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Veröffentlicht am 26.02.2023

Skandal in der Münchner Gesellschaft

Fräulein Anna, Gerichtsmedizin (Die Gerichtsärztin 1)
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Anna Zech tritt im Jahr 1912 eine Stelle als Assistentin in der Gerichtsmedizin München an. Gleich an ihrem ersten Arbeitstag soll sie bei der Obduktion einer Wasserleiche helfen. Die nicht mehr ganz so ...

Anna Zech tritt im Jahr 1912 eine Stelle als Assistentin in der Gerichtsmedizin München an. Gleich an ihrem ersten Arbeitstag soll sie bei der Obduktion einer Wasserleiche helfen. Die nicht mehr ganz so junge Schauspielerin Adele Röckl wurde tot aus der Isar gezogen. Die Ärzte bestätigen Selbstmord, doch Anna glaubt nicht so recht daran. Der charmante Reporter Fritz Nachtwey umgarnt Anna, um von ihr mehr über den angeblichen Selbstmord zu erfahren. Er braucht Informationen, um einen Bericht für seine eigene Skandal-Zeitung zu schreiben. Die betreibt er nur, um die Doppel-Moral der besseren Gesellschaft bloßzustellen, denn er ist in Wahrheit selbst adelig und heißt Friedrich von Weynand. Anna merkt zu spät, daß sie ausgenutzt wurde. Nachdem sie dem angeblichen Reporter ordentlich die Meinung gesagt hat,beschließt sie trotzdem ihm bei seinen Nachforschungen zu helfen. Schließlich hatte die Tote viele Liebschaften bis in die allerhöchsten Kreise. Anna und Fritz decken unglaubliche Geschichten auf. Dabei entsteht eine seltsame Freundschaft zwischen den beiden so unterschiedlichen Menschen.

Es gibt eine neue Gerichtsmedizin-Serie - diesmal aus München. Petra Aicher läßt in ihrem Buch "Fräulein Anna Gerichtsmedizin" in der ersten Folge mit dem Titel "Die Prinzregentenmorde" ein ganz besonderes Paar zusammenkommen und ermitteln. Eigentlich passen sie so gar nicht zueinander, aber das macht den besonderen Reiz an der Geschichte aus. Das tugendhafte Mädchen vom Lande und der charmante Verführer geben ein seltsames Paar ab. Dabei kommen dann Dialoge zustande, die echt witzig sind. Ich fand es besonders wohltuend, daß die junge Anna in dieser Geschichte von ihren männlichen Kollegen freundlich empfangen wurde. Das ist einmal etwas Anderes, denn in vielen Geschichten dieser Art haben berufstätige Frauen immer Schwierigkeiten sich durchzusetzen. Dagegen ist in diesem Buch der Ton sehr harmonisch. Für Spannung ist natürlich auch gesorgt. Es gibt viele Verdächtige, aber erst am Schluß wird der Fall endgültig geklärt.
Das neue Ermittlerduo verspricht noch viel Lesespaß. Den zweiten Teil werde ich auf keinen Fall verpassen!

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Veröffentlicht am 25.02.2023

Jubiläum für Henner, Rosa und Rudi

Tote Lämmer lügen nicht
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Rosa und ihre Freundinnen vom Häkelbüdel-Club geben wieder ein Wohltätigkeitsessen für die hiesigen Rentner. Doch diesmal fehlt einer: Lenny. Kurz darauf finden Rosa und Hoyko ihn erschossen in seiner ...

Rosa und ihre Freundinnen vom Häkelbüdel-Club geben wieder ein Wohltätigkeitsessen für die hiesigen Rentner. Doch diesmal fehlt einer: Lenny. Kurz darauf finden Rosa und Hoyko ihn erschossen in seiner Wohnung. Zeitgleich reißt ein Wolf ein paar Schafe von Deichschäfer Gerhard, der ohnehin schon ein Wolfsgegner ist. Wolfsgegner und -freunde geraten aneinander. Als Gerhard tot im Watt gefunden wird, krempeln Rosa, Henner und Rudi die Ärmel hoch und zeigen, wie richtige Ermittlungsarbeit geht!

