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Veröffentlicht am 15.12.2022

Geliebte Heimat, geliebtes Berlin

Die Suche nach Heimat
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Ich muss gestehen, dass mir der Name Mascha Kaléko bis vor Kurzem noch nichts sagte. Da ich jedoch sämtliche Romane der Autorin, erschienen unter einem anderen Pseudonym, liebe und verschlungen habe, war ...

Ich muss gestehen, dass mir der Name Mascha Kaléko bis vor Kurzem noch nichts sagte. Da ich jedoch sämtliche Romane der Autorin, erschienen unter einem anderen Pseudonym, liebe und verschlungen habe, war es für mich selbstverständlich auch dieses Herzensprojekt von ihr zu lesen.

Mit Begeisterung habe ich vor der Lektüre des Buches an einer Lesung mit Indra Maria Janos teilgenommen. Neben Ausschnitten aus dem Buch erfuhr ich viele wesentliche Dinge aus dem Leben von Mascha Kaléko und merkte wieviel Herzblut der Autorin hier zugrunde liegt.

Mascha floh seinerzeit im Kindesalter mit ihren jüdischen Eltern von Galazien nach Berlin. Sie rang immer wieder vergeblich um Anerkennung durch ihre Eltern, die Mascha immer wieder mit ihrer Vorzeigeschwester Lea verglichen. Viel zu jung heiratet sie im Jahr 1928 mit gerade 20 Jahren den 9 Jahre älteren Hebräischlehrer Saul Kaléko. Dreh- und Angelpunkt Ihres Lebens ist das Romanische Café am Auguste-Viktoria-Platz, der Treffpunkt für Künstler, Journalisten, Verleger und die es werden möchten. Ihr größter Traum ist es, sich als Dichterin einen Namen zu machen und einen der begehrten Plätze im Schwimmerbassin des Cafés zu ergattern, wo bereits bekannte Größen verkehren. Mit Hilfe der richtigen Kontakte und Sauls Unterstützung gelingt es Mascha ihre ersten Verse in einer bekannten Zeitung zu veröffentlichen. Die nachfolgenden Jahre werden sehr erfolgreich für sie, sogar zwei Gedichtbände erscheinen im Rowohlt-Verlag, bis das jüdische Volk immer mehr durch den Nationalsozialismus in Gefahr gerät. Während der Unruhen verliebt sie sich in den Musiker Chemjo Vinaver, der ihr all das gibt, was sie bei ihrem Mann Saul vermisst. Mascha ist hin- und hergerissen und verschließt sich lange vor einer Entscheidung für einen der beiden Männer. Bis zuletzt hat sie sich gewehrt, ihr geliebtes Berlin, ihre Heimat zu verlassen, doch im Jahr 1938 ließ es sich nicht vermeiden. Mascha emigriert nach Amerika.

Indra Maria Janos hat mit jeder Zeile ihres Buches ihre Verehrung für Mascha Kaléko zum Ausdruck gebracht. Ihr bewegtes Leben, ihre Gefühle, ihre Ängste, ihre Hoffnung, ich habe alles mit Mascha geteilt. Saß im Romanischen, trank meinen Kaffee und stellte mit Schrecken fest, dass nach und nach viele mir lieb gewonnene Personen von den Braunen vertrieben wurden.

Zwei Mal kehrt Mascha im Verlauf ihres Lebens nach Berlin zurück auf der Suche nach ihrer Heimat, doch Berlin hat ihr den Rücken gekehrt. Diese Schilderungen empfand ich als absolut berührend und ich hatte mehr als einmal Tränen in den Augen.

Nicht zuletzt durch die umfangreiche Recherche ist mit diesem Buch ein Stück deutsche Zeitgeschichte lebendig geworden. Sämtliche genannten Personen sind historisch belegbar und machen diese Roman-Biographie zu etwas Besonderem. Auch wer kein Lyrik-Fan ist, erhält hier wahren Lesegenuss vom Feinsten. Deshalb von mir eine klare Leseempfehlung und volle 5 Sterne für diese wunderbare Roman-Biographie. Es war mir eine Ehre mit Mascha Kaléko Bekanntschaft zu machen.

