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Veröffentlicht am 04.04.2022

Wieder einmal überzeugt norddeutsche Spannung

Nordlicht - Die Toten im Nebel
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Im Hafen von Esbjerg wird eine männliche Leiche gefunden. Als wenige Wochen später in einer norddeutschen Kleinstadt eine weitere Leiche aufgefunden wird, werden Parallelen deutlich - beide Leichen wurden ...

Im Hafen von Esbjerg wird eine männliche Leiche gefunden. Als wenige Wochen später in einer norddeutschen Kleinstadt eine weitere Leiche aufgefunden wird, werden Parallelen deutlich - beide Leichen wurden auf die gleiche Art gefesselt. Vibeke Boisen von der Flensburger Mordkommission und Rasmus Nyborg von der dänischen Polizei ermitteln gemeinsam und stehen plötzlich vor der Erkenntnis, daß es sich um eine Mordserie handelt. Denn es geschieht ein weiterer Mord...

"Die Toten im Nebel" ist nun bereits der vierte Band für das deutsch-dänische Ermittlerteam Boisen & Nyborg aus der Feder von Anette Hinrichs. Auch dieser Fall überzeugt wieder durch Spannung und Flair. Es gibt sehr viele Verdächtige, dadurch rätselt man bis ganz zum Schluß und wird immer wieder auf andere Fährten gelockt. Hier spielt die Autorin ein richtiges Katz-und-Maus-Spiel mit dem Leser. Immer wieder denkt man, man hätte den Täter überführt- und schon kommen neue Aspekte daher und man beginnt neu zu ermitteln. Dies fesselt natürlich extrem an das Buch. Sehr gelungen gibt Anette Hinrichs die Eigenarten der Ermittler wieder. Auch nach dieser nun schon etwas längeren Zeit merkt man, daß sich Boisen und Nyborg in bestimmten Dingen unterscheiden und diese Unterschiede aufgrund der unterschiedlichen Mentalitäten entstehen. Ihre Handlungsweisen und Ansichten spiegeln halt ihre Herkunftsländer wieder. Dies sorgt für so manche Szene, die zum Schmunzeln anregt. Anette Hinrichs schreibt aber nicht nur spannend, auch spiegelt sie die wunderschöne Region gekonnt wieder. Hier fühlt man sich direkt heimisch. Es macht Spaß, ihren lockeren Schreibstil zu lesen, so daß man hier wirklich durch die Seiten fliegt.
Mir gefällt diese Reihe unheimlich gut und ich hoffe sehr, daß es noch viele Fälle für das deutsch-dänische Team geben wird!

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Veröffentlicht am 02.04.2022

Keine gemütliche Familiengeschichte

Das Grand Hotel - Die der Brandung trotzen
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Bernadette von Plesow hat schon viele Schicksalsschläge hinnehmen müssen, aber die Besizerin des edlen Grand Hotels in Binz auf Rügen hat sich nie eine Schwäche anmerken lassen. Doch jetzt droht sie auch ...

Bernadette von Plesow hat schon viele Schicksalsschläge hinnehmen müssen, aber die Besizerin des edlen Grand Hotels in Binz auf Rügen hat sich nie eine Schwäche anmerken lassen. Doch jetzt droht sie auch ihren letzten noch lebenden Sohn zu verlieren. Constantin von Plesow hat sich in Berlin zu gefährlichen Geschäften hinreißen lassen und sich dabei mit üblen Ganoven angelegt. Jetzt sitzt er im Gefängnis und wartet auf seinen Prozess. Sogar die Todesstrafe könnte ihm drohen. Bernadette zögert nicht lange. Sie legt die Leitung des Grand Hotels für kurze Zeit in die Hände ihrer Tochter Josephine und reist nach Berlin. Um ihrem Sohn zu helfen, nimmt sie Kontakt mit den übelsten Bossen der Unterwelt auf. Sie hat einen Plan, wie sie das Gericht von der Unschuld ihres Sohnes überzeugen kann. Daß sie sich selbst dabei in große Gefahr bringt ist ihr gleichgültig, denn für das Glück ihrer Familie ist sie zu allem bereit.

