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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.07.2024

Wir brauchen einen Ausweg

Ein Mann zum Vergraben
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Gewalt an Frauen ist nicht nur im Lockdown ein Problem - umso wichtiger finde ich es, dass Alexia Casale dieses Thema aufgreift und es durch eine spannende und manchmal humorvolle Geschichte in den Fokus ...

Gewalt an Frauen ist nicht nur im Lockdown ein Problem - umso wichtiger finde ich es, dass Alexia Casale dieses Thema aufgreift und es durch eine spannende und manchmal humorvolle Geschichte in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken. Schade finde ich, dass die Aufmachung es denke ich leicht als Frauenbuch marketet, obwohl es wirklich für alle wichtig wäre.

In "Ein Mann zum Vergraben" bekommen wir endlich einen Einblick in die Gedankenwelt von Frauen, die jeden ihrer Schritte planen müssen. Die Frage, warum sie nicht einfach gehen, ist somit beantwortet und das finde ich unfassbar wichtig. Die Gedanken von Sally sind klar, humorvoll und reißen einem stellenweise das Herz aus. Aber dennoch begibt man sich gerne auf die emotionale Achterbahnfahrt weil die kurzen Kapitel dazu einladen, am Ball zu bleiben.

Auch wenn sich die Geschichte stellenweise etwas zieht und erst ab der zweiten Hälfte so richtig Fahrt aufnimmt, war es doch ein Buch, das man trotz des schweren Themas recht schnell weglesen kann. Ich finde das Buch vom Aufbau her nicht perfekt, man merkt dass es ein Debut ist und deshalb noch nicht ganz ausgewogen editiert wurde. Die Erzählstimmen anfangs sind unausgewogen gewichtet und es ergibt sich nicht so ganz, warum manche der Frauen aus der dritten Person erzählen und mache aus der ersten.

Ich fand es etwas schade, dass wir vor allem viel von der Protagonistin Sally erfahren haben. so spannend ihre Geschichte ist und so gut wir sie kennenlernen, manchmal hätte ich gerne mehr von den anderen erfahren, die sich gegen Ende nur wie Statistinnen in ihrer eigenen Geschichte angefühlt haben.

Ein wichtiges Buch, dass viele Menschen erreichen soll, um auf ein wichtiges Thema aufmerksam zu machen.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Eve, das Chamäleon

Eve
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Amor Towles ist wieder zurück und man merkt schon auf den ersten Seiten, wie sehr er sich selbst treu geblieben ist. Wie auch in seinen anderen Büchern bekommen wir hier wieder eine volle Bandbreite an ...

Amor Towles ist wieder zurück und man merkt schon auf den ersten Seiten, wie sehr er sich selbst treu geblieben ist. Wie auch in seinen anderen Büchern bekommen wir hier wieder eine volle Bandbreite an verschiedenen Charakteren, die alle mit ihren eigenen Dämonen kämpfen. Ich denke, dass die Charaktere hier auch ausschlaggebende Merkmal der Geschichte sind. Prentice zeigt, dass galantes Benehmen nicht tot ist und Männer auch Probleme haben, Eve (die titelgebende Figur) ist ein wahres Chamöleon und kann für jeden genau die sein, die er gerade braucht. Das macht sie zu einem unfassbar spannenden Charakter. Hier kommt auch die Erzähltechnik zum tragen. Denn: Wir hören nicht wirklich viel von Eve selbst. Wie bei einem Film sehen wir sie meist durch die Augen anderer und lernen sie so kennen, wie sie selbst gesehen werden möchte. Sie bleibt das ganze Buch über ein Phantom, dass man selbst analysieren muss. Wer sowas nicht mag und wirklich tief in die Psyche der Protagonisten eintauchen will, wird hier enttäuscht.

Durch die Kürze des Buches betrachten wir immer wieder nur kurze Vignetten, die sich dann zu einer Geschichte zusammensetzen. Gerade im ersten Teil des Buches muss man wirklich arbeiten und kombinieren. Man fühlt sich teilweise wie ein/e fremder Zuhörer:in, die frisch zu einem Gespräch über Menschen, die man nicht kennt, gekommen ist und versucht den Faden zu finden. Das kann sehr befriedigend sein, macht die Geschichte für mich aber etwas unrund, weil doch zu viele Fragen offen bleiben bzw. zu viel unnötiges erzählt wurde.

An sich hat mich die Geschichte über kleine Anekdoten aus Hollywood aber sehr gut unterhalten und auch Evelyn als starke Frau in einem Zeitalter, in dem sie es nicht hätte sein sollen, fand ich toll. Deshalb 3,5 Sterne und eine Empfehlung für alle, die diesen Sommer in eine rasante Geschichte über Lug und Trug in Hollywood abtauchen wollen.

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Ehemann wechsel dich!

Ehemänner
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Tinder ist jetzt ein Dachboden? Als ich den Klappentext gelesen habe fand ich das Konzept des Buches gleich toll. Lauren findet auf ihrem Dachboden wechselnde Ehemänner, die sie austauschen kann indem ...

Tinder ist jetzt ein Dachboden? Als ich den Klappentext gelesen habe fand ich das Konzept des Buches gleich toll. Lauren findet auf ihrem Dachboden wechselnde Ehemänner, die sie austauschen kann indem sie sie wieder auf den Dachboden schickt.