Mein Fazit:
Ein kleines Stück deutsche Zeitgeschichte über ein Ausnahmetalent, dem meiner Meinung nach viel zu wenig Bekanntheit zuerkannt wird. Zusammengetragen und erzählt von einer ehrlichen und aufrichtigen Bewunderin der lyrischen Werke von Mascha Kaléko.

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Veröffentlicht am 15.12.2022

Unterhaltsam, jedoch zu wenig Tiefe

Das Erbe von Morham Manor
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Auch hier machten mich Cover und Klappentext neugierig auf mein erstes Buch von Valentina May. Die leichte und flüssige Schreibweise machte mir den Einstieg in die Geschichte leicht.
Die junge Larissa ...

Auch hier machten mich Cover und Klappentext neugierig auf mein erstes Buch von Valentina May. Die leichte und flüssige Schreibweise machte mir den Einstieg in die Geschichte leicht.
Die junge Larissa studiert in Berlin. Als ihr Großvater mit einem Schlaganfall ins Krankenhaus kommt, kehrt sie zurück in ihre Heimatstadt Oldenburg. Kurz nachdem er ihr einen Schlüssel übergibt und ein paar entschuldigende Worte stammelt, die seine verstorbene Frau Angelika betreffen, verstirbt er. Larissa, deren Neugier geweckt ist, versucht dem Ganzen auf dem Grund zu gehen. Mit ungeöffneten Briefen sowie dem Tagebuch ihrer Großmutter Angelika macht sie sich auf den Weg nach Schottland und damit in die Vergangenheit.

Bei diesem Buch bin ich ehrlichgesagt etwas zwiegespalten. Die Anfangsszenen in Oldenburg fand ich gut beschrieben, gerade auch die Beschreibung der Gefühle und Ängste von Larissa und ihrer Mutter Ella, die mit Großvater Hugo nunmehr auch das letzte Familienmitglied verloren haben. Dabei leiden sie immer noch sehr unter dem Tod von Larissas Vater vor drei Jahren. Dementsprechend innig ist das Verhältnis von Ella und Larissa.

Ella fühlte sich von ihrem Vater nie anerkannt, da sie nicht in die familiäre Backstube einsteigen wollte. Sie kann nicht verstehen, warum Larissa die Vergangenheit nicht ruhen lassen kann, unterstützt diese jedoch.

Auch die Rückblicke in die 1950er Jahre, die durch die Tagebuch-Einträge von Angelika bekannt werden sind interessant, nachvollziehbar und empathisch beschrieben. Ich habe mit Angelika und ihrer großen Liebe gelitten. Konnte jedoch ihre Entscheidung zu der damaligen zeit verstehen. Wäre die Wahrheit ans Licht gekommen, hätte sie ziemliche Probleme in der Gesellschaft gehabt.

Mit Beginn des Schauplatzes Schottland verlor für mich die Geschichte leider etwas an ihrem Reiz. Ich konnte mir gleich ausmalen, wo hin der Weg geht. Dies ist nicht unbedingt ein Mangel, wenn der Verlauf spannend und abwechslungsreich gestaltet ist. Die Begegnung mit Rowan, dem Earl of Keith, ist von Anfang an sehr klischeebehaftet, die Dialoge zwischen ihm und Larissa haben wenig Tiefe, so als würde man sich mit einem Fremden übers Wetter unterhalten. Den alten Maler Col hingegen fand ich richtig toll. Ich konnte spüren, dass sein Herz gebrochen war wegen einer verlorenen Liebe. Deshalb konnte ich ihm seine mürrische und verbitterte Art auch gleich verzeihen. Zu gerne würde ich an seinem Lieblingsplatz auf den Klippen stehen und sehen wie er das Licht in seiner Malerei einfängt.

Dank der bildhaften Beschreibungen der Autorin hatte ich die raue Schönheit Schottlands bildhaft vor Augen. Nicht nur einmal spürte ich den Wind in meinen Haaren, roch die salzige Meeresluft und lauschte der Brandung.

