackt und nicht mehr losgelassen. Bis zum Schluss offenbart der Autor dem Leser immer neue Zusammenhänge und entlässt ihn am Ende fast schon ratlos und gleichzeitig ungemein wissend.
Eine absolute Leseempfehlung über die Bedeutung des Lebens, Hürden und Bestandteile einer Freundschaft und die Schwierigkeit erwachsen zu werden.