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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.04.2022

Vielschichtiger als der Titel erwarten lässt

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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Schon der Klappentext und der Titel des Buches haben mich sofort angezogen. Der menschliche Drang nach Neugierde und ein bisschen Voyeurismus werden sofort angesprochen. Und das hat das Buch absolut eingelöst. ...

Schon der Klappentext und der Titel des Buches haben mich sofort angezogen. Der menschliche Drang nach Neugierde und ein bisschen Voyeurismus werden sofort angesprochen. Und das hat das Buch absolut eingelöst. Und zusätzlich noch so viel mehr getan. Es hat wichtige Themen angesprochen, den Spannungsbogen gut gehalten und Überraschungen bereitgehalten. So stelle ich mir eine Geschichte vor, die sich leicht lesen lässt.

Dazu trägt auch vor allem der Schreibstil von Taylor Jenkins Reid bei. Wenn Leute sagen, sie spickt ihre Seiten mit Ectasy verstehe ich warum. Der Stil ist leicht zu lesen und hält trotzdem den Spannungsbogen hervorragend. Man fliegt geradezu durch die Seiten und kann sehr lange Stücke am Stück lesen, ohne müde zu werden. Wenn man dann aber pausiert kommt man auch extrem leicht wieder in die Geschichte rein. Durch den Schreibstil spielt auch ein sehr guter Film vor dem inneren Auge finde ich und ich bin sehr gespannt, wie das ganze filmisch gelöst wird.

Auch die Figuren sind wunderbar ausgearbeitet. Sie haben die Komplexität echter Menschen und wirken nicht wie auf dem Reisbrett konzipiert. Das mag ich sehr. Und davon leben vor allem Evelyn und Monique. Beides tolle Frauen, mit denen man sich auf eine komische Weise identifizieren kann.

Das einzige was mit tatsächlich nicht gefällt, ist das deutsche Cover. Warum hat man hier nicht eines der anderen aus UK oder US genommen? Die sehen nicht nur schöner aus, sie passen auch besser zum Buch finde ich. Das deutsche Cover wirkt dageben billig (siehe schlechte Freistellung von Evelyns Arm), aber ich finde auch es macht Evelyn weniger mächtig, weniger einnehmend. Das finde ich wirklich schade.

Sonst ist es ein absolut wundervolles Buch, das glaube ich fast jede:n begeistert. Vor allem wenn man lange nicht gelesen hat ist dieses Buch die perfekte Einstiegsdroge und ich freue mich schon, mehr von TJR zu lesen!

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Auf der Suche nach Halt

Unser wirkliches Leben
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In " Unser wirkliches Leben" vom Imogen Crimp begleiten wir die angehende Opernsängerin Anna durch ihre Ausbildung und die Beziehungen, die sie geprägt haben und noch prägen.

Ich weiß nicht wirklich was ...

In " Unser wirkliches Leben" vom Imogen Crimp begleiten wir die angehende Opernsängerin Anna durch ihre Ausbildung und die Beziehungen, die sie geprägt haben und noch prägen.

Ich weiß nicht wirklich was ich von diesem Buch halten soll. Ich habe zu den wenigsten Charakteren einen wirklichen Draht gefunden. Das liegt vor allem daran das ich Anna als Protagonistin nicht wirklich verstehe. Sie sucht Halt und Bestätigung durch ihr Umfeld weil sie das in ihrer Erziehung nie gelernt hat und das macht sie zu einem Charakter, den die wenigsten nachfühlen können denke ich. An manchen Stellen hat sich doch eine kleine Emotion für sie geregt, die war dann aber auch schnell wieder verflogen. Auch die anderen Charaktere waren extrem überzeichnet und übertrieben toxisch. Als wolle die Autorin ihren Punkt besonders deutlich machen, fand ich als Leser aber wirklich schon zu extrem. Man war ein Beobachter von außen und nicht mehr. Das hat das Lesen für mich persönlich aber nicht angenehm, sondern eher negativ gehalten.

An sich ist die Geschichte ganz interessant, vor allem die Beschreibungen ihrer Opernkarriere finde ich sehr gelungen. Leider war es aber für mich einfach zu langatmig. Durch die oben beschriebenen Charaktere strengt das Lesen teilweise emotional sehr an und deswegen hätten es 100 Seiten weniger für mich auch getan.

Für dieses Buch möchte ich keine explizite Empfehlung aussprechen weil man dieses buch meiner Meinung nur mit guter psychischer Verfassung lesen sollte. Triggerwarnung für toxische Beziehungen, Abuse und mentale Gesundheit.

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Veröffentlicht am 24.02.2022

Wer suchet der findet

Das Fundbüro der verlorenen Träume
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In "Das Fundbüro der verlorenen Träume" begleiten wir die junge Dot, die in einem Fundbüro arbeitet und das mit einer Akribie, wie man sie von einer älteren Person vermuten würde. Im Laufe des Buches setzen ...

In "Das Fundbüro der verlorenen Träume" begleiten wir die junge Dot, die in einem Fundbüro arbeitet und das mit einer Akribie, wie man sie von einer älteren Person vermuten würde. Im Laufe des Buches setzen wir als Leser:innen die Puzzleteile zusammen, wie sie so geworden ist und begleiten sie auf einer Reise, um ein verlorenes Fundstück zurückzubringen.

Der Schreibstil ist gut zu lesen aber gerade am Anfang des Buches konnte er mich nicht wirklich mitziehen, da musste ich mich schon fast zwingen, weiterzulesen. Und das obwohl ich das Thema sehr wichtig finde. Ich glaube jetzt nach dem Lesen es liegt vor allem an der Protagonistin Dot. Man fühlt zwar mit ihr mit aber wie ihre Persönlichkeit bliebt es alles sehr oberflächlich. Dabei erfährt man wirklich viel über sie aber connecten konnte ich mit ihr nicht.