Auch wenn das Ende teilweise vorhersehbar war, freute ich mich jedoch von ganzem Herzen was Col anbetrifft. Für mich möchte ich das Buch mit 3,5 von 5 Sternen bewerten.
Vielen Dank an Bastei Lübbe und Valentina May für die Bereitstellung des Ebook´s.

Mein Fazit:
Eine seichte Familiengeschichte für zwischendurch, die angenehm unterhält. Bis auf wenige Ausnahmen blieben die Charaktere blass. Die Location Schottland ist absolut fabelhaft gewählt und Morham Manor gewiss eine Reise wert.

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Veröffentlicht am 01.12.2022

Eisiger Wettlauf gegen die Zeit

Kalt und still
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Bis dato war mir die Autorin Viveca Sten völlig unbekannt. Bei diesem Buch machten mich das einladende Cover sowie der Klappentext extrem neugierig. Ich schaue sehr gerne skandinavische Krimiserien im ...

Bis dato war mir die Autorin Viveca Sten völlig unbekannt. Bei diesem Buch machten mich das einladende Cover sowie der Klappentext extrem neugierig. Ich schaue sehr gerne skandinavische Krimiserien im Fernsehen, warum sollte ich es also nicht einmal in Buchform probieren. Ein Glück sage ich nur, denn sonst hätte ich nie erfahren, dass die Autorin neben diesem tollen Buch auch die Buchvorlagen für die Serie Mord im Mittsommer geschrieben hat, welche mir extrem gut gefällt. Es wird also nicht meine letzte Lektüre aus ihrer Feder sein.

KALT UND STILL ist der Auftakt einer neuen Serie um das Ermittlerteam Hanna Ahlander und Daniel Lindskog.

Hanna flüchtet vor ihrem gescheiterten Stockholmer Leben in das Ferienhaus ihrer Schwester Lydia im Skigebiet Åre. Dort vergräbt sie sich in Selbstmitleid. Zum einen hat Ihr Freund sie für eine andere Verlassen, und zum anderen wurde ihr von ihrem Vorgesetzten nahegelegt sich um die Versetzung in eine andere Polizeibehörde zu bemühen. Alles nur, weil sie einen Kollegen nicht decken wollte, der gegenüber seiner Frau gewalttätig war. Wegen eines Erlebnisses in der Vergangenheit liegt Hanna gerade der Schutz von Frauen am Herzen.

Aus diesem Grund beteiligt sie sich auch an der Suche nach der jungen Amanda, die auf dem nächtlichen Rückweg von einer Luciafeier verschwunden ist. Bei den eisigen Temperaturen zählt da jede Minute. Schnell zeigt sich, dass Hanna eine brillante Ermittlerin ist, denn sie hält Augen und Ohren offen und erfährt Dinge, die der Polizei noch nicht bekannt sind. Als sie dem Ermittlungsleiter Daniel, sowie dessen Kollegen Anton die ihrer Meinung nach wichtigen Dinge aufzeigt, ist den beiden klar, dass sie – da personell extrem unterbesetzt – Hanna zumindest vorübergehend ins Team aufnehmen. Hanna und Daniel arbeiten Hand in Hand, sie haben gleich einen Draht zueinander.

Bei Daniel steht die Polizeiarbeit an erster Stelle. Das hat auch immer gut harmoniert mit seinem Privatleben, da in Åre selten etwas gravierendes passierte. So kam er immer zeitig zu seiner Lebensgefährtin und dem Baby nach Hause. Er liebt die kleine Alice abgöttisch und will bei ihr und Ida alles richtig machen. Da er nun selbst Vater ist, kann er sich vorstellen, welche Ängste Amanda´s Eltern ausstehen müssen. Die Ungewissheit macht sie fix und fertig.

Im Rahmen der Ermittlungen gibt es einige Verdächtige, die mit dem Verschwinden zu tun haben könnte. In einem sind sich aber alle einig, es muss ich um eine Entführung handeln. Der oder die Täter sind meist im sozialen Umfeld zu suchen. Und da hätten schon so einige ein Motiv.

