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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.11.2019

Perfekter Abschluß der Trilogie

Die Ärztin: Die Wege der Liebe
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Berlin im Jahre 1915. Der Krieg hat seine Spuren hinterlassen. Ricarda Thomasius arbeitet als Ärztin in der Charite, behandelt dort Arbeiterinnen, die in Munitionsfabriken verletzt wurden. Auch ihre Familie ...

Berlin im Jahre 1915. Der Krieg hat seine Spuren hinterlassen. Ricarda Thomasius arbeitet als Ärztin in der Charite, behandelt dort Arbeiterinnen, die in Munitionsfabriken verletzt wurden. Auch ihre Familie ist von Problemen gezeichnet. Sohn Georg wird an der Front vermißt und das Verhältnis zu Tochter Henny ist zerrüttet. Die jüngste Tochter Antonia wird aufmüpfig. Ricarda gibt alles, um ihre Familie zu erhalten. Doch dann muß Ricarda sich ihrer Vergangenheit stellen.

Dies ist nun der Abschluß der Ärztin-Trilogie. Da die Geschichte unmittelbar aufeinander aufbaut, ist es in meinen Augen sinnvoll mit Band 1 zu beginnen. Zu viele Informationen würden sonst verloren gehen! Hat man diese Informationen, findet man sich schnell in die Handlung ein und es macht Freude, die Entwicklung der Familie zu verfolgen. Auch wenn es hier sehr viel um das Leben der drei Kinder geht, bekommt man einige Neuigkeiten über Ricarda vermittelt und hofft sehr, daß alles wieder in die richtigen Bahnen kommt. Denn im Laufe der Zeit erlebt man so viel mit ihr, daß man einfach das Gefühl hat, man gehöre zu ihrer Familie. Helene Sommerfeld beschreibt die Nachkriegszeit sehr bildhaft. Man sieht alles vor sich und bekommt einen Einblick in die Härte der damaligen Zeit. Das Buch ist durchweg leicht und flüssig zu lesen und weist Spannung von Beginn bis Ende auf.
Für mich ist dieser Band ein gelungener Abschluß, auch wenn ich die Familie gern noch weiter begleitet hätte.

Veröffentlicht am 18.11.2019

Mehr als erwartet

Es wird Zeit
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Judith Rogge muß mit ihren 50 Jahren erkennen, daß ihre Ehe, die sowieso keine Liebesheirat war, wohl am Ende ist und ihre drei erwachsenen Kinder sie nicht mehr brauchen. Sie wird mit sich und ihrem Leben ...

Judith Rogge muß mit ihren 50 Jahren erkennen, daß ihre Ehe, die sowieso keine Liebesheirat war, wohl am Ende ist und ihre drei erwachsenen Kinder sie nicht mehr brauchen. Sie wird mit sich und ihrem Leben unzufrieden. Als ihre Mutter stirbt, wird ihr klar, daß sie die nächste ist, die stirbt. Soll es das gewesen sein in ihrem Leben? Für die Regelung der Beerdigung fährt sie von Hamburg nach Jülich. Dort trifft sie auf ihre ehemals beste Freundin Anne, schwer erkrankt und ihre große Liebe Heiko. Sie bleibt erst einmal in Jülich.

Die Geschichte ist aus Judiths Perspektive erzählt, was sich unheimlich gut auf die Nähe zu Judith auswirkt. Man bekommt einen viel besseren Einblick in ihre Gefühlswelt und es ist keinerlei Distanz zu ihr da. Sie wirkt absolut sympathisch und authentisch. Ildiko von Kürthy beschreibt hier die Probleme vieler verschiedener Menschen. Dies gelingt ihr auf wunderbar einfühlsame Art und Weise, so daß man mit ihnen leidet und lacht. Auch wenn die Probleme wirklich ernst sind, hat man nie das Gefühl ein deprimierendes Buch zu lesen. Nein, die Autorin schafft durch ihren feinen Humor und ihre lockere Art diese Themen mit einem Schmunzeln zu vermitteln. Auflockernd wirken hier noch die kleinen eingefügten Liedertexte und die einfach schönen vereinzelten Farbzeichnungen.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Das Weihnachtsbuch des Jahres

Eine Kiste voller Weihnachten
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Weihnachten 1890. Vincent Storch, Inhaber einer kleinen Firma die "Dresdner Pappen", Figuren aus Papier, die als Christbaumschmuck beliebt sind, herstellt, findet am Vormittag des heiligen Abends eine ...

Weihnachten 1890. Vincent Storch, Inhaber einer kleinen Firma die "Dresdner Pappen", Figuren aus Papier, die als Christbaumschmuck beliebt sind, herstellt, findet am Vormittag des heiligen Abends eine Kiste voller Pappen. Mit Schreck stellt er fest, daß die Auslieferung vergessen wurde. Sein Entschluss steht fest: Die Kiste muß noch heute ausgeliefert werden und so spannt er die Pferde vor die Kutsche und macht sich auf den Weg ins Gebirge. Unterwegs trifft er auf das Mädchen Lisbeth, die ihre schwangere Mutter ins Krankenhaus gebracht hat und nun auf dem Weg zurück zu ihrem Vater und ihren Geschwistern ins Gebirge ist. Heimlich steigt Lisbeth hinten auf Storchs Wagen auf. Mißmutig nimmt Storch Lisbeth schließlich mit und als der Schnee immer dichter wird, ist er froh um Lisbeths Wissen. Gemeinsam meistern sie den Weg und es geschieht ein wahres Weihnachtswunder.



