Profilbild von tigerbea

tigerbea

Lesejury Star
offline

tigerbea ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tigerbea über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2021

Sein bisher schlechtestes Buch

Eine ganz dumme Idee
0

Einen Tag vor Silvester findet sich eine Gruppe von Fremden zu einer Wohnungsbesichtigung zusammen. Alle wollen einen Neuanfang starten, doch dieser beginnt durch eine dumme Idee eines Bankräubers völlig ...

Einen Tag vor Silvester findet sich eine Gruppe von Fremden zu einer Wohnungsbesichtigung zusammen. Alle wollen einen Neuanfang starten, doch dieser beginnt durch eine dumme Idee eines Bankräubers völlig anders, als sie es sich vorgestellt haben - denn sie werden von ihm als Geiseln genommen.

"Eine ganz dumme Idee" von Fredrik Backman hat mich leider enttäuscht. Das Buch verspricht einen Krimi, der humorvoll und skurril ist. Leider ist dies nicht der Fall. Vielmehr geht es um psychische Probleme und Selbstmord, die Handlung rankt sich um eine nahe gelegene Brücke. Die Charaktere bleiben leider farblos, ich bekam keinen Bezug zu ihnen und konnte mich einfach in niemanden hinein versetzen. Man bleibt außen vor und nimmt nicht an ihrem Leben teil. Was ebenfalls stört sind die ständigen Zeitsprünge. Man muß höllisch aufpassen in welcher Zeit man sich gerade befindet. Dies stört den Lesefluß und schnell verliert man den roten Faden. Im Gegensatz zu seinen bisherigen (erstklassigen!) Büchern konnte mich Fredrik Backman hier auch nicht durch seinen Schreibstil überzeugen. Dieser wirkt hier eher ermüdend und macht die Handlung langatmig. Als Pluspunkt des Buches kann man den Schluß nennen. Hier fügen sich die bis dahin völlig zusammenhanglosen Handlungsstränge mit einigen Überraschungen doch noch zusammen.
Leider ist dies das bisher schwächste Buch des Autors und steht in keinerlei Verhältnis zu seinen bisherigen Büchern, die ich alle sehr gern gelesen habe!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.09.2021

Lesespaß garantiert!

Das Haus am Deich – Fremde Ufer
0

Frida muß nach dem Krieg mit ihren Eltern aus Stettin fliehen. Sie finden auf einem Bauernhof am Jadebusen Unterschlupf, aber sie werden dort nur geduldet. Ein Zuhause ist es für Frida nicht. Nur bei dem ...

Frida muß nach dem Krieg mit ihren Eltern aus Stettin fliehen. Sie finden auf einem Bauernhof am Jadebusen Unterschlupf, aber sie werden dort nur geduldet. Ein Zuhause ist es für Frida nicht. Nur bei dem wortkargen Focko findet sie Trost und Geborgenheit. Auch ihre Freundin Erna ist mit ihrer Familie aus Stettin geflohen. Aber anders als Frida lebt sie schon wieder im Luxus. Ernas Vater hat, genau wie zu Kriegszeiten, gute Beziehungen. Das tut der Freundschaft der beiden Frauen aber keinen Abbruch. Erna unterstützt Frida bei ihrem großen Traum Pianistin zu werden, wo sie nur kann. Als es zum Streit zwischen Erna und ihren Eltern kommt, ist es dann wieder Frida, die ihrer Freundin zur Seite steht. So gehen die Jahre dahin, aber ob die Wesermarsch für Frida und Erna jemals eine neue Heimat wird, muß sich zeigen.