Viveca Stein begeisterte mich mit ihrem ruhigen aber messerscharfen Schreibstil. Immer bleibt klar vor Augen, wie sehr die Zeit drängt. Bei der eisigen Kälte überlebt man kaum lange ohne Schutz. Permanent konnte ich die Kälte und die beklemmende Angst davor spüren, nicht schnell genug zu sein.

Gut gefallen hat mir, dass auch das Privatleben der Haupt- und Neben-Charaktere eine Rolle spielte. Vor allen Dingen die familiären Verhältnisse, Geschehnisse der Vergangenheit, Kontakt zu den Eltern, Affären bis hin zu politischen Aspekten. Dies machte die ganze Ermittlung authentischer. Einziger kleiner Kritikpunkt meinerseits ist, dass von mir ein Teil der Auflösung bereits sehr zeitig beim Lesen des Buches in Erwägung gezogen wurde. Die Art und Weise des Geschehens und der Ermittlungen bis hin zur Auflösung empfand ich aber als absolut genial. Vielen Dank Viveca Sten und den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar und die fesselnden Lesestunden. Ich vergebe gerne 4,5 von 5 Sternen und kann das Buch absolut weiterempfehlen.

Mein Fazit:
Ruhiger und atmosphärischer Spannungsroman vor einer spektakulären Kulisse. Meine Gänsehaut war nicht nur der Kälte geschuldet. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall von Hanna und Daniel im beschaulichen Åre.

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Veröffentlicht am 30.11.2022

Das Finale hat alles übertroffen

Dunbridge Academy - Anytime
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Das ist er nun, der letzte Band der Trilogie rund um die DUNBRIDGE ACADEMY. Während Band 1 bereits ein persönliches Highlight für mich war und Band 2 nur kleine Schwächen aufwies, hat sich Sarah Sprinz ...

Das ist er nun, der letzte Band der Trilogie rund um die DUNBRIDGE ACADEMY. Während Band 1 bereits ein persönliches Highlight für mich war und Band 2 nur kleine Schwächen aufwies, hat sich Sarah Sprinz beim finalen Band selbst übertroffen. Denn es handelt sich hier nicht nur um eine Liebesgeschichte. Die beiden Hauptcharaktere haben dieses Mal sehr tiefgehende und belastende Probleme. Olive und Colin begegnen sich zu einem Zeitpunkt, als beide unglücklich und verzweifelt sind. Überzeugt, dass das Leben ihnen nichts mehr zu bieten hat.

Olive, die mir schon aus den vorangegangenen Bänden bekannt ist, wurde Opfer des Brandes in der Dunbridge Academy und hat lange Wochen mit ihren Verletzungen im Krankenhaus verbracht. Nun trägt sie nicht nur Narben auf dem Körper, sondern auch auf der Seele mit sich herum. Nachts wird sie von Alpträumen geplagt und ob sie jemals wieder zurück ins Schwimmteam kann ist auch ungewiss. Da sie vom neuen Schuljahr schon einiges verpasst, entscheiden ihre Eltern und Rektorin Sinclair, dass sie die 11. Klasse wiederholt. Getrennt von ihren Freunden aus der 12. Klasse fühlt sich Olive noch mehr als Außenseiterin.

Zeitgleich mit ihrer Rückkehr erhält die Academy einen neuen Schüler aus New York. Colin wurde von der Mutter nach Schottland strafversetzt. Sein Ziel ist schnellstmöglich wieder von der Schule zu fliegen und so benimmt er sich auch. Mit seiner Abwehrhaltung macht er es niemandem leicht ihn zu mögen. Gerade Olive treibt er mit seiner arroganten und gleichgültigen Art in den Wahnsinn. Wenn er nur nicht so verdammt heiß wäre.

Mit der Zeit bröckelt Colins Fassade. Er ist so eine Zugehörigkeit und Vertrautheit unter den Schüler:Innen nicht gewohnt. Von seinen angeblichen Freunden aus New York meldet sich keiner mehr. Doch auch wenn er sich tief im Innern wünscht, dazu zu gehören, redet er sich ein, dass es keinen Sinn hat. Wenn Sie erst einmal von seinem Geheimnis erfahren, werden ihn sowieso alles hassen. Erst recht seit er von Olives Verletzung weiß und sie ihm alles andere als egal ist.