Man darf vom dritten Teil der Grand-Hotel-Saga "Die der Brandung trotzen" keine gemütliche Familiengeschichte erwarten. Es geht hier sehr turbulent und recht ungemütlich zu. Die Geschichte ist eher ein Krimi aus dem alten Berlin der 1920er Jahre. Es geht dabei um die Abgründe der Gesellschaft. Caren Benedikt beschreibt das alles sehr lebendig. Man gerät beim Lesen in den Sog der Geschichte und weiß bald nicht mehr, wem man trauen kann und wer vielleicht ein falsches Spiel treibt. Dadurch bleibt die Spannung bis zum Schluß erhalten. Am Ende muß man dann tief durchatmen und erst einmal alles neu überdenken. Auch wenn in diesem Band Berlin eine große Rolle spielt, kommt Binz auf Rügen nicht zu kurz. Man geht im Geiste die Seebrücke entlang und hört den Akkordeonspieler. Die Sonne spürt man auf der Haut und hört das Rauschen der Wellen. Diese Geschichten um das Grand Hotel sind wie ein Kurztrip nach Rügen!

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Veröffentlicht am 02.04.2022

Rührt zu Tränen

Das Versprechen
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Als Nell nach dem Tod ihres Vaters dessen Haus ausräumt, findet sie ein altes Foto. Es zeigt einen jungen amerikanischen Soldaten, der ihrem Vater sehr ähnlich sieht. Alles deutet darauf hin, daß Nells ...

Als Nell nach dem Tod ihres Vaters dessen Haus ausräumt, findet sie ein altes Foto. Es zeigt einen jungen amerikanischen Soldaten, der ihrem Vater sehr ähnlich sieht. Alles deutet darauf hin, daß Nells Vater nach seiner wahren Herkunft geforscht hat, denn er wurde als Baby adoptiert. Die Spuren führten ihn bis an die Küste Cornwalls. Nell beschließt, diesen Spuren zu folgen, schließlich geht es ja auch um ihre Wurzeln. Sie reist in das kleine Dorf Pencallyn, wo viele amerikanische Soldaten stationiert waren und trifft dort auf die über neunzigjährige Estella. Die alte Dame erinnert sich an das Jahr 1944 und an den jungen Soldaten. Sie erzählt Nell von alten Zeiten, einer tiefen Freundschaft und einer großen Liebe. Sie erzählt aber auch von Gewalt und Hass. Nell erfährt Dinge, die ihr Leben für immer verändern werden. Dabei steht ihr der liebenswerte Josh immer zur Seite und Nell entdeckt, daß sie doch noch Glück empfinden kann.

"Das Versprechen" ist ein sehr berührender Roman. Ruth Saberton hat darin auf ein langes, bewegtes Leben einer alten Frau zurückgeblickt. Sie beschreibt sehr bewegend eine große Liebe, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Manchmal wird für mich dabei die Sprache etwas zu schmalzig, so daß ich ein paar Mal mit den Augen gerollt habe. Die Geschichte handelt aber auch von einer echten Freundschaft zwischen zwei ganz unterschiedlichen Mädchen. Man spürt die Verbundenheit dieser jungen Frauen und kann sich nicht vorstellen, daß es etwas gibt, was die Beiden auseinander bringen könnte. Das Ende hat mich zu Tränen geführt. Selten habe ich über das Sterben eine so wunderschöne Beschreibung gelesen wie in diesem Buch. Jetzt könnte man meinen, in "Das Versprechen" ist alles nur heile Welt. Das ist aber nicht so. Auch unangenehme Themen wie die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe kommen zur Sprache. Zum Glück hat sich seit 1944 doch einiges geändert.
Wer eine gute Geschichte lesen will, die einen Bogen spannt von den Kriegsjahren bis in die heutige Zeit, der wird mit "Das Versprechen" mehr als zufrieden sein.

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Veröffentlicht am 01.04.2022

Mir fehlte mehr Ostsee

Nebelküste
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Nachdem Franka erfährt, daß ihr Mann sie mit einer anderen Frau betrügt, flieht sie in das verlassene Haus ihrer Großmutter. Dort erwartet sie jedoch eine Überraschung- denn sie trifft auf Iris, die vorgibt ...

Nachdem Franka erfährt, daß ihr Mann sie mit einer anderen Frau betrügt, flieht sie in das verlassene Haus ihrer Großmutter. Dort erwartet sie jedoch eine Überraschung- denn sie trifft auf Iris, die vorgibt eine alte Freundin von Großmutter Elena gewesen zu sein. Kurz darauf retten sie Oda aus der eisigen Ostsee. Die einander fremden Frauen wohnen nun zusammen in dem Haus - jedoch weiß Franka nicht, ob sie ihnen trauen kann. Denn auch außerhalb des Hauses geschehen merkwürdige Dinge - bis letztlich sogar eine Leiche gefunden wird.

