Platzhalter für Profilbild

sveso

Lesejury Star
offline

sveso ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sveso über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.02.2019

Vom Jäger zum Gejagten

Im Totengarten
0

Die Psychologin Alice Quentin, die die Polizei in Ermittlungen unterstützt, findet beim Laufen eine Frauenleiche, die brutal zugerichtet wurde. Der Mörder hat Kreuze in ihre Haut geritzt und die junge ...

Die Psychologin Alice Quentin, die die Polizei in Ermittlungen unterstützt, findet beim Laufen eine Frauenleiche, die brutal zugerichtet wurde. Der Mörder hat Kreuze in ihre Haut geritzt und die junge Frau am Crossbone Yard, dem Friedhof, auf dem Prostituierte namenlos begraben sind, abgelegt. Alles erinnert an den Fall Ray Benson, der junge Frauen gemeinsam mit seiner Frau ermordet hat. Der ist jedoch im Gefängnis verstorben und Marie Benson befindet sich noch immer in Haft und ist nahezu verblindet. Obwohl Alice die Arbeit mit Mördern nicht gewohnt ist, unterstützt sie die Polizei.
Doch auch privat hat sie viel zu tun, da ihr Bruder Will drogenabhängig und obdachlos ist, ihre Mutter nichts Schlechtes an sich heranlässt und Alice noch immer die den väterlichen Schläge aus ihrer Kindheit zu verarbeiten hat. Die Liaison mit dem Chirugen Sean beendet sie kurzerhand, weil sie keine feste Beziehung möchte.

Fesselnd berichtet Kate Rhodes im Prolog von Alices Kindheit, die von Schlägen und dem Alkoholismus des Vaters geprägt ist. Die sich daraus entwickelten Charakterzüge werden dem Leser durch Alices Gedanken und Flashbacks immer wieder vor Augen geführt.
Die Polizei kommt mit ihren Ermittlungen nur langsam voran und als Alice über eine zweite Frauenleiche stolpert, nimmt der Fall persönliche Züge an, da der Mörder Alice in sein Visier genommen hat.

Die Handlungen sind nachvollziehbar geschildert, durch neue Entwicklungen baut sich der Spannungsbogen konstant auf, es kommen während des Lesens immer neue Ansätze und Gedanken seitens des Lesers ins Spiel. Und obwohl die Auflösung kein unbekanntes Schema ist und für mich nicht vollkommen überraschend war, war der Weg dorthin spannend.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Cremiger Krimi

Tote Tulpen
0

Der 16-jährige Leon wird auf Bewährung aus dem Jugendknast entlassen und soll in einem Blumenladen arbeiten. Dort stolpert er gleich bei seiner Ankunft über eine Leiche und beschließt zusammen mit Laura, ...

Der 16-jährige Leon wird auf Bewährung aus dem Jugendknast entlassen und soll in einem Blumenladen arbeiten. Dort stolpert er gleich bei seiner Ankunft über eine Leiche und beschließt zusammen mit Laura, der Tochter des Blumenladenbesitzers, den Mord auf eigene Faust aufzuklären. Dabei kommen die beiden Hauptkommissar Hauptmeister nicht nur ein Mal in die Quere.

Der Krimi nimmt sich als solchen selbst nicht ganz ernst, aber das Buch ist auch als Roman gekennzeichnet, sodass die Krimi-Elemente nicht an erster Stelle stehen. An erster Stelle steht hingegen die Unterhaltung des Lesers, die durch lockere jugendsprachliche Witze hervorgerufen werden soll.
Mir hat das Buch insofern gefallen, als ich es recht schnell und locker zur Unterhaltung für zwischendurch gelesen habe. Leons Pointen waren oft vorhersehbar und daher nicht überraschend witzig. Obwohl die Sprache das Alter der beiden widerspiegeln sollte, finde ich es an vielen Stellen einfach zu viel, zu gekünstelt, zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Auch das Alter der beiden wirkt manchmal unglaubwürdig, weil sie sich nicht dementsprechend verhalten.