Aus unterschiedlichen Ursachen sind die beiden Hauptcharaktere psychisch angeschlagen und dringend auf Hilfe angewiesen. Könnten sie sich gegenseitig helfen und daraus Stärke ziehen? Weder Olive´s noch Colin´s Eltern sind da eine Hilfe, die kümmern sich lieber um ihr eigenes Leben.

Liebe Sarah Sprinz, ich kann nur den Hut ziehen vor dieser wunderbaren, emotionalen und tiefgründigen Geschichte. Colin und Olive haben mich tief im Herzen berührt. An der Grenze zum Erwachsensein müssen sie Kraft und Reife zeigen, um nicht unterzugehen. Ihre bedeutenden Probleme empfand ich bestens recherchiert und authentisch dargestellt. Dies war gewiss sehr zeitintensiv, hat sich jedoch auf jeden Fall gelohnt.

Ich kann noch gar nicht glauben, dass es keine Rückkehr zur Dunbridge Academy geben wird. Drei aufregende Schuljahre konnte ich dort verbringen und mich Zuhause fühlen. Mir wird etwas fehlen. Zu gern würde ich noch mehr über Grace und ihre Essstörung erfahren. Wie wird es Henry, Emma, Charles und Tori auf den Universitäten ergehen? Hach, ich mag mich noch nicht von ihnen verabschieden.

Eigentlich reichen 5 Sterne nicht für meine Bewertung. Also hänge ich noch drei Ausrufezeichen !!! an. Vielen Dank für diese wunderbare Trilogie, die ich allen Leser:Innen wärmstens ans Herz lege.

Vielen Dank auch an meine Mädels @giselaslesehimmel @claudiasbuecherregal @katjakaddel @stefanieleben2.O und @europeantravelgirl für den lebhaften und unterhaltsamen BUDDYREAD. Ihr seid echt klasse und ich freue mich noch auf viele gemeinsame Bücher.

Mein Fazit:
Wie heißt es so schön, man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist. Mit der Trilogie der DUNBRIDGE ACADEMY hat die Autorin voll ins Schwarze getroffen. Meiner Meinung nach sprechen die Bücher jede Altersklasse an. Es geht um reife Entscheidungen, wahre Freundschaft, ehrliche Liebe und erwachsene Probleme. Absolut kein Mainstream.

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Veröffentlicht am 24.11.2022

Imposanter Auftakt zum Werdegang des KaDeWe

KaDeWe. Haus der Träume
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Die Autorin Marie Lacrosse ist bekannt für ihre historischen Familiensagen. Mit KaDeWe – Haus der Träume hat sie einen spannenden und ereignisreichen Roman rund um die Erfolgsgeschichte des Berliner Kaufhaus ...

Die Autorin Marie Lacrosse ist bekannt für ihre historischen Familiensagen. Mit KaDeWe – Haus der Träume hat sie einen spannenden und ereignisreichen Roman rund um die Erfolgsgeschichte des Berliner Kaufhaus des Westens geschrieben, in welchem sie geschickt historische Fakten mit fiktiven Personen und Gegebenheiten verwoben hat.

Ich war ein wenig in Sorge, dass dieses 720 Seiten starke Buch langatmig werden könnte, doch falsch gedacht. Ich hätte gut und gerne auch 1000 Seiten dieser ereignisreichen Geschichte gelesen. Wie schön, dass bereits Mitte Juni des kommenden Jahres die Fortsetzung erscheinen wird. Bin ich doch ganz gespannt, wie es mit einigen mir lieb gewonnenen Charakteren weiter geht und ob gewisse negative Charaktere doch noch einer Strafe zugeführt werden.

Doch ich schweife ab. Die Aufteilung des Buches finde ich absolut gelungen. So gibt es 5 Abschnitte, zwischen derer immer ein Zeitabstand von einem halben bis zu eineinhalb Jahren liegt, insgesamt jedoch die Jahre 1914 bis 1926 umfasst. Die relativ langen Kapitel wurden in zahlreiche Unterkapitel mit der Angabe von Zeit und Ort des Geschehens unterteilt. Genau dies machte die Geschichte für mein Empfinden lebhaft und nachvollziehbar, da ich genau erfuhr, was teilweise parallel oder in kurzer Folge passierte.

Schon im Prolog konnte mich Marie Lacrosse mit ihrer bildhaften Schreibweise begeistern. Auch ich machte große Augen und kam aus dem Staunen nicht heraus, als ich im Jahr 1907 mit der 10-jährigen Rieke, an der Hand ihrer Mutter, das glamouröse Kaufhaus in all seiner Pracht betrat. Dort begegnete sie nicht nur der gleichaltrigen Judith Bergmann, sie konnte sogar einen Blick auf den König von Siam erhaschen. Diese Begegnung hat bei ihr und mir Eindruck hinterlassen.
Im Fokus des Geschehens rund um das KaDeWe stehen drei Familien. Da wäre zum einen natürlich die Familie des Eigners Adolf Jandorf, der trotz seiner hohen Stellung in der Gesellschaft ein gutes Herz hat und seinen Angestellten gegenüber ein gerechter Arbeitgeber ist. Ebenfalls von besserer Herkunft ist die Familie von Paul Bergmann, nicht nur ein langjähriger Freund von Adolf Jandorf ist, sondern auch als Justiziar des KaDeWe fungiert. Im Gegensatz dazu gibt es dann die aus der Arbeiterschicht stammende Familie Krause. Die Mutter Käthe ernährt mit ihrer Stelle als Leiterin der Putzkolonne mehr oder weniger die Familie, nachdem ihr Mann arbeitslos und dem Alkohol verfallen ist. Ihre Tochter Rieke hat es nicht leicht, sich als Angestellte des KaDeWe zu bewähren und muss in den Jahren einige Demütigungen hinnehmen.

Marie Lacrosse beschreibt anschaulich und einfühlsam die Beeinträchtigungen und Entbehrungen während des ersten Weltkrieges. Not und Hunger sind gerade bei der ärmeren Bevölkerung ganz gravierend.
Veranschaulicht wird dies durch das Leben der Familie Krause sowie die Beobachtungen von Judith Bergmann, die eine soziale Frauenschule besucht und ehrenamtlich in einer Kindertagesstätte im sogenannten Scheunenviertel aushilft. Immer wieder fand ich es auch erschreckend, mit welchem Eifer sich die jungen Männer damals freiwillig gemeldet haben. Schnell wurden sie eines Besseren belehrt und konnten froh sein, wenn sie einigermaßen unbeschadet aus dem Krieg zurückkehrten. Auch die hier im Vordergrund stehenden Familien mussten teilweise Verluste in Kauf nehmen. Die Nachkriegszeit mit der stetig steigenden Inflation war alles andere als rosig. Die Schilderungen der Autorin hierzu sind sehr anschaulich und gerade im Bezug auf die leidtragenden Kinder empathisch geschildert.

Immer wieder fließen auch der beginnende Nationalsozialismus und die Verachtung des jüdischen Volkes mit ein. Ein Umstand, der auch immer mehr Einfluss auf die Protagonisten dieses Buches nimmt.
Sämtliche Charaktere, sei es nun real oder erfunden, wurde bis ins kleinste Detail herausgearbeitet und harmonisch miteinander verbunden. Gedanken und Handlungen wurden nachvollziehbar und plausibel dargestellt.

Vielen Dank Marie Lacrosse für den imposanten Auftakt, dem ich gerne 5 Sterne gebe und eine uneingeschränkte Leseempfehlung ausspreche.

Mein Fazit:
Eine perfekte Mischung aus historisch belegtem Zeitgeschehen, ausgeschmückt mit dem richtigen Maß an fiktiven Details. Die Geschichte des KaDeWe und der beteiligten Familien hat alles, was eine Saga für mich braucht: Spannung, Drama, Liebe, Hass und Erfolg.

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