Sowohl das Cover, als auch der Klappentext ist meiner Meinung nach etwas irreführend weil es vornehmlich um Dot geht und nur in zweiter Instanz um die verlorene Tasche. Das sollte man wissen, damit man die richtige Erwartungshaltung hat.

Deshalb bleibt das Buch auch ein 3-Sterne-Buch für mich. Es war sehr gut und klug ausgearbeitet, es bespricht sehr wichtige Themen, die Idee ist schön aber wirklich begeistern konnte es mich dennoch nicht.

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Veröffentlicht am 07.02.2022

Sommerlektüre

Der Papierpalast
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"Der Papierpalast" erzählt von Elle, die jedes Jahr in ihr Refugium am See fährt, das ihr ganzes Leben geprägt hat. Unter anderem weil sie dort Jonas kennenlernt, den sie ihr ganzes Leben lang liebt. Aber ...

"Der Papierpalast" erzählt von Elle, die jedes Jahr in ihr Refugium am See fährt, das ihr ganzes Leben geprägt hat. Unter anderem weil sie dort Jonas kennenlernt, den sie ihr ganzes Leben lang liebt. Aber mittlerweile ist sie verheiratet und diese Liebe scheint keine Chance zu haben. Miranda Cowley Heller erzählt in ihrem Roman von 24 Stunden, in denen Elle sich entscheidet ob sie ihre Jugendliebe nachgeben soll oder ob sie in ihrer soliden, liebevollen Ehe bleibt.

Das Konzept, 24 Stunden in der Gegenwart zu erzählen und die Geschichte mit der Vergangenheit zu spicken finde ich toll. Wie bei einer Zwiebel packt man immer mehr über die einzlnen Charaktere aus, lernt sie kennen und verstehen. Ich finde alle Charaktere (von den Kindern mal abgesehen) dadurch unglaublich gut ausgearbeitet und man fühlt sich, als kenne man sie, ihre Fehler und ihre Stärken. Ein großer Pluspunkt meiner Meinung nach, vor allem wenn man die Thematik des Buches betrachtet. Den es geht natürlich auch um Liebe aber auch um disfunktionale Familien, Trauma und Freundschaft. An sich sollte man (wenn man sensibel auf sowas reagiert) vorher ein paar Trigger-Warnungen durchlesen, das würde ich empfehlen.

Das Buch war für mich eine sehr schnelle Lektüre, gerade im Mittelteil konnte ich sie nicht mehr aus der Hand legen und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Das macht es für mich auch zu einem perfekten Spätsommerbuch. Es behandelt schwere Themen und eignet aber aufgrund der schnell laufenden Handlung / Leseweise super für diese noch warmen Sommerabende, an denen man auf den Herbst wartet.

Einen winzigen Punkt Abzug gibt es für mich weil ich mir gewünscht hätte die Teile, die in der Gegenwart spielen wären etwas besser über das Buch verteilt gewesen, sie haben sich sehr am Anfang und Ende geballt. Außerdem fehlt mir an einer Stelle eine kleine Erklärung / Charakterentwicklung bei zwei Figuren. Das hat aber alles dem rundum schönen Leseerlebnis keinen Abbruch getan.

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Veröffentlicht am 01.02.2022

Evaristo unpacked

Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. Ein inspirierendes Buch über den Lebensweg der ersten Schwarzen Booker-Prize-Gewinnerin und Bestseller-Autorin von »Mädchen, Frau etc.«
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In Bernardine Evaristos "Manifesto" bekommen die Leser:innen einen Einblick in das Leben und den Werdegang einer Autorin, die die Popkultur der letzten beiden Jahre vor allem durch ihr Buch "Mädchen, Frau, ...

In Bernardine Evaristos "Manifesto" bekommen die Leser:innen einen Einblick in das Leben und den Werdegang einer Autorin, die die Popkultur der letzten beiden Jahre vor allem durch ihr Buch "Mädchen, Frau, etc." und ihren Gewinn beim Booker Prize geprägt hat.

Schon das Cover finde ich sehr passend zum Titel gewählt: Bernardine ist entschlossen, inspirierend und so bunt wie sie, ihr Schreibstil und ihre Herkunft.

Ich finde der Untertitel "Warum ich niemals aufgebe" erschließt sich erst in der Gesamtheit des Buches richtig, was ich aber sehr schön finde. Mit jedem Kapitel setzt man ein weiteres Puzzelteil zu Bernardines Persönlichkeit zusammen, erfährt mehr über sie und über die Einflüsse die sie geprägt haben.

Ich finde auch, dass währeddessen sehr viel Liebe zum Detail zu erkennen ist (auch wenn sie behauptet das läge ihr nicht). Jedes Kapitel wird mit der Kapitelzahl in allen Sprachen eingeleitet, die ihre Existenz prägen, die Geschichten sind über die Kapitel hinweg miteinander verwoben und man verliert nie den Faden, was wann passiert ist. Das finde ich beeindruckend wenn man bedenkt das jedes Kapitel ähnliche Zeiträume behandelt.

In Manifesto erfährt man mehr über eine sehr beeindruckende Frau, kann sie und ihre Werke besser einschätzen und erweitert den eigenen (kreativen) Horizont. Trotzdem finde ich das Buch passender für Menschen, die schon mindestens eins ihrer Bücher gelesen haben. Das erleichtert es, Parallelen zu ziehen und das Buch danach nochmal mit neuen Augen zu lesen. Ich denke Menschen die noch nie etwas von ihr gehört haben, können lange nicht so viel aus ihrer Geschichte ziehen.

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