Trotz allem würde ich sagen, dass es sich hier um einen unterhaltenden Jugendroman handelt, der mit flotten Sprüchen daherkommt und sich selbst nicht ganz ernst nimmt. Als bestes Beispiel steht dafür wohl Herr Hauptkommissar Hauptmeister.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Zahnärztin unterläuft Polizeiermittlung

Tote haben kein Zahnweh
0

Die Zahnärztin Dr. Leocardia Kardiff findet in der Nachbarwohnung ihres Therapeuten, bei dem sie ihre Spritzenphobie behandeln lässt, die Leiche von Hedda Kernbach. Bei ihr handelt es sich um die tote ...

Die Zahnärztin Dr. Leocardia Kardiff findet in der Nachbarwohnung ihres Therapeuten, bei dem sie ihre Spritzenphobie behandeln lässt, die Leiche von Hedda Kernbach. Bei ihr handelt es sich um die tote "Pudding-Wichte", deren Tod Leo keine Ruhe lässt. Also begibt sich sich auf eigene Faust auf Spurensuche und bringt sich dabei nicht nur ein Mal in Gefahr.

Der Einstieg in den Kriminalroman ist bereits sehr speziell, da der Mord an Hedda Kernbach aus ihrer Perspektive erzählt wird und sie statt Furcht Spott über den Mörder äußert. Das gesamte Buch ist auf derartiger humoristischer Basis aufgebaut. Das ist wohl Geschmacksache. Zu Beginn fand ich es ganz nett, als Abwechslung zu anderen Krimis, aber irgendwann fand ich es dann eher drüber. Außerdem erweckte es den Eindruck, als nehme sich der Krimi selbst nicht ernst. Befeuert wird dies durch di Protagonistin Leo, die naiv, verunsichert und ungefestigt daherkommt. Weshalb sie mit ihrem Lebensabschnittsgefährten Magister (!) Heinz - nebenbei bemerkt: er ist noch verheiratet - zusammen ist, scheint sie selbst nicht so genau zu wissen. Ihre Aussagen, Handlungen und vor allem ihre Gedankengänge passen so gar nicht zu einer 44-jährigen persönlich gefestigten Frau, die eine Gemeinschaftspraxis hat und zwei Töchter im Teenageralter, sondern eher zu einem 17-jährigen Mädchen.


Der Krimi legt den Fokus auf verschiedene Personen: zum einen auf Hedda, die zu Beginn ermordet, und Heidi, die im Verlauf attackiert wird, und zum anderen auf die Ermittelnden (Leocardia, und Hauptkommissar Jakob Zimmer samt Team) und auf den Mörder.

Leocardias Verhalten ist fraglich und nur mäßig glaubwürdig - wenn man sie als naiv und unreflektiert abstempelt, wird es glaubwürdiger. Trotz allem sind die Geschehnisse und Entwicklungen des Krimis in sich schlüssig und klären sich vollkommen auf. Leider habe ich schon sehr früh geahnt auf was Isabella Archan hinaus wollte und wurde leider nicht überrascht.

Einige Teile des Krimis plätscherten recht langweilig dahin, weil nichts Spannendes passierte und ich über Leos Art zu denken nicht lachen konnte.

Cosy-Krimi-Liebhaber, die über Leos Humor lachen können, und denen es nichts ausmacht, dass keine bis wenig Spannung aufkommt und das Ende recht vorhersehbar ist, werden hier trotzdem auf ihre Kosten kommen.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Todesstrand

Todesstrand
0

Emma Klar war Polizistin und trug eigentlich den Namen Josy. Nachdem ihre Ermittlungen gegen einen Mädchenhändlerring schief liefen und sie von dessen Anführer Teith und seinen Männern gefangen gehalten, ...

Emma Klar war Polizistin und trug eigentlich den Namen Josy. Nachdem ihre Ermittlungen gegen einen Mädchenhändlerring schief liefen und sie von dessen Anführer Teith und seinen Männern gefangen gehalten, vergewaltigt und beinahe getötet wurde, musste sie ihre Identität wechseln. Nun lebt sie in Wismar und arbeitet in einer Detektei. Ihren ersten Fall bestreitet sie zusammen mit Johanna, die beim BKA arbeitet, und Emma so hilft, verdeckt ermitteln zu können. Ein Vater möchte den Tod seiner Tochter erneut untersucht haben, da er nicht an einen Suizid glaubt. In diesem Zusammenhang finden Emma und Johanna heraus, dass es weitere junge Mädchen gibt, die verschwunden sind. Emma nähert sich bei den Ermittlungen erneut Teith, dessen Name in diesen Fall eingebunden ist.

Der Ostsee-Krimi beginnt mit einem packenden Prolog, der von der Nacht handelt, in der Emma von Teith gefangen gehalten wurde und nur knapp überlebte.

Die weiteren Kapitel setzen sich aus den beiden Handlungssträngen zusammen: Teith, der seine offene Rechnung mit Emma unbedingt begleichen will, und die Ermittler, die den Fall der verschwundenen Mädchen aufklären wollen. Da die Kapitel kurz gehalten sind, lässt sich das Buch sehr schnell lesen. Befeuert wird das durch den Fokus, der hierbei auf unterschiedliche Personen gelegt wird. So erfährt der Leser, was Emma, Johanna, ihre Kollegen und Teith und seine Männer vorhaben, wie sie vorgehen, was ihnen widerfährt und kann so schnell eigene Theorien aufstellen.

Der Handlungsverlauf hat mich nicht überrascht, da die einzelnen Zusammenhänge absehbar waren. Gepusht wurde die Handlung durch Details, wie die sexuellen Vorlieben einiger Figuren oder die Verhältnisse der Figuren untereinander.

Obwohl der Schreibstil hervorragend unkompliziert ist, die Kapitel kurz sind und dem Leser reichlich Perspektiven geboten werden und er aufgrund all dieser Faktoren von der Handlung und der im Verlauf ansteigenden Spannung mitgerissen wird, enttäuscht das Ende. Die Spannung, die hier in den einzelnen Kapiteln und durch die Verstrickungen aufgebaut wird, reißt abrupt ab. Die Konfliktlösung war zu schnell, zu unspektakulär. Würde das Erzähltempo nicht so schnell angezogen, könnte der Spannungsbogen etwas sachter abklingen und der Leser würde nicht so hart aus der Handlung gerissen.

Insgesamt handelt es sich hier jedoch um einen spannenden Krimi mit einer glaubwürdigen Handlung.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Nicht jeder der sucht, findet

Druckstaueffekt
0

Eine junge Frau verlässt ihre sichere Beziehung zu dem Mann, den sie liebt. Die beiden hatten tolle Jahre zusammen und stehen ihre Depression gemeinsam durch. Trotzdem hat sie das Gefühl, dass ihr etwas ...

Eine junge Frau verlässt ihre sichere Beziehung zu dem Mann, den sie liebt. Die beiden hatten tolle Jahre zusammen und stehen ihre Depression gemeinsam durch. Trotzdem hat sie das Gefühl, dass ihr etwas fehlt, sie nicht hat, was sie braucht. Daher verlässt sie den Mann, den sie liebt, um sich und ihre Wünsche zu finden, geht von Club zu Club und vögelt sich mit verschiedenen Männern durch die Nächte. Obwohl sie bei jedem Mann etwas findet, das ihr gefällt, fehlt ihr ebenso noch immer das, was sie sucht.
Die Geschichte wird von der Protagonistin in der Ich-Erzählweise berichtet. Dabei wendet sie sich an das "Du", den Mann, den sie liebt. Diesem erzählt sie von ihren Erfahrungen, ihren Gefühlen und den Beziehungen und Sexerlebnissen, die sie mit den diversen Männern eingeht und erlebt. Dabei bleibt das "Du" stets eine vage Option für die Zukunft, die Ich-Erzählerin hält sich offen, ob sie, nachdem sie gesucht hat, was sie möchte und sich ausgetobt hat, zu ihm zurückkehrt. Schließlich muss sie einen Strich ziehen und sich entscheiden - für oder gegen die Liebe zu dem Mann, den sie einst so geliebt hat.

Die Szenen werden realistisch beschrieben. Der Schreibstil ist nüchtern, unromantisch und berührt trotzdem auf ganz bezaubernde Weise, weil die Geschichte, die erzählt wird, ehrlich und aufrichtig klingt. Die junge Frau nimmt den Leser mit durch das tägliche und nächtliche Berlin, zu ihren Männerbekanntschaften und in ihr Inneres - wobei die kursiv gedruckten Einschübe, die die Protagonistin selbst verfasst, ihr verworrenes, unsicheres und unstrukturiertes Inneres offenbart.