Platzhalter für Profilbild

sveso

Lesejury Star
offline

sveso ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sveso über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.02.2019

Emotional, mitreißend und authentisch

Alles Glück eines Lebens
0

Karen Neulander ist politische Beraterin in New York und alleinerziehende Mutter. Ihre Karriere läuft bestens und ihren sechsjährigen Sohn Jacob liebt sie über alles. Doch die Diagnose, dass sie bald ...

Karen Neulander ist politische Beraterin in New York und alleinerziehende Mutter. Ihre Karriere läuft bestens und ihren sechsjährigen Sohn Jacob liebt sie über alles. Doch die Diagnose, dass sie bald an Eierstockkrebs sterben wird, rüttelt ihre kleine perfekte Familienwelt durcheinander, denn sie will für Jacobs Zukunft vorsorgen und organisiert alles, was sie als wichtig erachtet. Doch Jacob hat einen sehnlichen Wunsch: Er will seinen Vater kennenlernen. Kann Karen sich überwinden, Kontakt zu dem Mann aufnehmen, der sie einst so stark verletzt hat und ihn in Jacobs Leben lassen?

Lauren Grodstein hat für den Plot ein hervorragendes Erzählformat ausgewählt: Karen schreibt an ihren Sohn Jacob. So erfährt der Leser auf ganz natürliche Art und Weise, wie es Karen geht, welche Gefühle sie hat, wie stark die Liebe zu ihrem Sohn ist, wie sehr sie mit dem Krebs kämpfen muss und welche Sorgen sich bilden. Diese Unmittelbarkeit eröffent einen direkten Zugang zu der Mutter-Sohn-Beziehung und nimmt den Leser mit auf Karens emotionale Reise einiger Monate ihrer Erkrankung.
Der Schreibstil ist sanft und zärtlich, wenn es um die positiven Gefühle und die starke Zuneigung zu Karens Sohn oder ihrer Schwester geht, erbost und aufgeregt an anderen Stellen. Die Gefühlsschwankungen, Gedankengänge und Handlungen werden durch den Schreibstil unterstützt und dadurch noch authentischer als der Plot und die Figuren ohnehin sind.

Lauren Grodstein hat einen mitfühlenden Roman geschaffen, der emotional mitreißt, dennoch nicht beschönigt und den Fokus auf die Liebe der Mutter zu ihrem Sohn legt, und durch das gewählte Format einen schönen Schluss findet!

Veröffentlicht am 09.02.2019

Als Einsteigerlektüre geeignet

No More Bullshit
0

Sexismus ist in unserem Alltag stets zu finden. Gerade Aussagen wie "Männer sind eben das stärkere Geschlecht" oder "Verstehst du keinen Spaß?", wenn Vorurteile in flapsigen Sprüchen über Frauen formuliert ...

Sexismus ist in unserem Alltag stets zu finden. Gerade Aussagen wie "Männer sind eben das stärkere Geschlecht" oder "Verstehst du keinen Spaß?", wenn Vorurteile in flapsigen Sprüchen über Frauen formuliert werden, sind keine Seltenheit.