Wow - "Tote Lämmer lügen nicht" ist schon der 10. Fall für das Dreamteam Rosa, Henner und Rudi. So schnell vergeht die Zeit. Es ist wirklich erstaunlich, daß Christiane Franke und Cornelia Kuhnert noch immer gute Ideen für meine Carolinensieler Freunde haben. Denn das sind die Bewohner mittlerweile alle geworden. Sie sind so sympathisch, daß man sie gern in der Realität treffen würde. Und das dann natürlich in Carolinensiel. Denn dieser Ort Ostfrieslands wird hier so wunderschön beschrieben, daß man Lust bekommt, ihn zu besuchen. Wer ihn, so wie ich, bereits kennt, erkennt ihn wieder - ansonsten bekommt man durch die liebevollen Beschreibungen ein klares Bild vor Augen. Ich persönlich hatte einen ganz bestimmten Andenkenladen vor Augen, wenn es um das Geschäft von Adelheid geht. Die Autoren schaffen hier wieder eine absolute Wohlfühlatmospäre. Man fühlt sich in der Familie Steffens wohl, genießt die Gastfreundschaft von Mudder Steffens und würde gern mit am Tisch sitzen und auch helfen, die Weidezäune zu erhöhen. Sie schaffen leichte Spannung mit einer gelungenen Prise Humor. Und genau dies macht mir immer wieder aufs neue Spaß. Man kann rätseln und lachen gleichzeitig. Diesmal spielt ein aktuelles Thema eine Rolle: Pro und contra Wolfsansiedelung. Beide Parteien finden hier Gehör, wobei auch schwere Eskalationen nicht verschwiegen werden. Hier bleiben die Autorinnen neutral und lassen den Leser selbst entscheiden.
Auch dieser Jubiläumsband hat mir richtig gut gefallen - das Jubiläum habe ich dann mit Tante Hildegards superleckeren Eierlikörtorte gefeiert, das Rezept befindet sich nämlich mit einigen anderen Rezepten hinten im Buch!

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Veröffentlicht am 24.02.2023

Gewöhnungsbedürftig

Rindviecher im Nebel
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Bearded Collie Julchen ist in Aufregung: Bauer Thule ist spurlos verschwunden und seine Hoftiere drehen durch. Da die Polizei nichts unternimmt und für Julchen feststeht, daß er seine Tiere niemals freiwillig ...

Bearded Collie Julchen ist in Aufregung: Bauer Thule ist spurlos verschwunden und seine Hoftiere drehen durch. Da die Polizei nichts unternimmt und für Julchen feststeht, daß er seine Tiere niemals freiwillig sich selbst überlassen hat, nimmt Julchen die Ermittlungen halt selbst auf. Und sie wird mit einer blutigen Harke auf einer Fenne und Thules angeschwemmten Gummistiefel fündig. Für sie steht fest, daß Thule einem Verbrechen zum Opfer fiel. Julchen stößt direkt auf mehrere Verdächtige...

Ein Hundekrimi? Ein Nordseekrimi? Oder doch eher ein Landkrimi? "Rindviecher im Nebel" von Elke Weiler ist irgendwie von allem etwas. Hier wird Eiderstedt so wunderbar mit seinen Besonderheiten beschrieben, daß diese Landschaft einfach vor Augen lebendig wird. Die Kühe auf der Weide umzingeln einen fast beim Lesen. Von daher: Land- und Nordseekrimi. Hauptperson ist hier eindeutig die neugierige Bearded Collie-Hündin Julchen. Angetrieben von ihrer Neugierde steckt sie ihre Hundenase einfach überall hinein und nimmt ihr Herz in die Pfoten. Sie hat mir richtig gut gefallen. Was mich doch leider etwas gestört hat, waren die Ausdrücke, die Elke Weiler Julchen in die Schnauze gelegt hat. Die speziellen Ausdrücke hätten nicht sein müssen und haben bei mir den Lesefluss gestört. Zum Glück gibt es für diese Ausdrücke ein sechsseitiges Glossar, das ich auch fast bei jeder gelesenen Seite benötigt habe, da ich mir die Ausdrücke streckenweise einfach nicht merken konnte. Die Handlung ist auf ihre eigene Art spannend. Man findet hier die ruhige, leichte Spannung, die dem Leser nicht den Blutdruck in die Höhe treibt, sondern trotz des Krimis entspannen läßt.
Wer ruhige Krimis und - ganz wichtig - Hunde mag, ist hier genau richtig!

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Veröffentlicht am 21.02.2023

Martha Frisch ist mal wieder in Höchstform

Frisch ermittelt: Der Fall Kaltwasser
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1958: Als Martha Frisch, die clevere Heißmangel-Besitzerin aus Leer, das Grab ihres Mannes besuchen will, stolpert sie fast über die Leiche ihres Schwagers Siegfried Kaltwasser. Obwohl sie ihn nicht besonders ...