Hannah Häffner hat mit "Nebelküste" nun den zweiten spannenden Krimi geschrieben. Allerdings muß ich sagen, daß der Titel "Ostseekrimi" nicht wirklich gerechtfertigt ist. Mir fehlt hier ein mehr an Ostsee. Die Handlung hätte an jedem Gewässer spielen können, daß typische Ostseeflair sucht man hier vergebens. Dies aber nur als kleine Anmerkung, denn ansonsten ist das Buch wirklich empfehlenswert. Spannung wird hier nicht durch Action und Mord erzielt, sondern durch psychologische Spielchen. Man fragt sich permanent, was Iris und Oda mit Franka vorhaben - oder sind sie vielleicht doch harmlos? Diese zwei Charaktere sind absolut nicht zu durchschauen. Nach und nach gibt Hannah Häffner ein Stück von ihnen und Franka preis und das Puzzle setzt sich erst ganz allmählich zusammen, so daß man erst am Ende erfährt, in welcher Beziehung die Frauen zueinander und zu Großmutter Elena stehen. Der Schreibstil ist bei diesem Buch streckenweise etwas sehr "blümerant". Es werden Vergleiche gezogen, deren Formulierungen schon fast als Poesie durchgehen. Trotzdem liest sich das Buch wunderbar und es macht Spaß!
Von mir bekommt das Buch eine klare Leseempfehlung- man muß sich nur von der Erwartung "Ostseekrimi" freimachen.

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Veröffentlicht am 29.03.2022

Munteres Morden in Brunngries

Prost, auf die Nachbarn
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Kurt Lehmann, Rechtsanwalt im Ruhestand, kommt ums Leben, als sein Auto mit voller Wucht vor einen Baum fährt. Alles sieht zunächst nach einem Unfall aus, bis die Brunngrieser Kommissare Tischler und Fink ...

Kurt Lehmann, Rechtsanwalt im Ruhestand, kommt ums Leben, als sein Auto mit voller Wucht vor einen Baum fährt. Alles sieht zunächst nach einem Unfall aus, bis die Brunngrieser Kommissare Tischler und Fink erfahren, daß die Bremsleitungen manipuliert worden sind. Als auch noch Drohbriefe beim Opfer gefunden werden, beginnen Tischler und Fink in alten Fällen des Anwaltes nach Verdächtigen zu suchen. Dabei entdecken sie mehrere Geheimnisse...

Endlich ist es soweit- Tischler und Fink sind zurück und ermitteln in Brunngries! Diesmal heißt es bei Friedrich Kalpenstein "Prost, auf die Nachbarn". Auch in diesem Krimi kann man wieder herzhaft lachen und ermittelt gemeinsam mit Tischler und Fink in einem spannenden Fall. Leider hat Dackel Resi diesmal nur einen kleinen Auftritt, aber der ist einfach zu süß. Friedrich Kalpenstein schafft es perfekt seine Krimis humorvoll zu gestalten, ohne albern zu werden. Auch wenn der Humor sehr oft auf Kosten von Fink entsteht ist es nie so, daß dieser als Depp herüber kommt. Ich empfinde diese Darstellung eher als liebevoll mit Augenzwinkern. Sein Mutter - Sohn - Getue ist außergewöhnlich, aber Tischler versucht ihm die Augen zu öffnen. Und manchmal hat er auch Erfolg. Beide Charaktere sind absolut liebenswert. Tischler hat es aber auch wirklich nicht leicht mit den Frauen um ihn herum. Allen voran seine Nachbarin, die ihm nachstellt, im Büro wird er mit Duftkerzen gequält... Dies alles lockert den Krimi perfekt auf. Der Fall selbst ist wieder sehr spannend. Dadurch, daß der Tote Rechtsanwalt und auch privat nicht der umgänglichste Mensch war, gibt es natürlich viele Verdächtige. Dabei kommt Tischler auch noch einem Betrug an seinem Jaguar auf die Spur und dieser Automechaniker bringt ihn dann so richtig in Fahrt. Dies alles fügt sich zu einem richtig guten Buch zusammen. Friedrich Kalpenstein schreibt auf sehr lockere und fließende Art, so daß man nur so durch das Buch fliegt. Es macht Spaß, gemeinsam mit Tischler und Fink durch die wunderschön beschriebene Landschaft von Brunngries zu fahren, gemeinsam mit ihnen am Tisch zu sitzen und mit Tischler zu hoffen, daß Mutter Fink etwas normales auftischt. Hier fühlt man sich wohl und ich freue mich jetzt schon auf ein neues Abenteuer mit meinen Freunden in Brunngries!

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