Der leichte magische Realismus und die authentische Protagonistin haben dieses Buch zu einem wahren Pageturner gemacht. Man wollte unbedingt wissen, welcher Ehemann jetzt vom Dachboden kommt und wie er zu Lauren passt. Noch besser hätte ich es gefunden, wenn das Buch aus der Ich-Perspektive geschrieben wäre, das hätte meiner Meinung nach besser gepasst um Laurens Sicht der Dinge zu beleuchten. Der Schreibstil tut trotzdem sein übriges zum Sog des Buches. Wir können uns in Lauren hineinversetzen, erleben mit ihr den aufregenden Kick eines neuen Ehemannes und ermüden im Laufe der über 400 Seiten mit ihr. Man hat zwar das Gefühl, dass sich das Buch in der Mitte etwas zieht aber ich denke das ist Absicht und soll die Analogie zum ewigen Online-Dating nochmal bekräftigen, deshalb davon bloß nicht abschrecken lassen.

An sich ist das ein Buch, über das ich nicht super viel sagen kann, dass mich aber sehr gut unterhalten hat. Das Ende hatte für mich noch etwas Luft nach oben und wer gerne komplette Aufklärung haben möchte wird hier enttäuscht. Dennoch ein Buch, dass ich extrem empfehlen kann, die perfekte leichte / spannende Sommerlektüre.

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Gib dem Mann eine Stimme

James
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Ein Buch wie James habe ich glaube ich so noch nie gelesen. Dieses Buch strotzt vor Intelligenz, ohne dabei belehrend oder von oben herab zu wirken. Percival Everett hat mit seiner Sprache eine Geschichte ...

Ein Buch wie James habe ich glaube ich so noch nie gelesen. Dieses Buch strotzt vor Intelligenz, ohne dabei belehrend oder von oben herab zu wirken. Percival Everett hat mit seiner Sprache eine Geschichte geschaffen, die sich alleine durch die Wortwahl abgrenzt und hängenbleibt. Sprache ist hier nicht nur der Träger der Geschichte, sondern wichtiger Teil von ihr und Jims Identität, das fand ich unfassbar schlau gelöst. Auch durch die Bilder, die er zeichnet, sagt er manchmal in einem einzigen Satz so unglaublich viel, das schaffen manche nicht in einem ganzen Buch. Damit zeigt er uns durch seine Figuren, wie wichtig Sprache, Wissen und Macht eigentlich sind und das fand ich sehr schön.

Ein ganzer Cast von Figuren nimmt uns mit durch den Süden der USA, durch Flucht und Unterdrückung und durch den puren Überlebenswillen unseres Protagonisten Jim. Ich denke wer Huckleberry Finn gelesen hat wird ganz viel Spaß mit diesem Buch haben aber auch für mich, die es nicht gelesen hat war es ein Erlebnis. Die Figuren passen so gut zusammen. Mit James haben wir einen sehr intelligenten und reflektierten Mann, der uns in seinen Kopf lässt und ein Freund und Lehrer ist. Seine Gefühle kommen nie ganz durch, er darf es sich nicht erlauben. Anfangs hat mich das gestört aber im Laufe des Buches schafft es Everett, dass wir an Jims Stelle fühlen und das wirklich tiefgreifend. Und quasi als "comedic relief" daneben Huck, der uns mit seiner kindlichen Unbedarftheit immer wieder vorführt, wie lächerlich die Rassenfrage ist, der einen zum Umdenken und Hinterfragen bewegt.

Der Roman ist unfassbar schnell und in kleinen Abenteuern erzählt. Manchmal passiert vieles sehr schnell, wie Jim bekommen auch die Leser:innen wenig Verschnaufpause. Das muss man wollen. Für mich war es gegen Ende sehr schwer, Dinge einzuschätzen: Wie lange ist er schon unterwegs? Wo genau befindet er sich? Wie sind die Entfernungen? Das hat mich vor allem am Ende etwas gestört. Auch fand ich das Ende etwas übereilt, da hätte ich mir gerne mehr Tiefe gewünscht.

Aber dennoch wird das eine Geschichte sein, über die ich noch lange nachdenken werde, die ich gerne filmisch adaptiert sehen würde und vn der ich ganz viele Denkanstöße und Rechercheaufgaben mitgenommen habe.

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Veröffentlicht am 27.03.2024

Erweitert den eigenen Horizont

Unlearn Patriarchy 2
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Ich mag diese Art von Büchern sehr gerne, wo sich (wie in diesem Fall) viele faszinierende Frauen vereinen, um uns Leser:innen den Horizont zu erweitern.

Wie auch schon im ersten Teil, gibt auch Unlearn ...

Ich mag diese Art von Büchern sehr gerne, wo sich (wie in diesem Fall) viele faszinierende Frauen vereinen, um uns Leser:innen den Horizont zu erweitern.

Wie auch schon im ersten Teil, gibt auch Unlearn Patriarchy 2 wieder Einblicke in ganz unterschiedliche Bereiche, die unser Leben mal mehr, mal weniger berühren. Dadurch dürfte in den beiden Büchern und in den 13 Essays dieses Teils für jede Interessenslage etwas dabei sein. Und selbst wenn man sich auf den ersten Blick nicht für ein Thema interessiert oder sich nicht damit identifizieren kann, findet man doch in allen interessante Denkanstöße. Vor allem weil die einzelnen Essays wirklich lang sind und gute Einblicke - meist über das oberflächliche hinaus - liefern.

Wie immer bei solchen Sammlungen gibt es Essays, die einem besser gefallen als andere. Für mich waren das vor allem die, die nicht einen Punkt immer wieder wiederholt haben, sondern wirklich in jedem Satz etwas neues hatten. Am meisten überrascht und deshalb gefallen hat mich Unlearn Architektur.

Vor allem schätze ich diese Sammlung dafür, dass man Autor:innen und Themen kennenlernt, in die man im Nachgang tiefer eintauchen kann. So lernt man an sich selbst ganz neue Interessenslagen kennen. Ich finde dieses Buch sorgt dafür, dass man danach mit offeneren Augen durch die Welt läuft und deshalb kann ich es jedem nur wärmstens empfehlen.

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