1958: Als Martha Frisch, die clevere Heißmangel-Besitzerin aus Leer, das Grab ihres Mannes besuchen will, stolpert sie fast über die Leiche ihres Schwagers Siegfried Kaltwasser. Obwohl sie ihn nicht besonders mochte, trifft sie der Anblick doch sehr. Kommissar Onnen, arrogant wie immer, tappt im Dunkeln. Aber Martha hat für den Tratsch ihrer Kundinnen immer ein offenes Ohr. Zusammen mit ihrem Großneffen Polizeiwachtmeister Hans Frisch stöbert sie dadurch Geheimnisse über das Leben ihres Schwagers auf, die sie kaum glauben kann. Doch dann gibt es eine zweite Leiche. Beide Opfer waren Mitglied in einem Verein zur Wahrung von Sitte und Anstand. Martha Frisch kombiniert sofort: Wenn der Mörder es auf die Vereinsmitglieder abgesehen hat, wer ist dann wohl das nächste Opfer? Nur Marthas Mut ist es zu verdanken, daß der Fall endlich aufgeklärt wird.

Der zweite Teil von "Frisch ermittelt" heißt "Der Fall Kaltwasser" und hat in keiner Weise etwas von der Klasse des ersten Teils verloren. Der Zeitgeist der 1950er Jahre ist sofort wieder da. Man erfährt etwas über die Anfänge von Elvis Presley und kann heute über die Entrüstung der Alten über die Art von Musik und Tanz herrlich lachen. Die bekannten Personen sind auch wieder da und kamen mir schon sehr vertraut vor. Für Spannung ist auch wieder ausreichend gesorgt. Die Titelheldin Martha Frisch wird immer mutiger und sorgt diesmal für gefährliche Situationen. Sorgen muß man sich um sie aber nicht machen, denn sie weiß sich immer zu helfen. Auch in diesem Krimi der Autorinnen Christiane Franke und Cornelia Kuhnert klingt ganz leise Kritik an der Gesellschaft in den 1950er Jahren an. Bei der Vergabe der sogenannten "Persilscheine" ist es wohl nicht mit rechten Dingen zugegangen. Das kann man sich sehr gut vorstellen.
Dieses Buch ist ganz toll zu lesen und ich freue mich jetzt schon auf Teil drei!

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Veröffentlicht am 20.02.2023

Fünf Menschen am Limit

In blaukalter Tiefe
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In der Ehe von Caroline und Andreas kriselt es. Andreas beschließt daher, mit Caroline einen Segeltörn in die schwedischen Schären zu machen. Er chartert eine Yacht mit dem Slipper Eric. Mit an Bord lädt ...

In der Ehe von Caroline und Andreas kriselt es. Andreas beschließt daher, mit Caroline einen Segeltörn in die schwedischen Schären zu machen. Er chartert eine Yacht mit dem Slipper Eric. Mit an Bord lädt er seinen Geschäftspartner Daniel mit Freundin Tanja ein. Der Törn beginnt perfekt. Das Wetter ist gut und alle lassen es sich an Bord gutgehen. Nur Eric sondert sich immer wieder ab. Er wirkt auf alle sehr geheimnisvoll. Doch die Enge an Bord wird bald zum Problem. Als auch noch das Wetter umschlägt kommen die Konflikte der Paare immer deutlicher ans Licht. Caroline fühlt sich zu Eric hingezogen und Andreas flirtet offen mit Tanja. Da bricht nachts ein starker Sturm über die Yacht herein, der alle fünf Menschen in Lebensgefahr bringt. Nun muß jeder über sich hinauswachsen, um zu überleben.

Wer die heile Welt der Segelromantik sucht, der wird mit "In blaukalter Tiefe" nicht glücklich. Wer aber bereit ist, dem wahren Leben ins Auge zu blicken, der wird mit Kristina Hauffs Roman gut unterhalten. Sie beschreibt meisterhaft die Konflikte, die zuerst unter der Oberfläche brodeln, dann aber nach und nach ausbrechen. Bedingt durch die Enge an Bord einer Segelyacht braucht es nur einen Auslöser und die Situation eskaliert. Das wird in dieser Geschichte so perfekt dargestellt, daß man den großen Knall schon kommen sieht, bevor die Lage für die Personen brenzlig wird. Man weiß gar nicht, zu wem man halten soll. Jeder trägt seinen Teil zu der Misere bei. Kristina Hauff kehrt in diesem Roman das Innerste der Menschen nach außen und sie zeigt ihnen ihre Grenzen auf. Deshalb sollte man ein süßes Happy-End auch nicht erwarten.
Hier lernt man ganz klar, daß Segeln harte Arbeit ist!

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