"Das Haus am Deich" ist eine neue Trilogie von Regine Kölpin. Der Titel "Fremde Ufer" trifft das Thema auf den Kopf. Die Nachkriegszeit hat viele Menschen aus ihrer Heimat im Osten vertrieben und oft waren sie im Westen nicht willkommen. Die Gefühle der Vertriebenen - Heimweh, Trauer und oft auch Wut und Verzweiflung - kommen in dieser Geschichte durch die einzelnen Charaktere ganz deutlich zu Tage. Die Autorin vermittelt diese Gefühle so realistisch, daß man sie selbst nachvollziehen kann und hautnah spürt. Jeder einzelne Charakter ist so gut beschrieben, daß man sofort ein Bild vor Augen hat. Man sieht Frida, wie sie wohl ausgesehen hat oder wie kaltherzig die Bauern die Flüchtlinge behandelt haben. Dies geht wirklich unter die Haut! Dadurch wird das Geschehen aber auch besonders lebendig und man sieht die Handlung wie einen Film vor Augen. Dazu gehört auch die Landschaft, die so liebevoll beschrieben wird, daß man unbedingt einmal selbst dort hinfahren möchte. Regine Kölpins Herz schlägt für diese Region - das merkt man immer wieder!
Wer die Trilogie vom "Nordseehof" von Regine Kölpin mit Begeisterung gelesen hat, der wird auch mit den neuen Geschichten vom "Haus am Deich" seinen Lesespaß haben. Garantiert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.09.2021

Voller Witz - aber mit Hintergrund

Was nicht glücklich macht, kann weg
0

Billie und Thilo sind bereits in Rente, leben in einem Haus in einem beschaulichen, ruhigen Dorf, in dem jeder jeden kennt. Eigentlich sind sie zufrieden, wenn nicht Sohn Jonas vor Jahren den Kontakt abgebrochen ...

Billie und Thilo sind bereits in Rente, leben in einem Haus in einem beschaulichen, ruhigen Dorf, in dem jeder jeden kennt. Eigentlich sind sie zufrieden, wenn nicht Sohn Jonas vor Jahren den Kontakt abgebrochen hätte und nach Köln gezogen wäre. Doch nun ruft er an und benötigt Hilfe. Er wird für ein paar Monate nach London versetzt und bittet Billie und Thilo nach Köln zu kommen, um auf den 6jährigen Enkel August aufzupassen. Sie williger ein - und finden sich in einer ganz anderen Welt wieder.

Der Titel "Was nicht glücklich macht, kann weg" hätte von Carla Berling nicht besser gewählt werden können. Denn hier erlebt man mit, wie Billie sich verändert und aus ihrem Leben alles aussortiert, was ihr nicht mehr gefällt. Dieser Weg ist für sie lang und es bereitet viel Spaß, ihn mit ihr zu gehen. Ich konnte sie mir richtig gut vorstellen - vom Dorfleben ins quirlige Köln, von biederen Nachbarn zu Kölner Originalen. Denn genau das sind ihre neuen Freunde: Ein bunter Mix aus Exoten, einer liebenswerter als der andere. Kein Wunder, daß es hier einige humorvolle Szenen gibt. Diese Geschichte ist aber nicht einfach eine Geschichte, die lustig daher kommt. Es geht auch um Vorurteile aufgrund der Optik und des Lebensstils und das akzeptieren des jeweils anderen. Billie lernt, sich zu integrieren und einfach Spaß mit ihren neuen Freunden zu haben, die ihr letztlich auch beibringen, was wahre Freundschaft ist. Carla Berling schreibt wunderbar leicht und locker, so daß sie auch hier wieder eine flotte Geschichte geschaffen hat, die man sehr gern liest und man sich als Leser von Beginn an wohl in ihr fühlt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.09.2021

Kleiner Hund zeigt wahre Größe

Coop, der Held
0

Der alte Dackel Coop hat schon in vielen Familien gelebt. Nun lebt er wieder im Tierheim, besitzt nichts als seine alte Decke und hat sich damit abgefunden, dort den Rest seines Lebens zu verbringen. Denn ...

Der alte Dackel Coop hat schon in vielen Familien gelebt. Nun lebt er wieder im Tierheim, besitzt nichts als seine alte Decke und hat sich damit abgefunden, dort den Rest seines Lebens zu verbringen. Denn wer will ihn schon haben? Eines Tages steht Mike, ein alter Mann, vor seinem Zwinger und nimmt ihn bei sich auf. Auch wenn er sein neues Heim mit Katze Lucinda teilen muß, legt Coop seine Skepsis ab und beginnt sich heimisch zu fühlen. Als Mikes Enkelkinder Zach und Emma vorübergehend einziehen, droht Gefahr. Alle fünf müssen sich auf eine gefährliche Reise aufmachen und der kleine Coop wird zur einzigen Hoffnung der ganzen Familie!