Das Frauennetzwerk Sorority verfolgt mit der Veranstaltungsreihe "No more Bullshit!" das Ziel diesen Aussagen mit Gegenwind durch Fakten zu begegnen. Das Buch dazu soll die Leserschaft für die nächsten Stammtischparolen wappnen.
"No more Bullshit!" besteht aus zwei Teilen: Zunächst werden die Stammtischthematik beleuchtet, Parollen und entsprechende Phrasen identifiziert, die Diskussionen sprengen sollen, und Methoden und Kommunikationsstrategien aufgeführt, die als Gegenmittel anwendbar sind. Im zweiten Teil werden dann bekannte Aussagen beleuchtet.
Da die einzelnen Texte von unterschiedlichen Autoren und Autorinnen stammen, die in verschiedenen Fachgebieten ansässig sind und persönliche Interessen einfließen lassen, gaben mir einige mehr als andere. Generell ist zu sagen, dass jeder Text einen guten Impuls gibt und der Finger auf das (altbekannte) Problem zeigt. Dennoch bleibt es oft bei diesem Impuls, weil keine nennenswerten Statistiken oder Fakten an die Hand gegeben werden, die - wie von den Herausgeberinnen vorausgesagt - für derartige Diskussionen befähigen.
Vielmehr handelt es sich hier um ein gutes Einsteigerbuch für alle, die anfangen sich mit Feminismus auseinanderzusetzen. Das Buch gibt Impulse und vermittelt trotz provokanter, humoristischer und streitbarer Erzählmittel die wichtigen Gegenstände. Allerdings handelt es sich um Einführungen und um tatsächlich mit Wissen und Diskussionsmaterial gewappnet zu sein, muss sich darüber hinaus selbst weitergebildet und informiert werden.

Als Anleitung für Debatten nicht tiefgreifend genug, aber ein guter Impulsgeber!

Veröffentlicht am 09.02.2019

Feministin sagt man doch!

Feministin sagt man nicht
0

Hanna Herbst widmet sich mit ihrem Buch "Feministin sagt man nicht" sowohl den positiven als auch den kritischen Seiten von Feminismus.
Einleitend sei gesagt, dass es sich bei dem Begriff "Feminismus" ...

Hanna Herbst widmet sich mit ihrem Buch "Feministin sagt man nicht" sowohl den positiven als auch den kritischen Seiten von Feminismus.
Einleitend sei gesagt, dass es sich bei dem Begriff "Feminismus" oder "Feministin" um einen meist negativ konnotierten handelt, in dem viele männerhassende, haarige, emanzipierte Frauen sehen.
Doch Hanna Herbst räumt mit diesem Klischee auf und erklärt, dass es sich dabei weder um eine Beleidigung noch um Hass handelt. Vielmehr werden Strukturen im Patriarchat offengelegt, die Frauen benachteiligen und eine Gleichberechtigung in vielen Bereichen (noch) behindert.
Dabei geht die Autorin beispielsweise auf Frauen ein, die sich zuhause um die Kinder kümmern (müssen), weil der Mann mehr verdient als sie, die metoo-Debatte oder die Stereotype und Rollenbilder, die Pornographie vermittelt.
Anstatt plakativ mit Hass gegen bestehende Strukturen oder Männer im Allgemeinen vorzugehen, legt sie Fakten und Studien offen, erklärt und zeigt diejenigen Situationen und Bereiche auf, in denen Feminismus sinnvoll ist. Dabei gibt sie Ausblicke auf mögliche Verbesserungen, lobt andererseits, was Vorreiter*innen bereits erreicht haben.
Untermalt wird der faktenbasierte Schreibstil von humorvollen und sarkastischen Tönen und Zitaten berühmter Persönlichkeiten, die Hanna Herbsts Aussagen unterstützen oder pointiert formulieren.

Ich habe in letzer Zeit das ein oder andere Buch über Feminismus gelesen, von denen dieses hier eindeutig das beste war. Es ist inhaltlich sehr gut, vermittelt ein positives und bestärkendes Gefühl, gibt konkrete Sachverhalte und Ansätze an die Hand und kommt vor allem zu dem Schluss, dass man Feministin auf jeden Fall sagen sollte.

Veröffentlicht am 09.02.2019

Spannend, aber sehr viele Längen

Dornenherz
0

Meredith Fallon ist Kinder- und Jugendpsychologin und kümmert sich vor allem um sexuellen Missbrauch und Misshandlung. Als sie in Begleitung einer ihrer Schützlinge Opfer eines Mordanschlags wird, beginnen ...

Meredith Fallon ist Kinder- und Jugendpsychologin und kümmert sich vor allem um sexuellen Missbrauch und Misshandlung. Als sie in Begleitung einer ihrer Schützlinge Opfer eines Mordanschlags wird, beginnen Adam Kimble und sein Team zu ermitteln. Und schon bald tauchen weitere Leichen auf.

Wer Karen Rose kennt, weiß wie flüssig und packend sie schreiben kann. In der Regel stehen in ihren Thrillern ein Mann und eine Frau mit einer gewaltigen Vergangenheit im Fokus und kommen sich näher - verbunden durch den Fall, den sie währenddessen lösen. Es tauchen in "Dornenherz" sehr viele Figuren aus den Vorgängern auf, die einen festen Platz in Merediths Leben haben. Gerade wenn man die Vorgänger nicht gelesen hat, oder das schon eine Weile her ist, kann die Zuordnung der entsprechenden Personen herausfordernd sein. Und auch wenn das nicht auf Anhieb gelingt, beeinflusst das die Lektüre und das Verständnis der Handlung kaum.
Karen Rose hat einen packenden Anfang gewählt, der einen starken Spannungsbogen aufbaut. Leider gehören viele Passagen der Annäherung und Vereinigung von Meredith und Adam. Zum einen waren mir die Dialoge oft zu lang, zu konstruiert und haben sich wiederholt. Zum anderen wurde für mich der Spannungsbogen unterbrochen und ich empfand viele Passagen als Längen. Trotzdem ist es der Autorin gelungen, die Handlungen des Täters anschaulich zu beschreiben und den Spannungsbogen weiterzuführen. Selbstverständlich gipfelt das Buch in einem fulminanten Finale, das mit einem großen Knall alles auflöst.

Karen Roses Schreibstil ist toll, sie weiß, wie sie spannende Fälle erschafft und aufzieht. Und obwohl ich die Lektüre sehr genossen und das Buch verschlungen habe, haben mich die Längen gestört.

Veröffentlicht am 09.02.2019

Ein Briefroman, der berührt

Das Versprechen, dich zu finden
0

Tina, Landfrau aus England, erinnert sich an den Tollund-Mann, der in einem dänischen Museum ausgestellt ist. Professor Glob, der ihn damals im Moor gefunden hat, beeindruckte sie und ihre Schulfreundin ...

Tina, Landfrau aus England, erinnert sich an den Tollund-Mann, der in einem dänischen Museum ausgestellt ist. Professor Glob, der ihn damals im Moor gefunden hat, beeindruckte sie und ihre Schulfreundin Bella so sehr, dass sie beschlossen haben, den Tollund-Mann eines Tages gemeinsam anzuschauen. Doch dazu kam es bis zu Bellas Tod nicht. In Erinnerung an diesen gemeinsamen Traum schreibt Tina einen Brief an Professor Glob. Statt ihm antwortet jedoch der dänische Kurator Anders. Langsam entsteht eine Brieffreundschaft zwischen den Beiden, wechselt der Ton vom Förmlichen ins Persönliche und die Geschichten von der Oberflächlichkeit in die Tiefe.

Anne Youngson kann mich mit den langsamen und leisen Tönen, mit denen sie die Briefe von Tina und Anders schreiben lässt, berühren. Es wird schnell klar, dass Anders und Tina sich trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft und ihres Lebensstils dieselben Fragen stellen. Fragen an sich selbst und an das Leben. Haben sie die richtigen Entscheidungen getroffen? Leben sie das Leben, das sie sich vorgestellt haben? Haben sie sich ihre Träume erfüllt?
Von Brief zu Brief kann sich der Leser den beiden nähern, lesen, wie sich beide öffnen und Fragen aufgeworfen werden, die sich der Leser vielleicht selbst stellt.

Die Geschichte von Anders und Tina ist bewegend und berührt durch ihre Intensität. Anne Youngson hat einen wunderbaren Schreibstil, indem sie sehr malerisch und anschaulich schreibt. Viele Lebensweisheiten verpackt sie punktgetreu in einem knappen Bild.