Ich liebe dieses Buch! Ralf Günther und "Eine Kiste voller Weihnachten" ist DAS Weihnachtsbuch schlechthin. Die Handlung allein ist zauberhaft und vermittelt ein Gefühl von Weihnachten. Die Charaktere sind einfach hinreißend. Die warmherzige Lisbeth, die sich des granteligen Storch annimmt und ihr Herz für alle offen hält. Storch, der zunächst nur an seinen Ruf denkt, allen fremden Menschen mißtraut und merkt, wie hilfreich diese doch sein können. Seine Entwicklung vom granteligen Geschäftsmann zum warmherzigen Mensch, der seine Fehler eingesteht und in der Zukunft seine Fehler bereinigen möchte , ist einfach wunderschön. Ralf Günther beschreibt die Landschaft auf sehr eindrucksvolle Art. Fast hat man das Gefühl, selbst im Pferdeschlitten zu sitzen und hört die Glöckchen klingeln. Das Buch besticht aber nicht nur durch seine Handlung und die Beschreibungen. Es ist ein Schmuckstück! Schon das Cover läßt ahnen, wie wunderschön es gestaltet ist. Denn die wahrhaft schöne Coverzeichnung findet im Buch noch ihre Fortsetzung. Dazu beginnt jedes Kapitel mit einer Zeichnung von Putten. Der Buchrücken ist in Leinen gebunden und die Schrift in Gold geprägt. Ein Traum!

Dieses Buch eignet sich hervorragend zum verschenken - und für das eigene Bücherregal. Denn man wird es wohl am liebsten selbst behalten!

Veröffentlicht am 17.11.2019

Düstere Geschichte

Die Farbe von Glas
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Island im Jahre 1686. Von Armut geplagt, nimmt Rosa den Antrag des reichen Händlers Jon an und wird seine Frau. In seinem Dorf jedoch trifft Rosa bei den Bewohnern auf Argwohn und Ablehnung. Um Jon ranken ...

Island im Jahre 1686. Von Armut geplagt, nimmt Rosa den Antrag des reichen Händlers Jon an und wird seine Frau. In seinem Dorf jedoch trifft Rosa bei den Bewohnern auf Argwohn und Ablehnung. Um Jon ranken sich Legenden, nach denen er seine erste Frau getötet haben soll. Rosa findet Trost in einer Glasfigur, die unzerbrechlich zu sein scheint. Doch das Böse zieht seine Kreise immer enger um Rosa und als das Dorf von Schnee und Eis bedeckt wird, steht Rosa im Mittelpunkt des Sturmes.



Caroline Lea hat mit "Die Farbe von Glas" die düstere Atmosphäre Islands im Winter perfekt eingefangen. Hier spielen alte Legenden eine große Rolle. Dies merkt man bereits daran, daß jedem Kapitel ein isländisches Sprichwort vorangestellt ist. An so mancher Stelle jagt es dem Leser einen Schauer über den Rücken, denn Aberglaube und Hexerei spielen hier eine große Rolle. Die Autorin schreibt so bildhaft, da fühlt man sich direkt nach Island versetzt und sieht die Landschaft vor sich. Man spürt die Bedrohung, die langsam um sich greift, hautnah und kann sich dem Buch nicht mehr entziehen. Ebenso wie Caroline Lea bildhaft schreibt, schreibt sie sehr flüssig, so daß der Text nur so dahin fließt. Die beiden Perspektiven durch Rosa und Jon sind sehr interessant und gerade Jon lernt man dadurch besser zu verstehen.

Ein Buch, wie geschaffen für die Lesestunden des trüben Herbstes und des Winters!

Veröffentlicht am 17.11.2019

Zurück in Björnstadt

Wir gegen euch
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Der Eishockey-Klub von Björnstadt steht kurz vor der Insolvenz und soll geschlossen werden. Ein Politiker sieht die vermeintliche Lösung in Investoren, doch dies ist nicht so einfach zu bewerkstelligen. ...

Der Eishockey-Klub von Björnstadt steht kurz vor der Insolvenz und soll geschlossen werden. Ein Politiker sieht die vermeintliche Lösung in Investoren, doch dies ist nicht so einfach zu bewerkstelligen. Außerdem haben die Bewohner von Björnstadt die Geschehnisse vom Frühjahr noch nicht überwunden.

Mit "Wir gegen euch" hat Fredrik Backman die Geschichte Björnstadts weitergeführt, die mit "Stadt der grossen Träume" ihren Anfang nahm. Man kann das Buch aber sehr gut einzeln lesen. Fredrik Backman beschreibt die Bewohner so gekonnt, daß man sie auch ohne Vorkenntnisse perfekt on ihrer Art und ihren Handlungen verstehen wird. Man wird richtig zu einem Teil der Gemeinschaft. In dieser Gemeinschaft hat übrigens jeder seinen eigenen, für die Geschichte wichtigen Platz. Sie erinnern an Zahnräder, die gemeinsam nur funktionieren, wenn ein jedes seine Aufgabe erfüllt. Es kann auf keinen Charakter verzichtet werden! Jeder Charakter ist anders, hat seine Vor- und Nachteile und man hat schnell seine persönlichen Lieblinge entdeckt. Der Autor hat einen Schreibstil, der seinesgleichen sucht. Seine Art und Weise fesselt, ohne Effekthascherei oder aufdringlich zu sein. Dadurch verleiht er dem Roman einen Tiefgang, den man heute nur sehr selten findet und der begeistert. Wer ein Buch mit Hintergrund sucht, ist hier richtig. Denn das Buch ist eines nicht: Leichte Lektüre, die man "mal eben liest". Es regt zum Nachdenken an!