"Coop, der Held" von Larry Verstraete hat mich verzaubert, begeistert und mitgerissen. Der Autor fängt das Seelenleben eines Hundes und speziell eines Dackels perfekt ein. Coop hat die typischen Probleme eines Dackels. Die Beine so kurz, daß manche Wege nicht passierbar sind, dazu wird er von manchen Menschen nicht ernst genommen - ja, sogar verspottet. Coop vermittelt hier sehr deutlich, daß man mit seiner Wortwahl vorsichtig sein sollte und jedes Lebewesen so akzeptieren soll, wie es ist. Die Geschichte ist spannend aufgebaut. Im Mittelpunkt steht zwar Coop, aber auch Mike schleicht sich stark ins Leserherz, während man Zach zunächst absolut unsympathisch empfindet und für sein Verhalten keinerlei Verständnis aufbringen kann. Seine Wandlung jedoch überrascht und ist interessant zu verfolgen. Auch Katze Lucinda bekommt hier ihre Bühne. Zunächst die verschlagene, hinterhältige Katze, freut man sich, als Coop ihr einen Streich spielt. Die Geschichte ist wirklich spannend, gerade als Coop zum Retter der Familie wird und er viele gefährliche Abenteuer bestehen muß, hält man die Luft an. Larry Verstraete schreibt dies alles auf so wunderbare Weise, daß man nur so durch das Buch fliegt und Coop am liebsten auf den Arm nehmen und trösten möchte.

Von mir bekommt dieses Buch eine absolute Empfehlung für alle Altersklassen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.09.2021

Berührend!

Der Zug der Nonnengänse
0

Bentes Leben ist total aus den Fugen geraten. Ihre Ehe steckt in einer tiefen Krise. Verzweifelt fährt sie nach Langeoog, um dort über ihre Zukunft nachzudenken. Durch Zufall trifft sie auf die totkranke ...

Bentes Leben ist total aus den Fugen geraten. Ihre Ehe steckt in einer tiefen Krise. Verzweifelt fährt sie nach Langeoog, um dort über ihre Zukunft nachzudenken. Durch Zufall trifft sie auf die totkranke Amelie, die schon viele Jahre auf der Insel lebt und dort Vögel beobachtet. Besonders die Nonnengänse haben es ihr angetan. Diesmal weiß sie jedoch, daß sie ihren Zug zum letzten Mal sehen wird. Die beiden Frauen merken sofort, daß sie etwas besonderes verbindet. Nach und nach erzählt Bente Amelie von ihrer enttäuschenden Ehe und ihren Problemen. Auch Amelie kann bei Bente ihr Herz öffnen und spricht mit ihr über ihr größtes Geheimnis. So kurz vor ihrem Tod kann Amelie endlich mit einem Menschen über ihren größten Wunsch reden, aber es könnte schon zu spät sein...

"Der Zug der Nonnengänse" von Franka Michels (Pseudonym von Regine Kölpin) ist ein sehr anrührendes Buch. Obwohl die Themen Tod und Sterben darin sehr präsent sind, hat die Geschichte auch etwas Positives. Der Umgang der Personen mit dem Tod wird sehr unterschiedlich und ehrlich dargestellt. Daß ausgerechnet die Person, die der Tod treffen wird, so gelassen damit umgeht, ist schon verblüffend. Man merkt auch deutlich die Hilflosigkeit der Umstehenden. Viele haben so eine Situation noch nie erlebt und die Angst, etwas Falsches zu sagen oder zu tun, ist spürbar. Vielleicht kann man durch dieses Buch sogar noch etwas lernen.
Die Autorin hat eine Geschichte geschrieben, die sehr zu Herzen geht. Dabei schreibt sie jedoch nicht melancholisch, sondern unterhaltend und fesselnd. Interessant sind die Details über die Nonnengänse. Hier lernt man noch einiges dazu und bekommt den Impuls, sich näher mit diesen Tieren zu beschäftigen. Das Buch würde sehr gut in den November passen. Mit einer Tasse Tee, Kerzenschein und einer Wolldecke stelle ich mir das sehr passend vor. Ich habe es bei Sonnenschein auf dem Balkon gelesen - es hat mich doch etwas herunter gezogen. Es ist definitiv keine Lektüre für Zwischendurch. Zum Glück gab es dann aber doch noch ein halbes Happyend.
Von mir bekommt dieses Buch eine ganz klare Empfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere