Sehr berührend!
Like words on our skinDieses Buch ist sehr viel. Man könnte es als eine Romanze bezeichnen – es kommt eine Liebesgeschichte darin vor, die auch eine sehr große Rolle spielt. Aber für mich war es dennoch nicht die zentrale Rolle. ...
Dieses Buch ist sehr viel. Man könnte es als eine Romanze bezeichnen – es kommt eine Liebesgeschichte darin vor, die auch eine sehr große Rolle spielt. Aber für mich war es dennoch nicht die zentrale Rolle. Für mich ist es ein Buch über psychische Gesundheit. Ein Buch über Familie. Ein Buch darüber, sich selbst zu finden.
Genau wie der erste Band hat mich dieser eiskalt damit erwischt, wie gut ich mich in die Charaktere hineinversetzen konnte. Und dabei war es eben schon der zweite Band und hätte mich nicht überraschen sollen.
Das Buch ist eine Keule von Emotionen und psychischen Problemen. Der erste Band hat mich mit seiner Thematisierung von Angststörungen schon sehr betroffen – in diesem hier hat mich die Darstellung von Depressionen wirklich mitgenommen. Wer sich von diesem Thema triggern lässt, sollte evtl. von diesem Buch Abstand halten. Es gibt zwar eine Triggerwarnung darin, aber ich wollte es trotzdem noch einmal hervorheben. Das Thema wird sehr ausführlich behandelt, aber im Endeffekt hat mir dieses Buch auch viel Hoffnung gegeben.
Ibrahims Absturz in die Depression war sehr sehr realistisch dargestellt. Am Anfang gab es eine Szene, in der ich ihn für etwas überdramatisch gehalten habe, aber im Laufe des Buchs konnte ich mich immer besser in ihn hineinfühlen. Ich hätte heulen können.
Auch mit Sadia konnte ich mich gut identifizieren. Wir haben sehr viele Gemeinsamkeiten, und mich selbst so gespiegelt zu sehen, war überraschend, hat mir aber sehr gut gefallen.
Die Beziehung zwischen den beiden war sehr schön. Ein bisschen zu viel Seelenverwandtschaft, aber zum Glück nicht zu viel Kitsch und relativ realistisch gehalten. Eigentlich mag ich keine second chance romance. Dieses Buch ist streng genommen nicht nur second chance, sondern auch third chance. Aber es hat so gut gepasst und es war schön, mal über eine Beziehung zu lesen, die nicht nur perfekt läuft und in der die Personen lernen müssen, sich selbst zu priorisieren.
Überhaupt ist der Schreibstil mal wieder fantastisch. Sehr emotional, sehr berührend. Ich bin begeistert. Nur ein kleiner Kritik-Punkt. An sich bin ich niemand, der sich über Popculture in Büchern aufregt, sofern es in die Geschichte und das Setting passt. Tatsächlich fand ich es in diesem Buch schön, wie ab und zu englische Ausdrücke eingeworfen wurden. Immer brauche ich sowas auf gar keinen Fall, aber im heutigen Alltag werden nun mal auch in der deutschen Sprache viele englische Ausdrücke verwendet, besonders von der jüngeren Generation. Sowas macht das Buch nur realistisch und auf eine ganz spezielle Art und Weise relatable (see what I did there?)
Aber man muss es auch nicht übertreiben. Es wurden schon sehr viele Anspielungen verwendet. Und teilweise auch so detailliert, dass ich für etwas gespoilert wurde, was mich schon etwas geärgert hat. Grr. Muss nicht sein.
Neben der teilweise etwas flapsigen Jugendsprache gibt es aber auch wirklich richtig schöne Formulierungen. Es gab einige Zitate, die mir positiv aufgefallen sind, denn generell ist die Sprache echt toll.
Noch ein letzter Punkt, den ich kritisieren muss – aber fairerweise ist das nicht die Schuld des Buchs. Ich kann den Begriff Jus für Rechtswissenschaften nicht leiden. Ich muss da immer an Bratensaft denken. Aber ärgerlicherweise sagen die Österreicher das ja wirklich und ich kann dem Buch nicht ankreiden, die Realität wiederzugeben. Also eine Bitte an die Österreicher – könnt ihr aufhören, das zu sagen? Bitte? Nur für mich?
Insgesamt war es ein wirklich tolles Buch, das mich stark berührt hat.
Vielen Dank an NetGalley und den LYX-Verlag für ein Rezensionsexemplar im Gegenzug für eine ehrliche Rezension.